Kai Hirdt

Perry Rhodan 3094: Herz des Lichts


Скачать книгу

Agh Fermi lächelte spontan. »Dann ist wohl geklärt, dass ich nicht einfach bei deinem Plan mitspielen werde. Du wärst übrigens nicht der Erste, der mir heute absonderliche Vorschläge unterbreitet. Ich bin dir zu nichts verpflichtet und, ehrlich gesagt, grundsätzlich skeptisch. Aber Reginald Bull vertraut dir, und die Arkoniden sind Bull nach der Hilfe für Tschirmayn zu Dank verpflichtet. Also bin ich bereit, dich anzuhören. Und jetzt könntest du auf meine Frage antworten: Wie willst du das Sternenrad beseitigen?«

      Rhodan verzichtete auf seinen ganzen Charme und beantwortete die Frage nüchtern, nachdem er sich ein weiteres Mal versichert hatte, dass die Cairaner das Gespräch nicht abhören konnten. »Wir haben einen Plan entworfen, der laut unser Schiffssemitronik eine realistische Erfolgschance hat. Den Erfahrungen der arkonidischen Flotte nach lässt sich dem Schirm des Sternenrads von außen nicht beikommen. Es muss also ein Einsatzschiff ins Innere.«

      »Wo eine 250.000 Einheiten starke Cairanerflotte steht«, hielt agh Fermi ihm entgegen.

      »Das weiß ich«, sagte Rhodan. »Es müsste also eine gut getarnte Einheit sein, was dieses Schiff hier zufällig ist. Aber machen wir nicht den zweiten Schritt vor dem ersten. Erst müssen wir durch eine der cairanischen Lichtschleusen ins Innere.«

      Agh Fermi sah ihn abwartend an.

      Rhodan seufzte. Dieser Mann machte es ihm nicht leicht.

      »Der Plan ist, den Schirm anzugreifen. Ich weiß«, sagte er schnell, als er agh Fermi Luft holen sah, »dass ihr mit dieser Strategie vor Kurzem katastrophale Erfahrungen gemacht habt. Aber mittlerweile ist die Auswertung des Angriffs abgeschlossen. Als das Sternenrad damals eure neununddreißig Einheiten zerstört hat, wurden alle von Projektilen vernichtet, die fünfhundert Kilometer vor ihrem Ziel aus dem Nichts erschienen sind. Wir sind ziemlich sicher, dass es sich dabei um eine technisch bedingte Mindestdistanz handelt. Und das bedeutet: Wenn wir näher als fünfhundert Kilometer an den Weißen Schirm heranfliegen, kann diese Waffe nicht gegen uns eingesetzt werden.«

      »Ich ahne, worauf du hinauswillst ...« Agh Fermi klang nicht mehr so feindselig wie zu Anfang ihres Gesprächs. Der Ton war eher nachdenklich.

      Rhodan witterte Morgenluft. »Wir attackieren den Weißen Schirm von einer Position aus, an der das Sternenrad selbst uns nicht angreifen kann. Wenn die arkonidische Flotte sich an unsere Seite stellt, haben wir eine gewaltige Feuerkraft. Vielleicht bringen wir den Schirm zum Zusammenbruch. Aber selbst wenn nicht, werden die Cairaner gegen uns vorgehen. Das haben sie zumindest bei früheren Konfrontationen so gehandhabt.«

      »Da wir sogar den vereinigten Flotten der Cairaner und Ladhonen, die außerhalb des Sternenrads stehen, überlegen sind«, führte agh Fermi den Gedanken zu Ende, »werden sie Verstärkung aus dem Rad herausschicken müssen.«

      »Für ein gut getarntes Schiff«, übernahm Rhodan, »wäre das die günstige Gelegenheit einzudringen.«

      Agh Fermi wiegte den Kopf. »Das ist zumindest nicht das Abwegigste, was ich heute gehört habe.«

      »Du bist also einverstanden?«

      »Das habe ich nicht gesagt. Deine Fünfhundert-Kilometer-Sicherheitszone ist reine Spekulation. Wenn du dich irrst, können wir in Sekunden die komplette Flotte verlieren. Oder das Sternenrad verschwindet einfach und versetzt zur Strafe Zalit und die Hauptwelten aller anderen Baronien in den Leerraum. Du als Mensch hast leicht reden, du riskierst hier nichts. Ich hingegen bin für den Schutz der Vereinigten Baronien zuständig.«

      »Darf ich offen sprechen?«, fragte Rhodan.

      »Ich bitte darum.«

      »Du bist Atlans Stellvertreter. Atlan hätte ...«

      »Spekulation. Fakt ist: Die Version von Atlan, mit der ich es zuletzt zu tun hatte, hat den Abschuss von neununddreißig meiner Schiffe und die Versetzung Tschirmayns verursacht. Nimm bitte zur Kenntnis, dass du hier nicht mit einem Lakaien Atlans sprichst, sondern dass ich meine eigenen strategischen Überlegungen anstelle.«

      Agh Fermis Ton war ruhiger, als seine harten Worte vermuten ließen. »Dein Plan kann funktionieren. Aber das Risiko für die Baronien ist mir zu hoch. Ich höre dich gerne wieder an, sobald du einen neuen Vorschlag hast.«

      Damit beendete er die Verbindung.

      »Das hätte besser laufen können«, kommentierte Gucky.

      *

      Auch das nächste Gespräch gestaltete sich nicht nach Rhodans Wünschen – es fand gar nicht erst statt. Die Funk- und Ortungsstation hatte der cairanischen Konsulin Tainatin zwar signalisiert, dass Rhodan gerne mit ihr sprechen wollte, allerdings noch Vorbereitungszeit benötigte. Nun war Rhodan so weit. Aber die Cairanerin hatte augenscheinlich keine Lust mehr.

      Rhodan zuckte mit den Schultern. »Meinetwegen. Den vermeintlich Rangniederen warten zu lassen, ist schließlich keine ganz neue Form der Machtdemonstration. Das gibt uns Zeit, unsere Strategie anzupassen.«

      »Anpassen?« Gucky feixte. »Wenn ich dich richtig verstanden habe, hängt dein Plan von der Unterstützung der Arkoniden ab. Ohne sie sind uns die Cairaner und Ladhonen fünf zu eins überlegen, ohne dass sie die Lichtschleuse auch nur einen Millimeter öffnen müssen.«

      »Warten wir ab«, sagte Rhodan missmutig, »was die Cairanerin uns zu sagen hat. Sofern sie mit uns spricht. Vielleicht ergibt sich daraus ein Ansatzpunkt. Und bis dahin scannen wir gründlich das System. Vielleicht finden die Ortungsgeräte der RAS etwas Interessantes, das den anderen Flottenschiffen entgangen ist.«

      Gut zehn Minuten später war es tatsächlich so weit. Allerdings nicht, weil die RAS TSCHUBAI bislang verborgene Geheimnisse ans Licht gezerrt hätte, sondern weil ein weiteres Raumschiff in den belagerten Sektor einflog. Es materialisierte in 20 Lichtminuten Entfernung und hielt direkt auf die RAS zu.

      »Zemina!«, rief Rhodan überrascht, als er die Bauform erkannte. »Kontakt herstellen!«

      Anders als die cairanische Konsulin antwortete Zemina Paath sofort. Vor Rhodan baute sich ihr helles Gesicht mit dem kurzen, dunklen Haar und den leuchtend blauen Augen im Holo auf.

      »Perry«, sagte sie freundlich. »Ich bin sofort gekommen. Ich möchte dich ins Sternenrad begleiten.«

      »Bisher scheint niemand so recht zu glauben, dass ich hineinkomme«, sagte Rhodan trocken. »Danke, dass wenigstens du an mich glaubst.«

      Paath lächelte hintergründig. »Ich glaube nicht nur an dich. Ich weiß, dass du es schaffst.«

      Es klang wie ein Kompliment, aber Rhodans über Jahrtausende trainierter, innerer Alarmsensor schlug an. »Woher weißt du überhaupt, dass ich hier bin?«

      »Der Paau hat mich informiert«, sagte Paath.

      »Der Paau«, wiederholte Rhodan. Der eigenartige und vor allem eigenwillige Hightech-Schrankkoffer aus Zemina Paaths Besitz, der die RAS TSCHUBAI auf ihrer Reise ins Galaxien-Geviert begleitet hatte. »Er hat dich die ganze Zeit über alles informiert, was bei uns geschehen ist?«

      »Ich weiß Bescheid«, sagte Paath einfach.

      »Schön.« Rhodan war nicht glücklich darüber, dass er selbst quasi eine Spionsonde an Bord geholt hatte – auch wenn Paath ihm als Verbündete galt. »Und warum tauchst du nach deiner Solotour genau jetzt wieder auf? Was willst du im Sternenrad?«

      »Die Fragmente meines Gehirns finden, die mir geraubt worden sind«, antwortete sie. »Sie sind dort. Zumindest teilweise. Ich spüre es.«

      Lit Olwar signalisierte, dass Konsulin Tainatin sich meldete.

      »Zemina«, sagte Rhodan, »wir müssen später sprechen. Komm an Bord und ...«

      Olwar schüttelte hektisch den Kopf und legte die cairanische Sendung ungefragt ins Akustikfeld. Es war tatsächlich die Konsulin, aber sie wandte sich nicht an die RAS TSCHUBAI, sondern an die cairanischen Augenraumer, die außerhalb des Weißen Schirms kreuzten.

      »... eine Thesan!«, hörte Rhodan die zürnende Stimme. »Holt die Verräterin vom Himmel!«