in China zurückzuführen. Sie spielten die Verbreitung des Virus und die damit verbundene, als COVID-19 bezeichnete Krankheit solange herunter, bis in China die Infektionszahlen explosionsartig in die Höhe schossen, Krankenhäuser an ihre Belastungsgrenzen kamen und auch die Todeszahlen stark anstiegen. Trotz der alarmierenden Zahlen wurde das Virus in Europa und den USA lange nicht als Bedrohung angesehen, auch dann noch nicht, als auch bei uns in Deutschland die ersten Infektionszahlen vermeldet wurden. Dennoch wurden schon im Januar und Anfang Februar durch Gesundheitsämter bereits systematisch Infektionscluster aufgespürt und infizierte Personen in Quarantäne geschickt – eine Begrifflichkeit, die im Jahre 2020 eine Renaissance erlebt hat. Nur wenige Wochen später nahm auch in Europa das Infektionsgeschehen exponentiell zu, sodass zum ersten Mal von einer »Corona-Pandemie« gesprochen wurde und anfängliche Eindämmungsmaßnahmen der Gesundheitsämter keine Wirkung mehr zeigen konnten. In Italien, Spanien, Österreich, aber auch in Deutschland stiegen die Infektionszahlen drastisch an, sodass zunächst als dystopisch anmutende Maßnahmen zur Realität wurden: Als bundesweit schrittweise – oder spätestens ab dem 22. März – Geschäfte geschlossen wurden, Home-Office für viele BürgerInnen zur Pflicht wurde und andere gar Kurzarbeit antreten mussten, war die Pandemie in Deutschland endgültig angekommen. Für viele von uns bedeutete dies eine plötzliche Neuausrichtung alltäglicher Gegebenheiten: Aus dem Restaurant- oder Barbesuch mit FreundInnen wurde maximal ein gemeinsames Kochen mit dem besten Freund oder der besten Freundin. Aus großen Besprechungen in Konferenzräumen wurden Online-Meetings. Und aus Konzert- oder Theaterbesuchen wurden Filmabende – zum Teil allein vor dem Fernseher. Alle Maßnahmen bedeuteten teilweise schmerzhafte Einschnitte in die Lebensqualität. Nicht verwunderlich erscheint es daher, dass bereits im März die Entscheidungen der Bundesregierung, einen sogenannten »Lockdown« durchzusetzen, vielerorts kritisiert wurden. Neben der Beeinträchtigung des »Freizeitsektors« mussten viele MitbürgerInnen um ihren Arbeitsplatz kämpfen oder haben diesen inzwischen verloren. Da Deutschland allerdings so schnell mit starken Maßnahmen und Kontaktbeschränkungen auf die Situation reagiert hat, kann heute gesagt werden, dass im Frühjahr 2020 das Infektionsgeschehen verlangsamt und Überlastungssituationen in den Krankenhäusern weitestgehend vermieden werden konnten.
Die zum Sommer sinkenden Infektionszahlen gaben ein vermeintliches Gefühl der Sicherheit: Bis vermutlich im Jahr 2021 ein Impfstoff vorhanden sein würde, könne das Infektionsgeschehen in Schach gehalten werden. Die Einschätzungen, dass ein Impfstoff für das Jahr 2021 zur Verfügung stehen würde, scheinen sich zu bestätigen. Die deutsche Firma »Biontech« vermeldete gegen Anfang November einen Durchbruch bei der Entwicklung eines Impfstoffes gegen COVID-19.
Die AutorInnen verfassen dieses Buch im Oktober und November 2020. Mit Beginn des Herbstes sind die Infektionszahlen dramatisch angestiegen und haben die bisherigen »Spitzenwerte« aus März und April bei Weitem übertroffen. Trotz der steigenden Fallzahlen und der damit verbundenen schweren Verläufe durch COVID-19 werden in Deutschland die Stimmen sogenannter »Corona-Kritiker« immer lauter. Viele von ihnen werden als »Corona-Leugner« bezeichnet, da sie teilweise die Krankheit für nichtexistent halten oder aber wissenschaftsbasierte und politische Entscheidungen kategorisch ablehnen. Dass politische Entscheidungen in einer demokratischen Gesellschaft kontrovers diskutiert werden, ist der Grundstein einer funktionierenden Teilhabe aller BürgerInnen am Gemeinwesen. Das Leugnen wissenschaftlicher Fakten lehnen allerdings alle AutorInnen dieses Buches vehement ab. Wir alle vertreten die Auffassung, dass COVID-19 eine ernstzunehmende Krankheit ist, die bei vielen Menschen symptomlos oder nur mit leichten Krankheitserscheinungen abläuft, in einigen Fällen aber sehr wohl extrem schwere oder gar tödliche Verläufe zeigt. Hiervon sind insbesondere ältere und vorerkrankte Personen betroffen. Zudem kann es in allen Altersgruppen zu den verschiedensten Folgeerkrankungen kommen, sodass viele Kliniken bereits sogenannte Post-COVID-Ambulanzen eingerichtet haben. Gezielt wollen wir daher mit diesem Buch dazu beitragen, das Virus besser zu verstehen und wissenschaftliche Erkenntnisse mithilfe von Texten und Do-It-Yourself Experimenten zu vermitteln.
