Perry Rhodan

Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2)


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erschlagen werden.

      *

      Das Nest der Posbis war in seinem Inneren sogar um einiges verwirrender, als es von außen gewirkt hatte. Kühl wirkende und strikt logisch aufgebaute Bereiche wechselten mit solchen ab, die den Träumen eines Verrückten zu entstammen schienen. Trampelpfade hatten keinen Anfang und nahmen kein Ende. Permanent kippten die Schwerkraftverhältnisse. Einmal hatte Onker Dou das Gefühl, bergauf steigen zu müssen, um im nächsten Augenblick in die Tiefe zu stürzen. Die Zusammensetzung der Luft war Änderungen unterworfen, die Wahl der Farben, die Gerüche, die Konsistenz der Baumaterialien ...

      »Wie viele von euch leben hier?«, fragte er Gustav.

      »Das Nest ist kein Lebensraum. Wir ziehen uns in sein Inneres zurück und kehren irgendwann zurück in die Welt des Äußeren.«

      »Warum bist du hier? Du wirkst nicht so, als hättest du einen Aufenthalt im Nest nötig.«

      »Woran willst du meinen Gemütszustand erkennen, Onker?«

      »Ist Gemütszustand denn ein Wort, das ihr auf euch selbst anwendet?«

      »Wenn es dir lieber ist, können wir von reduzierter Spannungsimmanenz der bioplasmatischen Denkmatrix an der hypersensuellen Oberfläche der hypertoyktischen Verzahnung reden.«

      »Bleiben wir lieber doch beim Wort Gemütszustand.«

      »Das ist mir recht.«

      Sie passierten eine schwerkraftlose Zone entlang ihres Weges, und erreichten ein Labyrinth, in dem Röhren aller Größen ineinander verschlungen waren.

      »Der Posbi-Philosoph Adornfont hat dieses Labyrinth endloser Weisheit errichtet«, erklärte Gustav. »Wenn du es mit meinen Linsen sehen könntest, würdest du seine wahre Schönheit erkennen und vermutlich vor Freude einen Achtelliter Öl verlieren.«

      »Hör zu, Gustav: Ich finde es toll, dass du mich im Nest herumführst und mir seine Sehenswürdigkeiten zeigst. Aber ...«

      Der Posbi unterbrach ihn. »In Inneren des Labyrinths endloser Weisheit ist die Abschirmung am besten. Selbst ein Dutzend von ANANSIS Robotern könnte dich dort drin nicht aufspüren. Es wandelt sich, erfindet sich stets aufs Neue. Es kontrahiert, es verändert seine Form, sein Fassungsvermögen. Es folgt dabei einem Plan, der von Adornfont im Voraus für die nächsten zwölftausend Jahre festgelegt wurde. Ich bin einer der wenigen, die jederzeit Zugang zu seinem Inneren finden.«

      »Wenn dir etwas geschieht, bleibe ich also für alle Zeiten im Inneren des Labyrinths eingesperrt?«

      »Ja.«

      »Da bin ich aber beruhigt.«

      »Ist das Zynismus?«

      »Gustav, verdammt noch mal! Begreifst du nicht, in welcher Lage die RAS TSCHUBAI und wir alle stecken? Ich will mich nicht in diesem Röhren-Wirrwarr verbergen und toter Mann spielen. Ich brauche ein Versteck mit ausreichender Infrastruktur, von dem aus ich meine möglichen Mitverschwörer kontaktieren und mit ihnen zusammenarbeiten kann. Ich muss ein Informationsnetz entwickeln. Ich muss planen. Ich muss Kameras in allen Teilen des Schiffs anzapfen ...«

      »Ich weiß, Onker Dou. Das alles bekommst du.«

      Gustav tastete mit vier seiner Arme nach dem fünften, drehte abrupt und mit aller Gewalt daran – und riss ihn sich aus. »Schon vergessen? Ich bin einer der besten Funk- und Ortungsspezialisten in der RAS TSCHUBAI. Mein Arm dient als Relais, damit ich dir ins Innere des Labyrinths berichten kann.«

      Er legte den schlaffen, biegsamen Greifarm ins Innere eines breiten Röhrenelements. Die Finger entwickelten ein Eigenleben, sobald sie mit dem Metall in Berührung kamen, und klammerten sich daran fest.

      »Kalibrier deinen Anzugfunk auf das Signal, das du vom Arm jetzt erhältst.«

      Onker Dou gehorchte. Schon bald hatte er die richtige Frequenz gefunden. Er bekam ein kristallklares Signal und gleich darauf Bilder, die von Gustav stammten.

