tatsächlich 35 Husaren unter der Führung eines unbedeutenden Leutnants aus, um Rothenburg einzunehmen und auszuplündern.
Im Jahre 1802 verdrängte der bayerische Rautenschild den Königsadler. Abseits der wichtigen Verkehrsströme verharrte Rothenburg in seinen Mauern.
Von den Segnungen des modernen Industriezeitalters vergessen, versank Rothenburg in eine Art Dornröschenschlaf. Erst der fulminante Aufstieg zur romantischen Tourismusmetropole beendete diesen Dämmerzustand. Maler wie Ludwig Richter und Carl Spitzweg streiften, auf der Suche nach der biedermeierlichen Idylle, mit Zeichenstift, Pinsel und Skizzenbuch durch die Stadt; wenige Jahre später strömten die durch Zeitungsberichte neugierig gewordenen Kulturreisenden in Scharen herbei. Rothenburgs Bürger begriffen schnell, welche Möglichkeiten der Fremdenverkehr ihrem pittoresken Tauberstädtchen bot. Man wollte „alles aufbieten, um den Fremden den Aufenthalt in Rothenburg so angenehm als lieb zu machen“. Hierzu gehörte nicht nur, dass altehrwürdige Handwerksmeister beinahe von einem Tag auf den anderen Fremdenzimmer vermieteten, ganz Rothenburg wurde in ein adrettes und reinliches Ausflugsstädtchen verwandelt, die Misthaufen jenseits der Stadttore verbannt und die glorreiche Stadtgeschichte mit Schauspielen und Legenden über Heinrich Toppler und den Meistertrunk des Altbürgermeisters Georg Nusch aufwendig in Szene gesetzt. Der Erfolg blieb nicht aus: Das Tauberstädtchen gilt seither weltweit als das „Knusperhäuschen der deutschen Seele“.
Einen schweren Schlag musste Rothenburg noch kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs hinnehmen. Es wurde von amerikanischen Flugzeugen bombardiert und dabei empfindlich getroffen: Mehr als 40 Prozent der Stadt - 300 Wohnhäuser, neun Türme und 750 Meter Stadtmauer - lagen in Schutt und Asche. Auch das Rathaus wurde schwer beschädigt, die Fassade blieb jedoch unversehrt. Die größten Verluste hatte man im Areal zwischen Weißem Torturm und Rödertor zu beklagen. Das zerstörte Viertel wurde in Anlehnung an den ursprünglichen Zustand wieder aufgebaut, wobei man vor allem bemüht war, den Verlust zumindest optisch wettzumachen.
Die Meistertrunk-Legende
Als Urheber der Meistertrunk-Legende gilt der Rothenburger Chronist Georg Heinrich Schaffert (1739-1794). Die historisch nicht belegte Episode aus dem Dreißigjährigen Krieg diente dem Lokalpoeten Adam Hörber als Grundlage für ein Schauspiel, das 1881 in Rothenburg uraufgeführt wurde. Die Zuschauer waren so begeistert, dass die Meistertrunk-Legende nicht nur einen festen Platz im städtischen Festkalender bekam, sondern schon wenige Jahre später als Kunstuhr den Giebel der Ratstrinkstube zierte. Mehrmals täglich zur vollen Stunde erscheint seither der Altoberbürgermeister Nusch in einem Fenster und leert einen Humpen Wein, während im Fenster auf der anderen Seite der Uhr der kaiserliche Feldherr Graf von Tilly erstaunt mit dem Marschallstab winkt. Der über den Rothenburger Widerstand verbitterte Tilly, so die Legende, wollte im Herbst 1631 die Stadt zerstören und den Rat hinrichten lassen; bei der Übergabe des mehr als drei Liter fassenden Willkommenstrunks hatte er aber den Einfall, Gnade walten zu lassen, „wenn einer von Euch Kraft und Mut besitzt, den Pokal in einem Zug zu leeren“. Altoberbürgermeister Nusch trat hervor und gab eine Kostprobe seiner überwältigenden Trinkfestigkeit, woraufhin der schwer beeindruckte Tilly von seinem Vorhaben abließ und die Stadt verschonte.
♦ An Pfingsten und an den Reichsstadt-Festtagen im Herbst wird die Legende vom Meistertrunk gespielt, und Rothenburg hüllt sich in ein mittelalterliches Flair. Infos und Termine unter www.meistertrunk.de.
