Doris E. M. Bulenda

Der Dämon und das Bauernmädchen | Erotischer Roman


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auch wenn er mit Wolken bedeckt ist, und auch in den ein oder zwei Tagen davor und danach, kannst du dich ein kleines Stück weit in einen Dämon verwandeln. Das wird langsam vor sich gehen. Erst werden deine Sinne Schritt für Schritt schärfer werden. Dein Körper wird sich verändern, du wirst größer und stärker werden. Später, viel später, werden dir auch Flügel, Hörner, Krallen und Reißzähne wachsen. Aber das kann viele, viele Jahre dauern, und ob du dich wirklich verwandelst und wie weit, hängt davon ab, wie oft du von meinem zweiten Geschenk Gebrauch machst.«

      Wieder nickte das Mädchen, soweit verstand sie. Und die Aussicht, sich in einen Dämon zu verwandeln, schreckte sie nicht. Ganz im Gegenteil, als Dämon könnte sie in der Dämonenwelt sein, mit Veh‘r leben und für immer bei ihm bleiben.

      Schon redete der Dämon weiter, nachdem er Agnes prüfend ins Gesicht geblickt hatte. »Das zweite Geschenk, mein Sperma, wird dich in die Lage versetzen, den Menschen ihre Lebenskraft zu rauben. Es wird ganz einfach für dich sein, aber es ist eine Bedingung dabei: Du musst den, dem du die Lebenskraft rauben willst, dazu bringen, dass er dich erretten will. Er muss es aussprechen oder dir bestätigen, dass er dich erretten will. Dann, und nur dann, kannst du seine Lebenskraft rauben. Diese Lebenskraft wird deinen Körper noch mehr verwandeln, wird ihn dämonischer werden lassen. Und wenn du menschliche Lebenskraft in dir aufgenommen hast, dann kannst du mich unter dem Neumond rufen. An diesen Tagen kann ich zu dir kommen und dich in die Dämonenwelt mitnehmen. Solange, bis die Lebenskraft aufgebraucht ist, kannst du bei mir bleiben, hier in meinem Haus leben und mich lieben.«

      Der Dämon blickte Agnes prüfend in die Augen. Sie schien über seine Worte nachzudenken und flüsterte nach einigen Augenblicken: »Du meinst, ich werde sie töten, oder? Wenn ich den Menschen die Lebenskraft raube, dann sind sie doch tot? Das ist der einzige Weg, mich in einen Dämon verwandeln zu können und dich zu rufen?«

      Veh‘r nickte und versuchte, sich seine Angst nicht anmerken zu lassen. Was war, wenn sie ablehnen würde, wenn sie ihre eigenen Leute, die Menschen, nicht töten wollte? Dann wäre alles umsonst gewesen.

      Doch Agnes plagten momentan andere Gedanken. »Müssen es Männer sein, die ich töte? Oder geht es auch mit Frauen? Und wie – ich meine, muss ich sie foltern oder schmerzhaft töten? So wie die Inquisition das macht? Sie verbrennen oder …« Sie zitterte leicht bei diesem Gedanken.

      Der Dämon atmete innerlich auf. Sie schien sich an dem Gedanken des Tötens nicht so zu stören wie die Menschenfrau, die damals sein Geschenk angenommen und dann nur einmal angewendet hatte. Agnes war ein Bauernmädchen, sie war mit dem Tod durchaus vertraut. Hühner wurden geschlachtet, Schweine sowieso, auch alte Kühe und ihr Fleisch verwertet. Der Tod und das Töten selber störten sie nicht so sehr. Und dass es Menschen waren, die sie töten sollte, war anscheinend noch nicht ganz zu ihr durchgedrungen.

      »Meine wunderbare menschliche Herrin, es geht mit Männern und mit Frauen. Sie müssen dich nur erretten wollen, das ist wichtig. Sonst kannst du ihre Lebenskraft nicht rauben. Wie viel du ihnen dazu erzählst, ist unwichtig. Du kannst ihnen genau schildern, warum und weshalb du ihre Kraft brauchst. Oder nur ganz kurz fragen, ob sie dich wirklich erretten wollen. Und nein, du musst nicht grausam sein. Du kannst sie so töten, wie du willst. Foltern und Quälen ist zwar Dämonenart, aber wenn du das nicht möchtest, musst du es nicht tun. Du kannst die, denen du die Lebenskraft rauben willst, schnell und schmerzlos töten. Das bleibt dir selbst überlassen. Du musst ihnen nur die Kehle zudrücken und deinen Mund auf ihren legen. Dann saugst du ihre Lebenskraft in deinen Körper ein. Das ist alles. Für die Menschen wird es aussehen wie ein natürlicher Tod. Das Herz wird stehen bleiben, sie werden ruhig daliegen, als ob sie schlafen würden.«

      Wieder nickte Agnes. Ganz genau hatte sie das noch nicht verstanden, aber wenn sie nicht foltern und quälen musste, gut, vielleicht …

      »Jetzt kommt das dritte und letzte Geschenk, das ich dir gegeben habe. Ich habe dir gesagt, dass sich mit den ersten beiden Geschenken dein Körper verändern wird. Dass du mit dem verwandelten Körper zu mir in die Dämonenwelt kommen kannst, wenn du genug menschliche Lebenskraft dafür aufgenommen hast. Und das dritte Geschenk, mein Blut, wird dich in die Lage versetzen, irgendwann ganz zum Dämon zu werden. Wenn du genug Lebenskraft in dich aufgesaugt hast, kannst du für immer zum Dämon werden. Dein menschlicher Körper wird sich nach und nach in einen richtigen Dämonenkörper verwandeln und dann, ja dann kannst du ganz und für immer bei mir sein. Außerdem, je mehr du dich verwandelst, desto mehr dämonische Magie werde ich dir beibringen.

