Perry Rhodan

Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2)


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als es in der Aufzeichnung gewirkt hatte. Die Feuerzungen fauchten, und Funken trieben als makabres Feuerwerk in der Luft.

      »Wie lange noch?«, fragte Gisso.

      Homer G. Adams musste nicht auf die Uhr sehen, das hatte er direkt vor dem Ausstieg getan. »Acht Minuten, wenn die Einschätzung der Spezialisten stimmt.«

      »Ich habe genug gesehen«, sagte die Residentin.

      »Wir sollten bleiben, bis die Flammen erlöschen.«

      »Warum?«, fragte sie. »Zollen wir dem Attentäter damit nicht Respekt?«

      Er verneinte. »Wir schaffen uns auf diese Weise eine Erinnerung, die uns klarmacht, wieso wir ihn jagen werden. Und weshalb wir für ein Ende dieses Irrsinns sorgen müssen.«

      »Was hast du vor?«

      »Ich trete gemeinsam mit Jathao Vanoth an die Öffentlichkeit.«

      »Glaubst du, dass er mitspielt?«

      »Ich lasse ihm keine andere Wahl.«

      *

      In den nächsten Stunden beseitigten Ordnungskräfte alle Spuren und reinigten das Wasser im Residenzsee.

      Das südliche Ufer säumte eine Reihe verbrannter Bäume. Sie hätten von Gartenrobotern entsorgt und ersetzt werden können, aber Homer G. Adams bat darum, sie eine Zeit lang stehen zu lassen, um als Kulisse für seine Botschaft zu dienen, die er gemeinsam mit Jathao Vanoth aufzeichnen wollte.

      Den Thesan musste er nicht lange überzeugen, er stimmte sofort zu, mehr noch, er betonte, dass er denselben Vorschlag hatte machen wollen.

      Der Park sollte in drei Stunden, insgesamt etwas weniger als einen Tag nach dem Anschlag, wieder geöffnet werden. Diese Zeit nutzten die beiden Männer, um ungestört die Rede aufnehmen zu können.

      Der Chef der Presseabteilung des Solaren Hauses persönlich leitete die Aufnahme, ein betagter Terraner namens Tenk Mar. Adams hatte nie zuvor mit ihm zusammengearbeitet, aber es bestand kein Zweifel, dass er zu den besten seines Fachs gehörte.

      Tenk gab einige Anweisungen, positionierte die beiden Redner mal hierhin, mal dorthin, betonte, wie wunderbar erschreckend die Kulisse der verbrannten Bäume vor dem nun wieder idyllisch glitzernden See wirkte ... und startete endlich die Aufnahme.

      »Mein Name ist Homer G. Adams«, sagte der Advisor, obwohl das kaum nötig war, weil nahezu jeder sein Gesicht kannte, »und neben mir steht Jathao Vanoth. Er hat zuerst die Botschaft gebracht, dass unsere Heimat in den anderen Teil des Dyoversums versetzt worden ist und dass wir uns darauf konzentrieren sollten, hier heimisch zu werden. Dass wir keine Ressourcen verschwenden dürften, einen Rückweg zu suchen. Seine Botschaft hat zahllose Zuhörer gefunden, und viele sind davon begeistert.«

      »Dass sich eine ganze Bewegung nach mir benennt, hätte ich nicht erwartet«, ergänzte der Thesan. »Es schmeichelt mir, aber das, was ich zu sagen habe, ist wichtiger, als ich es bin. Zu meinen Worten stehe ich – die Versetzung war keine Katastrophe, sondern eine Chance. Auch wenn nicht jeder diese Auffassung teilt.«

      »Ich sehe beides darin«, sagte der Advisor. »Denn es hat der Menschheit niemals geholfen, sich einen Weg zu verbauen. Weder in die eine noch in die andere Richtung.«

      Bis hierher lief alles wie abgesprochen, Adams hoffte, dass Vanoth weiterhin so kooperativ blieb. Natürlich wurde die Aufzeichnung nicht live gesendet, sodass eine böse Überraschung ohnehin ausbleiben musste.

