Melody Carlson

Ein Junggeselle zum Verlieben


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was geworden.“

      George verzog das Gesicht und lachte dann. „Das hängt davon ab, wen Sie fragen.“

      „Ich wette, Ihre Mutter ist nicht einer Rockband nachgereist.“

      „Nein. Sie ist gestorben. Meine Eltern sind beide bei einem Autounfall ums Leben gekommen.“

      „Oh, das muss hart gewesen sein.“

      George seufzte. „Ja, aber meine Großeltern waren ziemlich toll.“

      „Meine auch. Poppy war nicht wirklich mein Großvater – ich meine, blutsverwandt. Aber er hat sich so verhalten, als wäre er es. Er ist vor ein paar Jahren gestorben.“

      George nickte. Willow war also Witwe. Es wurde still im Raum, und George überlegte, ob er vielleicht gehen sollte, doch dann fiel ihm etwas ein. „Ihre Großmutter erwähnte ein Mädchen, das Sie für heute Abend einladen wollten.“

      Collin errötete leicht.

      „Entschuldigung.“ George wollte sich erheben. „Ich wollte nicht neugierig sein.“

      „Nein, das ist schon in Ordnung. Eigentlich könnte ich gerade den Rat eines Mannes gebrauchen. Nana ist toll, aber sie ist manchmal zu überschwänglich. Sie verstehen?“

      Obwohl er nickte, wusste George nicht so genau, ob er tatsächlich verstand. Und er war schon gar nicht der Typ Mann, der einem anderen in Bezug auf sein Liebesleben einen Rat geben konnte.

      „Da ist dieses Mädchen. Vielleicht kennen Sie sie ja. Marissa Thompson.“

      „Sicher, ich kenne Marissa. Sie scheint sehr nett zu sein.“

      Collins Gesicht leuchtete auf. „Ja, das finde ich auch. Auf jeden Fall hat Nana vorgeschlagen, ich solle sie doch für heute Abend in die Galerie einladen. Das habe ich getan.“ Sein Lächeln verblasste. „Aber sie sagte, sie hätte schon etwas vor.“

      „Vielleicht stimmte das ja.“

      „Ich weiß nicht.“

      „Haben Sie sie kurzfristig eingeladen?“

      „Ja. Heute nach der Schule.“

      „Dann sollten Sie ihr noch eine Chance geben“, riet George ihm.

      „Aber wenn sie wieder ablehnt?“

      „Das ist wohl das Leben.“ Georges Blick wanderte zur Küchenuhr, und er war erstaunt, dass es schon fast neun Uhr war. „Aber was wäre, wenn sie Ihre Einladung annimmt? Was, wenn sie heute Abend tatsächlich schon etwas vorhatte und enttäuscht war, dass sie nicht mit Ihnen zusammen sein konnte? Und Marissa erscheint mir ein schüchternes und ziemlich ernsthaftes Mädchen zu sein. Ich denke, es ist nun an Ihnen, ihr eine zweite Chance zu geben, Collin. Das die Aufgabe von uns Männern.“

      Collin nickte. „Vermutlich haben Sie recht. Vielen Dank, Mr Emerson.“

      George deutete zur Uhr. „Ich sollte jetzt wohl lieber gehen. Die Ausstellung geht um neun Uhr zu Ende, und mein Schirm steht noch unten.“

      Collin dankte ihm noch einmal für das Empfehlungsschreiben, und George bedankte sich bei ihm für das ungewöhnliche Getränk und verabschiedete sich. Doch während er die düstere Treppe hinunterstieg, machte er sich so seine Gedanken über diese ungewöhnliche kleine Familie. Collins Mutter war ein Band-Groupie, seine Großmutter ein Hippie – solche Leute gehörten definitiv nicht zu Georges Bekanntenkreis … und Ziegenkäse und Kombucha lagen außerhalb seiner Komfortzone.

      4

      Als George in die Galerie zurückkam, herrschte dort deutlich weniger Betrieb, und er beschloss, diese Gelegenheit zu nutzen, um sich die Kunstwerke einmal in aller Ruhe anzuschauen. Langsam schlenderte er zu dem Tisch mit den Erfrischungen zurück, wo er seinen Regenschirm hatte stehen lassen.

