würden sie mich mit niemandem verkuppeln, der mir wehtun oder sich mir aufzwingen würde. Sie vertrauen ihm, also gibt es keinen Grund, dass ich es nicht auch tun sollte.
Nach ein paar weiteren Knöpfen klappt der Stoff auf meinem unteren Rücken auf.
„Also das ist ganz nach meinem Geschmack“, wispert er. „Eine langsame, verführerische Enthüllung. Wie eine Überraschung.“
Oh Mann. Ich weiß nicht, ob ich jetzt Angst kriegen sollte, oder mich geehrt fühlen. Seine Hände sind warm an meiner freigelegten Haut, als der Rest meiner Satinschutzhülle offen ist. Ich gerate in Panik. Fühle mich viel zu entblößt und verletzlich. Ich bin nicht bereit, mich vor ihm auszuziehen, besonders nicht, nachdem ich weiß, dass ich nicht seinen Vorstellungen entspreche. Ich halte das Kleid vor mir fest, trete zur Seite und sehe in seine glühenden Augen.
„Was ist los?“, fragt er.
„Ich bin noch nicht soweit …“
Seine Augen werden dunkler. Er tritt auf mich zu und greift nach dem Kleid. „Ich will dich sehen. Hör auf, dich zu verstecken.“
„Nein.“
„Nein?“
„Nein.“
„Hast du unter dem Kleid etwas drunter?“
„Natürlich.“ Meine Wangen werden heiß.
„Warum willst du dich dann verstecken? Lass mich dich sehen.“
Er versucht, mir das Kleid wegzunehmen, aber ich kralle mich daran fest. Verzweifelt schüttele ich den Kopf, versuche, ihm auszuweichen, doch ich stolpere über die Menge Stoff um meine Beine. Mühelos fängt er mich auf und drückt mich an seine nackte Brust.
„Gekonnt reagiert“, sage ich, versuche, mich loszureißen, doch sein Arm um meine Taille lässt nicht locker.
„So bin ich.“ Sein Blick gleitet über mich und bestaunt, was ich drunter habe. „Heilige Scheiße, du hast ja Strapse an.“ Er stößt einen leisen Pfiff aus. „Hübsch. Und warum zum Geier hast du das alles an, wenn du nicht willst, dass ich dich anfasse? Sag nicht, dass mich diese Idioten mit einer Verführerin verkuppelt haben, die die Sache nicht durchzieht.“
„Ich bin keine Verführerin! Die Verkäuferin hat mich dazu überredet. Sie sagte, dass das zu dem Outfit gehört. Woher sollte ich das wissen? Ich habe noch nie geheiratet.“
„Ganz genau! Du solltest das für mich anziehen. Das ist unsere Hochzeitsnacht. Wir sollen die Ehe abziehen.“
Ich unterdrücke ein Kichern. „Vollziehen. Und sorry, dass ich dich enttäuschen muss, aber das werden wir nicht tun.“
„Was soll das bedeuten?“
„Es tut mir leid.“ Ich versuche erneut, mich ihm zu entziehen, doch er hält mich fest. „Ich bin noch nicht bereit dazu. Das geht mir zu schnell mit einem Fremden. Verheiratet oder nicht, ich gehe nicht einfach so mit jemandem ins Bett. Ich brauche Zeit, mich an dich zu gewöhnen, dich kennenzulernen, dich attraktiv zu finden.“ Er lässt mich los, als hätte er sich an mir verbrannt. Fast kippe ich nach hinten um.
„Warte mal. Du findest mich nicht attraktiv?“
„Du bist nicht mein Typ und was ich mir vorgestellt hatte.“
Er schnaubt, schüttelt den Kopf, dass mich die Wassertropfen aus seinen Haaren beregnen. „Alle Frauen finden mich attraktiv, Babe. Ich habe noch nie eine getroffen, die das nicht fand.“
„Überraschung.“ Ich lache auf. „Du hast gerade eine geheiratet. Ich stehe leider nicht auf lange Haare und Tattoos.“
Er kreuzt die Arme über seiner tätowierten Brust. „Na toll. Da ich nicht vorhabe, mir mit einer Käsereibe die Tinte abzukratzen, musst du wohl lernen, darauf zu stehen.“
„Sei nicht albern.“ Ich steige aus dem Kleid und gehe zum Schrank neben der Tür. Bei jedem Schritt spüre ich seine Blicke auf mir. Ich nehme einen Hotelbademantel vom Haken und ziehe ihn schnell über.
