sich andere Wüstentiere: Sandschlangen, Erdhörnchen oder Gazellen, die weniger Schweißdrüsen als andere Tiere besitzen und zum anderen Wasser gewinnen, indem ihr Körper das Futter oxydiert.
Aber der Mensch ist weder ein Kamel noch eine Känguruhratte, die sich zudem während der heißen Tagesstunden in ihrem Erdloch verkriecht; er kann nicht von ihnen lernen, wie man am besten mit wenig Wasser haushält.
Blühende Sahara
Das Zelt des Mauren stand mitten in ausgedörrtem, kahlem Strauchwerk auf trockenem, kiesigem Boden. Ich fragte, wann es zum letzten Mal geregnet hatte.
„Das weiß ich gar nicht mehr, fast ein Jahr muß es wohl her sein“, sagte mein Gastgeber. „Aber wenn es hier regnet, ist alles grün, dann sind wir von einer blühenden Sahara umgeben.“
„Spüren Sie im voraus, daß es Regen gibt?“
„Meistens ja, die Luft wird anders, die Sonne, die Dromedare – und wir Menschen auch.“
Die Samenkörner der Wüstenpflanzen können viele Jahre im Sand schlummern, aber wenn es dann nach fünf oder zehn Jahren wieder regnet, erwacht die Wüste zu einem kurzen Leben, blüht und streut neue Samenkörner aus.
Tamariskensträucher, die ich verschiedentlich sah, senden ihre Wurzeln bis zu 30 Meter in die Tiefe, der mexikanische Riesenkaktus streckt Seitenwurzeln bis in einen Umkreis von 30 Meter aus, der Säulenkaktus wiederum speichert Hunderte von Litern Wasser in seinem Stamm – und dennoch sind Menschen in seinem Schatten verdurstet, weil sie von diesem pflanzlichen Wassertank in der Wüste nichts wußten. Andere Wüstenpflanzen absorbieren Feuchtigkeit aus der Luft. Die Natur ist einfallsreich, sie findet immer einen Weg, um sich Trockenheit, Kälte oder Hitze anzupassen. Je schwieriger die Umweltbedingungen für Pflanzen oder Tiere, desto unbezähmbarer ihr Lebenswille.
In der Umgebung von Kap Bojador gab es keine Sanddüne, der Boden war leicht gewellt, kiesig hart, zum Teil sogar aus Stein. Nur etwa ein Sechstel der Sahara besteht aus Sand, im Innern stößt man auf Steinwüsten und nackte Gebirge.
Sollte es jemals zu einem wahren Weltfrieden kommen, und sollten Rüstungsgelder dann nutzbringender verwandt werden, so wäre die Wasserversorgung der Sahara keine unmögliche Aufgabe. Wie in früheren Zeiten Mesopotamien und sogar Lybien weitaus besser mit Wasser versorgt waren als heute – sei es durch Kanäle, sei es durch Zisternen –, so könnten auch weite Gebiete der Sahara bewässert und wieder fruchtbares Land werden.
Die riesigen unterirdischen Wasseradern der Sahara sind erst an wenigen Stellen angezapft worden. Bei Zelfana, im Nordwesten der Sahara, ist eine Oase entstanden, deren Wasser aus 1200 Meter Tiefe stammt. In Ägypten hat ein Finanzmann eine unterirdische Quelle angebohrt und aus einer Sandwüste eine blühende Farm geschaffen, auf der Obst, Getreide und Gemüse gedeihen und fettes Zuchtvieh grast. Man braucht viel Geld, sehr viel Geld, um eine Wüste zu fruchtbarem Land zu machen, aber im Vergleich zu dem, was in die Rüstung gesteckt wird, ist es wenig.
Inwieweit man Atomenergie verwenden will, um Seewasser in Süßwasser zu verwandeln und Wüsten fruchtbar zu machen, ist eine Frage des Bedarfs: das technische Verfahren an sich ist nicht mit großen Schwierigkeiten verbunden. Bei zunehmender Industrialisierung werden einige Länder sich sowieso bald damit befassen müssen.
Noch ein Viertel der Erde ist heute von Wüsten bedeckt; es liegt am guten Willen der Menschen, das zu ändern.
Geisterwald über dem Meer
Unter den üblichen Zeremonien bereitete unser Gastgeber persönlich den Tee zu, während die Frauen, die mit einem nachthemdartigen blauen Burnus bekleidet waren, in einer Ecke des Zeltes hockten und verstohlen ihren blonden Gast musterten. Drei Gläser Tee mußte jeder trinken, dann erst durften wir uns umsehen, auf den Dromedaren reiten und das Innere des Zeltes begutachten. Für mich aber hieß es bald, an die Abfahrt zu denken, denn die Schatten wurden länger und länger.
