Гарриет Бичер-Стоу

Die schönsten Kinderbücher (Illustriert)


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habe mich doch nicht verschlucken lassen, sondern das Ungetüm hat mich verschluckt.«

      »Was sollen wir jetzt machen in diesem dunklen Loch?«

      »Abwarten, bis wir zusammen verdaut werden.«

      »Aber ich will nicht verdaut werden«, heulte Bengele.

      »Ich habe auch kein besonderes Verlangen danach«, meinte der Delphin; »aber ich ergebe mich in alles. – Ich bin ein Delphin; im Wasser ward ich geboren und, wenn es sein muß, will ich auch im Wasser sterben. – Was ist schlimmer für mich: vom Großen Hai im blauen Meer verdaut zu werden, oder daß mich die tückischen Menschen fangen und auf der Erde verzehren?«

       »Dumme Redensarten!« versetzte Bengele dem weisen Fische.

      »Das ist nun einmal meine Auffassung«, sagte dieser gelassen, »und eine Weltanschauung sollte man immerhin respektieren.«

      Bengele dachte an andere Dinge und sprach: »Überhaupt will ich da wieder hinauskommen; ich werde fliehen.«

      »Fliehe nur, wenn du kannst!«

      »Ist dieser Große Hai sehr groß?«

      »Ohne Schwanz mißt er ein Kilometer; nun mache dir ein Bild!«

      Bengele glaubte auf einmal von weitem ein Licht zu sehen.

      »Was mag das dort für ein Licht sein?« fragte er den Delphin.

      »Wohl auch ein armer Verschluckter, der mit uns aufs Verdautwerden wartet.«

      »Ich werde ihn aufsuchen. Vielleicht ist es ein alter, kluger Fisch, der sagen kann, wie wir uns am besten davonmachen.«

      »Ja gehe, liebes Hampelchen, Gott schütze dich auf dem Wege.«

      »Adieu, Delphin!«

      »Adieu, Hampelchen, viel Glück!«

       »Wo treffen wir uns wieder?«

      »Das weiß der Himmel; es ist besser, gar nicht darüber nachzudenken.«

      Siebenunddreißigstes Stück.

       An freudiges Wiedersehen.

       Inhaltsverzeichnis

      Bengele wanderte durch den Bauch des Großen Hai. Vorsichtig und langsam versuchte er einen Schritt nach dem andern. Die Richtung gab ihm der ferne Lichtschein an.

      Der Weg war schrecklich. Der Hampelmann trat in der Dunkelheit auf alle möglichen Dinge und erschrak sehr oft. Einmal patschte er in etwas Weiches und Schlüpfriges. Ein starker Fischgeruch stieg ihm in die Nase. – Unwillkürlich dachte er an das Netz des grünen Fischers, in dem er mit den vielen Fischen gezappelt hatte.

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      Immer deutlicher konnte Bengele die Dinge unterscheiden; mehr und mehr hellte der Weg sich auf. Endlich stand er vor dem Lichte und sah ... na, was? – Nie würdet ihr es erraten. – Er sah einen gedeckten Tisch, auf ihm stand, in eine leere Weinflasche gesteckt, eine Kerze. Hinter dem Tische saß ein alter Mann. Ein langer Bart verdeckte seine Brust, das weiße Haar fiel in langen Strähnen von seinem Haupte. Er hatte ein Paar ungekochte Fischlein vor sich liegen und aß davon.

      Einen Augenblick stand Bengele unbeweglich da wie eine Bildsäule. Er wollte lachen, weinen, reden; aber er brachte nichts fertig. Nur ein paar unverständliche Worte kamen über seine Lippen. – Endlich ein lauter Freudenschrei, und mit ausgebreiteten Armen flog er dem weißen Alten an den Hals. –

       »O, lieber, lieber Vater! Jetzt habe ich dich doch noch gefunden, und jetzt gehe ich nie mehr von dir fort, nie, nie mehr.«

      Der Alte wischte sich die Augen aus und sagte: »Ist es wahr? – Ist es keine Täuschung? – Bist du es wirklich, mein lieber Bengele?«

