Alissa Stone

Slave me - Besitze mich | Erotischer SM-Roman


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ganz anders ab. Sie entfachen regelrechte Lustschauer in meiner Intimregion. Wenn ich mir vorstelle, ein geheimnisvoller Fremder würde meine Handgelenke aneinanderzwingen, sie mit einem Strick ans Bettgestell fesseln und meine Öffnungen benutzen, wie es ihm beliebt, dauert es keine fünf Sekunden und eine Pfütze bildet sich zwischen meinen Schenkeln.

      Ich starre auf das Foto und versuche, mit tiefen Atemzügen das Schamgefühl zu bändigen. Je mehr ich die Erlebnisse im Club Revue passieren lasse, desto wütender werde ich. Ich erinnere mich noch deutlich, dass Noah mit dem Handy vor mir gestanden hatte, angeblich, um die Stummschaltung zu aktivieren. Offenbar war das nur die halbe Wahrheit.

      Bei dem Gedanken schnürt sich mir die Kehle zu. Ihm ist wohl jedes Mittel recht, um mich zurückzugewinnen. Was hat er sich nur dabei gedacht? Er weiß ganz genau, mit welchen Konsequenzen mein Chef auf derartige Exzesse reagieren würde. Schließlich bewege ich mich in gehobenen Kreisen, in denen skandalöse Gerüchte tödlich sind. Henry wäre außer sich, wenn er das Foto gesehen hätte. Für gewöhnlich macht er die Post auf. Was, wenn er nicht bemerkt hätte, dass der Brief an mich adressiert ist? Mein tadelloser Ruf wäre ramponiert und den Posten als Galeriemanagerin hätte ich vergessen können!

      Ich atme tief durch und hebe den Blick. Carina steht neben mir, reicht mir ein volles Sektglas und sieht mich fragend an. Schnell stecke ich das Foto zurück in den Umschlag und lasse ihn in meiner Tasche verschwinden. Niemand darf erfahren, was darauf zu sehen ist!

      »Was war in dem Umschlag?«, fragt Carina prompt.

      »Nichts.« Mit einem Lächeln versuche ich, meine innere Unruhe in den Griff zu bekommen. Ich darf mir nichts anmerken lassen.

      Eigentlich spreche ich mit Carina über alles. Sie ist nicht nur meine Kollegin, sondern auch meine Freundin. Wir sagen uns offen und ehrlich die Meinung und nehmen uns auch gern mal gegenseitig auf den Arm. Aber ich schäme mich für meine devote Ader. Sie ist ein unliebsamer Teil in mir, den ich als mein dunkles Geheimnis ansehe, den ich unter Verschluss halte, weil er ganz und gar nicht zu dem Bild passt, das mein Umfeld von mir hat. Niemand darf erfahren, welche schändlichen Gelüste ich hege. Es reicht, wenn mein Ex davon weiß.

      Carina kneift die Augen zusammen und wickelt sich eine Strähne ihres braunen Bobs um den Finger. »Hast du einen Neuen?«

      »Nein. Glaub mir, du wärst die Erste, die davon erfahren würde.« Ich lächle, zumindest tu ich so, als würde ich lächeln.

      Ihre Brauen ziehen sich mitleidsvoll zusammen. »Hast du Ärger, Melissa?«

      Der helle Klang der Türglocke durchschneidet die Spannung, die zwischen uns in der Luft liegt. Ein Kunde ist da.

      »Ich geh schon«, sage ich, schiebe meine Tasche unter den Schreibtisch und eile zur Tür hinaus.

      Zum Glück bleibt es nicht bei diesem einen Kunden. Die Galerie ist nachmittags gut besucht. So kann ich Carina aus dem Weg gehen. Und morgen Vormittag muss ich zu einer Auktion. Vielleicht vergisst sie bis dahin ja den Briefumschlag. Und vielleicht weiß ich bis dahin, was mein Ex im Schilde führt.

       2

      Ich schließe die Wohnungstür auf, werfe meine Tasche auf die Kommode und verstaue Mantel und Schuhe im Garderobenschrank. Noch bevor ich den Umschlag aus der Tasche hole, tippe ich Noahs Nummer ins Telefon – so hastig, dass ich mich beinahe vertippt hätte. Ich hoffe bei Gott, dass er zu Hause ist, was wegen seines Schichtdienstes immer schwer vorauszusagen ist.

      Nach vier Mal klingeln, nimmt er den Hörer ab. Zum Glück. Er begrüßt mich überschwänglich, als hätte er seit Monaten nichts von mir gehört. Dabei ruft er mich mindestens einmal die Woche an, um zu fragen, wie es mir geht. Und um nachzufühlen, ob er sich Chancen auf einen Neuanfang machen kann.

