alt="Weiter draußen liegt offenes Land."/> Weiter draußen liegt offenes Land.
Hier macht Frascolin für sich eine Beobachtung, die er seinen Genossen noch nicht mitteilen zu sollen glaubt. Alles wird sich ja auf der Höhe des Turmes vom Observatorium erklären. Diese Beobachtung geht dahin, dass die Sonne, statt sich in Südwest zu befinden, wo sie doch nach zwei Uhr nachmittags sein sollte, jetzt mehr im Südosten steht.
Ein so überlegender Geist wie Frascolin musste darüber notwendigerweise erstaunen, und er fing schon an, sich »das Gehirn zu zermartern«, wie Rabelais2 sagt, als Calistus Munbar seinen Gedanken eine andere Richtung gab, indem er plötzlich ausrief:
»Meine Herren, die Trambahn wird in wenigen Minuten abgehen. Wir wollen nach dem Hafen aufbrechen …«
»Nach dem Hafen?« wiederholt Sébastien Zorn erstaunt.
»Ja, es handelt sich nur um eine Fahrt von höchstens einer Meile (1609 Meter), wobei Sie auch Gelegenheit finden, unseren Park zu bewundern.«
Wenn es hier einen Hafen gibt, so muss er etwas ober- oder unterhalb der Stadt, an der Küste Nieder-Kaliforniens liegen. Wo sollte man ihn sonst suchen, wenn nicht an irgendeinem Punkte dieses Küstenstrichs?
Ein wenig betroffen nehmen die Künstler auf den Bänken eines eleganten Tramwagens Platz, in dem schon mehrere andere Fahrgäste sitzen.
Diese drücken Calistus Munbar die Hand – der Sapperment ist doch aller Welt bekannt – und die Dynamos des Wagens arbeiten mit gewohntem Eifer.
Calistus Munbar hatte recht, die nächste Umgebung der Stadt als »Park« zu bezeichnen. Hier zeigen sich unendlich lange Alleen, saftig grüner Rasen, farbige, grade oder zickzackförmige Umschließungen, Fences genannt; rund um die abgegrenzten Flächen stehen Baumgruppen mit Eichen, Ahorn, Buchen, Kastanien- und Zirbelbäumen, Ulmen und Zedern, alle noch jung und von den verschiedensten Vögeln belebt. Das Ganze ist eine richtige englische Anlage mit plätschernden Springbrunnen und Blumenarrangements, die jetzt in frischester Frühlingspracht prangen, mit Strauchwerk der verschiedensten Arten, wie riesige, denen in Monte Carlo gleichenden Geranien, mit Orangen-, Zitronen- und Olivengebüsch, mit Lorbeerrosen, Mastix, Aloes, Kamelie, Dahlien, weißen Alexandrinerrosen, Hortensien, weißen und rosenroten Lotosblumen, mit südamerikanischen Passionsblumen, reichen Sammlungen von Fuchsien, Salbei, Begonien, Hyazinthen, Tulpen, Krokus, Narzissen, persischen Ranunkeln, bärtiger Iris, Zyklamens, Orchideen, Pantoffelblumen, baumartigem Farn, und ferner mit Vertretern der Tropenzone, wie indischem Blumenrohr, Palmen, Datteln, Feigen, Eukalypten, Mimosen, Bananen, Goyaven (indischen Birnen), Flaschenkürbissen, Kokosbäumen – kurz, mit allem, was der Pflanzenfreund in den reichsten botanischen Gärten nur suchen kann.
Bei seiner Vorliebe für die alte Poesie muss sich Yvernes in die bukolischen Gefilde aus der Geschichte der Asträa versetzt wähnen. Wenn freilich auch die Lämmer den frischen Grasflächen nicht fehlen, rötliche Kühe zwischen den Umgrenzungen weiden und Damwild, Hirschkühe und andere graziöse Vierfüßler zwischen den Bäumen sich tummeln, so wird er doch die Schäfer D’Urfés und dessen reizende Schäferinnen vermissen. Was den Lignon angeht, so wird dieser durch einen geschlängelten Flusslauf ersetzt, dessen murmelndes Wasser durch die leichthügelige Landschaft hingleitet.
Das Ganze erscheint nur wie künstlich geschaffen.
Der ironische Pinchinat sieht sich deshalb zu der Bemerkung veranlasst:
»Ah, das ist wohl alles, was Sie an Flüssen angelegt haben?«
»An Flüssen?… Wozu sollten sie dienen?« antwortet Calistus Munbar.
»Nun, selbstverständlich, um Wasser zu haben.«
»Wasser … das heißt, eine im Allgemeinen ungesunde, mikrobische und den Typhus gebärende Flüssigkeit?«
»Mag sein, man kann sie aber doch reinigen …«
»Wozu sich erst damit bemühen, wenn man imstande ist, ein hygienisches, von jeder Verunreinigung freies, auf Wunsch auch moussierendes oder eisenhaltiges Wasser zu erzeugen?«
»Sie fabrizieren also Ihr Wasser?« erkundigt sich Frascolin.
»Gewiss, und wir liefern es kalt oder warm in die Wohnungen, ebenso wie wir Licht, Töne, Zeit, Wärme, Kälte, motorische Kraft, Antiseptika und Elektrizität durch Selbstleitung verteilen …«
»Dann darf man wohl auch annehmen«, spöttelt Yvernes, »dass Sie sich den nötigen Regen erzeugen, um Ihre Rasenflächen und Blumen zu erfrischen?«
»Wie Sie sagen, Herr erster Geiger«, versichert der Amerikaner, während er mit den von Juwelen glitzernden Fingern durch den dichten Bart streicht.
»Also Regen auf Befehl!« ruft Sébastien Zorn.
»Jawohl, liebe Freunde, Regen, den ein im Erdboden liegendes Röhrennetz in regelmäßig geordneter, vorteilhafter und praktischer Weise zu spenden und zu verteilen gestattet. Ist das nicht weit besser als zu warten, bis es der Natur zu regnen beliebt, sich den Launen der Klimate zu unterwerfen, auf unpassende Witterung zu schimpfen, die einmal eine zu lange andauernde Nässe und dann wieder eine verzehrende Dürre bietet, ohne Abhilfe schaffen zu können?«
»Halt, hier muss ich Sie festnageln, Herr Munbar!« fällt Frascolin ein. »Zugegeben, dass Sie sich Regen zu verschaffen vermögen, so werden Sie doch nicht imstande sein, ihn zu verhindern, vom Himmel zu fallen.«
»Vom Himmel? Was hat denn der damit zu schaffen?«
»Nun, der Himmel oder, wenn Sie das lieber wollen, die Wolken, die sich entleeren, die atmosphärischen Strömungen mit ihrem Gefolge von Zyklonen, Tornados, Windstößen, Stürmen, Orkanen … Wenn z.B. die schlechte Jahreszeit kommt …«
»Die schlechte Jahreszeit …?« wiederholt Calistus Munbar.
»Ja, der Winter …«
»Der Winter?… Was ist denn das?«
»Ich sagte: der Winter mit Frost, Schnee und Eis!« ruft Sébastien Zorn, den die ironischen Antworten des Yankee in Wut bringen.
»Kennen