Kai Hirdt

Perry Rhodan 3095: Unterhaltung mit einem Monster


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versuchte so tun, als sei nichts geschehen. »Ich sehe, du hast eine Thesan bei dir. Terraner und Thesanit, das passt. Terroristen und Verräter.«

      Rhodan lächelte schmal. Der Konsul konnte wohl kaum glauben, dass er die unbedachte Äußerung einfach ignorierte. Aber bis er wusste, was es mit Tochter Zem auf sich hatte, musste Rhodan mitspielen. Wahrscheinlich hatte der Konsul ihm gerade versehentlich einen Trumpf in die Hand gedrückt. Leider wusste Rhodan nicht, welchen Regeln ihr Spiel folgte.

      Nur eines stand fest: Aipu war keineswegs die einzige Person an Bord der RAS TSCHUBAI, die für die Cairaner wichtig war. Damit würde sich zu gegebener Zeit etwas anfangen lassen.

      »Konsul«, schlug Rhodan vor. »Wir beide haben Entscheidungen von großer Tragweite zu treffen. Wir sollten das überlegt und mit kühlem Kopf tun.«

      Sturu öffnete den Mund, doch Rhodan ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Du wirst dich beraten müssen, nehme ich an. Verabreden wir uns doch in zwei Stunden, um über die nächsten Schritte zu verhandeln. Das Angebot steht, solange eure Flotte sich uns nicht weiter nähert.«

      Es war zumindest einen Versuch wert. Zwar glich die Verhandlungsposition der RAS TSCHUBAI einer Maus, die in einem Zwinger voller hungriger Katzen eine Auszeit verkündete.

      Aber der Konsul stimmte zu.

      Damit war Rhodan endgültig überzeugt, dass Zemina Paath für die Cairaner eine immens wichtige Rolle spielte. Welche das war, mussten sie in den kommenden zwei Stunden herausfinden.

      *

      »Tochter Zem?«, fragte Rhodan, nachdem die Verbindung geschlossen war.

      »Ich weiß nicht, was es damit auf sich hat«, versicherte Zemina Paath. »Aber es zeigt, dass meine Ahnung richtig war. Ich hatte das Gefühl, das Sternenrad zu kennen. Offenkundig war ich schon einmal hier.«

      Rhodan unterdrückte einen Seufzer. Er hatte sich mehr hilfreiche Informationen erhofft. Aber Paath konnte nichts dafür, dass die Cairaner ihr Teile ihres Gehirns entnommen hatten. Ihr Gedächtnis war beschädigt, und all die wertvollen Informationen, die es zweifellos einmal enthalten hatte, standen nicht zur Verfügung.

      »Vielleicht kann ich weiterhelfen«, bot Emuladsu an.

      Rhodan wandte sich der Cairanerin zu. »Weißt du etwas darüber?«

      »Nein«, sagte Emuladsu. »Aber ich weiß, wer etwas weiß: das Cairanische Panarchiv. Es geschieht nichts Wichtiges im Sternenrad und in der Milchstraße, das der Geheimdienst nicht beobachtet. Oder es zumindest versucht.«

      »Das wiederum wissen wir«, sagte Rhodan. »Aber das Panarchiv schützt sich garantiert gut gegen Spionage von außen.«

      »Und nicht ganz so gut gegen Spionage von innen«, antwortete die Cairanerin. »Ich wette, dass es den Terranern nicht ein einziges Mal in ihrer Geschichte gelungen ist, einen Psailer zu erbeuten. Habe ich recht?«

      »Einen was?«

      »Einen Kommunikationschip des Panarchivs«, erklärte Emuladsu. »Die sind selten, es gibt sie nur für ranghohe Mitarbeiter. So ein Ding ist auf die Gehirnwellen des Nutzers geeicht. Wir haben meinen so umgestellt, dass er von Aipu und Schlafner benutzt werden kann.«

      Rhodan überlegte bereits, wie sie dieses Gerät für sich einsetzen konnte.

      Auch dafür hatte Emuladsu schon eine Idee. »Aipu halten wir aus dieser Sache raus, er hat genug durchgemacht. Aber zusammen mit Schlafner müsste ich ins Panarchiv eindringen und die dortigen Datenbanken auslesen können.«

      »Ins Geheimdienst-Hauptquartier?«, fragte Rhodan. »Während uns da draußen zehntausend Schiffe belauern? Es gibt doch sicher auch eine Möglichkeit zur Fernabfrage.«

      »Wahrscheinlich nicht«, gab die Cairanerin zurück. »Wir ...«

      »Ich widerspreche«, schaltete sich eine körperlose Stimme einer jungen Frau ins Gespräch ein: ANANSI, das semitronische Bordgehirn der RAS TSCHUBAI. »Ich habe Aipus Geschichte mit Interesse verfolgt und weiß darum, wie ihr den Psailer in der Vergangenheit eingesetzt habt. Ich halte eine Fernabfrage für möglich. Und wenn sie scheitert, hat unsere Situation sich nicht verschlechtert.«

      Rhodan sah Emuladsu fragend an.

