zu Charis. Was kann in aller Welt ihn so bewegen? Warum ergreift Bestürzung ihn, Entgeisterung, Bei dieses Steines Anblick, den er kennt?
AMPHITRYON:
Ich habe sonst von Wundern schon gehört,
Von unnatürlichen Erscheinungen, die sich
Aus einer andern Welt hieher verlieren;
Doch heute knüpft der Faden sich von jenseits
An meine Ehre und erdrosselt sie.
ALKMENE: zu Amphitryon. Nach diesem Zeugnis, sonderbarer Freund, Wirst du noch leugnen, daß du mir erschienst Und daß ich meine Schuld schon abgetragen?
AMPHITRYON:
Nein; doch du wirst den Hergang mir erzählen.
ALKMENE:
Amphitryon!
AMPHITRYON:
Du hörst, ich zweifle nicht.
Man kann dem Diadem nicht widersprechen.
Gewisse Gründe lassen bloß mich wünschen,
Daß du umständlich die Geschichte mir
Von meinem Aufenthalt im Schloß erzählst.
ALKMENE:
Mein Freund, du bist doch krank nicht?
AMPHITRYON:
Krank – krank nicht.
ALKMENE:
Vielleicht daß eine Sorge dir des Krieges
Den Kopf beschwert, dir, die zudringliche,
Des Geistes heitre Tätigkeit befangen? –
AMPHITRYON:
Wahr ist's. Ich fühle mir den Kopf benommen.
ALKMENE:
Komm, ruhe dich ein wenig aus.
AMPHITRYON:
Laß mich.
Es drängt nicht. Wie gesagt, es ist mein Wunsch,
Eh ich das Haus betrete, den Bericht
Von dieser Ankunft gestern – anzuhören.
ALKMENE:
Die Sach ist kurz. Der Abend dämmerte,
Ich saß in meiner Klaus und spann, und träumte
Bei dem Geräusch der Spindel mich ins Feld,
Mich unter Krieger, Waffen hin, als ich
Ein Jauchzen an der fernen Pforte hörte.
AMPHITRYON:
Wer jauchzte?
ALKMENE:
Unsre Leute.
AMPHITRYON:
Nun?
ALKMENE:
Es fiel
Mir wieder aus dem Sinn, auch nicht im Traume
Gedacht ich noch, welch eine Freude mir
Die guten Götter aufgespart, und eben
Nahm ich den Faden wieder auf, als es
Jetzt zuckend mir durch alle Glieder fuhr.
AMPHITRYON:
Ich weiß.
ALKMENE:
Du weißt es schon.
AMPHITRYON:
Darauf?
ALKMENE:
Darauf
Ward viel geplaudert, viel gescherzt, und stets
Verfolgten sich und kreuzten sich die Fragen.
Wir setzten uns – und jetzt erzähltest du
Mit kriegerischer Rede mir, was bei
Pharissa jüngst geschehn, mir von dem Labdakus,
Und wie er in die ew'ge Nacht gesunken
– Und jeden blut'gen Auftritt des Gefechts.
Drauf – ward das prächt'ge Diadem mir zum
Geschenk, das einen Kuß mich kostete;
Viel bei dem Schein der Kerze ward's betrachtet
– Und einem Gürtel gleich verband ich es,
Den deine Hand mir um den Busen schlang.
AMPHITRYON: für sich. Kann man, frag ich, den Dolch lebhafter fühlen?
ALKMENE:
Jetzt ward das Abendessen aufgetragen,
Doch weder du noch ich beschäftigten
Uns mit dem Ortolan, der vor uns stand,
Noch mit der Flasche viel, du sagtest scherzend,
Daß du von meiner Liebe Nektar lebtest,
Du seist ein Gott, und was die Lust dir sonst,
Die ausgelaßne, in den Mund dir legte.
AMPHITRYON:
– Die ausgelaßne in den Mund mir legte!
ALKMENE:
– Ja, in den Mund dir legte. Nun – hierauf –
Warum so finster, Freund?
AMPHITRYON:
Hierauf jetzt –?
ALKMENE:
Standen
Wir von der Tafel auf; und nun –
AMPHITRYON:
Und nun?
ALKMENE:
Nachdem wir von der Tafel aufgestanden –
AMPHITRYON:
Nachdem ihr von der Tafel aufgestanden –
ALKMENE:
So gingen –
AMPHITRYON:
Ginget –
ALKMENE:
Gingen wir – – – nun ja!
Warum steigt solche Röt ins Antlitz dir?
AMPHITRYON:
O dieser Dolch, er trifft das Leben mir!
Nein, nein, Verräterin, ich war es nicht!
Und wer sich gestern um die Dämmerung
Hier eingeschlichen als Amphitryon,
War der nichtswürdigste der Lotterbuben!
ALKMENE:
Abscheulicher!
AMPHITRYON:
Treulose! Undankbare! –
Fahr hin jetzt Mäßigung, und du, die mir
Bisher der Ehre Fordrung lähmtest, Liebe,
Erinnrung fahrt, und Glück und Hoffnung hin,
Fortan in Wut und Rache will ich schwelgen.
ALKMENE:
Fahr hin auch du, unedelmüt'ger Gatte,
Es reißt das Herz sich blutend von dir los.
Abscheulich ist der Kunstgriff, er empört mich.
Wenn du dich einer andern zugewendet,
Bezwungen durch der Liebe Pfeil, es hätte
Dein Wunsch, mir würdig selbst vertraut, so schnell dich
Als diese feige List zum Ziel geführt.
Du siehst entschlossen mich das Band zu lösen,
Das deine wankelmüt'ge Seele drückt;