Doch was genau ist die Motivation, ein solches Buch zu schreiben?
In den politischen, gesellschaftlichen, aber zum Teil auch in den wissenschaftlichen Debatten der vergangenen Monate ist festzustellen, dass sich einige »Mythen« zum neuartigen Virus pandemieartig über den gesamten Globus verteilen. So wird beispielsweise davon gesprochen, dass das Coronavirus im Sommer harmloser als im Winter sei, dass Masken keinen ausreichenden Schutz bieten würden, dass Desinfektionsmittel auch über eine Injektion verabreicht werden könnten, oder dass der vielfach erwähnte PCR-Test keine Aussagekraft besäße. Insgesamt 14 dieser und weiterer Mythen nimmt das Buch auf den Prüfstand: Was ist wahr, wohinter stecken gut gemeinte Ideen und was ist wirklich in das Reich der Mythen einzuordnen? Wir wollen mit diesem Buch eine innovative Form von Wissenschaftskommunikation betreiben, mit der wir bewusst Personen jeder Altersgruppe und unabhängig ihres naturwissenschaftlichen Vorwissens ansprechen. Alle LeserInnen erhalten daher zu jedem Mythos zunächst eine allgemeinverständliche fachliche Einordnung, um wichtige Grundlagen des jeweiligen Kapitels zu verstehen. Diese Grundlagen werden durch übersichtliche Infoboxen begleitet, in denen Fachbegriffe und Zusammenhänge erläutert werden. Danach sind die LeserInnen herzlich eingeladen, zu den vorgestellten Mythen selbst experimentell aktiv zu werden. Im Buch können daher spannende Experimente zur Schmierinfektion oder zur Wirkung verschiedener Maskenarten durchgeführt, die Geheimnisse hinter Desinfektionsmitteln und Seife entdeckt oder Simulationen erprobt werden, in denen Maßnahmen zur Bekämpfung des Virus getroffen werden müssen – ganz im Sinne eines Bürgermeisters oder einer Bürgermeisterin einer Kleinstadt.
Unser Anspruch dabei ist es, aktuelle wissenschaftliche Informationen zum Thema Corona unterhaltsam und experimentell zu vermitteln, um die LeserInnen mit dem nötigen Wissen rund um das Thema auszustatten. Es ist wichtig, nicht unreflektierte Informationen in der realen oder der digitalen Welt zu verbreiten, sondern ein »kleiner Experte« im Zusammenhang mit der Corona-Krise zu sein. Je mehr jeder Einzelne über Virusinfektionen und vor allem über das Coronavirus weiß, desto besser gelingt es, Falschinformationen gezielt aufzudecken, Mythen mit Sachverstand zu prüfen und somit selbst ein wichtiger Bestandteil im Kampf gegen das Virus zu sein. So kann jeder von uns verantwortlich für sich und seine Mitmenschen durch die Pandemie gehen. Vielleicht kann es dann auch schneller als gedacht gelingen, die Infektionszahlen nachhaltig zu senken, erfolgreiche Medikamente oder Impfungen gegen das Coronavirus zu entwickeln und einzusetzen und so wieder ein Stück weit »Normalität« einkehren zu lassen.
Liebe LeserInnen, wir wünschen viel Spaß beim Lesen, Ausprobieren, Tüfteln und hoffentlich auch beim Verbreiten der Inhalte dieser Lektüre!
Kapitel 2:
How to read the book
Wie Du vielleicht schon in der Einleitung festgestellt hast, liest sich dieses Buch etwas anders als die meisten Bücher, die Du vermutlich bislang in der Hand gehalten hast. Damit Du Dich besser im Buch zurechtfindest, erfährst Du auf dieser Seite Tipps und Tricks zum Lesen des Buches.
Im Buch wirst Du auf drei verschiedene Symbole stoßen. Was haben diese zu bedeuten und wofür stehen sie?
Infobox
Das Coronavirus-Symbol zeigt Dir, dass es sich bei diesem kleinen Abschnitt um eine Infobox handelt. Die Infoboxen können Dir beim Verständnis des Textes helfen oder versorgen Dich mit zusätzlichem Wissen.
Do It Yourself!
Den Do It Yourself Stempel findest Du an verschiedenen Stellen im Buch. Überall, wo er auftaucht, bist Du dran: Er weist auf ein Experiment hin, das Du mit Gegenständen aus Deinem Haushalt selbst durchführen kannst.
Vorsicht UV-Strahlung!