      Seine Stimme klingt tief und anzüglich. »Sag bloß, du vermisst mich …«

      Ich falle ihm ins Wort. »Kannst du mir bitte erklären, warum du mir das Foto in die Arbeit geschickt hast?«

      Ich höre einen Löffel klimpern und stelle ihn mir vor, wie er in seiner weißen Pflegeruniform an der Küchenzeile steht. Vor ihm seine hellblaue Jumbotasse, randvoll mit japanischem Weißtee, in den er gerade den vierten Löffel Zucker rührt – während sich in mir die Ungeduld von einer Seite auf die andere wälzt.

      »Welches Foto?«

      »Noah, stell dich nicht so dumm.«

      »Weshalb sollte ich dir ein Foto schicken? Worum geht es überhaupt?«

      Einen Moment lang schließe ich die Augen. So wie er das sagt, weiß er tatsächlich nicht, wovon ich spreche. Ich kenne Noah, lügen ist nicht seine Stärke.

      »Du warst es wirklich nicht?«

      »Ich weiß ja nicht mal, wovon du sprichst.«

      Wenn er mir das Foto nicht geschickt hat, wer war es dann? Habe ich Feinde, von denen ich nichts weiß? Meine Gedanken schießen umher, suchen verzweifelt nach einem weiteren Verdächtigen.

      »Jetzt sag schon, was ist los?«, hakt er nach.

      »Ich hab ein Foto bekommen, das jemand von mir gemacht hat. In dem Club. Du weißt schon.«

      Es dauert einige Sekunden, bis er etwas dazu sagt. »Der Club?«

      »Ja.« Ich atme tief durch, klemme den Hörer zwischen Ohr und Schulter und ziehe den Schnappschuss aus dem Umschlag. Meine Finger zittern. »Ich bin erledigt! Was soll ich bloß tun? Irgendjemand muss es mir doch geschickt haben. Und er muss sich was dabei gedacht haben. Warum sonst sollte er so etwas tun?«

      »Jetzt beruhig dich erst mal.«

      »Noah, ich habe ein Ansehen zu verlieren! Wenn rauskommt, wo ich mich überall herumtreibe, kann ich meinen neuen Posten in Liverpool vergessen. Henry duldet keine Eskapaden. Er wird mich hochkant rauswerfen. Ich steh so kurz davor, und jetzt droht alles, den Bach hinunterzulaufen.«

      »Du ziehst nach Liverpool?«

      Ich fächere mir mit dem Foto Luft zu und bemerkte, dass auf der Rückseite etwas geschrieben steht. »Warte, da steht was.«

      »Wo?«

      »Auf dem Foto. Hier steht, ich soll heute Abend meine Mails abrufen.«

      Noah gibt einen anzüglichen Laut von sich. »Vielleicht ist es eine Masche des Clubs, um prickelnde Erinnerungen zu wecken, damit wir ihnen wieder einen Besuch abstatten.«

      Mir ist klar, was er mit diesem Wink bezweckt. Doch ein Wir wird es nicht mehr geben. Abgesehen davon sind die Erinnerungen an den Clubbesuch nicht prickelnd, sondern beschämend. Das reinste Desaster, um genau zu sein.

      »Genau«, scherze ich. »Und damit es die Kollegen auch gleich noch mitkommen, schicken sie den Brief direkt in die Arbeit.«

      Während Noah kichert, krame ich in der Tasche nach meinem Handy. Die einzige E-Mail-Adresse, die infrage kommt, ist die von der Galerie. Es ist nicht schwer, an meine Mailadresse zu gelangen. In der Galerie liegen genügend Visitenkarten von mir aus. Doch wer zum Teufel kann es auf mich abgesehen haben?

      Im Posteingang liegen drei ungeöffnete Mails. Zwei von Henry und eine mit dem Absender [email protected].

      »Ich habe tatsächlich eine Mail bekommen«, sage ich, klicke sie an und lese laut vor. »Meine liebe Melissa. Ich hoffe, du hast dich über das Foto gefreut. Stellt sich nur die Frage, ob sich dein Umfeld auch darüber freut. Wenn du nicht willst, dass in der Presse steht, wie versaut die hochgeschätzte Kunsthändlerin Melissa Harris ist, wirst du mir einen Gefallen tun müssen. Besorge mir das Gemälde, von dem ich dir ein Bild in den Anhang gelegt habe. Du findest das Objekt in der Künstleragentur von Ethan Luces. Zehn Tage hast du Zeit, verschwende sie nicht.«

      »Jemand will dich erpressen?«

      Mir wird heiß und schummrig, mein Magen fühlt sich an wie ein dicker, fetter Klumpen. Am liebsten würde ich das Foto zerknüllen und alles ungeschehen machen. »Warum ausgerechnet ich? Soll ich zurückschreiben? Soll ich fragen, was das soll?«

      »Das