Hannes Lindemann

Maritime E-Bibliothek: Sammelband Abenteuer und Segeln


Скачать книгу

Mann,

      ein Boot,

      zwei Kontinente

       Delius Klasing Verlag

      (Lindemann, Ein Mann, ein Boot,)

      2. Auflage

      © Delius Klasing & Co. KG, Bielefeld

      Folgende Ausgaben dieses Werkes sind verfügbar:

      ISBN 978-3-667-10340-6 (PDF)

      ISBN 978-3-667-10403-8 (E-Pub)

      Umschlaggestaltung: Felix Kempf, www.fx68.de

      Datenkonvertierung E-Book: HGV Hanseatische Gesellschaft für Verlagsservice, München

      Alle Rechte vorbehalten! Ohne ausdrückliche Erlaubnis des Verlages darf das Werk,

      auch Teile daraus, nicht vervielfältigt oder an Dritte weitergegeben werden.

       www.delius-klasing.de

      INHALT

       Flitterwochen im Zyklon

       Auf den Inseln der Glückseligen

       Aufruhr in der Sahara

       Von der Wüste in den Regenwald

       Liberia: Können Afrikaner kolonisieren?

       Der weiße „Ju-Ju-Mann“

       Im Einbaum zu Albert Schweitzer

       Zum dritten Mal allein über den Atlantik

       Inseln unserer Träume

       Es geht um Kopf und Kragen

       Der Laie fragt

       Boot und Ausrüstung

      VORWORT

      Wenn ein Buch nach jahrzehntelanger Pause wieder neu aufgelegt wird, so zeugt das von entsprechend großem Interesse der Leserschaft. In der Tat, damals, vor nunmehr rund 30 Jahren, erhielt ich viele Briefe von Lesern, die sich über die bunte Mischung von Segelabenteuern und Länderberichten, spannenden und wissenswerten Erlebnissen, Begegnungen und Beobachtungen in diesem Buch freuten, und auch in der Zwischenzeit wurde aus Segler- und Laienkreisen immer wieder nach dem auch in die Blindenschrift übertragenen Buch gefragt.

      Denn meine 14.000 Seemeilen lange Fahrt entlang der westafrikanischen Küste, durch den Golf von Guinea, über den Südatlantik und durch die Karibik war so ganz anders als heutige Langstreckentörns in modernen, technisch perfekt ausgerüsteten Booten. Sie erfolgte in einem zwar sicheren und stabilen, aber doch sehr einfachen Kutter mit ständig streikendem Hilfsmotor und ohne Autopilot oder anderem Gerät, über das die meisten Yachten heute verfügen. Komfort war – sehr zum Leidwesen meiner Frau, die streckenweise mitsegelte – ein Fremdwort. Dabei war die LIBERIA IV mit ihren rund 9 m Länge, 3,20 m Breite und 1,65 m Tiefgang bei weitem das größte der drei Boote, mit denen ich den Atlantik allein überquert habe. Ihre unmittelbaren Vorgänger waren ein liberianischer Einbaum und ein Serienfaltboot, bis heute das kleinste Fahrzeug, das je über den Atlantik gesegelt ist.

      Seit meiner Schulzeit in Ratzeburg bin ich mit dem Wasser vertraut, aber Boote waren nie Selbstzweck für mich; sie halfen mir immer nur, Ideen zu verwirklichen. Einbaum und Faltboot dienten mir zur Erforschung von Überlebensfragen auf hoher See; die Yacht setzte ich für weniger waghalsige wissenschaftliche Aufgaben im Rahmen des Internationalen Geophysikalischen Jahres 1957/58 ein, wenn mich auch Schiffbrüchigenprobleme weiterhin beschäftigten.

      Eines habe ich in Büchern und Publikationen immer wieder herauszustellen versucht: die nachdrückliche Warnung vor einer leichtsinnigen Nachahmung meiner Fahrten in Einbaum und Faltboot. Es war kein Zufall, daß diese unmöglich scheinenden Fahrten gerade einem Arzt und Segler glückten, nach Jahren intensiver seelischer und körperlicher Vorbereitung.

