Christine Nöstlinger

Pudding Pauli rührt um


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„Pudding, der wahre Dieb muss einfach gefunden werden! Der Jonas ist keiner, der es verdient hat, bloß weil er einmal einen Kaugummi hat mitgehen lassen, ewig als Dieb zu gelten. Und wehren kann der sich auch total schlecht. Also streng dich gefälligst an!“

      Der Pauli seufzte tief. „Ich werde es versuchen, aber da kann eigentlich nur noch Kommissar Zufall helfen.“

      Wie so oft keuchte der Pauli am nächsten Morgen erst ein paar Minuten nach dem Acht-Uhr-Läuten in die Klasse. Morgenmensch ist er eben keiner und außerdem muss er das Aufstehen und Frühstücken und Schulbrotemachen ganz allein schaffen. Seine Mutter dampft schon um sieben Uhr ins Büro ab. Aber er hätte sich diesmal gar nicht zu beeilen brauchen, denn die Englisch-Lady verspätete sich um eine Minute länger als er und entschuldigte sich schnaufend mit einer U-Bahn-Störung.

      „Wenn unsereiner mit dem U-Bahn-Schmäh ankommen täte, würde es gleich heißen, dass das eine dumme Ausrede ist“, zischte die Rosi dem Pauli zu.

      „Und was tut sich in der verdammten Herz-Angelegenheit?“, fragte der Pauli leise.

      „Da tut sich der helle Wahnsinn“, flüsterte die Rosi und die Englisch-Lady rief: „Ruhe da hinten! Keine Privatgespräche, wenn ich bitten darf!“

      Die Rosi nahm ihren Notizblock, schrieb drauf: Jetzt halten den Jonas schon fast alle für den Dieb. Außer dem Felix und dem Anton und dem Nenad. Der Sepp und der Max schwanken noch.

      Sie schob den Block zum Pauli hin. Und der schrieb auf die nächste Seite: Nur drei Vernünftige in einer Klasse! Ein trauriger Prozentsatz!, und schob den Block zur Rosi zurück.

      Mit uns sind es fünf! Und das sind 25 Prozent! Mehr Hirn hat der liebe Gott nicht zu verteilen!, schrieb die Rosi und ließ dann den Notizblock blitzschnell im Pult verschwinden, denn die Englisch-Lady marschierte auf sie zu und keifte: „Langsam reicht es mir mit euch zwei beiden. Wo sind denn eure Englisch-Bücher? Oder bestreikt ihr vielleicht den Unterricht?“ Brav holten der Pauli und die Rosi ihre Englischbücher aus den Rucksäcken.

      „Und wo ihr sie aufschlagen sollt, wisst ihr natürlich auch nicht!“

      Die Englisch-Lady bekam ihr nervöses Augenlider-Zucken. Den Tick kriegt sie immer, wenn sie sich sehr ärgert.

      „Bedauerlicherweise nicht“, sagte die Rosi.

      „Werde nicht auch noch frech!“ Die Augenlider der Englisch-Lady zuckten jetzt bereits beängstigend schnell.

      „Wir sind auf Seite dreißig!“, rief der Jakob.

      „Danke“, sagten die Rosi und der Pauli im Duett und blätterten sich in den Englisch-Büchern zu Seite dreißig durch. Und dann mussten sie – abwechselnd – je einen Absatz übersetzen. Bis zum Ende der Stunde. Das ist so die feine englische Art der Englisch-Lady, unaufmerksame Schüler zu bestrafen.

      Da aber sowohl die Rosi als auch der Pauli in Englisch sehr gut sind und keinen einzigen Fehler beim Übersetzen machten, beruhigten sich die Augenlider der Englisch-Lady langsam.

      Total erschöpft waren der Pauli und die Rosi hinterher. Sie waren noch am Verschnaufen, als die Dr. Krautsack zur zweiten Stunde einmarschierte und sich freute, dass alle Fenster geschlossen waren und sie sich den üblichen Disput mit dem Pauli ersparte.

