aller Höflichkeit, indem Du Personen, die Du im Haushalt triffst, die Hand schüttelst. Bei diesem Versuch kannst Du zum Beispiel Deine Familie oder MitbewohnerInnen informieren und gemeinsam die Abmachung treffen, Euch jedes Mal, wenn Ihr Euch über den Weg lauft, die Hand zu geben. Dabei könnt Ihr auch kreativ sein und andere Situationen bestimmen, in denen Ihr Euch die Hand schüttelt. Wichtig dabei ist es, den Versuch nur mit Personen durchzuführen, die mit zum Haushalt gehören und zu denen auch sonst regelmäßiger Körperkontakt besteht. Hier schaust Du nach einiger Zeit, an welchen Stellen im Haushalt Spuren der fluoreszierenden Creme zu finden sind. Vergleiche diese Ergebnisse mit denen des ersten Versuchsteils. Kannst Du Unterschiede feststellen?
Beobachtungen:
Du dürftest jetzt an vielen verschiedenen Stellen, wie zum Beispiel an Türgriffen, Fernbedienungen, Zahnbürsten, Besteck, Lichtschaltern oder Wasserhähnen Spuren der Fluoreszenzcreme gefunden haben. Besonders auffällig dürfte sein, dass auch bei den verschiedenen Personen im Haushalt leuchtende Hände oder auch leuchtende Stellen im Gesicht gefunden werden können.
Erklärung:
Durch das Experiment konnte die Verbreitung von Viren durch die Kontaktinfektion gezeigt werden. In der ersten Variante wurde ausschließlich die indirekte Übertragung dargestellt, in der zweiten Variante hingegen eine Mischform aus direkter und indirekter Übertragung. Werden beide Varianten verglichen, lässt sich feststellen, dass bei der zweiten Variante deutlich mehr Spuren als bei der ersten gefunden werden können. Du kanntest zwar das Prinzip der Kontaktinfektion, aber hättest Du Dir auch dieses Ausmaß der Virenverbreitung vorgestellt?
Abbildung 4.5: Fluoreszierende Spuren auf der Hand
Abbildung 4.6: Fluoreszierende Spuren auf Gegenständen
Bevor aber voreilige Schlussfolgerungen getroffen werden, sind weitere Informationen nötig. Denn, wie der Name schon verrät, handelt es sich bei diesem Experiment um ein Modell. Es wird nur ein Bruchstück der Realität abgebildet und zwar die Verbreitung der Viren. Das heißt noch lange nicht, dass jeder mit leuchtendem Gesicht jetzt infiziert wäre!
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Einen ähnlichen Versuch haben auch die Mikrobiologin Ricarda Maria Schmitthausen, der Virologe Hendrik Streeck und deren Team durchgeführt, indem sie unter Quarantäne stehende Haushalte mit mindestens einer Person, die mit dem Coronavirus infiziert war, untersucht haben. Es wurden dabei an verschiedenen Stellen im Haushalt Proben genommen, um die Verbreitung der Coronaviren durch die Kontaktinfektion zu erforschen.
Nach der Analyse von Proben aus 21 zufällig ausgewählten Haushalten konnten Viren an verschiedenen Orten nachgewiesen werden. Beispielsweise wurden in 15 % der Abwasserproben aus Duschen, Spülbecken oder Toiletten Coronaviren nachgewiesen. Es wurden auch Fernbedienungen, Türgriffe und andere Gegenstände untersucht, von denen aber nur 3 % der Proben positiv getestet wurden. Auf Lebensmitteln oder Pflanzen konnten keine Erreger entdeckt werden. So konnten 48 Stunden, nachdem das Team die Proben gesammelt hat, im Labor aus diesen keine weiteren infektiösen Viren herangezüchtet werden. Das heißt, bei den sichergestellten Viren aus den Proben handelt es sich nach spätestens 48 Stunden nicht mehr um intakte Viren und diese können somit keine weiteren Menschen infizieren. Zu ähnlichen Ergebnissen sind auch andere Studien gekommen. Zum Beispiel konnten in Krankenhäusern Coronaviren auf Oberflächen im Umfeld von Corona-Patienten sichergestellt werden. Dort waren Drucker, Tastaturen, Türgriffe, Desinfektionsmittelspender, Fahrstuhlknöpfe, Telefone und Handschuhe besonders stark von der Kontamination betroffen. Dennoch war es bisher in noch keiner Studie möglich, Coronaviren von Oberflächen aus dem Alltag oder aus den Krankenhäusern heranzuzüchten.
