Alissa Stone

Slave me - Besitze mich | Erotischer SM-Roman


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      Slave me - Besitze mich | Erotischer SM-Roman

      von Alissa Stone

      Alissa Stone wurde 1977 geboren und lebt im Süden Deutschlands. Neben ihrem Beruf als Grafikerin praktiziert sie seit Jahren BDSM. Doch die erregendsten Erlebnisse, so sagt sie, spielen sich meist im Kopf ab. Denn dort existieren keine Tabus. Alles, was im realen BDSM nicht möglich ist, weil es moralische Grenzen überschreitet, findet in der Fantasie seinen Platz. In ihrem Debütroman „Im Zentrum der Lust“ entführt Alissa den Leser in eine Welt, die sonst nur seiner sexuellen Fantasie vorbehalten bleibt. Sie schickt ihn durch ekstatische Höhen und Tiefen, unerwartete Wendungen und lässt ihn erst wieder frei, wenn er auf der letzten Seite angekommen ist.

      Lektorat: Nicola Heubach

      Originalausgabe

      © 2020 by blue panther books, Hamburg

      All rights reserved

      Cover: sakkmesterke @ shutterstock.com

      Umschlaggestaltung: MT Design

      ISBN 9783966410199

      www.blue-panther-books.de

       1

      Gebannt blicke ich auf den Sekundenzeiger, der im Schneckentempo die nächste volle Minute ansteuert. In fünf Minuten werde ich Henry Burtons Büro betreten und erfahren, ob er mich zur Managerin seiner zweiten Kunstgalerie in Liverpool befördert. Mein Herz rast und unentwegt knete ich meine Finger, die sich ganz kalt anfühlen.

      Wie in Watte gepackt stöckle ich den Gang entlang. Henrys Büro liegt im vorderen Teil der Galerie und ist nur durch eine Glaswand vom Ausstellungsraum abgetrennt. Im grauen Zweireiher und mit akkurat gekämmtem Seitenscheitel steht er an seinem Schreibtisch und notiert etwas in sein Notizbuch. Das grau-melierte Haar und der gezwirbelte Oberlippenbart betonen sein aristokratisches Auftreten. Mit Ende fünfzig ist er kein Mann, der sich nach Feierabend mit einem Bier auf die Couch fläzt und durchs Sportprogramm zappt – auch wenn seine korpulente Körpermitte das vermuten lässt. Er ist kultiviert und umgibt sich mit Menschen, die sich zu benehmen wissen. Menschen mit einer reinen Weste. Ich bewundere ihn für das, was er darstellt und wie weltgewandt er mit Menschen umzugehen weiß. Er ist für mich ein Vorbild und das Sprungbrett auf dem Weg nach oben.

      Ich öffne die Glastür und betrete sein Büro. Er sieht kurz zu mir auf. Sein Blick wirkt ernst, vielleicht auch konzentriert. Mein Herz rutscht tiefer. Die Angst, mein Ziel könnte in wenigen Minuten scheitern, lähmt mich.

      »Setzen Sie sich bitte«, sagt er.

      Ich nehme am Konferenztisch Platz. Hitze steigt in mir auf und ein mulmiges Gefühl boxt sich durch meine Eingeweide. Henry klappt das Notizbuch zu und legt den Stift darauf ab. Er kommt an den Tisch und setzt sich mir gegenüber.

      »Sie wissen, dass ich Sie sehr schätze, Melissa.«

      Ich lächle. Alles in mir versteift sich.

      Er nimmt eines der Gläser, die in der Mitte des Tisches stehen, füllt es mit Mineralwasser und nimmt einen Schluck. Liebend gern würde ich mir auch ein Glas einschenken. Meine Kehle ist trocken und ich brauche was zum Festhalten. Doch ich wage es nicht, weil meine Finger so zittern. Was, wenn er sich gegen mich entschieden hat?

      Seit meinem neunzehnten Lebensjahr ist es mein Ziel, eine eigene Galerie zu leiten. Ich habe Betriebswirtschaft und Kunstgeschichte studiert, zig Praktika in Galerien und Museen absolviert und mir über Jahre hinweg ein Image aufgebaut. Aber um selbst eine Galerie zu eröffnen, reicht mein Erspartes nicht. Ich bräuchte mindestens hunderttausend Pfund Startkapital, wenn ich Künstler ausstellen will, die sich bereits einen Namen gemacht haben. Henry hat nicht nur die Mittel, er hat auch die Kontakte, und wenn er sich für mich entscheidet, dann würde ich dort sein, wo ich schon immer hinwollte. Dann ist es mir egal, wenn ich London den Rücken kehren muss, denn von da an werde ich selbst entscheiden, welche Künstler ich ins Programm aufnehme. Ich werde auf Empfängen und Partys von Adel und Prominenz eingeladen und werde mit ihnen über Kunst debattieren und wichtige Kontakte knüpfen. Ich bin dann das, was ich schon immer sein wollte: eine angesehene Galeristin.

