Beamten wurden nun hauptsächlich aus den gebildeten Großgrundbesitzern statt aus dem Adel rekrutiert. Die Händler waren offiziell der niedrigste und verachtetste Stand und wurden per Gesetz diskriminiert; reiche Händler konnten sich jedoch über ihre finanzielle Stärke auch bedeutenden politischen Einfluss verschaffen.
»Qin hat die aufgeplusterte Brust eines Falken und die Stimme eines Schakals; er ist ein Mann mit wenig Erbarmen und dem Herzen eines Wolfs.«
Sima Qian Han-Geschichtsschreiber
Das Grab von Kaiser Qin Shi Huangdi wird von lebensgroßen Terrakotta-Soldaten bewacht, die Arbeiter 1974 beim Bau eines Brunnens entdeckten. Die Figuren waren ursprünglich bunt bemalt, und jede hat einen individuellen Gesichtsausdruck
Große Bauten
Zu Qin Shi Huangdis größten Errungenschaften zählten seine ehrgeizigen Bauprojekte, obwohl sie einen hohen Tribut an Menschenleben forderten. Ihm wird traditionell der Bau des ersten Teils der Chinesischen Mauer zur Abwehr nomadischer Stämme aus dem Norden zugeschrieben. Andere Projekte waren der Bau des Lingqu-Kanals, einer Verbindung zwischen den Flüssen Xiang und Li zum Transport militärischer Versorgungsgüter von Nordnach Südchina, sowie der Bau von Heerstraßen wie der »Geraden Straße«, die 800 km weit von Xianyang zur Chinesischen Mauer führte.
Sein berühmtestes Unterfangen war der 38 Jahre dauernde Bau seiner eigenen Mausoleumsanlage durch 700 000 Arbeiter. Sie bestand aus einer riesigen, erdbedeckten Pyramide, die einen Hügel von 100 m Höhe und 500 m Durchmesser bildete. In der Pyramide war ein Grab mit einem Nachbau seines Reichs, einschließlich Flüssen und Seen aus Quecksilber. Um das Grab herum befanden sich Gruben mit Tausenden lebensgroßer Krieger, Beamter und Artisten aus Terrakotta, die dem Kaiser im Jenseits dienen sollten. Die Bauarbeiter wurden nach Vollendung ihrer Aufgaben getötet; so konnten sie den Ort nicht verraten – er blieb über 2000 Jahre lang unentdeckt. Trotz der größenwahnsinnigen Anstrengungen des Ersten Kaisers war die Qin-Dynastie von kurzer Dauer. Die tiefe Verbitterung über die brutale Ausbeutung und die vielen Jahre der Zwangsarbeit führte zu Bauernunruhen, die zusammen mit dem Bankrott durch die allzu ehrgeizigen Bauprojekte die sorgfältig geordnete Verwaltung des Kaisers und seiner wichtigsten Berater, allen voran Kanzler Li Si, untergruben.
Als der Erste Kaiser 210 v. Chr. starb, ergriff sein jüngster Sohn Hu Hai unter dem Einfluss seines Beraters und früheren Lehrers Zhao Gao den Thron; Li Si wurde verbannt und später hingerichtet. Hu Hai wurde nach nur drei Jahren ermordet, was die Autorität seines Nachfolgers Zi Ying so schwächte, dass er den Titel König und nicht Kaiser trug.
Die Han-Dynastie
China verfiel in Aufstände und Unruhen, und ein paar Tage nach Zi Yings Thronbesteigung marschierte der Han-General Liu Bang in Xianyang ein. Im Folgejahr, 206 v. Chr., erklärte er sich zum Kaiser der Han-Dynastie, die China für die nächsten 400 Jahre beherrschen und so sehr prägen sollte, dass die größte Volksgruppe in China heute als Han bekannt ist.
Die Han dehnten das chinesische Gebiet in alle Richtungen aus – im Westen nach Xinjiang und Zentralasien, im Nordosten in die Mandschurei und nach Korea und im Süden nach Yunnan, Hainan und Vietnam. Vor allem schluckten sie das mächtige Xiongnu-Reich im Norden. Sie führten auch den Konfuzianismus wieder als offizielle Staatsphilosophie ein: Konfuzianische Erziehung und Ethik wurden bald zum Eckpfeiler der Gelehrtenbürokratie und bildeten schließlich die Basis für die alles entscheidenden Beamtenprüfungen, die den Institutionen des Reichs eine meritokratische Grundlage gaben und die Macht des Adels auf Jahrtausende einschränkten.
Der Erfolg der Han in der Schaffung und Erhaltung eines einheitlichen, zentralisierten Chinas basierte auf dem vom Ersten Kaiser gelegten Fundament. Die Han-Dynastie brach schließlich 220 n. Chr. zusammen, als innere Unruhen und Naturkatastrophen die Chinesen überzeugten, ihre Dynastie habe das »Mandat des Himmels« verloren. Es folgte die gewalttätige und chaotische Zeit der Drei Reiche und Sechs Dynastien. Trotz der verheerenden Folgen dieses Zusammenbruchs, durch den die chinesische Bevölkerung von 54 Mio. im Jahr 156 n. Chr. auf 16 Mio. im Jahr 280 schrumpfte, überlebte die Idee eines geeinten Chinas 360 Jahre der Teilung, und die Sui-Dynastie konnte das Land 581 wiedervereinigen. Der Einfluss des Ersten Kaisers wirkt im modernen China immer noch nach, und Mao Zedong (1893–1976) nahm den Kaiser explizit zum Vorbild. »Ihr werft uns vor, wir würden handeln wie Qin Shi Huangdi«, entgegnete er 1958 den intellektuellen Kritikern. »Ihr irrt euch. Wir übertreffen ihn um ein Hundertfaches. Wenn ihr uns tadelt, weil wir seinen Despotismus nachahmen, stimmen wir euch gerne zu! Euer Fehler war, dass ihr dies nicht genug betont habt.«
Konfuzius wird als ein flussreichster Philosoph der chinesischen Geschichte betrachtet. Seine Lehren betonen die Bedeutung von Moralität, Redlichkeit, Bescheidenheit und Selbstdisziplin
Qin Shi Huangdi
Als Erster Kaiser von China war Ying Zheng (260–210 v. Chr.), später bekannt als Qin Shi Huangdi, eine Schlüsselfigur der chinesischen Geschichte. Er vereinigte das Land und begründete ein Kaisertum, das fast 2000 Jahre bestehen sollte. Er war ein brutaler Despot, aber auch innovativ, dynamisch und voller Energie – Berichten zufolge brauchte er nur eine Stunde Schlaf pro Nacht und bemaß sein tägliches Arbeitspensum an dem Gewicht der Papiere, die er durchgehen musste. Er zog oft verkleidet durch die Straßen der Stadt, um die Bevölkerung im Auge zu behalten, und absolvierte fünf große Inspektionsreisen durch das Reich. Der hochgradig paranoide Kaiser, der sich vor Attentaten fürchtete (und mindestens eins überlebte), war besessen vom Streben nach Unsterblichkeit und finanzierte Expeditionen auf der Suche nach magischen Zutaten und Mystikern, die ihm mit einem Elixier zu ewigem Leben verhelfen sollten. Ironischerweise kann sein Tod mit 50 Jahren durchaus mit dem Verzehr giftiger Quecksilbertränke zusammenhängen, mit denen er sein Leben verlängern wollte.
SO SOLL ES IMMER DEN TYRANNEN ERGEHEN
DIE ERMORDUNG JULIUS CÄSARS (44 V. CHR.)
IM KONTEXT
FOKUS Das Ende der Römischen Republik
FRÜHER
510 v. Chr. Rom wird eine Republik, in der eine kleine Zahl von reichen Familien die Macht teilt
202 v. Chr. Rom besiegt Karthago in Nordafrika, und das Reich dehnt sich rasch aus
88–82 v. Chr. Ein Bürgerkrieg zwischen den Generälen Sulla und Marius stürzt die Republik in die Krise
SPÄTER
31 v. Chr. Octavians Sieg bei der Schlacht von Actium führt zu seiner Position als erstem Kaiser Roms und dem Ende der Republik
79 n. Chr. Der Vesuv bricht aus und zerstört Pompeji
2. Jh. n. Chr. Größte Ausdehnung des Römischen Reichs: Es umfasst ca. 60 Mio. Menschen
Am 15. März 44 v. Chr. fand Gaius Julius Cäsar, der Diktator von Rom, ein blutiges Ende. Seine Mörder waren eine Gruppe aristokratischer Senatoren, die die Römische Republik bewahren wollten. Tatsächlich rettete der Tod des Diktators die Republik nicht: Er entfesselte lediglich einen weiteren Bürgerkrieg, der den römischen Staat auslaugte