Perry Rhodan

Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2)


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davon ausgehen, dass der Kanister schlecht verstaut worden und auf den Roboter gestürzt war, was die Schäden verursacht hatte. Einer genauen Betrachtung würde das zwar nicht standhalten, aber wer hätte wohl Anlass und Muße, einen solchen Unfall genauer zu untersuchen?

      Seine Geräte registrierten eingehenden Funkverkehr. Vermutlich versuchte die Leitzentrale, die ausgefallene Einheit zu erreichen.

      »Zeit, hier zu verschwinden«, murmelte er. »Hoffentlich hat der Bursche keine Daten hochgespielt, bevor ich ihn ausgeschaltet habe.«

      Noch ein Sprung, und sein Einsatz war ohnehin vorbei, und er konnte zurückkehren. Ob er erfolgreich gewesen war, würde sich dann zeigen müssen.

      Er visualisierte die Zentrale, rief sich die exakte Richtung und Entfernung von seinem augenblicklichen Standort ins Gedächtnis und sprang.

      Eisiger Schreck durchfuhr ihn, als er materialisierte und feststellte, dass die Zierpflanze fehlte, hinter der er Deckung finden wollte. Stattdessen stand er zwar in einer abgelegenen Ecke, aber völlig frei im Raum.

      Geistesgegenwärtig ließ er die Sonde los und teleportierte sofort wieder. Dieses Mal war der Raum leer, den er angepeilt hatte. Angespannt esperte und lauschte er.

      Kein Alarm, und niemand in der Zentrale dachte daran, ein seltsames Pelzwesen im Raumanzug gesehen zu haben.

      Gucky atmete auf. »Wieder mal Glück gehabt, Alter.«

      Blieb nur zu hoffen, dass die Miniatursonde auch ohne ihn ihren Weg fand und die Daten lieferte, die sie benötigten.

      Er machte sich auf den Rückweg.

      Wo er eben noch gestanden hatte, machte es »Plopp«.

      *

      »Wer sind diese Leute, die unsere Sicherheitsuniformen tragen? Dieses spindeldürre Weib und den polierten Kerl habe ich nie zuvor hier gesehen!« Vadkuin da Chao sah starr auf den Holomonitor mit den Aufnahmen aus dem Foyer von Verwaltungstrakt C.

      Salkis seufzte. Nur ein Narr wie Vadkuin konnte die schlanke und dennoch weibliche Gestalt der Frau als »spindeldürr« bezeichnen. Sie selbst hatte sich lange gewünscht, einmal so auszusehen. Inzwischen hatte sie sich mit den Gegebenheiten abgefunden.

      »Ein Agentenpaar, das mit uns zusammenarbeitet«, erklärte Atlan. »Sie sorgen zum einen dafür, dass die Behauptungen der Tato über den Einsatz von Sicherheitskräften untermauert werden, und sollen zum anderen die Dinge in unserem Sinne kanalisieren.«

      Vadkuin gab weiter keine Ruhe. »Und wenn da Nardonn ganz andere Pläne hat als das, was sie ihm vorschlagen?«

      »Er wäre kein guter Taktiker, wenn er nicht erkennen würde, dass unsere Lockspur unter den vorgeblichen Umständen das beste Vorgehen ist. Außerdem ist schon eine Menge Arbeit reingesteckt worden, die es zumindest wert macht, es auszuprobieren. Aber selbst wenn ...«

      »... hast du dafür einen Plan vorbereitet. Kapiert.«

      Der Mascant lächelte. »Richtig. Aber wir müssen die Scharade nicht mehr lange aufrechterhalten. Ich habe bereits das Signal an die Funkboje gegeben. Bis der nächste Akt eingeläutet wird, hat Gucky sich ausreichend erholt.«

      Salkis sah zu dem Ilt, der sich mit zerzaustem Fell wieder in einen der Sessel geworfen hatte. Angelegentlich schlürfte er ein Getränk aus einem orangefarbenen Karton, der wie eine Wurzel geformt war.

      »Bin schon fast wieder auf den Beinen«, piepste der Kleine und sah Salkis treuherzig an. »Es ginge allerdings schneller, wenn mich jemand kraulen würde ... es war wirklich anstrengend, unbemerkt durch die Schiffe zu springen.«

      »Es war herausfordernd«, sagte der TARA-Psi. »Ich habe einiges von meiner Hyperkristallmaterie verbraucht. Bald werde ich Nachschub benötigen.«

      »Salkritfresser«, sagte Gucky und beäugte den Roboter, während Salkis sich zu ihm setzte und das Fell hinter seinen Ohren kraulte. »Da sieht man wieder, wie viel besser eben naturgegebenes Talent gegenüber maschinell gestütztem ist. Ich brauche nur billigen Möhrensaft zum Auftanken.«

      Vadkuin musterte Salkis und Gucky. Las sie Missvergnügen in seinen Zügen?

