Marisa Frank

Fürstenkrone Staffel 10 – Adelsroman


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das weiß man als Dame einfach«, stellte Edina großspurig fest und machte möglichst ein hoheitsvolles Gesicht. »Und außerdem habe ich es erst kürzlich in einem Roman gelesen.«

      »Aha!«

      »Ja, und es war ein guter Roman. Ein bißchen traurig, und man konnte daraus auch etwas lernen.«

      »Davon bin ich überzeugt, Hoheit. Aber genauso überzeugt bin ich auch, daß Sie sich, wenn es darauf ankommt, in jeder Situation richtig verhalten werden, auch ohne es vorher in Romanen gelesen zu haben.«

      Edina seufzte. »Wenn meine Eltern doch auch eine so gute Meinung von mir hätten. Ich glaube, vor allem Mutti schwebt immer in tausend Ängsten, wenn ich bloß den Mund aufmache.«

      So hatte Edina den Butler mehr oder weniger unbewußt zu ihrem Vertrauen gemacht, und unwillkürlich wurde dem jungen Mann warm ums Herz. Er nickte der Prinzessin tröstend und aufmunternd zu.

      »Das ist halb so wild, Prinzessin. Das bilden Sie sich nur ein. In Wahrheit sind Ihre Eltern ungemein stolz auf Sie.«

      Edina seufzte erleichtert. Ihre Sorgen waren schon wieder verflogen.

      »Das haben Sie nett gesagt, Archibald. Eigentlich sind Sie überhaupt sehr nett. Ich bin froh, daß Sie zu uns gekommen sind. Jetzt habe ich wenigstens jemanden, mit dem ich reden kann.«

      Butler Archibald machte eine leichte Verbeugung.

      »Ich werde bemüht sein, mich stets dieser Ehre würdig zu erweisen, Hoheit.«

      *

      »Ein Telefongespräch für Sie, Herr Archibald!«

      Der Diener Jean meldete es mit unbewegtem Gesicht. Seine Antipathie gegen den neuen Butler hatte sich eher noch verstärkt. Er mochte gehofft haben, der Butler erfülle die Erwartungen nicht, die der König in ihn gesetzt hatte, so daß Aussicht bestände, daß er – Jean – doch noch den begehrten Posten erhielt.

      Aber in dieser Beziehung wurde der Kammerdiener des Königs schwer enttäuscht. Er mußte anerkennen, daß unter Archibalds Leitung alles vorzüglich klappte. Der königliche Haushalt funktionierte reibungslos, und das gesamte Personal begegnete dem neuen Butler mit gehörigem Respekt.

      Keine Chance also für den Diener Jean. Kein Wunder daher, daß es mit dessen Laune nicht gerade zum besten stand.

      Doch davon ahnte Archibald nichts, und wenn, dann hätte es ihm sicher leid getan, den Mann um den begehrten Posten gebracht zu haben.

      »Von wem kommt das Gespräch?« fragte er arglos.

      »Der Herr nannte sich Miller und sprach mit amerikanischem Akzent. Er sagte, es handelte sich um eine Privatangelegenheit.«

      Jean berichtete es so, als wäre diese Privatangelegenheit zumindest sehr anrüchig, doch Archibald achtete nicht darauf. Er wußte sofort, daß es zweifellos sein Freund Allan war, der da anrief.

      Allan hatte seinen richtigen Namen nicht genannt, weil Noraway, die amerikanisierte Form von Norawa, hier sicherlich aufgefallen wäre.

      Archibald nickte unbefangen. »Lassen Sie das Gespräch auf mein Zimmer legen, Jean. Ich komme sofort.«

      »Sehr wohl, Herr Archibald.«

      Das Zimmer des Butler war komfortabel eingerichtet, aber trotzdem fühlte sich der junge Lord hier noch nicht recht heimisch. Es fehlte eben doch manches, was er in seinem schönen Schloß in England und auch in seinen verschiedenen Junggesellenwohnungen gewohnt gewesen war, mehr oder weniger Luxusdinge, die für ihn unentbehrlich geworden waren.

      »Hallo!« meldete er sich.

