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Schöpfung ohne Schöpfer?


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der Kriminalkommissar seine Arbeit korrekt – und damit insbesondere unvoreingenommen – macht, berücksichtigt er alle zugänglichen Indizien, um zu einem möglichst umfassenden Gesamtbild zu kommen, und er wird allen Spuren und Verdachtsmomenten nachgehen. Das heißt: Er ist für alle möglichen Antworten offen. Ein Kommissar, der eine der möglichen Erklärungen grundsätzlich ausschließen würde, hat seinen Beruf verfehlt. Oder was würden Sie von einem Kommissar halten, der „Mord“ von vornherein ausschließen würde mit der „Begründung“, es müsse unter allen Umständen eine Erklärung dafür geben, dass der Tod auf natürlichem Wege eingetreten sei? Die Möglichkeit, dass es einen Täter gab, der absichtsvoll gehandelt hat, dürfe nicht berücksichtigt werden?

      Muss „Schöpfung“ ausgeschlossen werden?

      Nicht anders ist tatsächlich die Herangehensweise der überwältigenden Mehrheit der heutigen Biologen in ihren Forschungen zur Entstehung des Lebens und zur Geschichte der Lebewesen. Die Möglichkeit, dass ein Schöpfer absichtsvoll gehandelt hat und dass die korrekte Erklärung dem entspricht, wird prinzipiell ausgeschlossen. Selbst wenn es deutliche Spuren gibt, die auf einen Schöpfer hinweisen, werden diese gewöhnlich nicht verfolgt. Nur ein Zitat von vielen sei genannt, das diese Einstellung verdeutlicht: „Selbst wenn alle Daten auf einen intelligenten Schöpfer weisen, würde eine solche Hypothese aus der Wissenschaft ausgeschlossen werden, weil sie nicht naturalistisch ist.“1 Dieses Zitat besagt: Die Wissenschaftlergemeinschaft sei faktisch darauf festgelegt, dass es auf alle Ursprungsfragen eine naturalistische2 Antwort geben muss.

      Wie wird diese Vorgehensweise begründet? Sehr oft wird behauptet, dass Wissenschaft das Wirken eines Schöpfers methodisch ausblenden müsse, was aber natürlich nichts anderes als eine Vorentscheidung in der Sache ist: Von Anfang an wird ein planvolles und zielorientiertes Handeln eines Schöpfers ausgeschlossen. Damit wird gleichzeitig ein Grundprinzip wissenschaftlichen Arbeitens aufgegeben, nämlich die Suche nach der zutreffenden Antwort.3 Stattdessen wird die „beste“ naturalistische Antwort gesucht – „beste“ in Anführungszeichen, weil alle naturalistischen Antworten falsch sein könnten und falsche Antworten nie die besten sein können.

      Diese Festlegung auf den Naturalismus bildet den weltanschaulichen Hintergrund der Arbeitsweise der institutionalisierten Wissenschaften, oder wenigstens des derzeit dominanten Teils. Ohne Kenntnis dieses Hintergrundes sind aktuelle Diskussionen über evolutionäre Erklärungen und über den Design-Ansatz nicht zu verstehen.

      Gründe für „Design“

      Die naturalistische Weltanschauung ist jedoch nicht im Konzept der modernen Naturwissenschaft enthalten. Sie steht zudem in Spannung zu ihren Befunden. Denn der Wissensfortschritt offenbart zunehmend eine atemberaubende Komplexität und vielfache informationsgesteuerte Prozesse sowie vielfältige Wechselwirkungen und anspruchsvolle Regelkreise bei Organismen. Die Anforderungen an eine Erklärung für deren Entstehung steigen dadurch ständig an, und die denkbaren (hinreichend konkretisierten) natürlichen Prozesse, die als Erklärungen in Frage kommen könnten, bleiben immer weiter hinter dem Erklärungsziel zurück. Man gibt sich mit vagen Modellen zufrieden, die die wesentlichen Fragen nicht beantworten, und setzt das Erklärungsziel herab, indem das, was zu erklären ist, nur ziemlich unscharf formuliert wird. Sogar der naturwissenschaftliche Erklärungsbegriff wird stark verwässert, um weiterhin von vermeintlichen evolutionstheoretischen Erklärungen reden zu können. Aber die Schlussfolgerung, dass man einen ganz anderen Erklärungstyp benötigt, ist tabu. Am Beispiel der Erklärung der Entstehung von Vogelfeder und Vogelflug wird das in diesem Sammelband beispielhaft erläutert.

      Richard DAWKINS – einer der profiliertesten Gegner des Gedankens an Planung in der Natur – definiert Biologie als „das Studium komplizierter Dinge, die so aussehen, als seien sie zu einem Zweck entworfen worden“ (DAWKINS 1987, 13), um anschließend das Design als Illusion zu werten. Auch für AYALA (1994, 4) scheint „das funktionale Design der Organismen und ihrer Eigenschaften […] die Existenz eines Designers zu sprechen.“ Ähnliche Zitate finden sich bei vielen Evolutionstheoretikern.4 Gründe, diesem Anschein eines Designs nachzugehen und für einen Design-Ansatz offen zu sein, gibt es genug.