      Eine Fahrt in einem sicheren und soliden Boot, wie es die LIBERIA IV hingegen war, ist durchaus für jeden realisierbar, der sich verantwortungsbewußt um gründliche Kenntnisse von Meer und Boot bemüht. Und diese Fahrt zeigte, daß selbst kleine, einfache Yachten ohne Unfall durch Stürme und Tornados segeln und einen Fahrplan einhalten können, wenn die Regeln der Seemannschaft beachtet werden. Ich glaube, vor mir hatten erst fünf andere deutsche Segler den Atlantik überquert; heute, im Zeitalter computerisierter Navigation, ist ihre Zahl Legion geworden.

      Auch Abenteuer können nur vor dem Hintergrund des Zeitgeschehens richtig gewürdigt werden. Ich hatte das Glück, die meisten westafrikanischen Länder, die damals „Entwicklungsländer“ genannt wurden, im Stadium ihres frisch erwachten Unabhängigkeitsgefühls oder aber ihrer gerade erlangten Selbständigkeit zu sehen oder wiederzusehen und mich mit ihren Oberhäuptern über ihre Zukunft zu unterhalten. Es brodelte zu jener Zeit in Westafrika: Freiheit von den Kolonialländern – welch ungeheures Ziel! Alle waren sich wohl der Bedeutung der Stunde bewußt, aber kaum einer erkannte, wie kompliziert ein freies Staatswesen ist und wieviel harte Arbeit und Versöhnungsbereitschaft zur Verwirklichung des Freiheitsgedankens nötig sind. So ist inzwischen das eingetreten, was viele befürchtet haben. Nach kurzem Aufblühen, nach dem Rausch der gewonnenen Freiheit, kam es zu Ernüchterung und Enttäuschung, zu erneuten Unruhen, wirtschaftlichen Zusammenbrüchen, Diktaturen, Aufständen und Revolutionen mit überfüllten Gefängnissen. Der Sprung aus der Stammesgeschichte in die bindungsarme Neuzeit ist in den meisten Fällen nicht geglückt.

      Rückblickend läßt sich sagen, daß in ganz Westafrika nur ein Stern leuchtete: Albert Schweitzer. Wer kennt noch die Namen der Präsidenten der „ersten Stunde“? Albert Schweitzer dagegen ist auch heute noch, Jahrzehnte nach seinem Tode, vielen ein Vorbild. Sein Motto: „Leben ist Leben inmitten von Leben, das leben will“ ist immer noch eine Richtschnur im Bereich der sozialen Gesundheit; das gleiche gilt für den von ihm geprägten Begriff von der „Ehrfurcht vor dem Leben“ als Richtmaß für moralische Gesundheit. Freuen Sie sich auf die Begegnung mit ihm, dem Leitstern seiner Zeit.

      Ich habe mich um eine ungeschminkte, aber doch tolerante Schilderung alles Gesehenen und Erlebten bemüht, ob es sich dabei um Begegnungen mit Hafenarbeitern oder Präsidenten handelte, um Abenteuer in Diktaturen oder Republiken, um Betrachtungen über Inseln und Häfen, Tiere und Pflanzen. So hoffe ich, daß das Buch für den Leser heute genauso interessant ist wie vor 30 Jahren – vielleicht sogar aufgrund seiner Zeitbezüge noch interessanter.

      Mein Dank gilt allen, die mir vor und auch während der Fahrt – die ich ebenso wie alle anderen Fahrten selbst finanzieren mußte – halfen, Schönheit und Eigenart der verschiedenen Länder kennenzulernen. Mein größter Dank aber gilt meiner Frau. Erst heute weiß ich, wie ihr zumute gewesen sein muß, wenn der Wetterbericht Stürme im Atlantik meldete und sie ihren Mann allein in einem kleinen Boot wußte. Niña hat nicht nur die langen Monate der Trennung auf sich genommen, ohne zu klagen; sie hat mich auch zu Beginn und am Ende der Fahrt begleitet, hat als Nichtseglerin tapfer Stürme und Nachtwachen durchgestanden und mich nie im Stich gelassen. Nicht zuletzt hat sie an diesem Buch ganz wesentlich mitgearbeitet.