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ACT in Klinik und Tagesklinik


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Kriterien erfüllen, zu modifizieren.

      Dies ist nicht der geeignete Moment, um zu überprüfen, wie die ACT alle oben genannten Aspekte angehen könnte, und es würde an dieser Stelle auch den Rahmen sprengen. Da das vorliegende Buch jedoch die ACT behandelt, bietet sich ein kurzer Überblick darüber an, wie man auf diese Aspekte eingehen könnte. Ausgehend von den oben in Fettdruck hervorgehobenen Begriffen werden wir jeden der genannten Aspekte kurz beleuchten. Dies wollen wir in erster Linie deskriptiv und sachlich tun, ohne die Qualität der vorhandenen Evidenz zu bewerten, da es uns hier nicht darum geht, Schlussfolgerungen über ACT als eine Form von PBT zu ziehen. Vielmehr wollen wir denjenigen Leserinnen und Lesern eine grobe Orientierungshilfe bieten, die sich für die Schnittstelle zwischen Bereichen der aktuellen und zukünftigen Forschung und Praxis interessieren, die wichtig sind, damit diese Einschätzung erfolgen kann. Wir werden die verschiedenen Bereiche nacheinander kurz betrachten.

      Philosophische Annahmen: ACT basiert auf funktionalem Kontextualismus. Dies wurde in mehreren Artikeln und Büchern beschrieben, so dass der Bedarf hierfür dem Anschein nach ernst genommen wurde (siehe z. B. Zettle et al. 2016).

      Breite Anwendbarkeit: Es gibt etwa 250 randomisierte kontrollierte Studien zur ACT, und dies in einem sehr breiten Spektrum an Gebieten, darunter psychische Gesundheit, Drogenkonsum/Substanzmissbrauch, Gesundheitsverhalten, sozialer und Freizeitbereich (www.bit.ly/ACTRCTs, Zugriff am 13.10.2020).

      Die wichtigsten Dimensionen menschlicher Erfahrung werden berücksichtigt: Jeder der sechs Prozesse psychischer Flexibilität bezieht sich auf eine Schlüsseldimension: Defusion (Kognition), Akzeptanz (Emotion), Jetzt (Aufmerksamkeit), Selbst-als-Kontext (Selbst), Werte (Motivation) und engagiertes Handeln (Verhalten). Festzustellen, ob dies in angemessener Weise geschieht, würde den Rahmen dieses Kapitels sprengen.

      Gesundheit herstellen: Im ursprünglichen ACT-Buch (Hayes et al. 1999) steht dazu: »Der ACT-Ansatz folgt einem Gesundheits-, nicht einem Krankheitsmodell« (S. 79). ACT-Studien haben sich regelmäßig auch mit Themen beschäftigt, die nicht »Probleme« sind, wie z. B. Sport, Arbeitseffizienz, Wohlergehen, Lebensqualität, Bewegung usw. (siehe www.bit.ly/ACTRCTs, Zugriff am 13.10.2020).

      Analyseebenen: Es gibt nur wenige Untersuchungen, die die ACT mit neurobiologischen Reaktionen sowie der Genetik in Zusammenhang bringen. Es gibt zwar mehr Untersuchungen zu den Zusammenhängen zwischen Flexibilitätsprozessen und sozialen und kulturellen Aspekten, aber es werden eindeutig noch mehr benötigt.

      Veränderbar: Alle sechs Flexibilitätsprozesse haben sich als modifizierbar erwiesen (Zettle et al. 2016), aber wir müssen noch mehr darüber herausfinden, warum Menschen unflexible Reaktionsmuster entwickeln.

      Mediatoren und Moderatoren: In mehr als 50 Untersuchungen wurde Mediation oder Moderation durch Flexibilitätsprozesse in den verschiedensten Bereichen gefunden (siehe www.bit.ly/ACTmediators, Zugriff am 13.10.2020). Eine kleinere Anzahl von Untersuchungen konnte dies für KVT oder andere Methoden belegen (z. B. Arch et al. 2012).

      Naturalistische Längsschnittstudien: Naturalistische Längsschnittstudien über mehrere Jahre haben die Rolle psychischer Flexibilität unabhängig von therapeutischen Interventionen untersucht (z. B. Spinhoven et al. 2014).

      Grundlagenforschung: Die Untersuchungen zur Bezugsrahmentheorie (engl. Relational Frame Theory, RFT), die sich auf ACT-Konzepte beziehen, fallen in diese Kategorie (Zettle et al. 2016). Labortests für zentrale Flexibilitätskonzepte bieten auch hochpräzise, sehr umfangreiche Testmöglichkeiten.

      Testen von Therapiebausteinen und Kernprozessen: Metaanalysen existieren für die in der ACT angewandten Kernprozesse sowie dafür, ob sie durch bestimmte Prozesse wirken (z. B. Levin et al. 2012).

