Гарриет Бичер-Стоу

Die schönsten Kinderbücher (Illustriert)


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Bengele, hilf!«

      »Was hast du?«

      »Ich kann nicht mehr aufrecht stehen.«

      »Ich auch nicht mehr«, seufzte Bengele und wackelte ganz bedenklich.

      Schon neigten sich beide vornüber, schon liefen sie auf allen vieren im Zimmer herum. Die Arme wurden Beine, das Gesicht verzog sich zu einer langen Eselsschnauze, die Haut wurde mit einem grauschwarzen Fell bedeckt. – Das Ärgste kam zuletzt. – Wie sie sich schämten, als ihnen der Schwanz wuchs, dieser häßliche Eselsschwanz! – Sie wollten weinen und klagen über ihr maßloses Elend. – Hätten sie lieber geschwiegen! – Kein Klagelaut drang aus ihrer Kehle, und weinen konnten sie auch nicht mehr. Laut und schnarrend ertönte durch das Haus ein unbändiges: I-ah, I-ah, I-ah!

      Bald klopfte es an die Türe und draußen brummte einer:

      »Aufgemacht! Ich bin's, der Kutscher des Wagens, auf dem ihr in dies Land gefahren seid. Gleich aufgemacht, oder paßt auf ...!«

      Vierunddreißigstes Stück.

       Der Esel Bengele im Zirkus

       Inhaltsverzeichnis

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      Das fette Männchen wollte nicht lange warten und schlug die Türe ein. Lachend trat es ins Zimmer und sprach:

      »So ist's recht, ihr Früchtchen! Ihr singt schon gut die Eselstöne; ich hab' euch gleich an der Stimme erkannt.«

      Zerknirscht und geduckt standen die beiden Esel da. Sie zogen den Schwanz zwischen die Hinterbeine, senkten tief den Kopf und ließen die Ohren hängen.

      Das Männchen streichelte und tätschelte sie. Dann bearbeitete er ihr struppiges Fell mit Striegel und Bürste, daß es glatt und glänzend wurde. – Nun sah man erst, wie hübsch sie geraten waren.

      Noch am selben Tage bekamen die beiden Eselchen ein Halfter und wurden auf den Markt geführt. Das Männchen wollte sie bald verkaufen und Geld verdienen.

      Käufer gab es stets genug. Ein Gärtner kaufte den Röhrle; Bengele ward von einem Zirkusdirektor erstanden. Dieser hatte die Absicht, ihn so zu dressieren, daß er in der Vorstellung auftreten konnte.

      Begreift ihr jetzt, meine kleinen Leser, was für ein schändliches Gewerbe das fette Männchen trieb? – Hinter seinem zuckersüßen Gesichtlein verbarg sich ein wahres Scheusal. Seine Versprechungen waren falsch, seine Schmeicheleien pure Verstellung. – Er fuhr von Zeit zu Zeit in die Welt hinaus und nahm alle leichtsinnigen Knaben mit, die nicht mehr gehorchen und lernen wollten. Sie fuhren mit ihm ins Faulenzerland; dort vertrieben sie eine Zeitlang ihr Leben mit Spiel und Nichtstun. Weil sie kein Buch mehr anschauten und nichts arbeiteten, wurden sie immer dümmer und schließlich verwandelten sie sich in lauter kleine Esel. Das Männlein verkaufte sie und verdiente viel Geld. Man sagte, er sei bei seinem Geschäfte ein Millionär geworden.

      Wie es dem Röhrle ging, werdet ihr später erfahren.

      Für Bengele begann ein hartes, trauriges Leben. Er wurde zunächst in den Stall geführt, und der neue Herr warf ihm eine Handvoll Stroh in die Krippe. Bengele versuchte das Stroh, spuckte es aber gleich wieder aus. Der Herr brummte und warf ein Büschelchen Heu dazu. Aber auch das Heu schmeckte ihm nicht.

      Nun schrie der Herr zornig:

      »So! Nicht einmal Heu ist dir gut genug? Paß auf, du feinschmeckeriger Esel, ich werde dir solche Grillen aus dem Kopfe treiben.«

       Mit diesen Worten nahm er die Peitsche und fitzte ihm um die Beine.

      Das tat schrecklich weh und Bengele wollte weinen; aber sein Weinen ward wieder ein jämmerliches: »I-ah, I-ah!« – »Das Stroh kann ich nicht verdauen«, hatte er sagen wollen.

      Zum Glück verstand der Zirkusdirektor die Eselssprache und erwiderte:

      »Dann friß Heu!«

      »Das Heu macht mir Leibweh«, iahte Bengele.