      »Freilich bin ich's. Ich bin's, dein Bengele. – Gelt, du hast mir alles verziehen? – Lieber Vater, wie gut du bist! – Und ich ... Aber wenn du wüßtest, wie ich es büßen mußte! Ich habe immer Unglück gehabt, und es ist mir immer schlecht gegangen. – An jenem Tage, wo du deinen Kittel verkauft hast, ging ich nicht in die Schule, sondern zum Kasperletheater. – Der Direktor Feuerschlund wollte mit mir seinen Hammel braten; aber am Schluß gab er mir fünf Goldstücke. Ich solle sie dem Vater bringen, hat er gesagt. Aber da kam der Fuchs und die Katze. Wir gingen in den ›Geleimten Vogel.‹ Dort haben sie wie ausgehungerte Wölfe gefressen. Ich ging in der Nacht weiter, und die Räuber haben mich angepackt. Ich bin davongerannt, aber sie kamen immer hinter mir her. Dann henkten sie mich an der ›Großen Eiche‹. Aber das schöne Mägdlein mit dem goldenen Haar hat mir seine Kutsche geschickt und die Ärzte sagten: ›Wenn er nicht tot ist, so lebt er noch‹ – Dann habe ich ein wenig gelogen, und meine Nase ist so schrecklich lang geworden, daß ich nicht mehr zur Tür hinauskam. Und dann ging ich mit dem Fuchs und der Katze aufs Wunderfeld mit vier Goldstücken, weil ich eines dem Wirt zum ›Geleimten Vogel‹ geben mußte. – Der Papagei hat mich ausgelacht, weil ich keine zweitausend Goldstücke bekam und die vier auch nicht wieder. Deshalb hat mich der Richter ins Gefängnis werfen lassen; er hat den Dieben noch geholfen. – Dann habe ich Hunger gehabt und wollte mir ein Traubenbeerchen abrupfen, und dort ist eine Marderfalle gewesen. Deshalb hat mich der Bauer zum Hofhund gemacht; aber ich war treu, und er hat mich fortgelassen. Die Schlange, die so arg mit dem Schwanze rauchte, hat auch lachen müssen, als ich in den Schmutz fiel, und dann ist sie gestorben. Auch die gute Fee war tot; aber der große Täuber hat mich ans Meer getragen und gesagt: ›Ich habe deinen Vater gesehen, er macht einen Kahn am Meer und will dich suchen.‹ Da habe ich gesagt: ›Wenn ich nur Flügel hätte wie du‹, und er hat gesagt: ›Willst du zu deinem Vaters – ›Schon!‹ habe ich gesagt, ›aber wer trägt mich zu ihm?‹ ›Ich‹, hat der Täuber gesagt; deshalb bin ich ihm auf den Rücken gesessen, und wir sind Tag und Nacht geflogen. Aber am Meer haben die Fischer gesagt: ›Dort geht ein Mann mit seinem Kahne unter.‹ Ich habe dich gleich erkannt und dir gewinkt, du sollst ans Ufer kommen.«

      »Ich habe dich auch erkannt«, sagte Seppel, »und wäre gern zurückgefahren; aber das Meer war wild, und eine große Welle hat mir den Kahn umgeschlagen. Es kam der schauerliche Große Hai und verschlang mich.«

      »Wie lang bist du jetzt schon hier?« fragte Bengele. – »Heute sind es genau zwei Jahre – zwei Jahre, so lang wie die Ewigkeit.«

      »Wie hast du leben können? Wo hast du die Kerze her und die Streichhölzer?«

      »Das will ich dir alles erzählen. – In dem schrecklichen Unwetter ging auch ein großes Segelschiff unter. Die Seeleute retteten sich alle, als das Schiff sank. – Der Große Hai hatte gerade an diesem Tage einen Riesenhunger und verschlang das ganze Schiff.«

       »Was! – Und hat es auf einmal hinuntergeschluckt?«

      »Jawohl! – Nur der große Mastbaum blieb ihm wie ein Zahnstocher in den Zähnen hängen, er lockerte ihn mit der Zunge und spuckte ihn wieder aus. – Das Schiff war mein Glück. Ich fand darin Fleisch in Konservenbüchsen, Brot, Zwieback, Rosinen, Wein, Käse, Zucker, Kaffee und Kerzen. Auch einige Pakete Streichhölzer habe ich gefunden. Zwei Jahre lang hat mir dieser Vorrat ausgereicht; aber jetzt ist alles verbraucht und aufgezehrt. Die Kerze, die hier brennt, ist die letzte.«

      »Und dann?«

      »Dann, mein lieber Sohn, müssen wir im Dunkeln leben.«

      »Nein, Vater! Jetzt ist keine Zeit zu verlieren; wir müssen uns retten.«

      »Retten? – Unmöglich! – Wie?«

      »Durch das Maul des Ungeheuers gehen wir zurück und springen ins Meer.«

      »Du hast gut reden, Bengele; ich kann nicht schwimmen.«

      »Macht nichts. Ich nehme dich auf den Rücken. Wir sind nah am Lande.«

       »Es geht nicht, Bengele«,