G.F. Barner

G.F. Barner Staffel 6 – Western


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wirst an einem Baum hängen, Mensch! Du hast kein Geld mehr, du hast keinen Saloon mehr, du hast nur noch dein bißchen Leben, mehr nicht, verstehst du? Raus mit dir, ich decke keinen Mörder!«

      Er stiert ihn an und bewegt die Lippen.

      »Sei doch vernünftig, Engel sind wir alle nicht, Slade«, murmelt Lowman heiser. »Hilf ihm doch!«

      »Nein!«

      Mansfield steht an der Wand, den Blick flackernd auf Towers gerichtet. Verzweiflung liegt in seinen Augen. Es ist aus, denkt Mansfield, ich habe vielleicht sechzig Dollar in der Tasche. Zum Saloon kann ich nicht zurück. Wer mich sieht, der macht Jagd auf mich. Aus! Wenn ich doch nur Geld hätte!

      »Du!« sagt er plötzlich und sieht den dicken Towers an.

      »Ich weiß was. Kaufe mir den Sa-loon ab.«

      »Was?«

      Towers’ Gesicht ist nichts als leer und voller Staunen.

      »Kaufe mir den Saloon ab.«

      »Bist du verrückt, Mensch? Was soll ich denn mit dem? Nichts da, hinaus mit dir, versuche dein Heil draußen!«

      »Nein, nein, ich kann nicht raus, sie bringen mich um. Gib mir zwanzigtausend, er ist vierzigtausend wert, und verstecke mich.«

      »Zwanzig, du bist ja wahnsinnig, du bist schon tot und willst feilschen? Raus hier!«

      »Nein, fünfzehn!«

      »Ich habe sie nicht hier. Und wenn schon, jeder wird wissen, daß ich dir geholfen habe, sie werden sagen, daß ich mit dir unter einer Decke gesteckt habe. Nichts zu machen, ich habe so viel Geld nicht im Haus.«

      »Aber zehntausend, hast du die nicht, neun – acht...?«

      »Ich habe gerade fünftausend Dollar hier. Das andere Geld liegt auf der Bank.«

      »Nur fünftausend?« fragt Mansfield und hört die Leute schreien. »Nur fünftausend! Gut, ich verkaufe ihn dir. Gib mir das Geld.«

      »Nein«, sagt Towers und schüttelt den Kopf. »Ich tue es nicht. Ich helfe doch keinem Mörder. Fünftausend ist eine Stange Geld!«

      »Gib ihm das Geld, hilf ihm!« zischt Lowman. »Sie können jede Minute hier sein!«

      »Und wer glaubt mir, daß ich ihm nicht geholfen habe, wenn ich plötzlich Besitzer seines Saloons bin? Ja, wenn ich ihn für dreißigtausend kaufen würde und schon vor einer Woche oder zwei... Es geht nicht, Lowman!«

      »Es geht, es geht. Ich unterschreibe auch, daß ich ihn dir schon vor einem Monat verkauft habe«, sagt Mansfield in seiner Verzweiflung. »Bitte, vor einem Monat. Ich bescheinige dir, daß ich dreißigtausend dafür erhalten habe.«

      »Nein, nicht von mir, von meinem Stiefbruder Mortimer!«

      »Warum das? Warum nicht du?«

      »Ich kann den Saloon für Mortimer führen«, sagt Towers nachdenklich. »Ich will mit der Sache nichts zu tun haben. Nun gut, ich mache es!«

      Er setzt sich hin, schreibt, macht den Geldschrank auf und zählt ihm die Tausender hin.

      »Da, unterschreibe!« sagt er mürrisch. »Ich weiß nicht, warum ich es mache, aber ich tue es. Man sollte dich... Gut, fertig, wohin mit dir?«

      Er sieht sich um, deutet auf die Tür zum Nebenraum und sperrt sie auf. In seinem Schlafzimmer ist eine Truhe, in die steigt Mansfield, das Geld in der Tasche.

      »Ihr müßt mir ein Pferd besorgen, hört ihr? Wenn es ruhig geworden ist, muß ich weg.«

      »Ja, ja, du bekommst es schon, Mansfield. Steig hinein, schnell!«

      Die Truhe bleibt einen Spalt offen, sie gehen hinaus.

      Lowman sieht einmal zum Fenster, tritt an den Vorhang und steht so, daß er auf die Straße blicken kann. Dann nimmt er den Hut ab und macht den Vorhang wieder zu. Unten haben sie ihn gesehen.

