der Physik wird das kosmologische Prinzip betrachtet. Dies ist für die Ordnung der Welt und deren Bestand verantwortlich. In der Physik werden ebenfalls belebte und unbelebte Gegenstände untersucht. Außerdem spielt deren Relation zueinander eine Rolle. Zur damaligen Zeit hat sich die Physik ebenfalls mit jenen Wissenschaften beschäftigt, die heute unter dem Begriff „Naturwissenschaften“ zusammengefasst sind. Die Theologie floss damals außerdem mit in die Physik ein. Nach der stoischen Auffassung wirkt mit der Natur ein göttliches, rationales Prinzip, welches diese Welt leitet. Die Logik fokussiert sich hingegen auf die menschliche Vernunft, die Sprache und das Denken. Diese Disziplin untersucht Ausdrucksformen und Gesetzlichkeiten. Das naturgemäße Leben wird von der Ethik bestimmt. So widmet sich diese Disziplin dem menschlichen Leben. Dieses Leben hat als oberstes Ziel, die eigene sowie die kosmische Vernunft in Einklang miteinander zu bringen. So umfasst die Ethik die Psychologie, die Handlungstheorie sowie die Frage nach einem positiven und strebsamen Leben.
Ein umfassendes philosophisches System wurde von den Stoikern entwickelt. Dies führte dazu, dass Logik, Ethik und Physik nicht mehr unverbunden nebeneinander stehen, sondern vielmehr zusammengemischt. Diese drei Disziplinen bilden eine systematische Einheit. Somit kann die Philosophie mit einem Organismus verglichen werden, dessen Fleisch und Blut der Physik entsprechen. Seine Nerven und Knochen entsprechen der Logik und dessen Seele der Ethik. Auch kann es mit einem Garten verglichen werden, bei dem die Logik der Umzäunung entspricht, die Physik gleicht Boden und Bäumen, während schließlich die Ethik die Frucht darstellt. Diese Bereiche hängen sehr stark miteinander zusammen.
Logik
Rhetorik und Dialektik sind die beiden Bereiche der stoischen Logik. Große Verdienste haben die Stoiker hinsichtlich der Sprachlehre erworben. Denn sie haben größtenteils die üblichen grammatischen Bezeichnungen ins Leben gerufen. Für Stoiker bedeutet Sprache ein Resultat der Natur. Sie verstehen unter Sprache nicht nur lediglich eine willkürliche Aneinanderreihung von Worten. Die Lehre von Normen und Kriterien sind aus philosophischer Sicht wichtig. Diese Lehre sowie ihre Entstehung zählen ebenfalls zur Logik. Darunter ist eine Art Erkenntnistheorie zu verstehen. Diese basiert auf einer psychologischen Grundlage. Die Seele ist bei der Geburt mit einer unbeschriebenen Tafel zu vergleichen. Das Geschehende wird in diese Tafel wie ein Abdruck in weiches Wachs gedrückt. So werden Vorstellungen hervorgerufen, welche Erinnerungen in der Seele hinterlassen. Verknüpfungen lassen diese zu Erfahrungen werden. Die Stoiker sprechen in diesem Kontext von gemeinsamen Begriffen. Diese führen erst durch den vernünftigen Begriff zur Erfassung der Dinge. Dies bedeutet, dass die Ratio vorherrschend ist. Nicht nur allein explizites Wissen spiegelt die Ratio wider. Laut der Stoiker ist die Ratio vergleichbar mit einem Samen, welcher in einem Menschen wächst und gedeiht.
Physik
Die Stoiker versuchten sich daran, den aristotelischen Dualismus von Idee und Materie monistisch umzubilden. So waren Stoff, Form, Körper und Geist für die Stoiker eine Einheit. Auch das Geistige (die Idee) ist für die Stoiker Materie. Die gesamte Welt bildet für sie eine große Einheit. Diese besteht aus einer kraftbegabten, stofflich-körperlichen Substanz. Die Physik bekommt einen materialistischen Charakter verliehen. Alles, was einen Körper aufweist, ist wirklich. Stoffliche Ursachen liegen einer Wirkung zugrunde. Alle Dinge, die sind, die Seele, Gott, Affekte und Tugenden sind körperlicher Natur. Selbst die Weisheit sowie die Wahrheit werden dazu gezählt. Das Leere, der Raum, die Zeit sowie die Bedeutungen von Aussagen sind unkörperlich. Immanente vernünftige wirksame Kräfte sind in jedem Stoff enthalten. Die Gottheit wird allerdings als die Urkraft bezeichnet. Ähnlich wie bei Heraklit gilt die Physik als Feuer, welches jegliche Dinge erzeugt, belebt und anschließend bewegt, sog. Urfeuer. Dieses Urfeuer, auch „logos spermatikos“ genannt, durchdringt die ganze Materie und gestaltet und formt diese als wirkendes Prinzip. Der Logos wiederum kann nur durch die Materie Gestalt annehmen.
„Diese Weltordnung, dieselbige für alle Wesen, hat kein Gott und kein Mensch geschaffen, sondern sie war immerdar und ist und wird sein ewig lebendiges Feuer, nach Maßen erglimmend und nach Maßen erlöschend.“ (aus Heraklit „Naturlehre, Feuer und Feuchtigkeit“).
