Perry Rhodan

Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2)


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ist.«

      Leises Gemurmel. Die Terranischstämmigen flüsterten miteinander in dem Versuch, seine Aussagen zu verstehen.

      »Dieser Abyssale Triumphbogen entsteht im Prascaisystem. Die Vorarbeiten dazu laufen bereits auf der Sauerstoffwelt Talzmant. Dort hat sich vor Jahrhunderten ein Labor- und Forschungskomplex der Vecuia befunden, in dem Shenpadri und Cairaner Mikrorelikte untersucht haben. Mikrorelikte sind kleinere und nicht mehr funktionsfähige Hinterlassenschaften anderer Superintelligenzen, die die VECU interessierten.«

      Die Unruhe wurde größer. Einige Bordmitglieder sperrten sich, ihre Körper spannten sich an. Ihre innere Bereitschaft, der VECU zu helfen, war gering.

      »Die Reise ins Prascaisystem wird etwa einen Bordtag in Anspruch nehmen. Alle weiteren Informationen zu euren Pflichten und Aufgaben erhaltet ihr, sobald es notwendig ist.«

      Sie mochten seinen Ton nicht. Sie verachteten ihn. Shaupaard fühlte ihre Abneigung.

      Also fügte er hinzu: »Bitte denkt daran, dass die VECU nicht euer Feind ist. Uns eint die gemeinsame Aufgabe, Ancaisin von einer schrecklichen Gefahr zu befreien. Die Superintelligenz schätzt die Zusammenarbeit mit euch. Unter anderen Umständen hätte sie die RAS TSCHUBAI gewiss nicht einfach so in Besitz genommen. Aber ihre Mittel sind derzeit beschränkt. Deshalb bittet sie um euer Verständnis und eure Mitarbeit.«

      Bru Shaupaard gab Zeichen, die Übertragung zu beenden. Er plumpste neben Holonder in einen Sessel und ließ sich Wasser bringen. Sein Kopf brannte, all seine Glieder schmerzten. Die VECU bemühte sich redlich, ihn zu schonen. Aber sie war einfach zu stark, zu viel, zu großartig.

      Er hatte vermutlich nicht mehr lange zu leben.

      6.

      Onker Dou

      Fasziniert von der Präzision und der rohen Gewalt Icho Tolots verfolgte Onker Dou dessen Fluchtversuch.

      Gustav gab Onteren, Ghysar und ihm die Gelegenheit, Teile der halutischen Tour de Force durch das Schiff zu beobachten. Der Posbi zapfte ANANSIS Minispione an, die den Haluter auf Schritt und Tritt verfolgten. Dou bewunderte die gewieften Ablenkungsmanöver, die Unberechenbarkeit in Tolots Fluchtbewegungen, die scheinbare Rücksichtslosigkeit. Und während der Haluter durch die RAS TSCHUBAI irrte und alle Aufmerksamkeit auf sich zog, schafften die beiden Nemetze sie in ihr neues Versteck.

      »Wir haben einen Fehler begangen«, wiederholte Onteren ihre Vorwürfe, nachdem Tolots Flucht ein Ende genommen hatte. »Wir hätten mit dem Haluter zusammenarbeiten und ihn zu uns holen sollen. Gemeinsam hätten wir größere Chancen gehabt, gegen die VECU vorzugehen. So aber haben wir ihn an ANANSI verfüttert.«

      »Tolot ist bereitwillig auf meinen Plan eingegangen,«, widersprach Dou. »Er wusste, dass er zu auffällig ist, um sich auf Dauer vor der Superintelligenz und vor ANANSI verbergen zu können.«

      Ihr neues Versteck war eine wenig benutzte Steuerzentrale mit hochwertigem Positroniknetzwerk auf Deck 18, keine 100 Meter von einem Zugang zur Kernkugel und damit zur Zentrale der RAS TSCHUBAI entfernt.

      Ein Teil der lebenserhaltenden Systeme des Ogygia-Habitats wurde von diesem Ort aus gesteuert. Ogygia, die parkähnliche Erholungslandschaft des Schiffs, befand sich unmittelbar über ihren Köpfen.

      Dou blickte auf einen der Bildschirme der Steuerzentrale. Er zeigte die Geschehnisse in Ogygia.

      TARA-Kampfroboter schwebten über den Bäumen und Sträuchern, ihre langen Waffenarme waren dabei nach unten gerichtet. Sie überwachten Mitglieder der Schiffsbesatzung, die in Ogygia zusammengetrieben worden waren. Diese Terraner, Arkoniden, Aras und Angehörigen anderer Milchstraßenvölker waren auf den beiden außen angeflanschten OXTORNE-Kreuzern stationiert gewesen. ANANSI hatte sie nach Ogygia schaffen lassen. Dazu kamen Hunderte Mitglieder der großen Wissenschaftslabors und Angehörige des militärisch-strategischen Personals der RAS TSCHUBAI.