      »Du Narr«, sagt er danach zischelnd zu Towers, »was sagte ich dir? Trotzdem ist es ein Fehler, wir hätten ihn zum Schweigen bringen sollen, jetzt oder später.«

      »Ich mache das nicht mit, Lowman!«

      »Du bist ein Narr, Freund Hipo«, erwidert Lowman eisig. »Aber ich halte mich an unsere Verabredung, ihm geschieht nichts. Hoffentlich mußt du es nicht eines Tages bedauern.«

      Sie kommen ins Haus, sie rennen unten umher und stürmen dann die Treppe hoch. Es klopft an der Tür, jemand reißt sie auf.

      Drei, vier Männer vor der Tür.

      »He, habt ihr Mansfield gesehen? Er muß hier irgendwo sein.«

      »Was zum Teufel, fällt euch ein?« fragt Towers wütend. »Runter mit euch, hier ist kein Mensch außer mir. Was soll der Unsinn? Schert euch raus!«

      Lowman ist nicht mehr da. Lowman sitzt drüben auf der Truhe, den Revolver in der Hand. Er hört sie die Treppe herabpoltern und Mansfield keuchen.

      Ein Fehler, denkt der Mann, der ein Leben zuviel besitzt. Es ist ein Fehler, aber ich habe etwas versprochen. Morgen werden wir in den Saloon ziehen. Und in ein paar Wochen räumen unsere Spieler anderen die Tische leer. Mein Saloon, ich habe es gewußt. Nur ein Trick, einige Leute und ein Spielchen. Und schon besitzt man einen Saloon. Ich werde leben wie jeder andere Mann. Niemand wird wissen, daß ich früher im Dreck gesteckt habe. Angesehen und reich werden, und dann weggehen, weit fort!

      Weit fort, Lowman, sehr weit!

      Er träumt nun, dieser Lowman.

      Und er vergißt den einen Fehler.

      Der Fehler kostet ihn alles.

      Auch das, was er noch hat:

      Ein Leben zuviel.

      *

      Er heißt Ernest P. Kellogg und trägt seinen Stern selten offen. Er sucht Harry Lowman. Ernest Kellog hat zwei Gehilfen bei sich. Er kennt den Mann und weiß, wie gefährlich er ist, daß er zuerst schießt und dann fragt.

      Ernest P. Kollegg ist in Salem.

      Da kommt eine Meldung, sie ist nur kurz, aber sie erzählt einem Mann wie Kellogg mehr als ein ganzes Buch:

      Überfall auf den Store von Williams, Geld geraubt, auch zwei Pferde.

      Er ist keine fünfzig Meilen weiter, als er die andere Nachricht bekommt und sein Blick sich verdüstert.

      Sam Kellogg, Deputy-Sheriff – erschossen.

      Der kleine Vetter, der den großen nachzueifern trachtete. Sam Kellogg hat die beiden Pferde und den Mann verfolgt, allein.

      »Armer Bursche«, sagt Ernest Kellogg knirschend. »Das konntest du nicht wissen, ich habe es auch einmal nicht gewußt.«

      Er faßt unwillkürlich an seine Seite und kann die Narbe noch fühlen. Kelloggs Mann schießt erst und fragt dann.

      Daraufhin sucht der Marshal verbissener als sonst schon weiter. Der Draht summt, der Draht gibt Kelloggs Botschaft durch: Wo sind die beiden Pferde gesehen worden, wo ein Mann?

      Ein paar Tage später findet ein gewisser Talbot, von Beruf Frachtwagenfahrer, zwei Pferde, Williams Pferde sind wieder da.

      Seine beiden Deputies blicken ihn an, sie sehen nichts als ein düsteres, verkniffenes Gesicht. Und dann sagt der US-Marshal Kellogg:

      »Du reitest nach Norden, Jim. Hier ist die Karte, jeder bekommt einen Sektor. Er muß Pferde gekauft haben. Unser Freund kauft nur ein Pferd, das mindestens zweihundert Dollar kostet, die hat nicht jeder Pferdehändler. Er wird jetzt nicht mehr stehlen. Wenn er Geld hat, dann will er kein Low-Man mehr sein, dann kauft er sich eins. Jeder sucht in seinem Sektor, jeder hat drei Tage. Fragt überall und gebt seine Beschreibung jedem Händler.«

      Er teilt seine beiden Deputies ein. Dann trennen sie sich.

      Er hat neue Pferde