      Funktionsanalyse: Die Flexibilitätsprozesse in ihrer Gesamtheit wurden als eine Art der Funktionsanalyse vorgeschlagen, aber formale Vergleichstests dieser Nutzung des Modells sind begrenzt.

      Jenseits von »Markenzeichen«-Techniken: Das ursprüngliche ACT-Buch (Hayes et al. 1999) lehnte eine rein technische Sichtweise von ACT ab. In einem Abschnitt darüber, warum die Ebene der Techniken nicht ausreicht, um Therapieerfolge zu erzielen, wollen die Autoren »ACT-Therapeuten ermutigen, Techniken hinzuzufügen« (S. 15), und merken an, dass »der erfolgreiche ACT-Therapeut die ACT in einer Weise durchführen muss, die mit deren Theorie und Philosophie im Einklag steht, nicht in einer Weise, die mechanistisch mit ihren Verfahren an sich übereinstimmt« (S. 16).

      Regeln sowohl im Sinne von Empfehlungen und Ausschlüssen (bestimmter Vorgehensweisen): Von gemischten Botschaften wurde abgeraten (z. B. wird den Therapeuten nahegelegt, nicht gleichzeitig Akzeptanz und emotionale Kontrolle als Rational einer Exposition im Rahmen der ACT anzuführen), aber es gibt nur begrenzte formale Prüfungen dieser einschränkenden Bedenken.

      Idiografische Belege: Zeitreihendesigns und Erfahrungsstudien wurden mit einiger Regelmäßigkeit in der ACT-Forschung verwendet.

      Belege für den Nutzen in der Behandlung: Es gibt einige Forschungsarbeiten in diesem Bereich, die dafürsprechen (z. B. Levin et al. 2019), aber es werden noch mehr benötigt.

      Weitere Faktoren: ACT-Forschung gibt es in allen zuvor genannten Bereichen (Zettle et al. 2016).

      Zusammenhang mit der Entwicklung von Systemen: Die Konzepte von ACT und Bezugsrahmentheorie wurden mit evolutionären Prinzipien verknüpft (eine Übersicht findet sich in Wilson & Hayes 2018).

      1.4 Angenommen, PBT gehörte die Zukunft: Was würde das bedeuten?

      Wenn wir mit unserer Einschätzung richtig liegen, neigt sich die Ära der auf Syndrome zugeschnittenen Therapierichtlinien dem Ende zu und PBT wird allmählich zur allgemein anerkannten Vision von EBT. Das vorliegende Buch konzentriert sich auf die ACT, und die Botschaft an die ACT-Gemeinschaft scheint klar: Wenn PBT die Zukunft gehört, müssen ACT-Forscherinnen und -Forscher sowie Praktikerinnen und Praktiker die ACT als einen prozessbasierten Ansatz betrachten, der auf dem Modell psychischer Flexibilität basiert und nicht auf einer Richtlinie oder einer spezifischen Zusammenstellung technischer Methoden. Das ist für die ACT-Community keine neue Idee (Hayes et al. 1999), aber es definiert die »ACT« als ein funktionelles Etikett für therapeutische Methoden, die eng mit dem Modell der psychischen Flexibilität verbunden sind. Dies bedeutet, dass in der Forschung und Ausbildung zur ACT das Hauptaugenmerk auf Prozesse zu richten ist und Studien so konzipiert werden, dass sie sich noch stärker auf die therapeutischen Prozesse konzentrieren, die sich auf individueller Ebene identifizieren lassen und die etwas bewirken, wenn sie verändert werden, und dies unabhängig von der jeweils angewandten, spezifischen Technik.

      Literatur

      American Psychiatric Association (APA) (2013) Diagnostic and statistical manual of mental disorders. 5th edition (DSM-5). Washington, DC: APA.

      Arch JJ, Wolitzky-Taylor KB, Eifert GH, Craske MG (2012) Longitudinal treatment mediation of traditional cognitive behavioral therapy and acceptance and commitment therapy for anxiety disorders. Behav Res Ther 50: 469–478.

      Barlow DH, Allen LB, Choate ML (2004) Toward a unified treatment for emotional disorders. Behav Ther 35: 205–230.

      Hayes SC (2004) Acceptance and Commitment Therapy, Relational Frame Theory, and the third wave of behavioral and cognitive therapies. Behav Ther 35: 639–665.

      Hayes SC, Hofmann SG (Hrsg.) (2018) Process-based CBT: The science and core clinical competencies of cognitive behavioral therapy. Oakland, CA: New Harbinger.

      Hayes SC, Strosahl K, Wilson KG (1999) Acceptance and Commitment Therapy: An experiential approach to behavior change. New York, NY: Guilford Press.

      Hofmann SG, Asnaani A, Vonk JJ, Sawyer AT, Fang A (2012) The efficacy of cognitive behavioral therapy: A review of meta-analyses. Cogn Ther Res 36: 427–440.

      Hofmann SG, Hayes SC (2019) The future of intervention science: