und werden von einem geflochtenen braunen Ledergürtel gehalten, an dem sich eine Gürtelschnalle aus gehämmertem Metall in Herzform befindet. Die schwarze Bluse mit den Engelsärmeln und den Farbklecksen ist eine meiner Lieblingsstücke. Außer der Jeans und den Schuhen ist alles selbstgeschneidert. Mein Stil ist eine Mischung aus Hippie und künstlerisch unkonventionell, aber recht cool, erdig und zeitlos. Doch anscheinend gefiel das dem Model nicht.
Nicht zurechtgemacht.
Stunden hatte ich damit verbracht, den Gürtel und die Schnalle zu machen, und die Bluse so zu färben, dass die Farben genau richtig saßen. Stunden, mit den eigenen Händen und dem bisschen Geld, das ich dafür erübrigen konnte.
Mistkerl.
Ich ziehe mich aus, gehe ins Schlafzimmer und werfe die Sachen zu den schmutzigen bis zum Wochenende, und ziehe ein altes, übergroßes T-Shirt an. Dann lege ich mich mit dem Handy aufs Bett, um meine Freundin Katrina anzurufen.
„Erzähl mir alles!“, kreischt sie sofort, nachdem sie abgenommen hat.
„Es war furchtbar.“
„Furchtbar? Wieso denn?“
Seufzend ziehe ich mir die Decke bis ans Kinn. „Er kam rein, hat mich von oben bis unten abgecheckt, hat gesagt, ich sei nicht zurechtgemacht und nicht sein Typ. Also habe ich mich höflich verabschiedet.“
„Nicht zurechtgemacht? Was soll das denn bedeuten?“
„Keine Ahnung. Ich denke, er meinte schlampig, oder zu leger vielleicht.“
„Was für ein Schwachsinn, Asia. Du bist wunderschön. Du machst dir deine Klamotten selbst und die sind toll. Der Kerl kann dich mal.“
„Er war aber wirklich heiß.“
„Trotzdem kann er dich mal! Sein persönliches Pech, Süße.“
„Seins, und das jedes anderen Kerls in dieser Stadt, wie es scheint. Ich sollte einfach aufgeben und eine Nonne werden.“
„Hör auf damit! Du bist schön und süß. Ich werde dir den Richtigen finden. Bleib diesen blöden Dating-Portalen fern und überlass die Sache mir.“
Oh Gott. Ihre Ideen gehen nie gut aus. Besonders nicht, wenn sie mir helfen will. „Wirklich, Kat, es ist schon gut. Ich komme schon klar.“ Ich versuche, die Angst aus meiner Stimme zu halten bei dem Gedanken an ihre Einfälle. „Du findest selbst kaum die Brille auf deinem Kopf. Bitte versuche nicht, mir einen Mann zu finden.“
„Ich habe Rob gefunden, oder?“
„Du bist ihm an einer roten Ampel hinten draufgefahren, als du beim Fahren gechattet hast. Kannst von Glück sagen, ihn nicht verletzt zu haben.“
„Das nennt man Schicksal. Wir sind dafür bestimmt, zusammen zu sein. Und jetzt werde ich dir helfen, den Richtigen zu finden.“
„Das brauchst du wirklich nicht …“
Ich höre das Geklapper einer Computertastatur durchs Telefon. „Keine Sorge, Süße, ich mach das schon. Vertrau mir.“
„Bitte, Kat, mach nichts für mich. Weißt du noch, als du mein Wohnzimmer gestrichen hast?“
Das Klackern hört nicht auf. „Na gut, ich hatte eine Leiter vergessen. Niemand sagt, dass Wandfarbe bis zur Decke reichen muss. Ich habe deinen Wänden einen coolen umgedrehten Ombré-Look verpasst.“
Lachend rolle ich mich auf die Seite und habe das Bild der Streich-Katastrophe vor Augen. „Ich muss Schluss machen, Kat. Bin total erledigt von dem langen Weg.“
„Ich ruf dich morgen an. Vergiss den Arsch. Er könnte dir sowieso nicht das Wasser reichen. Du bist mein Sonnenschein, vergiss das nicht.“
Ich frage mich, ob ich je einen Kerl finde, der mich wirklich mag, und nicht nur am Äußeren, Geld und Sex interessiert ist.
Kaptiel 3
Talon
„Ich bin froh, dass du da bist, denn ich habe etwas Aufregendes mit dir zu besprechen.“ Meine Mutter bedeutet mir, mich vor ihren riesigen Kirschholzschreibtisch zu setzen, hinter dem sie sozusagen lebt.
Ich verdrehe die Augen, lasse mich in den roten Samtsessel fallen und lege meine Füße mit den Stiefeln auf ihren Schreibtisch.
„Füße runter.“
Ihr Blick wandert von ihrem Laptop kurz zu mir und dann tippt sie weiter. Ihre rot lackierten Finger fliegen über die Tastatur. Ich erhebe mich und gehe auf und ab, bis sie fertig ist mit dem, was auch immer sie gerade tut. Hunderte Bücher belagern die Regale in ihrem Büro. Manche von ihr selbst geschrieben, manche von anderen Autoren. Ich habe das Glück, einen berühmten Musiker und eine Bestsellerautorin von Liebesromanen als Eltern zu haben. Theoretisch sollte mich das zu einem romantischen Musikgenie machen, doch anscheinend habe ich lediglich das Musik-Gen geerbt, und einen wahnsinnigen Hunger nach Sex.
Das Klicken des Laptopdeckels ist das Signal, dass sie fertig ist und gesprächsbereit. „Liebling, komm her und setz dich. Hör auf, herumzulaufen.“
„Gehen dir eigentlich nie die Ideen für deine Romane aus?“ Ich setze mich erneut auf den Sessel. Dabei fällt mir wieder ein, wie ich als Kind oft hier gesessen hatte, um mir Strafpredigten anzuhören.
Sie hebt ihre perfekt geschwungenen Augenbrauen. „Wie könnten mir die Ideen ausgehen, wenn es um Liebe geht? Die Möglichkeiten, sie zu finden, sind endlos.“
„Ich habe sie noch nicht gefunden. Du könntest dich also auch irren. Gestern habe ich allerdings eine heiße kleine Rothaarige gefunden, deren Beine endlos lang waren.“
„Darüber wollte ich mit dir reden.“
„Über die heiße Rothaarige?“
Sie schüttelt den Kopf und trinkt einen Schluck Zitronenwasser aus einem Kristallglas. „Nein. Über Liebe natürlich. Vor ein paar Monaten hast du mir erzählt, dass dir die One-Night-Stands und der bedeutungslose Sex auf den Geist gehen, erinnerst du dich?“
Ich schüttele den Kopf, wobei mir die langen Haare ins Gesicht fallen. Ich schiebe sie nach hinten. „Das habe ich gesagt? Ach, Liebe liegt einfach nicht in meinen Karten, Mom. Ich bin viel zu unstet und mag Sex zu sehr. Und das wollen die Frauen von mir, keine Liebe. Immer, wenn ich Gefühle für eine Frau entwickelt habe, habe ich sie mit einem anderen erwischt. Ich bin wohl nicht der Typ für Liebe.“
Sie öffnet eine Schublade und holt eine lila Aktenmappe heraus, die sie vor sich ablegt. „Das glaube ich keine Sekunde, Talon. Alle meine Jungs haben ein Herz aus Gold.“
„Ich nicht.“
„Du hast nur noch nicht die Richtige getroffen. An Asher und Storm hast du es doch erlebt. Und dein Mädel ist auch irgendwo da draußen.“
„Also, wenn das so ist, dann hatte ich sie wahrscheinlich schon im Bett und sie hält mich für ein Arschloch.“
Sie winkt ab. „Ach was. Ich habe mich neulich einem Team angeschlossen, das an einem unglaublichen Projekt arbeitet. Und ich glaube, die bist der perfekte Kandidat dafür.“
Ich zünde mir eine Zigarette an, lehne mich zurück und nehme einen langen Zug. „Mom, worauf willst du hinaus?“
Sie schiebt mir einen schwarzen Marmoraschenbecher über den Tisch zu. Das ist der einzige Raum im Haus, wo Rauchen erlaubt ist. Obwohl Mom eigentlich mit dem Rauchen aufgehört hat, gönnt sie sich ab und zu eine, wenn sie gestresst ist oder aufgeregt über ein neues Buchprojekt.
„Das erkläre ich dir gleich. Eine gute Freundin von mir ist Paarberaterin. Sie hat einige Bücher über die Dynamik erfolgreicher Beziehungen geschrieben. Und jetzt nimmt sie und ein Team aus Psychologen und einem Sexualtherapeuten an einem Experiment teil. Ich wurde gebeten, mitzumachen und ein Buch basierend auf den Ergebnissen zu schreiben.“
Ich