Christian Montillon

Perry Rhodan 3103: Angriff des Lichtfressers


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kennst mich, sehr gut. Es geht um ...«

      »... eine ungewöhnliche Ortung durch Perihan Leko.«

      »In der Tat«, sagte die Chefmedikerin verblüfft. »Offenbar war der Tipp der Kommandantin richtig, dass ich mich auch an dich wenden soll.«

      »Offenbar«, bestätigte Anzu lässig. »Ich bin in wenigen Minuten bei dir in der Hauptmedozentrale.«

      »Woher weißt du, wo ...« Vahma Spoúr stockte. »Ach, egal. Ich erwarte dich.«

      *

      Anzu grinste, als sie die Medozentrale betrat. »So sieht man sich wieder, Perihan.« Ein wenig ernsthafter ergänzte sie: »Vahma, ich bin gespannt, warum du mich gerufen hast.«

      »Zunächst«, sagte die Ferronin, »hat mir Perihan berichtet, dass dein Wissensstand alles andere als verblüffend, sondern nur ein Zufall gewesen ist.« Sie war erstaunlich klein, schien jedoch eine energiegeladene Person zu sein. »Ich wäre dir dankbar, wenn du in Zukunft etwas klarer kommunizierst.« Und sie war offenbar ziemlich humorlos.

      »Zu Befehl«, sagte Anzu locker. »Aber ernsthaft – worum geht es?«

      »Ich habe mich mit der Kommandantin besprochen«, antwortete die Chefmedikerin. »Sie kann nicht hier sein, verfolgt die Sache in diesem Augenblick von der Zentrale aus. Es könnte sein, dass wir in gewaltigen Problemen stecken, ohne es zu wissen. Die Kommandantin meinte, ich soll dich dazuholen, weil du als Spezialistin für besondere Fälle giltst. Und das alles hier ...« Sie deutete auf einen Tisch, der dem Eingang gegenüber am anderen Ende des Raums stand. »... ist speziell.« Sie seufzte. »Spezieller als alles, das mir bislang untergekommen ist.«

      Anzu ging dorthin. Auf dem Tisch lag eine breite Schale, über der sich eine filigrane Metallkonstruktion aus etlichen dünnen Stäben erstreckte, die eine nahezu unsichtbare Glas- oder Folienschicht hielt. Darüber wiederum flirrte eine rötliche Energiekuppel.

      In dem Gefäß glaubte Anzu drei, nein, vier Tropfen einer schwarzen Masse zu erkennen. »Ein Quarantänefeld?«, vermutete sie.

      »Genau das«, sagte die Ferronin. »Aber fangen wir vorne an: bei deiner Ortung, Perihan. In deiner Beschreibung hast du einige Details dieser Wolke genannt. Wenn wir das Phänomen der Einfachheit halber so bezeichnen wollen. Es gab nur geringste metallische Spuren, keine Hyperenergie, nichts Auffälliges. Winzigste Mengen von Kalzium, Magnesium und anderen Mineralstoffen und Spurenelementen von Mangan, Zink und Selen.«

      »Ich hätte nicht alles noch aufzählen können«, meinte Perihan, »aber ja, das stimmt wohl.«

      »Ganz sicher sogar«, sagte die Chefmedikerin. »Und was ich hier unter dem Quarantänefeld halte, weist keine hyperenergetischen Aktivitäten auf. Jedoch Spuren von Kalzium, Magnesium, Mangan, Zink und Selen. Ihr merkt, worauf ich hinauswill?«

      »Woher stammt es?«, fragte Anzu.

      »Etwa eine halbe Stunde nachdem die Wolke aus der Ortung verschwunden ist, hat der Bordrechner geringe Mengen fremder Materie auf der Schiffshülle festgestellt. Ein Team ist ausgeschleust, ich war dabei.« Vahma Spoúr ließ sich auf einen Stuhl fallen und rollte auf ihm zum Tisch mit der Schale und dem Quarantänefeld. »BJO hat uns zu der exakten Position gelotst. Wir haben das hier gefunden, isoliert und unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen hierhergebracht.«

      Anzu wandte sich der Ferronin zu. »Was hast du herausgefunden?«

      »Kurz und knapp und auf den Punkt gebracht: Das Zeug ist vorhanden. Es ist materiell. Das war's.«

      »Aber ...«

      »Fast. Es lebt nicht. Es ist nicht organisch. Aber es ist ... anders. Fremdartig. Übrigens war das nicht die ganze Masse. LoT untersucht einen Teil in einem Labor mit extremen Sicherheitsvorkehrungen.«

      »LoT?«, fragte Perihan.