      »Du glaubst wohl, daß ich die Esel mit Pasteten füttern kann«, versetzte der Herr ergrimmt und fitzte ihn ärger wie zuvor.

      Jetzt verhielt sich Bengele ruhig. Es war das Klügste, was er tun konnte. – Der Stall wurde zugemacht; Bengele war allein mit seinen trüben Gedanken und mit seinem gräßlichen Hunger. – Es war schon lange her, daß er nichts mehr gegessen hatte; er fing wieder an vor Hunger zu gähnen. Wie sperrte der Esel das Maul auf! Denkt euch nur!

      Am Ende trieb ihn der Hunger dazu, doch mal das Heu in der Krippe zu versuchen. Lange kaute er, schloß dann die Augen und schluckte es hinunter.

       »So arg schlecht ist das Heu doch nicht«, dachte er; »aber wenn ich nur nicht ausgerissen und weiter auf die Schule gegangen wäre! Daheim bekäme ich jetzt statt Heu mindestens ein seines Wurstbrötchen mit Butter. – Was muß ich doch alles erleben!«

      Als er am andern Morgen aufwachte, suchte er gleich, ob in der Krippe noch ein bißchen Heu übrig wäre. Aber er hatte alles verzehrt. Da probierte er ein wenig das Kurzfutter von Stroh. Er fraß es und es schmeckte ihm schließlich auch; aber er mußte doch immer wieder daran denken, daß Apfelkuchen und Schlagsahne besser wären.

      »Ich will mich drein fügen«, sagte er sich und kaute weiter, »vielleicht nehmen sich andere faule Knaben eine Lehre, wenn sie hören, wohin das Faulenzen führt. – Ich muß mich drein schicken, ich muß mich drein fügen!«

      »Drein fügen!?« rief der Herr, der eben in den Stall gekommen war, »bist du noch nicht zufrieden? – Meinst du, vornehmer Esel, daß ich dich bloß zum Fressen gekauft habe? Du sollst mir arbeiten und Geld verdienen! Verstanden! – Also, vorwärts! – Mit mir in den Zirkus! – Zunächst wirst du lernen, wie durch die Ringe gesprungen wird, dann kommt der Sprung durch das Faß mit den zwei papierenen Böden, schließlich lernst du Walzer und Polka auf den Hinterbeinen tanzen.«

      Bengele, der arme Esel, mußte sich in all diesen schweren Künsten üben. Tag für Tag wurde exerziert ein volles Vierteljahr lang, und wenn es nicht gut ging, setzte es Hiebe ab, so viele ... oh!

      Endlich hatte Bengele ausgelernt. Er sollte bei der nächsten Vorstellung das erste Mal auftreten. An allen Plakatsäulen der Stadt hingen bunte Zirkuszettel, auf denen also zu lesen war:

Zirkus Spektakulini. Heute abend bei festlich beleuchtetem Hause: Große Galavorstellung. Sämtliche Künstler und Künstlerinnen des Unternehmens werden ihre unübertrefflichen Leistungen vorführen. Auftreten des gesamten Pferdematerials! Zum erstenmal! Neu einstudiert, sensationell, ohne Konkurrenz: Bengele, der tanzende Esel,

      die Höhe der Dressur, vorgeführt vom Direktor selbst.

      An dem Abend war der Zirkus schon eine Stunde vor Beginn der Vorstellung vollständig ausverkauft. Für kein Geld hätte man noch einen Platz bekommen können. Die numerierten Sitze [Text der Vorlage unleserlich] Preisen bezahlt. –

      [Text der Vorlage unleserlich] Zuschauer wimmelten von Knaben [Text der Vorlage unleserlich] wollten Bengele, den tan tanzende Esel sehen.

      [Text der Vorlage unleserlich] Programms war erledigt. Da trat der Direktor die Arena. Er trug [Text der Vorlage unleserlich] weiße Hosen, die bis zu den [Text der Vorlage unleserlich] Stiefeln steckten. Mit einer Verbeugung begrüßte er die Zuschauer

      Liebes Publikum, meine sehr verehrten Damen und Herren!

      [Text der Vorlage unleserlich] große Ehre, auf der Durchreise [Text der Vorlage unleserlich] geehrte Stadt Ihnen den berühmtesten Esel der Welt vorzuführen. – Dieses Wunder der Tierwelt hatte bereits die Ehre, an vielen Fürstenhöfen Europas den diesbezüglichen Herrschaften seine Künste zu zeigen. –