Ein weiterer Begriff, der kennzeichnend für die Physik ist, ist das „Pneuma“. Darunter ist ein belebender Atem und Hauch zu verstehen, welcher alle Lebewesen stofflich-dynamisch durchströmt. Alles ist eins. Unter dem Urfeuer ist auch die Vernunftkraft zu verstehen und unter dem Pneuma auch das Logos. Eine Urkraft unter Einwirkung der Notwendigkeit ist die Ursache für alles Geschehen in der Welt. Darunter kann auch Schicksal oder Verhängnis, das Fatum (griechisch „heimarmene“), zu verstehen sein. Trotz des Fatums besteht nach der Lehre der Stoiker indes ein Freiheitsspielraum des Menschen zur Gestaltung der Lebensführung. Denn das, was beeinflussbar ist, kann und soll der Mensch auch beeinflussen. Die menschliche Seele bildet ein Abbild der Weltseele (Kosmopolitismus). Diese hat das göttliche Geschlecht und ist unsterblich. Nach dem Tod erhalten sich die Einzelseelen lediglich eine gewisse Zeit. Laut den Stoikern erhalten sich die schlechten und unwissenden Einzelseelen bloß eine sehr kurze Zeit nach dem Ableben. Die guten Seelen verharren an einem Ort der Seligen bis eine neue Geburt der Welt erfolgt. Dies geschieht nach einem großen Weltenbrand („Ekpyrosis“), nachdem die gesamte Welt in die Einheit des göttlichen Urfeuers zurückkehrt. Laut den Stoiker kehren die Entstehung der Welt, deren Verlauf sowie deren Untergang periodisch wieder. Das Gleiche kehrt immer wieder, weshalb ein Fortschritt ausgeschlossen ist („Aeternum“). Man kann diesen Vorgang vergleichen mit einem Phönix, der aus der Asche aufsteigt.
Ethik
Die Stoiker gründeten die Ethik auf den ursprünglichsten und mächtigsten menschlichen Trieb. Die Stoiker sind der Überzeugung, dass der mächtigste menschliche Trieb der Selbsterhaltungstrieb ist. Er ist die Ursache dafür, dass ein Mensch als Teil des Kosmos über den Willen verfügt, seine eigene Natur zu verwirklichen. Der Mensch hat als Vernunftwesen die Möglichkeit der Empfindung und der Erkenntnis der Teilhabe und der Einsicht in die verwandten Zusammenhänge. Er hat somit die Weisheit der universellen Gesetzmäßigkeit, dass er Teil des göttlichen Logos ist, zu erkennen. Er erkennt, dass er sein Leben gemäß dieser Vernunft („secundum naturam vivere“) zu gestalten hat, sog. tugendhaftes Leben. Das Ziel des Menschen ist es also, mit der Natur im Einklang zu leben und sich selbst treu zu sein („Homología“). Dies bringt ihm Glück und innere Befriedigung („Eudaimonia“).
An dieser Stelle haben sich die Stoiker gefragt, mit welcher Natur der Mensch im Einklang leben möchte. Nicht jeder Stoiker wusste darauf die passende Antwort. Der überwiegende Teil der Stoiker teilte die Meinung von Chrysippos. So waren sie der Meinung, dass der Mensch mit der Natur des Alls sowie der Natur des Einzelnen im Einklang sein wollte. Der vernünftige Mensch fügt sich demnach nicht den notwendigen alltäglichen Dingen, sondern dem Logos oder auch dem göttlichen Weltgesetz, welches aus einer freien Selbstbestimmung resultiert. Den scharfen Gegensatz zur Lust bildet die Tugend. Diese genügt, um in Glückseligkeit leben zu können. Voraussetzung ist, sich nicht durch die Affekte verwirren und beunruhigen zu lassen. Denn die affektgeleiteten Bewertungen führen zu einer falschen Einschätzung der Dinge, da sie sich meist auf die eigentlich bedeutungslosen Themen, wie Macht, Reichtum, Karriere richten. Diese Dinge sind für sich weder gut noch schlecht („Adiaphora“), d. h., wenn man sie bereits hat, muss man diese nicht zwingend aufgeben. Sie haben jedoch schlicht keine Relevanz für die Erreichung der Eudaimonia und das vermeintliche Lebensglück durch diese Faktoren zu erreichen, fördert nicht die sittliche Reifung des Menschen. Erst, wenn er aufgibt diesen falschen Zielen nachzustreben, erreicht er die Eudaimonia, das Glück der inneren Unabhängigkeit, die auch durch eine äußere Unfreiheit nicht mehr eingeschränkt werden kann.
Die antike stoische Ethik
Da es sich bei Menschen um Vernunftwesen handelt, sind diese dazu imstande, göttliche Gesetzmäßigkeiten zu erkennen. Mit ihrem bewussten Handeln können sie sich nach diesen richten. Als Schlüsselwort für die stoische Ethik gilt das naturgemäße Leben. Darunter ist ein vernunftgemäßes Leben zu verstehen. Ein vernunftgemäßes Leben zu führen, bedeutet den Zustand der Glückseligkeit zu erlangen. Die Unvernunft ist das einzige Übel, welches der Vernunft gegenübersteht. Die stoische Ethik bezeichnet