Kai Hirdt

Perry Rhodan 3094: Herz des Lichts


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Einheit in dieser Raumsektion – sah man vom Sternenrad selbst ab.

      Wer da gekommen war, daran konnte es keinen Zweifel geben. In der ganzen Milchstraße war nur ein einziges Schiff bekannt, das in diesem eigentümlichen Blauton schillerte. Terranisch-Blau, hatten die Menschen diese Farbe ganz unbescheiden getauft. Dies war die RAS TSCHUBAI, das Schiff der Sagengestalt Perry Rhodan.

      »Glaubst du, er ist auch hier, um nichts zu tun?«, fragte da Valgathan.

      Agh Fermi antwortete nicht. Er war schon unterwegs zur Zentrale.

      1.

      Die Nacht tauchte Goinad ins Halbdunkel. Keine Sterne standen am Himmel. Der ferne Schimmer des Weißen Schirms füllte das Firmament. Jenseits wartete ein ganzes Universum, unsichtbar und unerreichbar.

      Dupa Emuladsu machte es nichts aus. Sie war im Sternenrad aufgewachsen, sie kannte es nicht anders. Die Terraner jedoch, die mit ihr auf die Insel geflohen waren, haderten damit. Sie konnten sich nachts bei Dunkelheit besser erholen, und diesen Luxus hatten sie nun schon seit Wochen nicht mehr gehabt. Man merkte deutlich, dass sie reizbar wurden.

      Sogar Chione McCathey, die zu Beginn ihrer Bekanntschaft einen unerschütterlichen Optimismus zur Schau getragen hatte. Von ihrer notorisch guten Laune war gegen Ende der mittleren Wachschicht nichts mehr zu spüren.

      Dazu trug sicher auch ihre erzwungene Tatenlosigkeit bei. Sie alle verbargen sich seit zwölf Tagen 150 Kilometer vor der Küste auf der beinahe verlassenen Insel Goinad, die ihren Namen mit der einzigen Stadt darauf teilte. Abgelegen, von der Welt vergessen und somit der perfekte Ort, um sich vor der Jägerin Nuanit Takkuzardse zu verstecken.

      Das hatte offenkundig funktioniert, nur hatte in der Hektik des Überlebenskampfes auf dem Weg hierher niemand überlegt, wie es nun eigentlich weitergehen sollte. Letztlich brauchten sie eine Möglichkeit, aus dem Sternenrad zu fliehen. Doch auf Goinad wohnten seit der Aufgabe des zoologischen Forschungszentrums nur noch ein paar Einsiedler, höhere Technik gab es nicht. Damit wurde ihr Ziel zumindest gegenwärtig ein reiner Wunschtraum.

      Chione kam herübergeschlendert. Eigentlich sollte sie vom Südbalkon aus Richtung Kontinent blicken und auf Flugobjekte achten. Doch der Haluter Bouner Haad hatte sich am Strand ein Versteck gebaut und tat genau dasselbe; deshalb war es akzeptabel, den Posten kurzzeitig zu verlassen. Besser, man konnte bei der Nachtwache kurz mit jemandem sprechen, als dass die Gedanken fortwährend drifteten.

      »Wenn sie uns noch suchen würde, hätte sie auf unser Scheinultimatum geantwortet«, sagte Chione ohne Einleitung.

      »Glaube ich nicht«, sagte Emuladsu. »Sie ahnt, dass ihr mich nicht wirklich entführt habt, sondern dass ich freiwillig hier bin. Deshalb verschwendet sie keine Energie darauf, eure Spielchen mitzuspielen. Sie wartet, um euch nervös zu machen.« Sie musterte McCathey im schwachen Licht der Nacht. Die Terranerin war blass und hatte dunkle Ränder unter den Augen. »Mit Erfolg.«

      »Allmählich müsste es wieder sicherer ...«

      Emuladsu lachte leise. »Du bist keine Agentin, man merkt es immer wieder. Ungeduld bedeutet Tod. Wenn sich nichts Gravierendes ändert, sollten wir unsichtbar bleiben.«

      »Da ist ein Licht«, sagte McCathey.

      Emuladsu fuhr herum und blickte aus dem Fenster. Die Terranerin hatte recht. Emuladsu griff nach einem Fernglas, das sie bei der Durchsuchung des alten Gebäudes entdeckt hatten. »Sonden!«, rief sie halblaut. »Fünf Stück, sie fliegen ein Suchmuster. Alle halten auf die Stadt zu, eine genau auf uns!«

      McCathey ging still aus dem Raum, um die anderen zu wecken: den Hyperphysiker Lionel Obioma, die Kopfgeldjäger Dancer und Schlafner und den Haluter Kro Ganren, falls dieser gerade schlief. Und Aipu, Emuladsus Sohn.

