G.F. Barner

G.F. Barner Staffel 6 – Western


Скачать книгу

Mundvorrat.«

      Er lächelt so schön falsch, wie er es nur kann. Und Adams kennt dieses Lächeln nicht, hinter dem sich ein Teufel versteckt. Der Teufel in Lowmans Gehirn hat den Plan schon ausgebrütet. Ja, Lowman wird die Stadt verlassen. Und vorher bei dem guten Adams einkaufen. Er wird fortreiten auf jenem Pferd, daß er in Payetteville kaufte, um im Bogen nach Idahos Grenze zurückzureiten. Ein ganz einfacher Trick Lowmans, billig und schon oft erprobt.

      Lowman grinst, als er aus der Tür geht. Keiner hat sein Pferd jemals gesehen, dieses Pferd ist ehrlich gekauft, wenn auch mit gestohlenem Geld. Und keiner wird ihn sehen, wenn er in die Stadt zurückkommt, um Hipokrates Mortimer zu besuchen, der eigentlich Towers heißt. Er mußt diesen Towers nur erst sehen, dann wird er zu Adams gehen und sagen, daß er doch weiterreiten will. Und in der Nacht kommt er zurück. Amandeus Hipokrates Mortimer wird danach nicht mehr sprechen können. Er wird stumm sein wie ein Fisch!

      »Du hast mich zu sehr geärgert«, sagt Lowman zischend, als er auf die Straße tritt. »Niemand legt Harry

      Lowman auf die Nase – nicht ungestraft. Und bestehlen darf mich erst recht keiner. Das vergesse ich nie und keinem.«

      Er geht zu seinem Pferd.

      *

      Randolph steht hinter der Ecke und hat ein Messer in der Hand. Er will es schon losfliegen lassen, aber im letzten Augenblick überlegt er es sich doch noch.

      Der Kerl wird bestimmt versuchen, an Towers heranzukommen. Zuerst wird er ihn sehen wollen, um sicher zu sein, daß es auch sein Mann ist.

      Er hat schon wieder ein Leben zuviel, der Harry Lowman. Nur weiß er es nicht.

      Plötzlich stört ihn etwas. Sein Instinkt arbeitet, der Instinkt eines Wilden, eines Bösen.

      Es ist nichts als diese instinkthafte Regung, die Lowman den Kopf wenden läßt. Aber in diesem Augenblick ist Randolph schon weg, verschwunden hinter der Ecke, untergetaucht.

      Und doch bleibt das Gefühl in

      Lowman bestehen. Er verliert es nicht. Er reitet schnell über die Straße, sieht Browns Hotel drüben und biegt in die Gasse ein. In der Gasse macht er jäh kehrt. Er weiß nicht, was los ist, aber ihm ist unbehaglich zumute.

      So dreht er sein Pferd, sitzt blitzschnell ab und huscht zurück an die Ecke.

      Lowmans Augen verengen sich zu schmalen Schlitzen.

      Ein großer breitschultriger Mann kommt hastig über die Straße und starrt auf die Gasse, in der Lowman gerade verschwunden ist. Er kommt seitlich vom Store heraus. Und läuft beinahe.

      In diesem Moment zischt Lowman wie eine Schlange und knirscht mit den Zähnen. Der Mann geht ihm zu schnell. Lowman wittert etwas und dreht sich um, rennt zu seinem Pferd und reitet langsam weiter. Dort hinten ist eine Laterne an einem Haus. Laternen hängen nur dort, wo die Gasse eine Biegung macht.

      Lowman ist an der Ecke. Und sieht den Mann folgen. Noch eine Ecke muß kommen. Dann wird er das Pferd anhalten, absteigen und gehen. Wer immer ihm folgt, er wird sich wundern. Lowman sieht nie nach hinten. Der Bursche kennt Lowmans Trick nicht.

      Er reitet weiter. Ein Hof, ein Schuppen. Umrisse von länglichen Kästen.

      Särge, denkt Lowman, sieh mal einer an, Särge!

      Der Gedanke an Särge läßt ihn lächeln. Er weiß, er kann keine sechzig Yard von jenem Saloon entfernt sein, er muß sich hinter ihm befinden.

      Harry Lowman ahnt etwas, aber die letzte Bestätigung fehlt noch. Dort ist ein Haltebalken. Lowman steigt ab, der Mann folgt ihm nicht. Eine ungewisse Bewegung ist lediglich am Ende der Gasse an jener Ecklaterne zu erkennen, mehr nicht.

      Der wartet, denkt Harry. So, das Pferd ist festgebunden. Jetzt gehen – genau auf ihn zu. Ich wette, will er etwas, dann verdrückt er sich. Hat er ein reines Gewissen, dann wird er stehenbleiben und mich vorbeilassen. Oder habe ich mich geirrt, will der doch nichts von mir? Wie soll Hipo wissen, daß ich komme? Doch wer sagt, daß Hipo es nicht ahnt und sich vorbereitet hat? Und wenn er überall seine Leute hat? Verdammte Sache, den Kerl muß ich lebend haben, der soll sprechen. Und wenn ich ihm die Zähne mit Gewalt lockern muß!

