Joe Barry

Privatdetektiv Joe Barry - Alles nur Theater


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      John Baldon hatte vor, den Ball genau auf der Mittellinie dahinrollen zu lassen. Wie immer überkam ihn kurz eine Regung, ihn leicht in Richtung auf die Mannschaft von Kent zu rollen, aber sein sportlicher Geist hielt ihn davon zurück, obwohl er mit Kent sympathisierte und dieser Mannschaft den Sieg wünschte.

      Sein rechter Fuß stieß nach vorn und berührte den Ball. In diesem Augenblick erstarrte Starr.

      Ein orangefarbener Blitz zuckte auf. Dann ertönte eine gewaltige Detonation. John Baldon wurde buchstäblich in der Luft zerrissen. Auf dem Fleck, auf dem er gestanden hatte, war nur noch ein großer Krater. Steine und Erdbrocken prasselten in ihn zurück, als das Krachen der Explosion verstummte.

      Einen Moment lang waren die Menschen starr, dann brach im Stadion die Hölle los.

      *

      „Eine verteufelte Geschichte“, knurrte Captain Starr sechs Stunden Später. „Sieht ganz so aus, als wäre dieser gemeine Mord nicht aus dem Handgelenk aufzuklären.“

      Die Mordkommission hatte ihre Arbeit bereits abgeschlossen, während die Sprengstoffexperten noch am Werk waren. Jeder Quadratzentimeter Boden wurde untersucht, in der Hoffnung, einen Hinweis zu finden.

      Es war inzwischen dunkel geworden. Die Polizisten hatten starke Scheinwerfer herangeholt, mit deren Hilfe das Fußballfeld in gleißendes Licht getaucht wurde. Der Tatort selbst war abgesperrt. Außer den Polizisten hatten nur noch Reporter Zugang. Überall standen die Leute in Gruppen herum und diskutierten den Vorfall.

      Starr ging zu der Turnhalle hinüber, wo die Polizei ihr Hauptquartier aufgeschlagen hatte. Er traf dort auf MacGart vom zuständigen Dezernat.

      „Irgendein Hinweis?“ wollte der Captain wissen.

      „Nicht viel“, war die Antwort. „Fest steht, daß es Dynamit war. Eine ziemlich starke Ladung. Über den Zünder kann ich nichts sagen. Bisher haben wir noch nichts von ihm gefunden, und die Aussichten sind schlecht.“

      „Vielleicht ergibt die Untersuchung im Labor etwas“, meinte Starr.

      MacCart zuckte die Achseln.

      „Möglich. Haben Sie inzwischen herausgefunden, wer den Fußball auf das Spielfeld gebracht hat?“

      „Darüber herrscht Unklarheit. Am wahrscheinlichsten ist, daß der Schiedsrichter, ein gewisser Joe Corbett, es getan hat. Aber es kann sich niemand daran erinnern. Ich selbst habe nicht darauf geachtet.“

      „Und wo steckt der Bursche.“

      „Er ist verschwunden!“

      Die beiden Kriminalisten sahen sich bedeutungsvoll an.

      „Sonst scheint der Fall ziemlich klar zu liegen“, sagte MacCart langsam.

      „Ich will es hoffen“, erwiderte Starr. Er schüttelte sich eine Lucky aus der Packung und brannte sie an.

      „Dieser Corbett war das erste Mal in Kent“, fuhr er fort. „Er kam aus New York, wo er als Sportlehrer tätig ist, Angeblich war er mit John Baldon befreundet. Hier in Kent war er bis heute eine unbekannte Größe, Er kam erst eine halbe Stunde vor Beginn des Spiels hier an und ist seit der Explosion verschwunden.“

      „Haben Sie ihn in New York suchen lassen?“

      „Natürlich, Dort ist er noch nicht aufgetaucht. Er ist Junggeselle und bewohnt ein Apartment in Bronx. Wir haben inzwischen ein Foto von ihm aufgetrieben und die Fahndung nach ihm angekurbelt. “

      „Kam er mit dem Wagen?“

      „Ja. Er fuhr einen alten Chevrolet, dessen Nummer uns bekannt ist. Bisher hat man aber auch den Wagen noch nicht gefunden.“

      MacCart kaute auf seinem erkalteten Zigarrenstummel herum.