      „Da sind Sie ja wieder“, sagte Willow fröhlich, während sie einen Cracker mit Käse auf eine Serviette legte. „Ich hatte gehofft, dass Sie noch nicht nach Hause gegangen sind. Haben Sie mit Collin sprechen können?“

      „Ja.“ Er nickte. „Wir hatten ein nettes Gespräch.“

      Sie hielt ihm eine fast geleerte Käseplatte hin. „Hier, helfen Sie mir, das aufzuessen.“

      George wollte protestieren, hielt dann aber inne. Er hatte nichts dagegen, den Geschmack des Kombucha aus dem Mund zu bekommen. Selbst wenn es mit einer seltsamen Käsesorte war. Wenigstens sah er nicht aus wie der Ziegenkäse.

      „War die Ausstellung ein Erfolg für Sie?“ Ganz vorsichtig biss er in den Cracker.

      Sie zuckte die Achseln. „Ich denke, es lief ganz gut.“

      „Verkaufen Sie denn bei solchen Veranstaltungen tatsächlich etwas? Es waren so viele Menschen da, aber sie schienen mehr Interesse daran zu haben, sich zu unterhalten, und nicht zu kaufen.“

      Sie lachte leise. „Bei solchen Veranstaltungen verkaufen wir nur selten etwas. Es geht mehr darum, den Kontakt zur Öffentlichkeit zu suchen. Aber manchmal kommt ein Kunde ein paar Tage später wieder und kauft etwas.“ Sie wandte sich an die junge Frau, die den Tisch mit den Erfrischungen abräumte. „Mr Emerson, das ist meine Assistentin Leslie. Ich wüsste gar nicht, was ich ohne sie tun sollte.“

      Leslie grinste. „Gut, ich hoffe, du findest es nie heraus.“

      „Du könntest doch bitte schon mal für mich abschließen.“ Willow stellte die Käseplatte auf den Tisch. „Denn ich würde jetzt gerne eine Tasse Kaffee trinken und die Füße hochlegen.“

      „Kein Problem.“

      George griff nach seinem Regenschirm. „Wenn Sie mich dann entschuldigen würden, ich –“

      „Nicht so schnell“, hielt Willow ihn zurück. „Ich dachte, Sie begleiten mich vielleicht noch zum Common Grounds.“

      „Dem Coffeeshop?“

      „Ja. Dort wird bis elf Uhr Livemusik gespielt. Und ich würde jetzt wirklich gerne eine Tasse Kaffee trinken.“

      „Aber ist das nicht ein Lokal für junge Leute?“

      Willow lachte. „Aber wir sind doch noch jung.“

      George wollte schon widersprechen, beschloss aber, es nicht zu tun. Stattdessen ließ er sie vorangehen. Vielleicht stand er auch einfach in ihrem Bann. Und so kam es, dass er kurz darauf mit ihr einen überfüllten Coffeeshop betrat, in dem Folkmusik gespielt wurde und die meisten Gäste etwa halb so alt waren wie er.

      Nach einer schnellen Diskussion an der Theke, wo George eingestehen musste, dass er kein Kaffeekenner war, bestand Willow darauf, den Kaffee zu bestellen und auch zu bezahlen.

      „Das ist mein kleines Dankeschön dafür, dass Sie Collin eine Empfehlung geschrieben haben“, erklärte sie, als sie mit ihren Getränken in einer halbwegs ruhigen Ecke Platz nahmen.

      Ab dem Nachmittag trank George normalerweise keinen Kaffee mehr, aber an diesem Abend war so vieles anders als sonst, da war auch das egal. Und nach dem ersten Schluck war er verblüfft.

      „Der schmeckt ja ausgezeichnet“, sagte er zu Willow. „Was ist das?“

      „Eine brasilianische mittlere Röstung“, erklärte sie. „Sie sagten, dass Sie kein großer Kaffeetrinker sind, deshalb habe ich nichts Ausgefallenes gewählt.“

      „Aber der ist so aromatisch.“

      Sie wirkte amüsiert. „Welchen Kaffee trinken Sie denn normalerweise?“

      „Eine ganz typische Kaffeemarke aus dem Supermarkt.“

      „Oh.“ Ihre Augen funkelten. „Lassen Sie mich raten, er wird in einem Glas verkauft.“

      Er nickte und trank noch einen Schluck. „Auf jeden Fall vielen Dank hierfür. Er ist erstaunlich gut.“ Er lächelte. „Und ich schulde Ihnen noch ein großes Dankeschön für heute Abend.“

      „Warum?“