Эдгар Аллан По

50 Meisterwerke Musst Du Lesen, Bevor Du Stirbst: Vol. 2


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für die Sache heraus, an die verlangte Stelle. Freundlichkeit ist dabei seine starke Seite nicht. Er stößt mich mit dem Ellbogen fort, wenn ich ihn störe; dabei habe ich mich schon aus freien Stücken so klein gemacht wie möglich, denn die Kabine ist eng.

      An Onderkuhle, an meine Eltern, an mich, ja überhaupt an etwas Bestimmtes zu denken ist mir bei der Arbeit (und dabei ist es noch nicht einmal eine ernste, verantwortliche) nicht möglich. Man kann diese Arbeit unter keinen Umständen mit der Arbeit in unserer Schule, mit dem Zureiten eines Pferdes, und wäre es auch ein Cyrus, vergleichen. Wie man eine solche Tätigkeit, von der halbwüchsigen Jugend angefangen bis zu den Monaten vor dem Tode, aushalten kann, verstehe ich nicht. Es muß Not hinzutreten, etwas, wovon ich weiß, daß es existiert, aber nicht, wie. Meine Arbeit ist weitaus die leichteste. Ich habe die Schmierstellen in Ordnung zu halten; etwas Öl und Staufferfett fließt bei jeder Aktion aus, man hat es zu ersetzen, im Notfall könnte es auch der Kranführer besorgen und tut dies wohl auch gewöhnlich. Man hat den Staub von dem elektrischen Meßgerät, dem Amperemeter, abzuwischen, dann hat man ab und zu hinabzuklettern, ein Werkstück zu stützen, wenn es schwanken will. Dann wieder durch das Gewirr von Maschinen, Kleinbahngleisen und Menschen, die aber gutmütig ausweichen, einen Weg suchen, den man in der Verwirrung nicht finden kann, muß in die Werkskantine laufen, dem Kranführer Kaffee besorgen in einer blauen Emaillekanne, sich selbst auch etwas gönnen, um nicht zusammenzubrechen, dabei aber auf die Uhr sehen, um nicht zu lange auszubleiben. Dann wieder eine Rolle Kautabak holen, der aber nicht von der gewünschten Sorte ist, also wieder zurückspringen«. So wird es Mittag, neues Heulen der Sirene, ohne daß die Arbeit in dieser Halle Unterbrechung erleidet. Plötzlich gewaltiges Rollen und Sausen an einer der unsern entgegengesetzten Ecke des Raumes; Dampfwolken erheben sich mit kaum zu ertragendem Zischen, und eine Maschine beginnt zu laufen und kreischt so sehr in ihren nicht genügend geölten Lagern, daß man sich die Ohren zuhalten muß, ob man will oder nicht. Es sind neue Turbinen, wie ich in einer stilleren Pause erfahre, die an eine Dampfleitung gekuppelt werden auf dem Probierstande. An ein Niedersetzen, Ausruhen ist nicht zu denken. Kaum daß ich die nötigsten Pausen erhalte. Man schickt mich von einer Maschine zu der anderen, leiht mich her, gibt mir alle fälligen kleinen Besorgungen auf, als habe man es sich stillschweigend zur Pflicht gemacht, ich dürfe keinen Augenblick lang ausschnaufen. (Eine Probe?) Endlich verliere ich gegen Nachmittag das Gefühl der Müdigkeit. Mir ist alles gleich. Ich bewege mich, wie man mich stößt, ich tue, was man mich heißt, ich denke überhaupt nicht mehr klar, ein Glück, daß ich nicht von einer Maschine abgefangen werde und in ein freier laufendes Radgetriebe komme. Schließlich stehe ich die meiste Zeit am Postament »meines« Kranes fest; »mein« sage ich mit Unrecht, da ich ebensogut allen anderen Kranführern und Oberarbeitern gehöre. Ich spüre meine Glieder nicht mehr, mein Körper hört bei den Handgelenken auf, die ich noch als schmerzhaft und angeschwollen empfinde. Dabei stehe ich müßig, während man rings um mich mit unverminderter Intensität schafft. Ich sehe, wie der Schaufelring einer Turbine entsteht, wie man die pflugscharähnlichen Stahlteile Stück für Stück an die Hauptwelle aufkeilt, wobei mittels eines besonderen Meßverfahrens der auf dem Boden liegende Korrektor Abweichungen von einem Bruchteil eines Millimeters feststellt. Denn schon die Differenz von einem Zehntel Millimeter hat bei der rasenden Geschwindigkeit der laufenden Maschine die furchtbarsten Folgen. Selbst wenn die Maschine ordnungsgemäß läuft, fühlt man den orkanartig ansteigenden, anschwellenden Sturm der Luft in der Halle; das ganze, schwer gebaute Haus mit seinen Eisenträgern bebt in seinen Grundfesten. Es kommt von der einen Seite, der Materialseite, der unbearbeitete Stahl hinein, dort wird daran gearbeitet; halbrund profilierte Eisenstangen werden erst in Hitze gerichtet, dann möglichst erschütterungsfrei gefräst, dann gezogen, dann von den würfelförmigen Halbautomaten weiterbearbeitet. Das alles geht in allen möglichen Stadien nebeneinander vor sich, wechselt seinen Platz, wird gehoben, niedergelassen, zurückgestellt, hervorgeholt, nichts ist in dem Gewühle von Eisen, von aktivem, arbeitendem und passivem, bearbeitetem Metall vergessen, alles hat seinen Platz und seine Bestimmung. Nur ich treibe mich hier gedankenlos umher, verstehe jetzt auch die Signale nicht mehr, die mir der Kranführer gibt, komme manchmal ungerufen, und ein andermal lasse ich ihn warten, ich bin wie vor den Kopf geschlagen, blockiert. Man kennt diesen Zustand auch bei überarbeiteten Pferden, ein Stadium, wo sie richtig »kopfscheu« sind, alles und nichts annehmen, und in diesem Stadium sind sie unberechenbar, man nähert sich ihnen dann besser nur mit größter Vorsicht. Bei mir ist keine Vorsicht nötig. Ich stehe wie unter der Wirkung starker alkoholischer Getränke, bin wunschlos, fast besinnungslos. Ich halte mich zusammengerafft, aufrecht, soweit es nur meine gewöhnliche schlaksige Körperhaltung erlaubt. Man sieht mir nichts an als ein bestimmtes gedankenloses, blödes Lächeln und dazu eine ebenso gedankenlose Bewegung meiner ölbedreckten Hände, mit denen ich mir über das Gesicht und über den Hinterkopf fahre, dabei vermehre ich noch das Jucken, imprägniere die Haut und das Haar noch stärker mit Eisen und Kohle.