Pittoresk: Markusturm
Sehenswertes
Altstadt: Die wichtigste Achse der staufischen Stadt war die heutige Herrngasse, ein breiter, einst als Viehmarkt genutzter Straßenmarkt, der von der Rothenburger Burg nach Nürnberg, einer anderen für die Staufer bedeutenden Stadt, weist. An der Kreuzung mit einer den Norden und Süden verbindenden Straße, über die später der Fernhandel von Würzburg nach Augsburg führte, entstand der viereckige Marktplatz. In der Vielzahl der öffentlichen Gebäude, welche die Stadt am Marktplatz errichten ließ, manifestierte sich ihre wachsende Bedeutung. Zu den pittoreskesten Winkeln Rothenburgs gehört der als „Plönlein“ bezeichnete Platz mit Blick auf den Siebersturm und das tiefer gelegene Kobolzeller Tor.
Stadtmauer: Viele Besucher und auch einige Schüler des Goethe-Instituts der Tauberstadt spendeten anlässlich ihres Aufenthaltes für den Erhalt der Stadtmauer. Japanische Schriftzeichen im fränkischen Sandstein bezeugen die fernöstliche Unterstützung beim Wiederaufbau der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Viertel. Von der ersten Stadtumwallung - sie verlief entlang dem Straßenzug Judengasse, Pfarrgasse und Alter Stadtgraben - zeugen noch der Markusturm mit dem sog. Röderbogen und der Weiße Torturm. Im 14. Jahrhundert wurden dann die Vorstädte durch einen neuen Mauerring, der mit seinen 43 Tor- und Mauertürmen noch erhalten ist, miteinbezogen. Auf einem ausgeschilderten Turmweg kann man Rothenburg entlang der Stadtmauern umrunden. Der Wehrgang im östlichen und nördlichen Teil der Stadtmauer ist begehbar, ebenso der Röderturm, einer der ehemaligen Tortürme. In der Turmstube befindet sich eine Sammlung von Bildern und Dokumenten über die Zerstörung im Zweiten Weltkrieg.
♦ Tgl. ca. 9-17 Uhr. Eintritt 2 €.
Rathaus: Das Rothenburger Rathaus nimmt unter den frühneuzeitlichen Rathäusern zweifellos eine architektonisch herausragende Stellung ein. Der mächtige Bau besteht aus zwei Teilen: Der ältere ist der gotische mit dem weitläufigen Kaisersaal und dem Turm, der vordere Renaissancebau wurde in den Jahren 1572-1577 errichtet, nachdem ein Brand den alten Ostflügel größtenteils zerstört hatte. Ein Lichthof trennt die beiden Gebäude. Die Arkaden wurden erst 1681 angefügt, um einen alten, baufällig gewordenen Gang zu ersetzen. Mithilfe eines Bildes von Friedrich Herlin, das sich auf der Rückseite des Zwölfbotenaltars in der Jakobskirche befindet, kann man den jetzigen Bau mit dem Rathaus im Jahre 1446 vergleichen.
♦ Der Rathausturm kann zu folgenden Zeiten bestiegen werden: April bis Okt. und Dez. 9.30-12.30 und 13-17 Uhr, Nov. bis März Sa und So 12-15 Uhr. Eintritt 2 €, erm. 0,50 €.
Rathaus und Marktplatz
Ratstrinkstube: Die 1446 erbaute Trinkstube durfte nur von den Ratsherren betreten werden. Damals war das Erdgeschoss, in dem heute die Tourist-Information untergebracht ist, eine offene Halle, in der die offizielle, geeichte Ratswaage stand. Die Kunstuhr mit der Darstellung des legendären, aber historisch unwahren „Meistertrunks“ ist ein Geschenk der Nürnberger Freunde Alt-Rothenburgs von 1910. Täglich zu jeder vollen Stunde von 11 bis 15 sowie um 21 und 22 Uhr hebt der Altbürgermeister Nusch vor dem staunenden Feldherrn Graf Tilly und unter den Augen zahlloser Besucher einen 3,25-Liter-Humpen Wein und leert ihn auf einen Zug. Touristen aus aller Herren Länder halten diese Szene Tag für Tag mit der Kamera fest.
Historiengewölbe: Durch das Portal des gotischen Rathauses gelangt man über den Innenhof zum Eingang in die Historiengewölbe. Die neun Gewölbe geben einen Einblick in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges, in die Konflikte zwischen der Katholischen Liga und der Protestantischen Union; auch die damaligen sozialen und religiösen Verhältnisse von Rothenburg ob der Tauber werden nicht ausgespart. In Verbindung mit den Gewölben kann das Verlies der Reichsstadt besichtigt werden, in dem 1408 die Hinrichtung des Rothenburger Bürgermeisters Heinrich Toppler nach mehr als zweimonatiger Kerkerhaft erfolgte.
♦ Mai bis Okt. 9.30-17 Uhr, sonst meist 12-16 Uhr. Eintritt 2 €, erm. 1,50 €.