      »Er ist Xenobiologe. Eigentlich lautet sein Name Loscozar Totuyeret.« Die komplexe Silbenfolge kam glatt über ihre Lippen. »Aber wie Cheborparner so sind, kürzt er das gerne ab. Ich erwarte jeden Moment Rückmeldung von ihm.«

      Die schwarzen Tropfen lagen bewegungslos am Boden der Schale. Und daran änderte sich auch nichts, als der Alarm erklang.

      3.

      Das Licht hinter den Augen

      Das Zyu trieb in der Kugel, die die Stimme aus FENERIKS Gefilden BJO BREISKOLL genannt hatte. Es war fast bis zum Verwehen verteilt, weit und unscheinbar, unsichtbar und unmerkbar für die biologischen Wesen und ihre Technologie.

      Ob der Chaoporter das Zyu in diesem Zustand aufspüren könnte?

      Seine Sinne blieben aktiv. Es empfand, nahm auf, verarbeitete. Erkenntnis zündete und schuf Erfahrungen: Das Zyu lernte.

      Das war ein überaus mühsamer Vorgang, aber er verlief unablässig, um die Effizienz zu steigern. Erfahrungen ermöglichten neue Verknüpfungen, neue Verknüpfungen brachten erweiterte Möglichkeiten, erweiterte Möglichkeiten weckten frische Nahrungsquellen.

      Die Lebewesen, die in dieser Raumschiffskugel existierten, hatten den abgestoßenen, abgestorbenen Körperteil ins Innere geholt. Ein winziges Bruchstück des Zyu war mit ihnen gegangen, ausgedehnt auf die dünnste Wolke – die Verbindung wäre beinahe gerissen. Aber das Licht in der BJO BREISKOLL war unmittelbar, stark und wundervoll. Es stärkte den diffusen Schleier. Der Hauptteil des Zyu war dorthin teleportiert und trieb nun durch Gänge, Korridore, um Maschinen, in Schächten und Räumen voller Wesen und solchen, die verlassen blieben.

      Wohin die Bewohner auch gingen, überall umgaben sie sich mit Helligkeit. Das Zyu gierte danach, doch es hielt sich zurück.

      Verbirg dich!, hatte die Stimme im Chaoporter gefordert. Und lerne!

      Das Zyu beobachtete die Lebewesen, verfolgte ihre Bewegungen und die Laute, die sie von sich gaben. Das Muster der Sprache erwies sich als simpel, die Strukturen und die Bedeutung der Einzelworte ebenfalls. Die Einzelsporen des Zyu verknüpften sich und fanden bald die nötigen Erklärungen; es verstand nun, was sie sagten.

      Die meisten dieser Wesen nannten sich Menschen oder Terraner, einige sahen anders aus, doch nur wenige – das Zyu entschied, diese Gruppe zu vernachlässigen.

      Die überwiegende Anzahl der Worte half nicht dabei, den Auftrag aus dem Chaoporter zu erfüllen. Sie lieferten keine Hinweise, eigneten sich nicht zum Sammeln neuer Erfahrungen. Welch eine düstere, lichtlose Belanglosigkeit!

      Lerne und beobachte ihre Wege!, erinnerte sich das Zyu.

      Diese Wege führten an viele Orte innerhalb des Raumschiffes, ein spontanes, unlogisches Labyrinth. Das Zyu entdeckte kein erkennbares Muster, obwohl es sich inzwischen auf alle Bereiche der BJO BREISKOLL ausdehnte und jedes Lebewesen darin auswertete.

      Also wartete es ab und nahm nur wenig Licht zu sich. Es fiel schwer, sich zurückzuhalten, und nur äußerst große Anstrengung ermöglichte es überhaupt. Ohne diese Mühe hätte das Zyu jede Helligkeit automatisch durch seine Anwesenheit absorbiert und Dunkelheit zurückgelassen.

      Das Zyu geduldete sich und beobachtete. Und dann, endlich, zündete eine Erkenntnis und sprang von Wolkenende zu Wolkenende: Es gab eine Mitte für all diese Lebewesen, ein Zentrum, das vieles lenkte. Die Menschen nannten es Hauptbiopositronik oder Kernelement des Logikprogrammverbundes.

      Beobachte ihre Wege und erkenne, wie sie sich wehren werden!

      Genau diese Hauptbiopositronik würden die Terraner nutzen, um sich zu verteidigen und zu retten. Sollten sie nur. Das Zyu kannte die Gefahr und würde sie ausschalten, ehe der Widerstand begann.

      Erkenne, wie sie sich wehren werden, und unterbinde es!

      Der erste Schritt bestand darin, das Netz der Positroniken zu verstehen. Obwohl es weitaus einfacher gestaltet war als das vergleichbare System in FENERIK, gelang dem Zyu kein einfacher Zugriff. Es wäre aufgefallen. Es musste einen anderen, heimlichen Weg finden.

      Also wogte es durch die Korridore,