Ernst Vlcek

Perry Rhodan 151: Sternenfieber (Silberband)


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was sich hier im Berg befindet. Ihr werdet bis zu eurem Tod unsere Gäste sein.«

      7. Gefangen

      »Mit allem habe ich gerechnet, nur nicht mit so etwas.« Doran Meinster stand hilflos vor der Schleuse. Keiner von ihnen konnte hinausgehen, weil sie dann Atemmasken benötigten, um zu überleben. Aber sie hatten nur noch die Kleidung, die sie am Leib trugen.

      »Wenn sie uns wenigstens mit Informationen versorgen würden«, klagte Agid Vendor. »Wir müssen wissen, was geschieht.«

      »... was geschieht?«, wiederholte Colophon Bytargeau. »Wir müssen hier raus, das ist alles. So einfach.«

      »Und wie stellst du dir das vor?« Meinster hämmerte mit der zur Faust geballten rechten Hand auf die Handfläche der Linken. »Willst du dir die Nase zuhalten, bis du die SERUNS gefunden hast? Ich befürchte, dass alles, was wir zum Überleben brauchen, zu weit entfernt lagert.«

      »Irgendeine Möglichkeit muss es geben«, sagte Agid.

      Schweigend hingen sie ihren Gedanken nach. Nahezu eine Stunde verging, ohne dass einer von ihnen redete. Dann glitt die Schleuse auf. Arxanxer kam mit fünf bewaffneten Cloreonen.

      »Wir wollen euch einen Teil unserer eingelagerten Kunstschätze zeigen«, sagte er. »Ich hoffe, sie interessieren euch.«

      »Wir warten schon ungeduldig darauf.« Doran Meinster legte die Atemmaske an, die einer der Cloreonen ihm reichte. Auch die anderen erhielten Masken.

      Von den Bewaffneten flankiert, verließen sie den Raum.

      Über mehrere Korridore erreichten sie eine große Halle. Hunderte Statuen standen dicht an dicht, an den Wänden hingen nicht weniger Bilder. Die vier Hanse-Spezialisten sahen sich mit einer Fülle prachtvoller exotischer Exponate konfrontiert. Keiner von ihnen kam auf den Gedanken, dass diese Kunstschätze zugleich Handelsgüter sein konnten. Sie bewunderten ehrlich, was cloreonische Künstler in fünf Jahrtausenden geschaffen hatten. Vor allem zollten sie Arxanxer und seinen Vorgängern Respekt, dass sie dieses gewaltige Museum geschaffen hatten.

      Ihre Achtung vor der Kultur der Cloreonen stieg weiter, als Arxanxer sie durch die nächsten Hallen führte. Die Sammlung umfasste keineswegs nur Gemälde und Skulpturen, sondern auch prächtige Webwaren und kunstvolle Schöpfungen aus Kristall und Porzellan. Arxanxer zeigte Szenen aus Filmen, ließ Ausschnitte aus bedeutenden Musikwerken erklingen und gab Einblick in eine imposante Gartenbaukunst. Schließlich führte er die Vironauten zu einem an die 30 Meter hohen Gebilde aus Kristall, Glas und Metall, das wie ein zartes, von geheimnisvollem Feuer erfülltes Gespinst die Statue einer Cloreonin umhüllte.

      »Nichts ist kostbarer«, erklärte Arxanxer stolz. »Es ist das größte Heiligtum unseres Volkes und wird von allen Cloreonen verehrt, ganz gleich, welchem Glauben sie anhängen.«

      »Was ist das?«, fragte Mirandola. Bewundernd ging sie um das Kunstwerk herum. Es hatte eine Ausstrahlung, der sich wohl niemand entziehen konnte.

      »Es wurde vor über fünftausend Jahren von dem größten Künstler seiner Zeit geschaffen und stand einst in einem Tempel«, erläuterte Arxanxer. »Es zeigt die Urmutter aller Cloreonen. Von ihr heißt es, sie sei den Priestern in jenem Tempel erschienen, um vor dem Untergang unseres Volkes zu warnen.«

      »Ihr oder eure Vorgänger habt dieses Werk aus dem Tempel entführt?«, fragte Colophon Bytargeau.

      Arxanxer zögerte. »Es geschah vor langer Zeit. Ein beispielloser Skandal, doch das war den Angehörigen unseres Bundes schon vorher bewusst. Ebenso, dass sie mit dem Diebstahl alle Cloreonen empören würden. Ihnen war aber allein wichtig, dieses Kunstwerk zu erhalten.«

      »Das wird euch nicht gelingen!« Bevor ihn jemand daran hindern konnte, schlüpfte Doran Meinster durch das Filigranwerk zur Statue der Urmutter und umklammerte sie mit beiden Armen.

      Aufschreiend versuchte Arxanxer ihm zu folgen.