      Unsere Arbeit dauert am längsten, da wir eine Zahl von Werkstücken, die von den anderen »finiert«, fertiggemacht werden, durch die Krane weiterbefördern müssen. Schließlich ist auch diese Arbeit, der ich nicht mehr richtig folgen kann, beendet. Ich wanke durch die plötzlich menschenleere Maschinenhalle, nachdem ich mit dem linken Fuß fast in einer Sprosse meiner Leiter hängengeblieben bin. Der Raum ist jetzt ziemlich einsam, nur von Scheuermännern belebt; die Maschinen stehen. Die nächste Schicht trifft erst später ein. Jetzt ermißt man den ungeheuren Umfang des Gebäudes.

      Ich begebe mich in den Ankleideraum des modern eingerichteten Unternehmens, wo sich unter lebhaft sprudelnden kalten Duschen reihenweise nackte Arbeiter reinigen. Man sieht ganz junge, porzellanartig harte und weißliche Körper, fast ganz unbehaart, und solche, die am ganzen Leibe braun bezottelt sind, andere haben ihr dunkles Kopf- und Körperhaar schon mit Grau untermischt, zeigen aber oft noch die prachtvollste Muskulatur. Alle stehen sie mit gebeugtem Rücken da, welchem Körperteil sie das Wasser besonders reichlich zukommen lassen. Auch ich habe die stärkste Sehnsucht nach Wasser, ich eile hinzu, werde aber von einem neu einströmenden Rudel beiseite gestoßen und liege nun auf dem Boden. Das reine Wasser und auch etwas von dem beschmutzten rinnt mir ins Gesicht, in die Ohren. Ich sehe auf dem sauberen, schlüpfrigen, aus kleinen Steinchen zusammengesetzten Fußboden, hart an meinem Munde, die Füße der Arbeiter, Pantinen mit Holzsohlen. Ein einziger Augenblick solchen Liegens genügt, um alle Ermüdung abzuschütteln, wieder zu sich zu kommen. Ich erhebe mich mit dem Versuche eines Lachens. Ich dränge mich energisch heran, dusche mich reichlich, ziehe mich sodann schleunigst an. Ich verlasse den Ankleideraum, bin, ohne es zu merken, wie, in der nächsten Sekunde auf der Straße, in der zweitnächsten schon weit aus dem Bereiche der Turbinenfabrik.

      Es kommen breite Boulevards, der Bahnhof ist nahe, aber ich erkenne ihn kaum wieder, er scheint nicht derselbe zu sein wie gestern. Ich strebe nach Hause, in »mein« Hospiz, erreiche es aber nicht mehr. Auf einer Bank, die zu den Anlagen eines öffentlichen Volksparkes gehört (habe ich nicht einmal in Onderkuhle von einem Spazierritt in diesem Parke geträumt … mit meinem Vater … auf Cyrus? … ), falle ich zusammen, sehe noch einmal scharf um mich, wie um Haltung und Bewußtsein zu markieren, und bin im nächsten Moment rettungslos in einen unnatürlich plötzlichen, alpdruckartigen Schlaf versunken, aus dem mich erst die Hand eines Polizisten weckt. Es ist Mitternacht. Der Polizist hält mich nicht für einen Vagabunden, eher befürchtet er, man könne mir im Schlafe meine wenigen Habseligkeiten stehlen. Deshalb hat er mich geweckt, nachdem er mich, wie er mir erzählt, durch eine Stunde beobachtet hat.

      Kapitel Sieben­und­zwanzig

      Die Tage vergehen in rasender Schnelligkeit. Ich muß mir ein anderes, billigeres Quartier suchen, komme aber während der ersten Woche nicht dazu.

      Am Sonnabend ist der Augenblick des Lohnempfanges von einer gewissen Feierlichkeit. Ich bin natürlich auch an diesem Tage müde, obwohl ich nur fünf Stunden statt sonst neun gearbeitet habe. Immerhin ist meine Haltung (jetzt wo es nicht mehr darauf ankommt) besser als am Tage des Zeugnisempfanges in Onderkuhle. Nichts mehr von der gezierten und unbehilflichen Haltung. Es kümmert mich nicht, wer umhersteht und wer sich vielleicht bei der Nennung des adeligen Namens über mich lustig machen könnte. Übrigens tut es keiner, jeder ist mit sich selbst beschäftigt und wartet nur das Geld ab, um die Fabrik zu verlassen, so schnell wie nur möglich. Die Zeremonie dauert