einmal nähen. Natürlich mit örtlicher Betäubung! Das gleiche gilt, wenn die Wunde aufgeht.
Die Wunde kann sich auch infizieren. Sprechen Sie mit der Hebamme oder der Ärztin. Sie werden dann vermutlich mit Antibiotika behandelt, und wenn die Infektion nicht abklingt, muß die Wunde eventuell geöffnet und gereinigt werden. Es kann sogar vorkommen, daß solche Infektionen noch Monate nach der Entbindung auftreten. Achten Sie also darauf, wie sich die Stiche anfühlen, und scheuen Sie sich nicht, Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Schnitte
Früher wurden Frauen routinemäßig während der Entbindung geschnitten. Man wollte Rissen zuvorkommen und dem Kind den Weg nach draußen erleichtern. Heute wird viel seltener geschnitten. Gründe für einen Schnitt können sein, wenn Gefahr für das Leben des Kindes besteht oder wenn das Kind sehr schnell mit der Saugglocke oder der Zange geholt werden muß. Ein Schnitt ist ein chirurgischer Schnitt im Damm, von der Hinterwand der Scheide nach hinten. Der Schnitt kann entweder schräg oder gerade nach hinten gelegt werden. Er geht durch Haut und Muskeln.
Nach der Entbindung wird die Wunde genäht, das innere Gewebe mit sich auflösendem Faden. Einige Ärzte nehmen für die oberste Hautschicht Fäden, die gezogen werden müssen. Diese Fäden werden entweder noch auf der Wochenstation oder später, nach ungefähr vier Tagen zu Hause gezogen. Das tut nicht weh, manche empfinden es jedoch als ziemlich unangenehm. Weh tut das Heilen der Wunde. Die Schmerzen können bis zu zwei Wochen nach der Geburt andauern. Besonders schmerzhaft kann es sein, wenn schräg nach hinten geschnitten wurde, weil dabei noch mehr Muskeln durchtrennt werden. Sie sind während des Heilungsprozesses geschwollen und ein ausgezeichneter Nährboden für Bakterien. In seltenen Fällen kann die Wunde sich entzünden. Das wird dann mit Antibiotika behandelt.
Die Hebamme Gunny Röckner am Krankenhaus von Huddinge hat mehrere Untersuchungen durchgeführt, die zeigen, daß geschnittene Frauen häufiger Probleme nach der Geburt haben als Frauen, die natürlich gerissen sind. Sie haben größere Schwierigkeiten beim Wasserlassen, beim Stuhlgang, beim bequemen Sitzen zum Stillen. Sie bekommen häufiger Infektionen in der Wunde, haben mehr Probleme mit Schwellungen, schlechter Heilung usw. Sie haben auch vermehrt Schwierigkeiten mit dem Wiederaufnehmen des Sexlebens nach der Geburt.
Ob man schneiden soll oder nicht, ist eine Streitfrage. Viele GynäkologInnen und Hebammen sind heute der Meinung, daß es besser ist, die Frauen natürlich reißen zu lassen. Andere sind der Meinung, daß ein Schnitt Schlimmeres verhindert, zum Beispiel gefährliche Risse bis in den Enddarm.
Nachwirkungen der Schmerzlinderung
Wenn Sie während der Geburt Schmerzmittel bekommen haben, dann sind Sie in guter Gesellschaft. Die meisten Frauen in den Industrieländern bekommen sie in irgendeiner Form.
Wie sehr das die erste Zeit nach der Geburt beeinträchtigt, hängt davon ab, welche Art von Schmerzmittel Sie erhalten haben und wie lange. Frauen, denen starke Medikamente verabreicht wurden, sind oft ziemlich gedämpft nach der Geburt, sie sind geistig abwesend und haben weniger Kraft für das Kind. Die Energie, die Mütter normalerweise empfinden, wenn ihr Baby endlich da ist, ist weniger spürbar, wenn sie größere Mengen Schmerzmittel bekommen haben. (Ob der Grund dafür nun die Schmerzmittel sind oder andere Faktoren, ist schwer zu sagen. Frauen entscheiden sich oft dann für Schmerzlinderung, wenn die Geburt sehr lange dauert, so daß diese nachteiligen Effekte ebensogut die Nachwirkungen einer sehr langen Geburt sein könnten. Aber es ist auch logisch, daß etwas, das derart stark ist, daß es Geburtsschmerzen sogar nehmen kann, auch andere, positive Empfindungen hemmt.)
Lachgas hat keine bekannten Nebenwirkungen. Aber wenn es während der Geburt in größerer Menge gegeben wird, kann man sich danach etwas »high« und schwindelig fühlen. Das geht aber schnell vorbei.