      Erst in der Zehn-Uhr-Pause konnte sich der Pauli in der Klasse umhören. Er musste feststellen, dass die Rosi wahrlich nicht übertrieben hatte. Grüppchenweise standen die 2a-Schüler beieinander und tuschelten aufgeregt.

      Der Jonas saß mopszufrieden auf seinem Platz und studierte ein Comics-Heftl.

      „Ich glaube, der hat keine Ahnung“, sagte der Pauli zur Rosi. „Ich setz mich mal kurz zu ihm!“ Er schlenderte, sein Super-Schinken-Käse-Gurken-Brot in der Hand, zum Jonas.

      „Willst beißen?“, fragte er den Jonas und hielt ihm das Super-Brot unter die Nase.

      „Na sowieso!“ Der Jonas biss gierig zu.

      „Sag einmal, Jonas, heißt deine große Schwester eigentlich Lea?“, fragte der Pauli.

      Der Jonas schüttelte den Kopf und erklärte, winzige Schinken- und Gurkenbröckerln spuckend: „Nein. Die heißt eigentlich Lia. Von Liane kommt das. Aber ihr zweiter Vorname ist Desiree und seit ein paar Monaten darf man die alte Ziege nur noch Desiree nennen, sonst wird sie biestig!“

      Der Pauli kletterte aufs Pult vom Jonas und brüllte: „Alles mal herhören, bitte!“

      Die Grüppchen stellten das Getuschel ein, alle Kinder drehten sich zum Pauli und schauten neugierig zu ihm rauf.

      Der Pauli rief: „Die große Schwester vom Jonas heißt eigentlich Lia, Lia von Liane! Aber sie besteht drauf, dass sie mit ihrem zweiten Vornamen angeredet und Desiree genannt wird!“ Dann sprang er, sehr elegant, wieder vom Pult runter.

      „Warum erzählst du denn das allen? Das interessiert doch niemanden!“, staunte der Jonas und biss noch mal von Paulis Super-Brot ab, wobei ihm die Spitze von Paulis Zeigefinger zwischen die Zähne kam.

      „Doch, doch!“, sagte der Pauli, legte das Brot weg und besah sich den gebissenen Finger. „Das interessiert alle brennend!“

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      „Echt? Aber wieso denn, Pudding?“ Der Jonas schaute kugelrund. Die versammelten 2a-Schüler schauten nicht minder kugelrund. Und die Maria fauchte die Anna und die Verena an: „Ihr seid sowas von saublöd! Euch glaube ich echt kein Wort mehr!“

      Worauf die Anna der Maria die Zunge rausstreckte und aus der Klasse rannte und die Verena hinter ihr herlief.

      „Ich versteh zwar nur Bahnhof“, sagte der Jonas zum Pauli, „aber dein Jausenbrot war echt das beste Jausenbrot, das ich je gegessen habe!“

      Da merkte der Pauli erst, dass der Jonas inzwischen auch noch den Rest vom Super-Brot verputzt hatte. Er ging zu seinem Platz zurück und ließ sich seufzend auf den Sessel plumpsen.

      „1a gemacht, Pudding!“, lobte ihn die Rosi und schaute grinsend zu, wie die 2a-Schüler langsam und ziemlich belämmert auf ihre Plätze gingen. „Jetzt haben sie was zum Nachdenken!“

      „Und ich hab Hunger!“, sagte der Pauli.

      „Du könntest eigentlich für den Jonas auch immer ein Jausenbrot machen“, sagte die Rosi. „Er hat nämlich nie eines.“

      „Das tät doch ausschauen, als ob ich ihn für armutsgefährdet halten würde.“ Der Pauli schaute ablehnend.

      „Ist er ja auch!“, sagte die Rosi

      „Aber will er, dass wir das wissen?“ Der Pauli benagte sinnend seine Unterlippe und nahm sich vor, darüber bei Gelegenheit nachzudenken.

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