      „Für mich ist der Fall ziemlich klar, Captain. Joe Corbett praktizierte die Sprengladung in den Fußball und ist der Mörder John Baldons. Sie müssen nur herausfinden, warum er es getan hat und wo er steckt,“

      „Hoffen wir, daß es so war“, sagte Starr, „Nach meinen Erfahrungen mit den Theaterleuten vom Broadway scheint mir der Fall jedoch nicht so einfach zu liegen. Aber warten wir es ab.“

      „Sicher“, sagte McCart und tippte an den Hutrand. „Bis später, Captain!“

      *

      Joe Barry war mit dem Studium der Morgenzeitungen beschäftigt. Er hatte für die Zwölf-Uhr-Maschine nach Miami einen Platz gebucht, wo er einen Versicherungsbetrug aufdecken sollte. Bis zur Abfahrt zum International Airport hatte er noch eine halbe Stunde Zeit.

      Der Bericht über das Sprengstoffattentat in Kent erschien in allen Blättern auf der Titelseite. Joe las ihn mit besonderem Interesse durch, da sein Freund Starr die Untersuchungen führte.

      Die Zeitungen brachten ausführliche Beschreibungen, die mit Fotos vom Tatort illustriert waren. Auch ein Foto von Joe Corbett wurde gebracht, das die Polizei der Presse zur Verfügung gestellt hatte.

      Walker erinnerte sich in diesem Augenblick an einen Fall, den er vor einiger Zeit bearbeitet hatte. Ein Millionär an der Ostküste war durch eine Sprengladung in einem Tennisball ermordet worden.

      Dieser Corbett schien durch diesen Fall, der damals groß in allen Zeitunggen herausgekommen war, zu seiner Tat angeregt worden zu sein.

      Trotzdem störte ihn etwas an der Geschichte. Ein paar Reporter waren dem Privatleben Corbetts nachgegangen. Sie hatten ein paar Entdeckungen gemacht, die an seiner Täterschaft zweifeln ließen.

      So besaß Corbett ein beachtliches Bankkonto, von dem er nichts abgehoben hatte. Das Konto war von der Polizei sofort gesperrt worden.

      Außerdem hatten einige Zeugen bestätigt, daß Corbett und der ermordete Baldon gut befreundet gewesen waren. Corbett war in seiner Jugend Berufsspieler bei englischen Fußballmannschaften gewesen. Baldon hatte ihn dort entdeckt und in die Staaten geholt, wo Corbett ihm helfen sollte, den Soccer Football populär zu machen.

      Ein Motiv für dem Mord an Baldon war aus diesen Angaben beim bestell Willen nicht abzuleiten.

      Joe blätterte die Zeitungen weiter durch. Sonst stand nichts von Bedeutung darin.

      Das Läuten des Telefons unterbrach ihn.

      „Mr. Walker?“ fragte die schleppende Stimme eines Mannes. Es klang, als kratze eine Feile über Glas. „Mein Name ist Bill Donelly. Ich bin Schriftsteller.“

      „Was wünschen Sie, Mr. Donelly?“ fragte Walker, nur mäßig interessiert.

      „Haben Sie Zeit, auf einen Sprung zu mir zu kommen?“

      „Tut mir leid! Ich habe um zwölf Uhr eine Verabredung mit einem Flugzeug.“

      „Vielleicht überlegen Sie es sich noch, wenn ich Ihnen sage, worum es sich handelt. Ich bin der Verfasser des Kriminalstückes Alibi für den Staatsanwalt‘, das vor einem Jahr im Baldon-Theater lief.“

      In Walkers Gehirn klingelte es. Sein Interesse war geweckt.

      „John Baldon wurde gestern umgebracht“, fuhr Mr. Donelly fort. „Und heute früh hat man einen Mordanschlag auf mich verübt.“

      „Warum melden Sie das nicht der Polizei?“

      „Weil ich das nicht für zweckmäßig halte“, sagte Donelly schleppend. „Ich habe meine eigenen Vorstellungen von diesem Fall, und ich möchte, daß Sie ihn übernehmen. Sind Sie interessiert?“

      Joe überlegte kurz. Die Sache reizte ihn. Der Versicherungschwindel in Miami konnte noch ein paar Tage warten.

      „Okay, Mr. Donelly. Wann können wir uns treffen?“

      „Sofort. Ich erwarte Sie in meiner Wohnung Madison Avenue 1017. Aber parken Sie Ihren Wagen nicht vor dem Haus. Ich habe das Gefühl, beobachtet zu werden.“

      „Geht in Ordnung, Mr. Donelly“, versprach Joe und legte auf.

      Er