      »Ich werde durchs Schiff wandeln und deine Anweisungen befolgen. ANANSI ist es gewöhnt, dass Posbis ohne erkennbare Aufgaben durch die RAS TSCHUBAI streunen. Sie wird keinen Verdacht schöpfen. Das Richtfunksignal wird völlig unverfänglich sein, dafür sorge ich. Und jetzt solltest du dich in dein Versteck begeben.«

      Gustav sendete eine weitere Funksequenz. Einen Befehlscode. Er ließ die Röhrengebilde nach unten, nach links und nach rechts wegklappen. Ein Weg ins Innere des Labyrinths, gerade mal so breit, dass Dou ihn seitwärts begehen konnte, tat sich vor ihm auf.

      »Vergiss mich nicht«, erinnerte Onker Dou den Posbi und wagte einen ersten Schritt in die Dunkelheit.

      Vor ihm zeigte sich ein Weg, dem er ohne Gustavs Anweisungen via Funk unmöglich hätte folgen können. Er wich meterbreiten Löchern aus und übersprang Rohrsysteme, die sich gleich darauf um neunzig Grad nach vorne neigten. Weil er sich nicht rechtzeitig duckte, knallte er mit dem Helm gegen ein plötzlich absackendes Röhrenelement und torkelte rückwärts, um beinahe zwischen einigen sich drehenden Leitungen eingeklemmt zu werden.

      Als Dou zu lange auf einem Fleck stehen blieb, gaben die Rohre unter ihm wie zäher Gummi nach und drohten ihn nach unten zu ziehen ...

      Ringsum klingelte, klapperte, rauschte und ächzte es. Nach einer Weile ergaben all diese sonderbaren Geräusche eine Art Melodie, der ein ungewöhnlicher Rhythmus innewohnte. Sie wirkte beruhigend auf Onker Dous Gemüt. Trotz der Gefahren, trotz der mitunter bedrohlichen Umgebung.

      Nach einigen Minuten des Dahinstolperns erreichte er einen Raum, etwa fünf Meter im Durchmesser. Rohre pressten sich eng an eng. Ab und zu löste sich eines von ihnen aus dem Verbund und machte einem anderen Platz, das sich ebenso passgenau einfügte.

      »Im Raum der Beschaulichkeit bist du für die nächsten dreißig Stunden sicher«, hörte er Gustav über Funk sagen. »Ich mache mich jetzt auf den Weg und sehe mich im Schiff um. Sobald ich weitere Flüchtlinge entdeckt habe, informiere ich dich.«

      »Du wirst sie ohne meine Hilfe nicht finden. Ich kann dir die wahrscheinlichsten Verstecke nennen ...«

      »Das ist nicht notwendig, Onker. Ich kenne die blinden Flecken in der RAS TSCHUBAI.«

      Ein Knacksen war zu hören, Gustav hatte die Unterhaltung beendet.

      Onker Dou blieb in der Mitte des Raums der Beschaulichkeit stehen. Er wähnte sich in einem Alptraum, wie er nur den Posbis einfallen konnte.

      Er wagte es nicht, sich hinzusetzen. Was, wenn die Elemente nachgaben oder schlichtweg verschwanden? Würde er nach unten einsinken und vom System zermahlen werden?

      Dou hatte stets geglaubt, alles über die RAS TSCHUBAI zu wissen und sich überall zurechtfinden zu können. Er musste sich eingestehen, dass er sich geirrt hatte. Das Nest war ihm ebenso fremd wie die Gedankenwelt der VECU.

      *

      Alle Mitglieder der Schiffszentrale waren von der VECU festgesetzt worden. Betroffen las Onker Dou eine lange Liste mit Namen, die ihm Gustav über ultrakurzgeraffte Funksprüche übermittelt hatte.

      Cascard Holonder hatte nicht einmal die Flucht versucht, ebenso wenig wie seine Stellvertreterin und Erste Offizierin Magebe Lenski.

      Klavs Hem Luetyens war außerhalb der Zentrale von zwei Robotern ANANSIS aufgegriffen worden, als er sich in einen Antigravschacht hatte werfen wollen.

      »Atani Kekuku, Zweiter Offizier: gefasst. Andris Kantweinen, Dritter Pilot: auf der Flucht erwischt. Lit Olwar, Funk und Ortung: von einem TARA in Gewahrsam genommen ...«

      Die Liste der Namen wurde immer länger. Matho Thoveno hatte sich im Hangarbereich widerstandslos abführen lassen. Einige Mitglieder der Bereitschaftsoffiziere hatte ANANSI in deren Kabinen isoliert, auch die meisten wissenschaftlichen Berater saßen in ihren Abteilungen fest.

      »Hast du denn keine positiven Nachrichten für mich?«, fragte Dou Gustav über Funk.

      »Doch. Du wirst bemerken, dass einige prominente Namen auf