Jetzt könnte schnell die Annahme getroffen werden: Wenn keine intakten Viren sichergestellt worden sind, dann sind Schmierinfektionen ungefährlich. Die WissenschaftlerInnen machen deutlich, dass die Ergebnisse eine nur relativ kurze Stabilität der Coronaviren im Haushalt zeigen, aber immer noch die Möglichkeit besteht, dass die Viren auf dem Weg ins Labor zu Schaden gekommen sind. Deshalb sollten die Hygienemaßnahmen und regelmäßiges Händewaschen ernst genommen werden.
INTAKTE VIREN VERMEHREN SICH:
Viren können sich nur in Wirtszellen vermehren. Für das Coronavirus sind das die Zellen der menschlichen Schleimhäute. Intakte Viren können sich vermehren, sobald sie eine Wirtszelle besetzt haben. Die Gefahr für Körperzellen geht dabei nicht von der Infektion mit dem Virus selbst aus, sondern von der Vermehrung im Körper, da die betroffenen Körperzellen durch die Produktion neuer Viren zerstört werden können. Nicht mehr intakte Viren sind nicht in der Lage, die Körperzellen zu befallen, sodass sie sich auch nicht reproduzieren können. Von ihnen geht für den menschlichen Körper keine Gefahr aus.
Wie bei vielen Dingen gibt es auch hier eine Kehrseite. Das, was im Haushalt so »harmlos« wirkt, wurde im Labor in ganz anderem Maße nachgewiesen. In einer amerikanischen Studie haben WissenschaftlerInnen festgestellt, dass Oberflächen im Labor nach einer starken Kontamination mit den Coronaviren noch eine ganze Weile infektiös bleiben können. Es wurde untersucht, wie lange die Erreger auf verschiedenen Oberflächen unbeschadet bleiben und wie viel Zeit vergehen muss, bis die Viren nicht mehr infektiös sind:
Tabelle 4.1: Stabilitätsdauer der Coronaviren auf unterschiedlichen Oberflächen | |
Material der Oberfläche | Dauer der Stabilität |
---|---|
Kupfer | 3 Stunden |
Karton | 24 Stunden |
Edelstahl | 2-3 Tage |
Plastik | 2-3 Tage |
Baumwollkleidung | 4 Tage |
Papier | 4 Tage |
Dies sind zwar teils längere Zeiten als bei den unter Quarantäne stehenden Haushalten, aber auch im Labor ist die Stabilität der Coronaviren trotzdem viel geringer als von manch anderen Krankheitserregern.
Jetzt gilt es, der Sache auf den Grund zu gehen. Denn wieso gibt es Unterschiede zwischen den Versuchsergebnissen im Haushalt und im Labor? Und wieso ist die Stabilität der Viren so unterschiedlich?
Prinzipiell befinden sich die Viren so lange in einer vorteilhaften Umgebung, wie sie von Feuchtigkeit bedeckt sind, so wie es beim Niesen oder Husten im Schleim oder Sekret der Fall ist. Diese Flüssigkeiten trocknen aber nach kurzer Zeit und lassen die Viren »ungeschützt« zurück, sodass sich auf den langsam trocknenden Oberflächen das Risiko des Stabilitätsverlustes der Viren immer weiter erhöht. Durch die Abnahme der Stabilität kommt es zur Zerstörung der Virushülle, sodass auch ihre infektiösen und biologischen Eigenschaften eingeschränkt sind. Im Labor liegen ideale Bedingungen für die Viren vor, wie eine gleichbleibende Temperatur, Luftfeuchtigkeit oder gleichbleibendes Licht. Hingegen sind die Viren im Alltag einigen Stressfaktoren wie Temperaturschwankungen, dem Tageslichteinfall, der Luftfeuchtigkeit oder der Oberflächenbeschaffenheit, die die Stabilität der Viren angreifen und ihre Hülle beschädigen können, ausgesetzt.
Abbildung 4.7: Viren verlieren durch Umwelteinflüsse an Stabilität.
So bleiben sie im Labor länger stabil und infektiös und sind gleichzeitig in