kleineren Sekten, aber unter dem Maurya-Kaiser Ashoka dem Großen (304–232 v. Chr.) wurde er zur Staatsreligion Indiens. Ashokas Herrschaft hatte mit blutigen Eroberungen begonnen, aber um 261 v. Chr. erlebte er einen Gesinnungswandel und vertrat fortan ein neues Herrschaftsmodell und religiöses Weltbild, das auf Toleranz und Gewaltlosigkeit beruhte. Er vergrößerte das Maurya-Gebiet und konnte mithilfe des Buddhismus als starker einigender Kraft ganz Indien mit Ausnahme der Südspitze zu einem Reich von 30 Mio. Menschen vereinen.
Eine Weltreligion
Nach der Einführung des Buddhismus als Staatsreligion gründete Ashoka Klöster und förderte Gelehrte. Er sandte buddhistische Missionare in alle Teile des Subkontinents und ins Ausland bis nach Griechenland, Syrien und Ägypten. Seine Missionen brachten die Religion zunächst den Eliten näher, aber später verbreitete sie sich in allen Gesellschaftsschichten in Sri Lanka, Südostasien, entlang der Seidenstraße in den indo-griechischen Königreichen (heute Pakistan und Afghanistan) sowie später in China, Japan und Tibet. Im Ursprungsland Indien ging der Buddhismus nach Ashokas Tod 232 v. Chr. zurück, bedingt durch ein Wiederaufleben des Hinduismus und später die Ankunft des Islam. Außerhalb Indiens gediehen seine Traditionen und Lehren: Es entwickelten sich verschiedene Strömungen wie Zen-, Theravada- oder Hinayana-, Mahayana- und Varayana-Buddhismus.
Steinreliefs mit Bildern aus dem Leben des Buddha schmücken die Tore des Großen Stupas von Sanchi; erbaut im 3. Jh. v. Chr. von Kaiser Ashoka
Der Buddhismus ist die erste und eine der ältesten »Weltreligionen« – sie wird seit dem 6. Jh. v. Chr. praktiziert.
Der Buddha
Um Siddhartha Gautamas Lebensgeschichte ranken sich Mythen und Legenden. Meist wird seine Lebenszeit auf 563–483 v. Chr. datiert. Siddhartha wurde der Legende nach aus der Seite seiner Mutter geboren und wuchs im Palast seines Vaters Suddhodana Tharu im Überfluss auf. Im Alter von 29 entsagte er diesem Luxusleben, verließ Frau und Kind und wandte sich von weltlichem Besitz ab, um durch Askese Erleuchtung zu finden.
Nach sechs Jahren des Wanderns und Meditierens erlangte er die Erleuchtung und wurde zum Buddha. Anstatt aber ins Nirwana – den überweltlichen Zustand, der das Ziel des Buddhismus ist – aufzusteigen, beschloss er zu bleiben und seine neue Botschaft (dharma) zu predigen.
Der Buddha sammelte Anhänger um sich, die den Mönchsorden der Sangha bildeten, und setzte bis zu seinem Tod mit 80 Jahren sein Wirken fort. Er beschwor seine Anhänger, den dharma zu befolgen, und wies sie an: »Alles Geschaffene ist vergänglich. Strebt unablässig weiter.«
EIN HINWEIS AUF DIE EXISTENZ EINER BILDERSCHRIFT IN GRIECHISCHEN LANDEN
DER PALAST VON KNOSSOS (UM 1700 V. CHR.)
IM KONTEXT
FOKUS Minoisches Kreta
FRÜHER
um 7000 v. Chr. Kreta wird erstmals besiedelt
um 3500 v. Chr. Beginn der Bronzezeit in Kreta
SPÄTER
um 1640 v. Chr. Ein Vulkanausbruch verwüstet die minoischen Kolonien und die Küste
um 1500 v. Chr. Stärkere Hierarchisierung der minoischen Kultur; Übertragung örtlicher Verwaltung an große Villen
um 1450 v. Chr. Die Mykener erobern Kreta
um 1100 v. Chr. Seevölker terrorisieren den Mittelmeerraum und führen zum Niedergang der minoischen Kultur
1900 n. Chr. Arthur Evans beginnt Ausgrabungen auf Knossos
1908 Der italienische Archäologe Luigi Pernier entdeckt den Diskos von Phaistos
Ende des 19. Jh. wurden dem britischen Historiker Arthur Evans in Athen antike Tonsiegel zum Kauf angeboten. Sie stammten von der noch wenig erforschten Mittelmeerinsel Kreta, und für Evans boten sie einen faszinierenden Hinweis auf die Existenz des ersten Schriftsystems in Europa.
Evans folgte den Siegeln nach Kreta und entdeckte bei Ausgrabungen bei Knossos im Norden der Insel eine riesige Palastanlage. In der Bilderwelt des Palastes stand ein Stierkult im Mittelpunkt; es gab auch Fresken, die den Sprung über einen Stier zeigten. Evans nannte die Kultur »minoisch«, nach dem kretischen König Minos, der den griechischen Sagen zufolge ein Labyrinth für den Minotaurus – ein furchterregendes Wesen halb Mensch, halb Stier – erbauen ließ. Dabei entdeckte Evans, dass die Minoer tatsächlich die Frühform eines Alphabets erfunden hatten, das er Linearschrift A nannte.
Die Palastzeit
Die Minoer waren ein Volk unbekannten Ursprungs (möglicherweise aus Anatolien), die in der Jungsteinzeit etwa 7000 v. Chr. auf Kreta siedelten. Sie betrieben Ackerbau, hüteten Schafe und hatten Kultstätten in Höhlen, auf Berggipfeln und an Quellen. Um 2400 v. Chr. begannen sie jedoch, größere Palastanlagen zu bauen. Bis 1900 v. Chr. waren in der sog. Palastzeit der minoischen Kultur in Knossos, Phaistos, Malia und Chania Paläste in weitgehend ähnlicher Form errichtet worden, wobei der in Knossos der größte war. Er wurde um 1700 v. Chr. zerstört, womöglich durch einen Brand oder eine Flutwelle, wurde aber bald darauf an gleicher Stelle wiederaufgebaut. Zu seiner Glanzzeit um 1500 v. Chr. bedeckten der Palast von Knossos und die ihn umgebende Stadt eine Fläche von 75 Hektar und hatten eine Bevölkerung von bis zu 12 000 Menschen. Die minoischen Paläste besaßen alle große, von Gebäuden mit vielen Kammern umgebene Zentralhöfe und waren mit Fresken von Pflanzen und Tieren reich geschmückt. In weitläufigen Lagerräumen sammelten die Herrscher – die vielleicht Priesterkönige oder -königinnen waren – große Warenmengen zur Weiterverteilung. Die minoischen Herrscher kontrollierten auch den Handel mit anderen Bronzezeitkulturen im Mittelmeerraum, wie Byblos in Phönizien (heute Libanon), Ugarit in Syrien, dem pharaonischen Ägypten und Siedlungen der griechischen Mykener auf den Kykladen und darüber hinaus.
Linearschrift A
Die Minoer erfanden eine eigene Schrift, vermutlich zunächst zum Zweck der Verwaltung und Buchführung. Sie entwickelte sich von einer hieroglyphischen Bilderschrift zur Linearschrift A, einer Silbenschrift, in der Zeichen Silben (statt wie bei Alphabeten einzelne Laute) darstellten. Die minoische Sprache der Linearschrift A konnte bis heute nicht entziffert werden, aber um 1450 v. Chr. wurden die Minoer von den Mykenern vom griechischen Festland erobert. Diese wandelten die minoische Schrift in Linearschrift B um und schrieben damit archaisches Griechisch.
Kurz nach der mykenischen Eroberung Kretas brach die minoische Kultur vollends zusammen, außer die minoische Schrift, die dem heutigen lateinischen Alphabet zugrunde liegt.
Dieses Stiersprungfresko im Palast von Knossos, Kreta ist das am vollständigsten restaurierte von