      Endlich setzt Henry das Glas ab und sieht mich an.

      »Ich weiß, dass Sie Ihren Job lieben, dass er Ihr Leben ist. Sie haben die besten Referenzen und Sie verstehen das Geschäft. Ihr Auftreten ist einwandfrei. Und Sie haben das, was ich von meinen Mitarbeitern erwarte und was auch unsere Klientel erwartet, nämlich einen tadellosen Ruf.«

      Das hört sich verdächtig nach einem »Aber« an. Ich atme tief durch.

      Er öffnet seine ineinander verschränkten Finger. »Ich habe mich entschieden, Sie für den neuen Posten in Liverpool zu besetzen. Wenn Sie möchten, werden Sie dort in fünf Wochen die Galerie leiten.«

      Der Druck in meiner Brust rutscht mit einem Mal nach unten. Ich muss die Sensation erst einmal verdauen.

      »Es wäre mir eine Ehre.« Ich lächle, zurückhaltend, professionell. Dabei zerspringe ich innerlich vor Glück.

      »Ausgezeichnet. Carina hat gestern den Vertrag ausgedruckt. Sie müssen ihn nur noch unterschreiben.«

      Carina weiß Bescheid? Warum hat sie mir nichts gesagt?

      Henry schiebt mir ein geheftetes Dokument über den Tisch. »Natürlich können Sie ihn in Ruhe durchlesen und mir nächste Woche Bescheid geben.«

      »Das werde ich tun. Vielen Dank.«

      Während ich aufstehe und mich zum Gehen wende, ruft er meinen Namen. »Melissa. Eins noch.«

      Ich drehe mich um.

      »Enttäuschen Sie mich nicht.«

      »Ganz bestimmt nicht«, verspreche ich.

      Als ich den Gang zurückschreite, kreische ich in mich hinein. In meinem Bauch flattert ein ganzes Rudel Glücksgefühle. Mit dem Rücken lehne ich mich an die Wand und halte mir die Hände an die Wangen. Sie glühen förmlich. Wow, ich kann es nicht glauben. Ich habe es geschafft. In fünf Wochen werde ich eine eigene Galerie leiten! Ich fühle mich so großartig, so mächtig.

      Carina steht in unserem Büro, als hätte sie auf meine Verkündung gewartet. Sie strahlt mich an und hält eine Sektflasche hoch, die sie eben noch hinter dem Rücken versteckt hat. Noch immer schaffe ich es nicht, mein Grinsen zu unterbinden.

      »Du darfst mich ab sofort Galeristin nennen!«, rufe ich und strecke beide Arme von mir.

      »Du bist der Wahnsinn«, sagt sie und drückt mich so fest, dass ich kaum noch Luft bekomme. Dann stellt sie die Flasche auf den Schreibtisch und mit einem lauten Plop fliegt der Korken durch die Luft. Schaum ergießt sich über den Flaschenhals und hinterlässt eine Lache auf dem Tisch. Schnell schiebt Carina Blätter und Stifte zur Seite.

      »Ach ja«, sagt sie und hält mir ein Kuvert unter die Nase, das sie gerade noch vor den Fluten retten konnte. »Da ist ein Brief für dich gekommen.«

      Während Carina in die Küche eilt, um zwei Gläser zu holen, gehe ich zu meinem Schreibtisch und reiße die Lasche des Kuverts auf. Meine Finger zittern noch immer, weil die Euphorie meinen gesamten Körper aufgeladen hat.

      Im Umschlag liegt nur ein Foto, sonst nichts. Ich ziehe es heraus und schaffe es nicht mehr, den Blick davon abzuwenden. Meine Stimmung sackt von ganz oben nach ganz unten und schlägt augenblicklich am Boden auf.

      Der Schnappschuss zeigt mich. Mit gespreizten Armen und Beinen, festgebunden am Andreaskreuz – wie ein zur Schau gestellter Hampelmann. Es war mein erstes und einziges Mal in diesem SM-Club. Mit Noah, meinem, inzwischen, Ex-Freund. Er hat mich damals in den Club geschleppt, weil er geglaubt hat, mir damit eine Freude zu machen. In Wirklichkeit war es mir unsagbar peinlich. Er hatte mich an dieses Holzkreuz geschnallt, sich vor mir aufgebaut und mich grimmig angesehen. Vermutlich, weil er glaubte, er würde dadurch dominant wirken. Doch das tat er nicht. Er hatte nicht einmal einen hochbekommen, weil ihn diese Art von Sex in keiner Weise erregt. Und auch bei mir blieb die Erregung aus. Stattdessen wurde mir noch mehr bewusst, wie abartig