      Er geht los. Scheinbar trägt er keinen Revolver, der gute Lowman, der sanfte.

      In Wirklichkeit hat er den Rock offen und somit den Revolver griffbereit.

      Lowman kommt auf die Ecke zu, ist unter der Laterne. Doch niemand zu sehen. Sein Mann ist fort. Verflixte Sache, wo ist der Bursche?

      Lowman blickt vorsichtig im Weitergehen nach links. Keine Nische drüben, kein dunkler Fleck. Aber die Gasse herauf, zurück zur Main Street, ist da vielleicht eine Nische, in der sich jemand verstecken kann?

      Sie ist da, etwa zwanzig Yard hinter der Ecke. Dort gähnt eine Lücke zwischen den Häusern. Harry Lowman geht stur auf diese Lücke zu. Der Mann wartet dort, er fühlt es. Und sofort arbeitet sein Gehirn und rechnet sich etwas aus.

      Wird der Mann gleich schießen, oder wird er erst den Arm heben, wenn Lowman gut zu sehen ist? Er muß mich gegen das Licht von der Straße her sehen, denkt Lowman, erst dann ist ein sicherer Schuß möglich. Nun gut, erst dann. Also gehen und zählen. Wie lange braucht jemand, um zu feuern?

      Er rechnet und geht. Und hat keine Furcht. Das ist Harry Lowman – eiskalt und überlegen, wenn er etwas ausführt. Er will den Mann lebend – keinen Schuß. Vielleicht sind noch andere da?

      Die dunkle Nische kommt. Und Lowman vertraut auf seinen Stern, auf seine Begabung, die Dinge rechtzeitig zu erkennen, sie zu analysieren. Der Mann wird warten, bis er sich gegen das helle Licht der Main Street abhebt.

      Vier Schritt breit ist die Nische.

      Lowman sieht nicht hinein, er wendet nicht den Kopf. Immer nur gehen, ruhig, sorglos erscheinen. Dunkelheit gähnt rechts von ihm. In der Dunkelheit steht der Mann, irgendwo lauert er.

      Kein Frösteln mehr im Rücken, aber seine Ohren nehmen das kleinste Geräusch nun wahr. Da schabt etwas, es ist hinter ihm, es bewegt sich jemand. Am Holz seines Hauses schurrt etwas leicht vorbei.

      Und Lowman ist sechs Schritt gegangen. Nun knirscht es leicht. Ein Fuß tritt auf irgendeinen Zweig oder ein Stück Holz. Es ist an der Ecke. Jetzt muß der Mann den Arm heben, wird er zielen und nun abdrücken.

      Harry kommt wie ein Tiger herum und hechtet sich zur Seite. Da blitzt es. Der Schein der Laterne hinten an der Ecke fängt sich auf einem blitzenden Gegenstand. Aber kein Schuß.

      Etwas surrt heran, es kommt und faucht an Lowman vorbei. Drei Zoll Stahl! Lowman duckt sich, spannt sich und schnellt sich ab. Seine Hand fährt unter die Jacke, der Revolver wird herausgerissen. Und da sieht er den Mann.

      Hinter ihm klirrt es einmal in der Gasse, irgendwo scheppert Stahl an einem Stein. Lowman rennt federnd los, er hat sechs Schritt zu machen.

      Da ist der Mann, ein dunkler Schatten, mehr nicht.

      »Steh still!« sagt Lowman. »Ich erschieße dich sonst, Mensch!«

      Der Mann dreht sich um, er ist fort, verschwunden in der dunklen Nische. Und Lowman setzt ihm nach, obwohl der Bursche nun seinen Revolver herausziehen und aus nächster Nähe auf ihn feuern könnte. Doch er schießt nicht. Da ist ein Zaun, Lowman sieht ihn nun. Der Zaun ist gerade mannshoch, der andere ist schon an ihm, zieht sich hoch, will hinüber und hängt auf dem Zaun. Er liegt genau auf der Oberkante der Zaunbretter.

      Aber nun ist Lowman schon bei ihm, Lowman, der laufen kann wie ein Hase.

      »Du Halunke!« faucht er und springt, holt aus und schlägt zweimal zu, als der Mann doch noch rutscht und auf die andere Seite stürzt.

      Er setzt über den Zaun wie ein Panther und landet auf dem stöhnenden Mann, der gerade wieder hochkommen will. Da sitzt Lowman auf ihm und packt ihn. Der wollte ihn umbringen, der wollte ihn töten.

      Lowman knurrt wie ein wildes Tier und drückt ihn zu Boden.

      »Dir werde ich!« krächzt er zischelnd und