      Entlang der vier Wasserläufe, die sich in Ogygias Zentrum zu einem kleinen See vereinten, entstanden Zeltstädte mit Sanitäreinrichtungen und Essensbuden. Dort saßen die Soldaten und Wissenschaftler in kleinen Grüppchen zusammen. Einige von ihnen wirkten lethargisch, die Mehrzahl jedoch zornig und zu allem entschlossen.

      »Sie brauchen bloß jemanden, der ihnen sagt, was zu tun ist«, meinte Dou leise.

      »Du denkst hoffentlich nicht daran, eine Revolution gegen ANANSI anzuzetteln?«, fragte Onteren. »Die Semitronik würde uns die Atemluft abdrehen oder uns mithilfe von Prallfeldern zusammenquetschen.«

      »Das kommt davon, wenn man sich zu sehr von Rechnern abhängig macht.«

      »Das kommt davon, wenn man sich in die Belange von Superintelligenzen einmischt!«, giftete die Arkonidin zurück.

      »Ein Streit führt zu nichts«, mischte sich Ghysar ein. »Wir sollten nachdenken, wie wir weiter vorgehen. Immerhin haben wir in dieser Station weitaus mehr Möglichkeiten als im Nest der Posbis.«

      »Ihr habt mir noch immer nicht gesagt, was es mit dem Vergessenen ANANSIS auf sich hat.«

      Die beiden Wissenschaftler blickten einander an. Onteren wandte sich schließlich Dou zu. »Der Vergessene ist ein Werkzeug, mit dem wir die Semitronik aushebeln könnten.«

      »Geht's ein wenig genauer?«

      »Eines der Großrechnernetze des achtteiligen Rechnerverbunds leistet ANANSI bekannterweise Widerstand.«

      »Und?«

      »Der Vergessene ist eine zweite Sicherheitsschaltung, die wir installiert haben. Wir wussten, dass der Philippi-Plan gut ist und uns gegebenenfalls helfen würde. Aber solange wir den Vergessenen nicht zur Verfügung hatten ... Er ist ein Teil von ANANSI, den die Semitronik im Augenblick höchster Not von sich abspaltete«, fuhr Ghysar mit dünnem Piepsen fort. »Ein Teil ihrer Persönlichkeit, wenn du so möchtest. In dem Augenblick, da sich der Vergessene von ihr löste, vergaß ANANSI ihn. Sie weiß also nichts von seiner Existenz.«

      Onker Dou versuchte zu verstehen. »Der Vergessene ist demzufolge ein Teil ANANSIS und besitzt ihre Wesenszüge.«

      »So in etwa, ja.« Ghysar zögerte sichtlich. »Aber du machst den Fehler, ANANSI mit einem lebenden Wesen zu vergleichen. Die Semitronik ist anders als wir. Einerseits ist sie vielschichtiger als wir biologischen Lebewesen. Andererseits ist sie nicht mit uns vergleichbar. Was immer sie uns an Emotionen zeigt – es ist imitiert und vorgespiegelt. Das Bioplasma nimmt zwar großen Einfluss auf ihre Persönlichkeit, aber ...«

      »Ich habe verstanden. Kommen wir zum Vergessenen zurück.«

      »Wir können von hier aus mit ihm in Verbindung treten. Allerdings wird es nicht leicht sein, ihn zu überzeugen.«

      »Warum nicht?«

      »Der Vergessene ist ein neues Individuum, das seine Rolle noch nicht kennt. Er wird misstrauisch sein und jedes unserer Worte überprüfen.«

      »Was kann er für uns erreichen?«

      »Im besten Fall Einfluss auf ANANSI nehmen und sie dazu bringen, der VECU zu widerstehen.« Onteren schüttelte den Kopf. »Vielleicht versucht der Vergessene sogar, die Semitronik zu bekämpfen. Oder aber er ordnet sich ihr unter.«

      »Ihr wisst es also nicht.«

      »Es gibt nicht sonderlich viele Semitroniken, wie du weißt. Jede neue Erfahrung mit dieser Art von Rechnern ist ein Abenteuer.«

      »Aber es wäre einen Versuch wert, mit dem Vergessenen zu reden.«

      »Richtig. Und du solltest das Gespräch führen.«

      »Warum? Ich bin kein sonderlich begabter Diplomat.«

      »Der Vergessene wird glauben, dass wir beide ein vorgefasstes Urteil zu ihm haben. Schließlich haben wir intensiv mit ANANSI zusammengearbeitet.«

      Dou seufzte tief. »Also schön. Dann sagt mir, wie ich mich verhalten und wie ich mit dem Vergessenen umgehen soll.«

      *