      »Spreche ich mit dem Butler von Schloß Norawa?«

      »So ist es.«

      »Mit dem Butler Archibald?«

      »Herr Archibald, wenn ich bitten darf!«

      »Sehr wohl, Herr Archibald, altes Haus«, tönte nun die fröhliche Stimme von Allan Noraway aus dem Apparat. »Wie ich merke, hast du dich schon sehr gut in deine neue Rolle als Butler eingelebt.«

      »Das ist doch selbstverständlich, mein Herr«, näselte Archie. »Hatten Höchstderognaden etwas anderes erwartet?«

      »Aber nein, ganz und gar nicht, ich war von Anfang an auf das Schlimmste gefaßt. Aber nun laß den Quatsch, Archie. Sprich endlich wieder wie ein vernünftiger Mensch und laß mit dir reden!«

      »Mit wem zu reden habe ich denn die Ehre?«

      »Archie, willst du mich denn unbedingt auf die Palme bringen? Nun tue doch bloß nicht so, als hättest du nicht von Anfang an gewußt, daß ich mit dir sprechen will.

      »Wer ist ich, mein Herr?«

      »Allan Noraway, du Schaf! Und wenn du nicht augenblicklich diese Komödie aufgibst, bin ich in zwei Stunden dort und erzähle den Leuten, wer du wirklich bist. Aber vielleicht wäre dir das sogar recht angenehm. Ich könnte mir vorstellen, daß du es schon leid geworden bist, den Butler zu spielen.«

      »Aber nein, ganz und gar nicht. Und komme nur nicht auf den Gedanken, hier aufzukreuzen. Ich würde mich fürchterlich rächen.«

      Die beiden jungen Männer lachten herzlich, und Allan Noraway meinte: »Na, endlich mal wieder ein vernünftiges Wort von dir. Darf ich das so deuten, daß du schon eine Spur aufgenommen hast?«

      Archie druckste etwas herum, denn genaugenommen hatte er sich um den eigentlichen Zweck seines Hierseins bisher überhaupt noch nicht gekümmert.

      »Ach, weißt du«, meinte er zögernd, »das ist etwas schwierig, wenn man…«

      »Nun ja, ich kann es mir schon denken«, entgegnete Allan unbefangen. »Du bist ja erst ein paar Tage dort und kannst nichts über Knie brechen. Außerdem mußt du dich erst einleben, die Aufgaben eines Butlers…«

      »Schaffe ich spielend«, unterbrach da Archie und es klang fast ein wenig Entrüstung in seiner Stimme mit, denn er nahm an, daß der Freund gelinde Zweifel in seine Fähigkeiten als Butler setzen wollte. »Ich bin sicher, daß das Hauswesen auf Schloß Norawa noch nie so gut geklappt hat wie jetzt.«

      »Na, davon bin ich überzeugt.« Allan Noraway lachte. »Immerhin

      ist als sicher anzunehmen, daß sich die Könige von Norawa noch nie einen leibhaftigen Lord und künftigen Herzog als Butler geleistet haben.«

      »Nun ja, wenn man es so sieht«, meinte Archie. »Aber du, es ist tatsächlich so, daß mir die Sache hier Spaß zu machen beginnt. Das Personal pariert aufs Wort, und die königliche Familie – nun ja, mit der ist auch ganz gut auszukommen.«

      »Sag mal, Archie, gibt es da nicht auch eine Prinzessin?«

      »Du meinst die kleine Edina? Ja, ja, die ist hier. Ein ganz bezauberndes Geschöpf.«

      »Kleine Edina, sagst du? Meine Informationen gehen dahin, daß es sich um eine junge Dame handeln muß.«

      »Nun ja, Edina ist siebzehn. Aber sie ist so süß, so zauberhaft, daß ich sie für mich immer nur kleine Edina nenne.«

      »Aha!«

      »Was heißt hier aha?«

      »Nun, eben aha.«

      »Sei nicht albern, Allan!«

      »Bin ich auch nicht, Archie. Ich versuche nur, zwischen deinen Worten zu horchen. Und was ich da vernehme, ist höchst aufschlußreich.«

      »Was sollte das denn sein?«

      »Welche Haarfarbe hat deine Prinzessin?«

      »Aber, erlaube mal!«

      »Welche Haarfarbe?«

      »Prinzessin Edina hat schwarzes Haar. Schulterlang und glänzend wie Seide.«

      »Augen?«

      »Wie meinst du das?«

      »Wie