      »Zurück!«, brüllte Meinster. »Ich zertrümmere die Statue, wenn ihr mir zu nahe kommt.«

      Die Cloreonen wichen zurück.

      »Schon besser«, lobte der Ökologe. »Und versucht gar nicht erst, mit einem Lähmstrahler zu schießen. Ich könnte die Statue immer noch umreißen. Wollt ihr eure Mutter in Scherben sehen?«

      »Lasst ihn in Ruhe!«, befahl Arxanxer den Bewaffneten. »Er soll uns sagen, was er von uns will.«

      »Was ist für euch wertvoller?«, platzte Agid Vendor heraus. »Unser Leben oder euer Heiligtum?«

      »Uns interessiert nur das Heiligtum«, antwortete Arxanxer.

      »Gut«, sagte Meinster. »Wir haben nicht vor, euch Schaden zuzufügen, wir wollen lediglich die Insel verlassen. Gebt uns und unser Raumschiff frei! Niemand wird erfahren, was wir hier gesehen haben. Dir bleibt keine andere Wahl, als uns zu vertrauen.«

      »Was wollt ihr draußen, wenn die Letzte Schlacht beginnt?«, fragte Arxanxer gelassen. »Vielleicht explodieren die ersten Wasserstoffbomben gerade dann, wenn ihr zu eurem Raumschiff geht. Das würde keiner von euch überleben. Vielleicht löst ihr die Schlacht auch dadurch aus, dass ihr startet. Alle Beteiligten werden euch orten und könnten den Start missverstehen. Begreift ihr nicht? Die einzige Chance zu überleben habt ihr bei uns.«

      Reginald Bull musterte sein linkes Handgelenk. Das Permit saß wie angegossen. Er versuchte, es wieder abzustreifen, doch das war ihm in dem Moment unmöglich.

      Was mache ich hier eigentlich?, fragte er sich.

      Er befand sich weiterhin in der Zentrale des ciclaunischen Flaggschiffs. Die Kommandanten der Kolonialflotte standen vor ihm. Admiral Quarskigar schien auf Anweisungen zu warten.

      Was geschieht mit mir?, fragte sich Bull verwirrt. Welchen Einfluss hat dieses Zylinderstück aus Metall auf mich?

      »Ist dir nicht wohl?«, fragte Quarskigar.

      Reginald Bull richtete sich auf. »Es ist alles in Ordnung. Ich habe lediglich über unsere Strategie nachgedacht.«

      Er ging zu der Projektionswand, die alle wichtigen Ziele auf dem Planeten zeigte. Dazu gehörten Waffenproduktion und -arsenale sowie die Klonfabriken, in denen nur noch Antikörper-Typen heranwuchsen. Bis vor Kurzem hatten die Fabriken als geheim gegolten, nun waren sie es nicht mehr. Erkennbar waren außerdem alle subplanetaren Verkehrsknoten, logistische Basen und Nachschublinien, Treibstofflager und – als wichtigstes Ziel – die Residenz des Kriegsbewusstseins mit der Klonfabrik MUTTER, dem Allerheiligsten der Organismus-Gesellschaft.

      Bull deutete auf einige der Ziele. »Das sind die Positionen, auf die wir uns konzentrieren müssen«, sagte er. »Die gesamte Flotte wird im Orbit verteilt. Ich erwarte von euch eine Rangliste. MUTTER steht auf Platz eins, auf die Klonfabrik müssen wir mindestens zwanzig Prozent unserer Schlagkraft konzentrieren. Der Rest der Flotte wird entsprechend der Gewichtung aller anderen Ziele aufgeteilt.«

      »Die Gegner werden mit entsprechenden Aktionen antworten«, gab Admiral Quarskigar zu bedenken.

      »Erwartet nicht, dass wir den Planeten kampflos erobern«, sagte Bull schneidend scharf. »Keiner von uns wird der Letzten Schlacht ihre Bedeutung absprechen und dem Kampf ausweichen. Oder irre ich mich?«

      Der Admiral zuckte erschrocken zusammen. »Nein, selbstverständlich nicht«, beteuerte er. »Ich wollte nur darauf hinweisen ...«

      »Danke, erledigt!«, schnitt Bull ihm das Wort ab. »Ich erwarte, dass meine Befehle umgehend ausgeführt werden. Wir beginnen mit den Landeoperationen.«

      »Bei MUTTER?«

      »Das wäre verfrüht. Zweifellos erwarten die Gegner, dass wir dort zuerst angreifen. Deshalb werden wir es nicht tun. Erstes Ziel ist eine Waffenfabrik auf einer der Inseln.« Bull kreiste das Gebiet mit einem Markierungszeiger ein. »In Kürze werden zwischen zwanzig und dreißig Meteoriten in diesem Gebiet niedergehen. Einige unserer Raumschiffe müssen gleichzeitig die Fabrik angreifen. Bevor der Feind erkennt,