Perry Rhodan

Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2)


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Material.«

      »Kannst du von hier aus darauf zugreifen?«

      Er tippte auf seinen Armbandkommunikator. »Bestens verschlüsselt ... aber ja.«

      »Sieh nach, ob es unter dem ständigen Personal im Kelch einen Eintrag gibt.«

      »Längst geschehen. Kein Treffer.«

      Ghizlane fluchte.

      »Es gibt jedoch Einträge bei den Angehörigen der im Kelch stationierten Raumjägerflotte.«

      »Welcher Art?«

      »Teilnahme an Demonstrationen. Nichts Illegales – wir reden von Militärpersonal.«

      »Und von ihren Familien.« Ghizlane dachte nach. »Wie viele Treffer?«

      »Von 500 Piloten etwa zwanzig Personen.«

      »Ist Jindo noch Kommandant der lunaren Flotte?«

      Er nickte.

      Das war gut – sie kannte Jindo Kubertin seit einer gefühlten Ewigkeit. Als Kadetten auf der AMALIA SERRAN hatten sie sich gemeinsam ihre ersten Sporen verdient. Er würde offen mit ihr reden, wenn sie als Kommandantin des Flaggschiffs und als alte Freundin zu ihm kam und unbequeme Fragen stellte.

      »Na dann«, sagte Ghizlane, »gehen wir auf die Jagd.«

      *

      Der Ylant schwebte vor ihm, Rhodan folgte und nutzte die Flugfunktion des SERUNS. Sie näherten sich rasch dem Zentralgebäude des Ylatoriums, diesem gewaltigen, ungeschlachten Klotz, um den energetische, gleißende Flammen loderten.

      »Die Feuerzungen sind ein rein optisches Phänomen«, sagte der Ylant. »Keine Hitze, die dir Schaden zufügen könnte.«

      »Mein SERUN ...«

      »... sichert dein Überleben«, fiel ihm der Bronzeroboter ins Wort, um sich zu verbessern: »In der Atmosphärelosigkeit würdest du selbstverständlich nicht überleben, selbst wenn die Flammen dir nichts anhaben können.«

      Im Lichtsee unter dem Zentralgebäude standen Dutzende von Ylanten nebeneinander aufgereiht. Sie streckten die Arme seitlich aus und fassten sich an den Händen.

      Als sie weiterflogen, korrigierte Rhodan seinen Eindruck. Es handelte sich um Hunderte. Einen erkennbaren Sinn dieser eigentümlichen Prozession – ein passenderes Wort fiel ihm nicht ein – gab es nicht.

      Zu zweit schwebten sie inmitten der Flammen zweihundert Meter hoch, bis sie einen Überhang erreichten, den sie umflogen. Der Ylant landete darauf wie auf einem Balkon.

      Rhodan folgte dem Beispiel.

      Gemeinsam traten sie in einen unregelmäßigen Tunneleingang, so willkürlich geformt, als wäre er bei einer ziellosen Sprengung entstanden. Es ging minutenlang geradeaus, wie durch einen natürlichen Tunnel im Felsen. Das Licht der Flammen blieb hinter ihnen zurück, die Dunkelheit nahm zu.

      Rhodan schaltete die Helmlampe des SERUNS ein.

      »Es ist nicht mehr weit«, kündigte der Ylant an.

      Tatsächlich kamen sie kurz darauf zu einem flirrenden Energievorhang, der jedoch kein Hindernis bildete. Sie durchschritten ihn.

      »Du kannst deinen Helm nun öffnen. Vater hat diesen Bereich für dich mit Atemluft geflutet.«

      Rhodan folgte der Aufforderung.

      Auch hinter dem Energievorhang änderte sich die Umgebung nicht. Es ging weiter durch den Tunnel, bis sie eine Höhle erreichten.

      Von der Felsendecke hingen Tropfsteine. Der Terraner ließ den Blick schweifen. Rechts fiel die Decke stark ab, man könnte dort höchstens kriechen. In diesem Bereich wuchsen auch Stalagmiten vom Boden her; sie sahen aus wie Drachenzähne in einem noch leicht geöffneten Maul.