      Die Cairanerin breitete die Arme aus und zeigte alle vier Hände. »Meinetwegen.«

      *

      Schlafners Multikom lag blinkend zwischen Rhodan, Emuladsu und Schlafner auf dem Besprechungstisch.

      »Die Verbindung steht«, meldete ANANSI. »Du kannst die Daten abfragen.«

      Emuladsu ließ alle 16 Finger in Windeseile über eine holografisch projizierte Tastatur fliegen, die der üblichen Technik des Panarchivs nachempfunden war. Als ehemalige Agentin kannte sie die Abfragesyntax genau genug, um keinen Alarm auszulösen.

      Die Sekunden tropften zäh dahin, bis ANANSI sich mit einem Ergebnis meldete. »Der Name Zemina Paath ist ein einziges Mal in den verfügbaren Daten enthalten.«

      Paath schwieg mit weit geöffneten Augen.

      Deshalb stellte Rhodan die Frage: »In welchem Kontext?«

      »Leider lediglich als Stichwort mit Verweis auf einen anderen Datensatz«, fuhr ANANSI fort. »Details seien in den Informationen zum Projekt Vertex-Kundschafter enthalten.«

      »Kundschafterin!« Paath sog scharf die Luft ein und sah Rhodan in die Augen. »Habe ich es dir nicht gesagt?«

      Rhodan brauchte einen Moment, um sich zu erinnern. Es war bei ihrer ersten Begegnung gewesen, als die RAS TSCHUBAI gerade erst das Chaotemporale Gezeitenfeld rund um die Kunstwelt Wanderer verlassen hatte. Rhodan hatte Paath gefragt, ob sie eine Botin sei.

      Vielleicht bin ich eher eine Kundschafterin, hatte sie geantwortet.

      Eine Kundschafterin wessen?

      Das weiß ich nicht.

      Es schien, als wäre die Antwort auf die Frage plötzlich in greifbare Nähe gerückt. »Was ist ein Vertex-Kundschafter?«, fragte Paath sichtlich gespannt und, so kam es Rhodan vor, ein wenig furchtsam.

      »Auf diese Informationen habe ich keinen Zugriff.« ANANSI äußerte es im Tonfall echten Bedauerns.

      »Verdammt!«, murmelte Rhodan. »Dupa?«

      »Bin schon dran.« Erneut bediente die Cairanerin die Tastatur, so schnell, dass die Bewegungen ihrer Finger vor Rhodans Augen zu verwischen schienen.

      Schließlich ließ sie die vier Hände sinken. »ANANSI hat recht«, erklärte sie. »Meine Sicherheitsfreigabe reicht nicht für eine Fernabfrage aus.«

      Rhodan ahnte, worauf das hinauslaufen würde. Er schickte ein Signal an Gucky. »Eine Fernabfrage«, stellte er fest. »Vor Ort im Panarchiv könntest du mehr herausfinden?«

      »Davon gehe ich aus«, verkündete Emuladsu.

      Rhodan nickte gemächlich. »War mir klar. Zemina, Schlafner, könnt ihr uns kurz allein lassen?«

      Die Lasha und der Terraner verließen den Besprechungsraum.

      »Ich mag es nicht, manipuliert zu werden«, sagte Rhodan zu der Cairanerin, als sie allein waren. »Du willst ins Panarchiv eindringen, um etwas über deine verschwundenen Kinder herauszufinden. Stimmt's?«

      »Und wäre daran etwas verwerflich?«, giftete die Cairanerin. »Ihr Menschen hängt doch auch an eurem Nachwuchs. So heißt es zumindest.«

      »Nichts ist daran verwerflich«, entgegnete Rhodan. »Ich unterstütze dein Anliegen. Und zwar ausdrücklich nicht nur, weil du erpressbar bist, solange deine Kinder in der Hand eurer Regierung sind. Sondern auch, weil ich es unerträglich finde, dass jemand Kinder für politische Zwecke missbraucht. Aber wenn wir dir helfen sollen, musst du ehrlich sein.«

      Die Cairanerin schwieg.

      »Also ...«, sprach Rhodan weiter. »Offensichtlich glaubst du, du kannst