      Ein oft besprochener, aber nie geübter Notfallplan lief an. Der TARA-Psi, dieser wundersame Roboter, teleportierte und holte die Sonde vom Himmel, die genau auf sie zukam. Noch in der Luft teleportierte er ein zweites Mal und verschwand außer Sicht.

      Emuladsu wusste genau, wohin der Roboter verschwunden war: Er brachte den Flugkörper zu Bouner Haad. Der Haluter würde ihn untersuchen. Sollte es der Sonde gelingen, ein Notsignal abzustrahlen, lag die Aufmerksamkeit nicht sofort auf ihrem Gruppenversteck.

      Der Rest ihrer Gruppe bereitete derweil die Flucht vor. Dancer und Schlafner bezogen an den Fenstern Stellung. Sie würden Feinde auf Distanz zum Gebäude halten, während Emuladsu, Aipu und Obioma flohen – nicht durch die gegnerischen Reihen hindurch, sondern per Teleportation, sobald der Roboter zurückgekehrt war.

      Leider stand dieser Weg dem Haluter Kro Ganren nicht offen. Er war zu massig für die Teleportation und musste sich tatsächlich durchkämpfen. Einerseits war das kein Problem für einen Kämpfer seiner Statur, andererseits auch nicht gerade unauffällig. Ein heimliches Entkommen war nicht möglich.

      McCathey kam mit dem zerzausten Obioma zurück. Die beiden trugen den reglosen Aipu.

      Emuladsu erschrak.

      »Er ist in Ordnung«, beruhigte sie McCathey sofort. »Er wacht nur wieder mal nicht so leicht auf.«

      Der TARA-Psi kehrte zurück. »Wer als Erstes?«

      Obioma kletterte in den Transportkorb auf dem Rücken des Roboters.

      Emuladsu stürzte zu McCathey, um Aipu als Zweiten fluchtbereit zu machen. Am Ziel konnte Obioma ihn in Empfang nehmen.

      Doch der TARA-Psi sprang nicht. »Ich empfange eine Nachricht von Bouner Haad«, informierte er die Gruppe. »Er hält es für äußerst unwahrscheinlich, dass es sich um einen Angriff handelt. Die Sonde ist einige Jahrzehnte alt und besteht aus billigsten Komponenten. Und sie war lange einer salzhaltigen Atmosphäre ausgesetzt, befindet sich also wohl schon lange auf der Insel.«

      Der Roboter wartete ab, während er anscheinend weitere Informationen von dem Haluter bekam. »Sie hat ein minderwertiges Sensorium. Eine Normal- und eine Wärmebildkamera von geringer Auflösung, schwache Sendeleistung, keine Verschlüsselung. Das ist ...«

      »Feindkontakt!«, rief Schlafner. »Jemand kommt!«

      »Bring Aipu weg!«, rief Emuladsu.

      Doch der TARA-Psi sprang noch immer nicht. »Die Wahrscheinlichkeit, dass unsere Gegner so vorgehen ...«

      »... ist mir egal!«, schrie Emuladsu. »Es geht um meinen Sohn!«

      Spätestens in diesem Moment musste die halbe Stadt gehört haben, dass sich jemand in der verlassenen Station aufhielt. In der Stille der größtenteils verlassenen Gebäude trug ihre Stimme kilometerweit.

      »Hey!«, erklang eine Antwort von draußen. Die Stimme klang ... alt. Alt und vertraut.

      »Stehen bleiben, oder ich schieße!«, rief Schlafner. »Und du: Spring endlich!«

      »Haad hat die Analyse abgeschlossen«, beharrte der TARA-Psi. »Es handelt sich ...«

      »Stehen bleiben, habe ich gesagt!« Schlafner gab einen Schuss ab, eine gleißende Strahlbahn im Halbdunkel.

      »Hey!«, erklang die Stimme erneut. Nicht ängstlich, nicht kämpferisch – eher empört. »Seid ihr verrückt?«

      »Identifizier dich!«, rief Schlafner.

      »Identifizier dich selber!«, kam die Antwort. »Das ist meine Insel, verdammt, und ihr seid in meiner alten Station!«

      »Es handelt sich«, setzte der TARA-Psi seinen unterbrochenen Satz fort, »um eine billige Nahdistanz-Beobachtungssonde mit der Kennung einer Vogelwarte auf Goinad. Wir haben einem Ornithologen sein Werkzeug gestohlen. Wahrscheinlich will er nur fragen, ob wir etwas darüber wissen. Und versteht die Welt nicht mehr, weil plötzlich auf ihn geschossen wird.«

      »Besonders ängstlich klingt er nicht«, sagte Chione.

      »Ich schicke euch die Sicherheit auf den Hals!«

      Emuladsu, Obioma, Dancer und Schlafner tauschten Blicke.