      Motive und Konsequenzen des Ausschlusses von „Design“

      Wie kann es dennoch sein, dass der Design-Ansatz in der Biologie in der akademischen Welt nicht verfolgt wird, ja verpönt ist und dass „intelligentes Design“ („ID“) als mögliche entscheidende Ursache für biologische Phänomene bei der Suche nach der zutreffenden Erklärung nicht in Betracht gezogen wird?5 Warum wird eine (rein) natürliche Evolution der Lebewesen als Tatsache angesehen, und warum werden diejenigen, die diese vermeintliche „Tatsache“ in Frage stellen, fast vollständig aus dem wissenschaftlichen Diskurs ausgeschlossen? Gibt es hierfür irgendwelche besonderen wissenschaftlichen, methodischen, philosophischen oder gar theologischen Gründe? Die Autoren der Beiträge dieses Sammelbandes haben vielfältige Gründe dieser Art unter die Lupe genommen, aber dabei kein wirklich belastbares Material gefunden. Mögliche Begründungen für die Absolutheitsansprüche naturalistischer Ansätze wurden gewogen und für zu leicht befunden, Fehlschlüsse aufgezeigt, das Nicht-Einlösen von Erklärungsansprüchen, das Einschleusen von Pseudosubjekten oder argumentative Doppelstandards in pro-naturalistischen Erklärungen offengelegt, psychologische von sachlichen Argumenten getrennt, soziologische Aspekte und Ablenkungsmanöver aufgezeigt und Ähnliches mehr.

      Fragestellungen und Zielsetzungen dieses Buches

      In diesem Sammelband werden folgende Fragestellungen und Zielsetzungen verfolgt:

      • Kritische Analysen von Evolutionstheorien. Welchen Status haben Evolutionstheorien als historische Rekonstruktionen der Naturgeschichte? Hier soll u. a. gezeigt werden, dass die methodische Vorgehensweise bei historischen Evolutionstheorien6 in vielerlei Hinsicht der Vorgehensweise im Rahmen des Design-Ansatzes ähnelt. Als Konsequenz ergibt sich, dass die Gründe für den Ausschluss des Design-Ansatzes aus wissenschaftlichen Erklärungen im Wesentlichen auch für historische Evolutionstheorien gelten würden.

      • Welche Erklärungskraft haben aktuelle kausale Evolutionstheorien, die die Ursachen des Formenwandels beschreiben?

      • Wie wird Wissenschaft, einschließlich Naturwissenschaft, im Rahmen eines Schöpfungsparadigmas (Design-Ansatz) betrieben?

      • Welches sind die grundlegenden Argumente bzw. Überlegungen im Rahmen des Design-Ansatzes? Welche Kritik gibt es an diesem Ansatz und wie stark ist ihre argumentative Kraft?

      • Welche (Typen von) Indizien sind an den Lebewesen nachweisbar, die als „Spuren eines Schöpfers“ interpretiert werden können?

      Es zeigt sich, dass es gute Gründe dafür gibt, den Design-Ansatz zu verfolgen und dass die Einbeziehung dieses Ansatzes erkenntnisfördernd ist. Zum Beispiel produziert die naturwissenschaftliche Forschung laufend neue Befunde, die plausibel als Indizien für einen Schöpfer gewertet werden können. Klassische Gegenargumente wie z. B., dass Kritik an einem umfassenden „Ansatz Evolution“ bzw. der „Design-Ansatz“ per se unwissenschaftlich oder gar wissenschaftsfeindlich sei, oder auch der beliebte Lückenbüßervorwurf erweisen sich nach genauer Analyse als unbegründet. Eine antiwissenschaftliche, weil dogmatische Haltung besteht vielmehr darin, den Erklärungstyp „Design“ ohne zwingende Sachgründe und aus vermeintlich methodischen Gründen aus dem Diskurs auszuschließen.

      Zusammenfassend ergeben sich drei wichtige Gründe für eine umfassende Suche nach zutreffenden Antworten unter Einschluss des Antworttyps „Schöpfung“ („Design“):

      1. Bestimmte Antwortoptionen dürfen nicht von vornherein ausgeschlossen werden, weil sonst möglicherweise die zutreffende Antwort ausgeschlossen wird. Die Offenheit für den Design-Ansatz ist nicht nur eine legitime, sondern auch eine notwendige Voraussetzung für eine rationale, d. h. ergebnisoffene, wahrheitsorientierte Ursprungsforschung.

      2. Es gibt tatsächlich sehr starke Indizien für einen Schöpfer. Solche Indizien werden anhand