„Ich sehe Implantate in unserer Zukunft, also sind wir dann quitt.“
„Implantate?“ Ich bin verwirrt. „Was meinst du damit?“
„Ich stehe auf Titten. Und in der Abteilung hast du ein Defizit.“
Mir klappt der Mund auf. „Himmel, nein. Ich werde meinen Körper für dich nicht verändern.“
Er lässt sich auf die Couch fallen und fährt sich mit den Fingern durch das lange, nasse Haar. „Lass mich mal zusammenfassen. Du hasst Reisen, besitzt keine Titten, bist winzig, hasst lange Haare und Tattoos, wahrscheinlich auch Musik, und du findest mich kein bisschen attraktiv.“
„Genau. Das trifft es ziemlich gut. Allerdings mag ich deine Musik. Was ich davon kenne.“
„Wozu zum Teufel haben wir dann die ganzen Fragen beantwortet? Ich wollte eine heiße, große, super sexy Blondine mit großen Möpsen, die gerne reist.“ Er deutet auf mich. „Stattdessen bekomme ich eine platte Zwergin, die mir kaum in die Augen sehen kann, nicht angefasst werden will, und in kein Flugzeug steigt.“
Ich kämpfe gegen Tränen an, die in meinen Augen brennen. „Und ich habe um einen gepflegten Mann gebeten, gutaussehend, lieb, intelligent, der ein hart arbeitender Familienmann ist. Stattdessen bekomme ich einen bemalten Tarzan.“
„Man hat uns verarscht. Und zwar gründlich.“
„Meinst du, die haben einen Fehler gemacht?“, frage ich hoffnungsvoll. „Uns mit dem Falschen verkuppelt? Es gibt schließlich noch andere Paare in diesem Projekt.“
Er kaut auf seiner Lippe und denkt eine Weile nach. „Keine Ahnung. Unsere Namen auf der Karte stimmen. Wir wären schwer mit anderen zu verwechseln. Unsere Namen sind ziemlich einmalig. Das scheint das Einzige zu sein, was wir gemeinsam haben.“
Ich setze mich neben ihn auf die Couch, ziehe die Beine an und schlinge die Arme darum. „Ich verstehe das alles nicht. Was haben die sich nur dabei gedacht?“
„Ich habe keinen Schimmer, aber ich werde es herausfinden.“
„Und wie willst du das anstellen? Es ist schon nach Mitternacht.“
Er greift nach dem Handy und wählt eine Nummer aus. „Meine Mom ist Teil des Projekts. Von ihr kann ich ein paar Antworten bekommen.“
„Was? Deine Mutter?“ Was kann seine Mutter damit zu tun haben? Ist das nicht ein Interessenkonflikt oder so etwas?
Talon steht auf, geht auf und ab, und wartet darauf, dass sie abnimmt. Still bete ich darum, dass alles ein Missverständnis ist und mein richtiger Ehemann irgendwo ist und mich retten kommt. Und dann wird Talon hoffentlich auch seine richtige Ehefrau bekommen und alle werden glücklich.
Kaptiel 9
Talon
„Mein Lieber, hoffentlich hast du einen guten Grund, mich in deiner Hochzeitsnacht anzurufen. Solltest du nicht anderweitig beschäftigt sein?“
„Was soll das Mom? Ist das eine Art Verarsche?“
„Talon, schrei doch nicht so. Was ist denn los?“
„Das weißt du ganz genau. Das Ganze hier. Diese verfluchte Scheiße.“ Ich bin am Ende und völlig außer mir. „Wir haben nichts gemeinsam! Null. Niente. Nada. Sie hasst mich. Und mein Aussehen auch. Außerdem ist sie auch nicht, was ich wollte. Ich wollte einen großen, blonden Model-Typ. Sie ist zu … brav für mich. Und zu winzig. Und sie hasst das Reisen. Und sie hat keine, äh, Titten.“
Ich rattere diese Liste herunter und sehe, wie Asia das Gesicht verzieht.
Meine Mutter seufzt ins Telefon. „Schatz, beruhige dich. Da ist so viel mehr, als das, was ihr beide sehen könnt. Momentan konzentriert ihr euch