      »Auf meinen Anstoß und auch mit der Unterstützung des Advisors konnte gestern das Institut zur Erforschung des Dyoversums im Ylatorium auf Luna eröffnet werden«, sagte Vanoth. »Gleichzeitig hat jemand, der meinen Namen für seine Zwecke missbraucht, ein Attentat im Residenzpark durchgeführt. Einen Anschlag nicht auf eine Person – sondern auf uns alle. Wer immer es getan hat, er mag sich als Vanothen bezeichnen, aber er handelt nicht in meinem Sinn. Im Gegenteil. Ich distanziere mich von dieser Tat und von jedem Gewaltakt, der möglicherweise folgen wird.«

      Jathao Vanoth ging ein paar Schritte zurück, stellte sich neben den verkohlten Überrest eines Baumstamms. »Man muss Widerstand leisten – so hat es ein Vorgänger genannt, als er hier am See eine Bombe gezündet hat, die ihn selbst und zwei weitere Menschen getötet hat. Vielleicht muss man das, jedoch nicht auf diese Art. Nicht mit Gewalt. Nicht, indem man den Residenzpark in ein flammendes Fanal verwandelt und Chaos anrichtet. Wenn ihr in meinem Namen handeln wollt, tretet für meine Werte ein, schaut nach vorne – aber nicht mit Mitteln der Gewalt.«

      Tenk Mar beendete die Aufnahme. »Perfekt. Eine Wiederholung sparen wir uns, besser kann es nicht werden. Robot!«

      Eine Servomaschine schwebte herbei. »Was wünschst du?«

      »Kaffee«, knurrte Tenk.

      *

      Die Ansprache zog eine Menge Zuspruch nach sich, und das Holo wurde häufiger aufgerufen als alle anderen. Aber es führte auch dazu, dass sich ein kleiner Teil der Vanothen abspaltete und sich als Irreversibilisten bezeichnete – eine Gruppe, die durch ständige Provokationen auf sich aufmerksam machte.

      Als Sprecher dieses radikalen Flügels trat Warun Mueller auf, der in Interviews verkündete, dass ihm Jathao Vanoths Fehlverhalten schlussendlich die Augen geöffnet hatte. Auf die Frage, worin denn dieses Fehlverhalten bestehen sollte, antworte Mueller, das liege wohl auf der Hand: Vanoth würde mit den Terranern kooperieren, die das Dyoversum nur deshalb erforschten, um einen Weg zurückzufinden. Das Institut auf Luna sei ein falscher Weg.

      Adams und Vanoth nahmen sich die Zeit, Mueller in seinem Büro zu besuchen, in dem er Unterstützer für die Irreversibilisten rekrutierte. Der Mann, der Adams einst vernünftig vorgekommen war, hatte sich zu einem glühenden Fanatiker entwickelt, der dem Thesan nur Verachtung entgegenbrachte.

      Als der TLD auf einen Verdacht des Advisors hin nachwies, dass Mueller hinter dem Brandanschlag auf den Residenzsee steckte, löste sich seine Gruppe offiziell auf, doch die Idee der Irreversibilisten verschwand damit nicht. Das Schlagwort machte Karriere als abfällige Bezeichnung für alle Vanothen, was die allgemeinen Fronten wiederum verhärtete.

      Das Institut blühte derweil auf und fand in Forscherkreisen großen Zuspruch. Viele hochkarätige Wissenschaftler ließen sich anwerben, und der Kelchbau im Ylatorium füllte sich mit der geballten Kompetenz terranischer Forschung.

      Einige Monate später verkündete Jathao Vanoth im Kreis der wichtigsten Forscher seine Idee, wie man mit der anderen Hälfte des Dyoversums Kontakt aufnehmen könnte. Er brachte den Zwergplaneten Pluto ins Spiel und das Ungleichgewicht, das dieser in den beiden Solsystem-Zwillingen bewirkte.

      *

      Es ist so weit.

      Ich kann mich den Assoziationen nicht länger verweigern, die die Bilder der Erinnerung auslösen. Lieber würde ich in den Jahren der Forschung verharren, in den frühen Erkenntnissen, in der Aufbruchsphase, die uns zu anderen Sonnensystemen führte ...

      ... doch die Erinnerung an Jathao Vanoth geleitet mich unerbittlich zum Pluto. Zu dem Experiment, das die Katastrophe auslöste.

      Vanoths grundlegende Idee bildete nur den ersten Schritt auf dem Weg dorthin, und es dauerte volle zwei Jahrhunderte über seinen Tod hinaus, bis seine Vision umgesetzt werden konnte.

      Aber was sind zwei Jahrhunderte in meinen Traumbildern, wenn dort keine Zeit existiert?

      Ich sehe es vor mir, das Jahr 1850 Neuer Galaktischer Zeitrechnung, das dem Jahr 236 nach der Zerozone entspricht. Damals stand in der Schwebe, welche Zeitrechnung sich durchsetzen würde.

      Wie immer man es bezeichnen mag, es war das Jahr, das auf Pluto eine entscheidende Weiche stellte.

      *

      In seiner dritten Amtszeit konnte Resident Oratio Andolfi seine allgemeine Erschöpfung nicht verleugnen – man musste ihn nicht so gut kennen wie Homer G. Adams, um die körperlichen Anzeichen richtig zu deuten.

      Der