      Der Ylant führte ihn durch die Höhle, und am gegenüberliegenden Ende begann eine andere Welt – ein metallblitzender, geradezu steriler Korridor, der schnurgerade weiterführte.

      »Dort entlang«, sagte der Gliederpuppen-Roboter. »Nach hundert Metern findest du Vaters Kabinett.«

      »Begleitest du mich nicht dorthin?«

      »Nein«, sagte der Ylant, und es klang fast erschrocken.

      Als hätte ich ihn aufgefordert, ins Allerheiligste seines Gottes einzutreten, dachte Rhodan, fühlte jedoch sofort, dass die religiöse Komponente dieses Vergleichs in die Irre führte.

      Er ging durch den Korridor, der gerade hoch und breit genug war, dass er ihn bequem passieren konnte. NATHAN hatte ihn offenbar für den Besuch von Terranern konstruiert. Die allerdings nicht unter Klaustrophobie leiden durften.

      So erreichte er eine weitläufige Halle, metallisch glänzend, penibel sauber, hell erleuchtet und menschenleer.

      Keine Bronze, dachte Rhodan noch.

      Dann ertönte NATHANS Stimme: »Wer bist du?«

      *

      »Perry Rhodan«, sagte er, während er tiefer in NATHANS Kabinett hineinging.

      Im Zentrum wölbte sich eine leuchtende Halbkugel aus dem Boden, so groß, dass er mit einiger Mühe gerade noch hätte darüberspringen können. Die Oberfläche sah aus wie Milchglas, und da es sich um den einzigen Gegenstand im Raum handelte, bildete er ein logisches Ziel.

      Darüber hing ein ebenfalls milchglasartiger, unten geöffneter Trichter von der Decke. Rhodan stellte unwillkürlich einen Vergleich an – würde sich das Gebilde absenken, könnte er die Halbkugel nicht umfassen.

      Da NATHAN immer noch schwieg, als er dort ankam, hob er den Blick und sah in die Öffnung. Ein Metallgitter lag darin, und dahinter wiederum herrschte Dunkelheit.

      Rund um die Halbkugel verlief ein Metallring, etwa einen halben Meter hoch. Rhodan setzte sich darauf und wartete ab.

      »Und wer bist du?«, fragte er irgendwann.

      »Du kennst mich«, antwortete das Mondgehirn.

      »Und du mich.«

      »Ich hoffe es. Ist dir dieses Bild als Gegenüber angenehm?« In der Milchglaskugel erschien das idealisierte Gesicht eines Terraners, alterslos und weißhaarig, die Haut kindlich glatt. Die Iriden im Augenweiß leuchteten arkonidisch-rot, die Pupillen waren irritierenderweise weiß.

      »So angenehm wie jedes andere«, meinte Rhodan. »Wir können uns auch ohne solche Abbilder unterhalten.«

      Das Gesicht verschwand.

      »Wie geht es YLA?«, fragte NATHAN. »Sie ist zu meinem Schmerz in der alten Hälfte des Dyoversums zurückgeblieben.«

      Dann, nach einer kurzen Pause, hoffnungsvoll: »Das ist sie doch, oder? Ich bedauere, dass ich über das Schicksal meiner Tochter im Unklaren geblieben bin, mehr als vierhundert Jahre lang.«

      »YLA existiert«, sagte Rhodan. »Sie befindet sich auf der ausgetauschten Erde, auf jener Welt, die früher hier ihrer Bahn gezogen hat.«

      »Führt sie ein sinnvolles Leben?«

      »Sie steht in Kontakt mit den dortigen Bewohnern und hilft ihnen. Sie nennen sich Ayees. YLA ist ein wichtiges Element der Kultur ihres Volkes geworden.«

      »Das ist gut«, sagte NATHAN.

      »Du hast dir viele Kinder geschaffen.«

      »Sie sind gut, aber sie haben einen Fehler.«

      »Und der wäre?«

      »Sie sind nicht YLA«, sagte der Rechner.

      »Wieso hast du die Ylanten geschaffen?«

      »Als Experiment. Ich erforsche mich in ihnen selbst.«

      »Eine wie mir scheint hochkomplexe Kultur. Mal synergetisch-kollektiv, dann wieder eher individualistisch. Der Ylant, der mich hierhergeführt