Dolantin ist ein Morphinderivat, also eine Art Cousine des normalen Morphins. Man hat festgestellt, daß es die Atmung des Kindes hemmt, und es wird immer weniger verwendet. Es kann zu Übelkeit führen, einem Gefühl von Depression und fehlender Orientierung. Auch das Baby ist davon beeinflußt. Sein Bewußtsein ist weniger klar, es ist möglicherweise unruhiger und braucht länger, bis es anfängt zu trinken. Es dauert also eine gewisse Zeit, bis Mutter und Kind zueinander finden.
Beckenbodenanästhesie (Pudendusanästhesie) kann manchmal zu zahlreicheren Rissen führen, weil die Frau nicht mehr spürt, wo ihre Grenzen sind, und daher zu sehr preßt.
Rückenmarksanästhesie (Periduralanästhesie, PDA) ist eine so starke Betäubung des Unterleibs, daß die normale Endorphin-Antwort auf Schmerzen gemindert wird. Deshalb sind die Nerven besonders empfindlich, wenn die Betäubung nachläßt. Eine falsch gesetzte PDA kann auch zu sehr starken Kopfschmerzen führen. Die Kopfschmerzen verschwinden innerhalb einiger Tage und sind nicht gefährlich.
»Vor der ersten Geburt hatte ich beschlossen, natürlich zu gebären. Dann hat es so lange gedauert, ich hatte nur selten Wehen, und der Muttermund öffnete sich sehr langsam. Als die Wehen schließlich richtig in Gang kamen, mit Hilfe eines Tropfes, hatte ich 36 Stunden nicht geschlafen. Ich konnte einfach nicht mehr. Nach der Geburt hatte ich fast das Gefühl, versagt zu haben. Ich war keine richtige Frau, weil ich Hilfe gebraucht hatte, um zu gebären. So ein Gefühl hatte ich.«
Anne, 30, zwei Kinder, PDA bei beiden Geburten
Im Kielwasser der neuerlichen »Natürlich-gebären-Welle« ist von einigen auch immer wieder einmal behauptet worden, daß Schmerzlinderung unnatürlich sei. Geburten ohne Schmerzmittel, aber mit rosa Gardinen im Kreißsaal nennen die dann wohl »sanft«.
Manche werdende Mütter entscheiden vor der Geburt, absolut keine Schmerzlinderung zu akzeptieren. Die Geburt ist jedoch oftmals ein Schock. Wenige Frauen glauben davor, daß etwas so weh tun kann. Die Geburt dauert lange, die Wehen kommen vielleicht dicht, aber ohne Ergebnis. In dieser Situation wollen viele eine Hilfe in Form von Schmerzlinderung. Nach der Entbindung fühlen sie sich dann »schlecht«. Sie haben nicht den Traum von der harmonisch »sanft« gebärenden Naturfrau erfüllen können.
Es ist traurig, daß im Grunde gute Ideen dazu führen, vielen Müttern Schuldgefühle zu machen. Alle Frauen leisten ihr Äußerstes und mehr, wenn sie gebären. Wenn sie ein Schmerzmittel genommen haben, dann weil sie es gebraucht haben. So einfach ist das.
Es ist ein Mythos, daß Frauen früher ohne jegliche Schmerzlinderung geboren haben. Damals wurden Heilkräuter eingesetzt und Massagen, und es gab erheblich weniger Streß. Sogar Alkohol wurde als Entspannungsmittel gereicht. Die meisten hatten andere Frauen oder Tiere gebären sehen. Sie waren mit einer Geburt vertraut. Außerdem mußten sie sich nicht mit Menschen umgeben, die sie noch nie im Leben zuvor gesehen hatten.
Dauer der Geburt und wie sie das Befinden danach beeinflussen kann
Es ist immer schwer zu sagen, wann eine Geburt wirklich beginnt, weil die Gebärmutter sich zum Ende der Schwangerschaft ständig zusammenzieht. Medizinisch fängt eine Geburt dann an, wenn die Wehen regelmäßig kommen und der Muttermund sich öffnet. Aber für eine werdende Mutter kann es schon viel früher losgehen. Kräftiges Zusammenziehen der Gebärmutter schon Tage vor der Geburt ist anstrengend und zehrt an der guten Laune und den Kräften.
Nach Sam Brody, der ein großes Standardwerk für Geburtshelfer geschrieben hat, ist die normale Dauer der Eröffnungsphase
zwischen 9 und 15 Stunden für eine Erstgebärende,
zwischen 7 und 11 Stunden für eine Zweitgebärende.
Die Preßphase dauert im Schnitt
zwischen 2 und 3 Stunden,
zwischen einer halben und einer Stunde.
(Dies sind die Zeiten für aktive Geburtsarbeit, also die Zeit, ab der der Muttermund bereits einige Zentimeter geöffnet ist. Die Latenzphase davor kann oft viele Stunden dauern. Bei einer Erstgebärenden können das leicht 20 Stunden und mehr sein!). Frauen, die innerhalb