      Du wirst vorsichtig sein müssen, wenn du unter den Menschen lebst. Sie werden misstrauisch werden, wenn du nicht älter wirst. Du wirst umherziehen müssen und dich manchmal verstecken. Deinen Namen musst du immer wieder ändern und auch dein Aussehen, deine Kleidung, deine Erscheinung. Aber für immer und ewig kannst du zu mir kommen, wenn du ganz zum Dämon geworden bist, und du wirst meine geliebte Herrin sein. Du kannst über mich herrschen, und ich werde für immer und ewig dein Gebieter sein.«

      Das leuchtete Agnes nicht ganz ein: Wie konnte sie als Herrin über ihn herrschen und er doch ihr Gebieter sein? Aber dann ging ihr erst die ganze Bedeutung seiner Worte auf. Sie würde zu ihm kommen können, für immer und ewig, sie würde nie mehr zurückmüssen zu den Menschen. »Und dann könnte ich mich frei in der Dämonenwelt bewegen, wäre nicht nur auf dein Haus angewiesen? Ich wäre für immer hier und frei – frei, mit dir zusammen zu sein und mit dir zu leben, mein dämonischer Gebieter?«

      »Ja, meine menschliche Herrin. Du könntest hier genauso gut leben wie ich. Wirst du irgendwann meine Herrin sein und ich dein Gebieter?«

      Agnes nickte kurz entschlossen. Egal, wie lange es dauern würde, sie hatte nur gehört und verstanden, dass sie mit ihrem Dämon leben konnte, für immer und ewig. Das erschien ihr im Moment das Wichtigste von allem. Erst langsam ging ihr die ganze Bedeutung der Worte von Veh‘r auf. Sie würde also töten müssen, Menschen töten … Aber darüber wollte sie jetzt und hier nicht nachdenken. Viel zu kostbar war die Zeit für sie, die sie noch mit ihrem dämonischen Liebhaber verbringen konnte.

      Um auf andere Gedanken zu kommen, fragte sie den Dämon etwas, das ihr schon länger im Kopf herumging und bei dem sich der Dämon die ganze Zeit um eine Antwort gedrückt hatte. »Sag mir, mein dämonischer Gebieter, wenn ich zur Erde zurückgehe, kann ich dann wieder mit Hans zusammen sein? Werde ich ihn treffen, und werde ich ihm erklären können, was passiert ist? Oder muss ich ihn etwa …«

      Das Gesicht des Dämons verdüsterte sich. Er zog Agnes an sich und drückte sie ganz fest an seine Brust. »Du musst jetzt ganz tapfer sein, meine menschliche Geliebte. Agnes, meine Herrin, mein Herz, mein Leben. Hör zu. Dein Freund Hans, er ist tot.«

      »Was? Aber wie …? Hat der Schock …? Wie kann er …«, sie schluchzte auf und drückte sich an die Dämonenbrust. Tränen liefen über ihre Wangen, sie war nicht fähig, sie zurückzuhalten.

      Der Dämon streichelte ihre Haare und ihre Wangen, mit der anderen Hand presste er sie fest an sich. Sie tat ihm so leid. Er spürte, dass sie diesen Menschen sehr gern gehabt hatte. Aber er musste ihr die Wahrheit erzählen. Es war nicht seine Schuld gewesen, dass der Junge hatte sterben müssen.

      Als Agnes sich langsam wieder beruhigt hatte, redete Veh‘r leise auf sie ein. Seine Stimme war sanft, und er versuchte, ihr möglichst wenig wehzutun. »Agnes, ach Agnes, es war nicht der Schock. Aber er ist ohnmächtig geworden, als er dich in meinen Armen gesehen hat. Er hat nur noch mitbekommen, dass ich dich entführt habe. Der Alchemist, der die Pforte zur Dämonenwelt geöffnet hatte, war ebenfalls ohnmächtig geworden, nachdem er einen kurzen Blick auf mich hatte werfen können. Nur ist er früher wieder zu sich gekommen als dein Hans. Und er hat sofort gemerkt, dass er Mist gebaut hatte. Da war ein Dämon gewesen, und dann warst du fort. Er wusste, dass ihm das angekreidet werden würde, und er wusste nicht, wie er dein Verschwinden erklären sollte. Dein Hans war Zeuge seiner Tat, er hatte alles genau gesehen. Um sein Leben zu retten, hat der Magier sich aufgerafft, Hans aufgeweckt und ihm einen angeblichen Stärkungstrank eingeflößt. Nur dass das eben kein Stärkungstrank war, sondern ein schnell wirkendes, geschmackloses Gift. Hans ist innerhalb von Sekunden gestorben, er hat noch nicht mal mitbekommen, was da mit ihm passiert ist.«

      Veh‘r unterbrach