Vom Jeep aufgescheucht, sprangen Gazellen durchs Gebüsch, und plötzlich stieß mich der Leutnant an, zeigte aufs Meer und rief aufgeregt: „Espejismo!“ Eine Fata Morgana! Ich hätte sie wohl nicht entdeckt, sie sah wie eine Gruppe von Bäumen über dem Wasser aus.
Nicht nur in der Wüste oder auf tropischen Asphaltstraßen stößt man auf eine Fata Morgana, auch auf dem Meer oder in der Arktis kann man sie sehen. Verbürgt ist beispielsweise ein Bericht über eine Luftspiegelung, die die Engländer in der Nähe von Hastings drei Stunden lang beobachten konnten: dort tauchte in allen Einzelheiten die 80 km entfernte französische Küste auf. Und erst vor kurzem geschah es, daß die Bewohner von Sanday, einer der Orkney-Inseln im Nordosten Schottlands, über dem Meer ein weißes Geisterdorf liegen sahen.
Soldaten und Leuchtturmwärter brachten mich zum Strand, ein letztes Händeschütteln, und dann ging es durch die Brandung. Während ich die Segel setzte und den Anker lichtete, umkreiste schon der Lichtfinger den Faro de Cabo Bojador de Don Enrique El Navegante, wie die Spanier den Turm stolz und umständlich nennen.
Ich hielt aufs offene Meer zu und dachte an die Fata Morgana und an Phantomschiffe, die möglicherweise zur gleichen Gattung der Naturphänomene gehören und nicht unbedingt Seemannsgarn sein müssen.
Der König sah ein Phantomschiff
Briten, Holländer, Norweger und andere Völker kennen Sagen von unseligen Kapitänen, die sich erdreisteten, bei Gegenwinden ein sturmumtostes Kap zu umsegeln und dafür mit dem Fluch bestraft wurden, bis zum Jüngsten Tag vergeblich gegen die rohrenden Seen ankämpfen zu müssen.
Der Kapitän Cornelius van der Decken segelt – der Sage nach – mit dem „Fliegenden Holländer“ immer noch gegen die starken Winde am Kap der Guten Hoffnung, und es gibt noch andere bedauernswerte Kapitäne, denen dieses Schicksal zuteil wurde. Wer sie trifft, hat diese Begegnung als ein böses Omen zu betrachten.
Aus dem Logbuch des britischen Dampfers H.M.S. „Bacchante“ stammt die folgende, ungewöhnliche Eintragung vom 11. Juli 1881, vier Uhr morgens:
‚Der fliegende Holländer hat unseren Kurs gekreuzt. Ein seltsames rotes Licht, wie von einem glühenden Phantomschiff mit Masten, Spieren und Segeln einer Brigg1, hob sich in 200 Meter Entfernung deutlich gegen den Himmel ab. 13 Menschen haben es gesehen, jedoch ob es Van Dieman oder der Fliegende Holländer war, konnte nicht erkannt werden. Die „Tourmaline“ und „Kleopatra“ (Begleitschiffe), die sich an der Steuerbordseite befanden, fragten durch Lichtsignale, ob wir das merkwürdige Licht auch gesehen hätten.‘
An Bord der „Bacchante“, die unter dem Kommando des Kapitäns Lord Charles Scott stand, waren Georg V., damals noch ein junger Prinz, und sein Bruder, der Herzog von Clarence.
Einige Stunden nach dem Vorfall stürzte der Matrose, der das Phänomen zuerst gesehen hatte, aus dem Krähennest und brach sich das Genick. Im nächsten Hafen kam der Admiral ums Leben.
Ein ähnlicher, merkwürdiger Bericht stammt aus Island: im April des Jahres 1927 sah ein Hafenbeamter einen isländischen Trawler2 in den Hafen von Reykjavik einlaufen. Neben diesem Fischerboot segelte ein Fischkutter aus Faroe, der neben fünf anderen Kuttern vor Anker ging. Der Beamte kletterte an Bord des Trawlers und entzifferte zusammen mit der Besatzung den Namen des Fischkutters aus Faroe: „Fugleford“.
Da alle neu eingelaufenen Boote vom Hafenarzt, den Zoll- und Immigrationsbehörden untersucht werden müssen, rief Kristjan Jonasson das Polizeiboot herbei, das 15 Minuten später auftauchte, jedoch vergebens nach dem Fischkutter suchte: er war spurlos verschwunden! Da mehrere ehrsame und rechtschaffene Beamte den Kutter zuvor gesehen hatten, wagte niemand, ihre Aussagen zu bezweifeln. Der Kutter, der sich so schnell in Luft aufgelöst hatte, wurde einstimmig zu einem Phantomschiff erklärt.
über Erscheinungen von geheimnisvollen Phantomschiffen gibt es mehr Berichte als selbst ein Seemann, der zu tief in die Flasche geguckt hat, glauben würde. In allen Gegenden der Welt, in Neuseeland wie in China oder Südchile, sind die Schiffe beobachtet