      Sie lächelte ihn an. »Wenn du möchtest, kraule ich dich auch, wenn ich mit Gucky fertig bin.«

      »Bist du vollends dem Irrsinn verfallen, Weib?«, knarzte Vadkuin und wandte sich ruckartig ab.

      Gucky verdrehte die Augen, um sie anzusehen, und sagte leise: »Auch ohne seine Gedanken lesen zu können glaube ich, dass er dich mag, wobei er eine reichlich seltsame Art hat, das auszudrücken.«

      »Ich weiß«, entgegnete Salkis ebenso leise. »Auch so ziemlich jeder andere aus seinem Umkreis weiß es. Markane zum Beispiel, darum die komische Bemerkung vorhin. Nur er selbst kapiert es nicht oder will es nicht akzeptieren. Dabei sieht er mich auf eine Weise, wie es kein anderer tut. Die meisten sehen in mir ein kleines plumpes Wesen, das nur wegen seiner Intelligenz Bedeutung für sie hat. In seinen Augen aber bin ich unanständig attraktiv. Das hat er mir sogar schon gesagt, wobei er es als Beleidigung formuliert hat, aber trotzdem – es sagt etwas aus.«

      Gucky schloss halb die Augen. »Du erwiderst seine Gefühle aber hoffentlich nicht nur deshalb, weil er deinen Körper schön findet?«

      Sie lächelte. »Nein. Ich habe mich längst damit abgefunden, dass meine Genetik verhindert, jemals einem arkonidischen Idealbild zu entsprechen. Und mich abzuplagen, um nur ein halbes Ergebnis zu erzielen, sehe ich nicht ein. Aber er ist ein ganz besonderer Mann, und unter seiner rauen Schale sehr warmherzig und gut. Auch so etwas, das jeder weiß außer ihm selbst.«

      Sie kraulte dem Ilt das weiche Fell, und für einen Moment kam ihr die Situation absurd vor. Draußen wurde überall im Kugelsternhaufen gekämpft und gestorben; manchmal schnell, manchmal unendlich qualvoll. Unsichtbare Energiefinger tobten ihre Gewalten in Schirmen aus, und wenn die schützenden Felder flackernd versagten, blühten für Momente neue Sonnen auf und vergingen.

      Thantur-Lok brannte ... und da saß sie nun, kraulte einem putzigen Pelzwesen das Fell und sprach darüber, was zwischen ihr und Vadkuin vermutlich ewig unausgesprochen bleiben würde. Was bedeutete das schon im Vergleich zu all den abrupt beendeten Schicksalen da draußen?

      »Woran denkst du?«, murmelte der Ilt, der sie trotz der halb geschlossenen Augen aufmerksam musterte.

      Einen Moment suchte Salkis nach Worten.

      »Ich denke an den Krieg«, antwortete sie schließlich. »Bislang war er für uns hier irgendwie weit weg, und es fällt mir immer noch schwer, zu glauben, dass etwas so Grausames in unser Leben eingebrochen ist. Was wir hier machen, ist wie ein ... ein Schauspiel. Es fühlt sich nicht an wie Teil eines Krieges.«

      »Unterschätz nicht die Gefahr!«, mahnte Gucky ungewohnt ernst. »Wenn etwas schiefgeht oder da Nardonn Lunte riecht, könnte es jederzeit passieren, dass er den Spieß umdreht und wir es erst merken, wenn die Strahlerschüsse durch den Raum jagen. Der TARA-Psi und ich sind zwar euer Ticket nach draußen, aber auch wir haben eine Reaktionszeit.«

      »Ich weiß«, sagte Salkis, auch wenn sie die Aussage in Bezug auf den Roboter eher als kleines Problem sah. »Außerdem könnte da Nardonn jederzeit die Geduld verlieren und uns aus dem All beschießen lassen. In meinem Kopf sind mir all diese Gefahren klar, aber sie dringen irgendwie nicht durch. Vielleicht ist das auch gut, weil ich sonst das Gefühl hätte, nicht einfach nur hier sitzen und dich kraulen zu dürfen.«

      Der Ilt ließ seinen Nagezahn in einem Lächeln aufblitzen. »Wieso? Du hilfst gerade dem entscheidenden Streiter im Kampf um den Frieden dabei, schnell wieder auf die Beine zu kommen. Das ist ein wichtiger Dienst in diesem Krieg – vielleicht der allerwichtigste.«

      Salkis lächelte schief und sah auf. Ihr Blick begegnete dem des Mascanten, und sie sah auf einmal unter all seiner Konzentration und Ruhe das Gefühl, das sie selbst so weit von sich schob. Sie hatte ihn in den vergangenen Stunden immer wieder beobachtet, wie er geplant und seine Leute in den Einsatz geschickt hatte.

      Nach außen