Гарриет Бичер-Стоу

Die schönsten Kinderbücher (Illustriert)


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schlafen und am andern Morgen fängt es von vorne an. Na!?«

      »Hmm!« machte Bengele und neigte den Kopf zur Seite. Das bedeutete: »Es tät mir auch gefallen.«

      »Gehst du also mit? Ja oder nein! – Sei nicht langweilig!«

      »Nein, nein, nein! – Ich habe meiner guten Mutter Fee versprochen, ein richtiger Knabe zu werden, und jetzt wird es auch gehalten. – Übrigens geht die Sonne gleich unter. – Ich gehe heim. Adieu, glückliche Reise!«

      »So wird es doch gerade nicht eilen?«

      »Doch! Ich habe es meiner Mutter versprochen; bevor es dunkel wird, will ich daheim sein.«

      »Bleibe nur noch ein wenig da!«

      »Es wird zu spät!«

      »Nur noch ein ganz klein wenig!«

      »Dann schimpft die Mutter Fee!«

       »Laß sie schimpfen; sie hört auch wieder auf«, sagte der schlimme Röhrle.

      »Gehst du allein oder mit andern?« fragte Bengele.

      »Wo denkst du hin? – allein! – Es sind über hundert Knaben.«

      »Geht die Reise zu Fuß?«

      »Nein, nein! Gleich kommt das Fuhrwerk, mit dem man bis ins Faulenzerland fahren kann.«

      »Wenn es nur gleich käme!«

      »Warum?«

      »Ich möchte euch abfahren sehen.«

      »Warte noch ein wenig, und du kannst alles sehen.«

      »Nein, nein, nein, jetzt gehe ich heim.«

      »Warte doch nur noch ein bißchen!«

      »Ich habe lang genug gewartet. Die gute Mutter ängstigt sich um mich.«

      »Die arme Fee! Sie wird vielleicht denken, daß dich der Nachtkrabb frißt.«

      »Na also!« sagte Bengele; »aber weißt du auch bestimmt, daß es in jenem Lande keine Schulen gibt?«

      »Keine Spur davon!«

      »Auch keine Lehrer?«

       »Keinen einzigen!«

      »Muß man gar nie lernen?«

      »Gar nie!«

      »Ein schönes Land!« murmelte Bengele, – schon war er halb gefangen. – »Ein schönes Land! Ich habe es zwar noch nie gesehen, aber ich kann mir's vorstellen.«

      »Warum gehst du dann nicht mit?«

      »Du kriegst mich nicht herum und brauchst darum gar keine Anstrengungen mehr zu machen. Nun habe ich es einmal der Mutter versprochen, ein guter Knabe zu werden; ich werde es halten.«

      »Also, Adieu! Einen schönen Gruß an die Schulhäuser, wenn du dran vorbeigehst!«

      »Adieu, Röhrle, gute Reise, viel Vergnügen, vergiß deine alten Freunde nicht!«

      Bengele wollte gehen; aber er hatte keine drei Schritte gemacht, so drehte er sich noch einmal um und sprach:

      »Sag, Röhrle, gibt es dort wirklich immer Ferien?«

      »Gewiß!«

      »Weißt du ganz sicher, daß die Ferien vom 1. Januar bis zum 31. Dezember gehen?«

      »Ganz sicher!«

       »Ein schönes Land!« seufzte Bengele und rückte seine Mütze zurecht. Aber er siegte noch einmal über sich selbst und sagte rasch:

      »Also, Adieu! Gute Reise!«

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      »Adieu!« –

      Gleich drehte sich Bengele noch einmal um und fragte:

      »Wann geht es ab?«

      »Gleich!«

      »Schade! – Wenn es nicht über eine Stunde ginge, dann könnte ich vielleicht doch warten.«

      »Aber die Fee!« bemerkte der schlaue Röhrte.

      »Jetzt ist es sowieso zu spät, und auf eine Stunde mehr oder weniger kommt es nicht mehr an.«

      »Armer Bengele, wenn die Fee dich ausschimpft!«

      »Macht nichts; ich lasse sie schimpfen, sie hört schon wieder auf.«

      Es war dunkle Nacht geworden. Nach langem Warten sahen die beiden von ferne her ein Lichtlein kommen; sie hörten tuten und blasen, aber es war so leise wie Fliegengesumme.

      »Da, da!« rief Röhrle.

      »Was?« fragte Bengele.

       »Da kommt das Fuhrwerk! – Gehst du mit? – Ja oder nein!?«

      »Muß man dort wirklich nicht lernen?«

      »Gar nicht! Wirklich gar nicht!«

      »Ein schönes Land, ein schönes Land! – Wirklich ein schönes Land!«

      Zweiunddreißigstes Stück.

       Faulenzerland – ein schönes Land.

       Inhaltsverzeichnis

      Fast geräuschlos auf seinen Gummirädern näherte sich ein großer Postwagen. Ihn zogen zwölf Paar

      Eselchen, alle gleich groß, nur verschiedenfarbig. Da gab es graue, weiße, gesprenkelte, gefleckte, gestreifte, gelbe und sogar blaue Esel.

      Man erblickte keine Hufe; denn die Tiere trugen gelbe Schuhe mit Gummisohlen.

      Und erst der Kutscher! – Denkt euch ein kugeliges Männchen, fettglänzend wie einen Butterballen. Sein Gesicht glich einem rotbackigen Apfel; um sein Mündchen flog immerdar ein süßes Lächeln; seine Stimme war so schmeichelhaft zart wie das Schnurren der Katze, die sich der Herrin in den Schoß legen will.

      Alle Knaben waren von der Liebenswürdigkeit des Männleins gefangen, wenn sie ihn nur sahen, stiegen sofort in seinen Wagen und fuhren mit ihm ins Faulenzerland.

      Auch diesmal war das Gefährt schon dicht besetzt. Die kleinen Faulenzer saßen gedrängt wie Heringe in der Tonne. Aber keiner beklagte sich. Alle waren froh, ins glückliche Land zu kommen, wo die Bücher und die Schulen verboten sind. Sie dachten nicht mehr an die Eltern, hatten keinen Hunger mehr, vergaßen den Schlaf und waren voll Freude und Ausgelassenheit.

      Das Fuhrwerk blieb stehen. Lächelnd fragte der Kutscher den Röhrle:

      »Sag, mein Söhnchen, willst du auch mitfahren ins glückliche Land?«

      »Natürlich will ich mit!«

      »Aber sieh, es gibt keinen Platz mehr im Wagen; er ist schon völlig überfüllt.«

      »Es wird schon gehen«, meinte Röhrle, »im schlimmsten Falle kann ich mich auch auf das Trittbrett setzen; ich habe es schon oft gemacht.« – Wirklich fuhr er auf dem Trittbrett mit.

      »Und du, mein lieber Kleiner«, wandte sich der Kutscher an Bengele, »was hast denn du im Sinn? – Fährst du auch mit?«

      »Ich gehe nicht mit. – Ich gehe jetzt heim, ich will lernen und ein ordentlicher Knabe werden.«

      »Viel Vergnügen und viel Glück!«

      »Bengele«, rief Röhrle, »horch! komm mit, wir wollen ein lustiges Leben führen!«

      »Nein, nein, ich bleibe da!«

      »Komm doch mit«, schrien alle aus dem Wagen, »wir wollen vergnügt miteinander spielen.«

      »Ja, aber was wird meine gute Mutter sagen?« entgegnete Bengele; doch schon war es ihm leid, daß er