Als Michaels Aufenthalt sich seinem Ende näherte, hatte Waldemar sich wieder daran gewöhnt, von ihm begleitet des Morgens in das Geschäft zu gehen und des Abends eine Zeitung zu lesen und zu rauchen, während er neben ihm saß. Es drängte Michael ungeduldig, fortzukommen, und zugleich fürchtete er, es würde irgendwo, vielleicht aus seinem eigenen Innern, sich eine Macht erheben, die ihm das Scheiden unmöglich machte. Dennoch saß er endlich im Eisenbahnwagen, der ihn fortführen sollte, und sein Vater stand vor dem Wagen und sah mit schweren, klagenden Augen zu ihm hinein. Indem er ihm zunickte und die letzten Worte mit ihm wechselte, fiel ihm ein, daß der Vater allein vom Bahnhofe in die Stadt zurückgehen müßte, und seine Beängstigung war so groß, daß er glaubte, aus dem Wagen springen zu müssen, als der Zug sich schon bewegte. Später, als er einige Stationen entfernt war, dachte er ruhiger darüber nach und fand, daß die drückenden Verhältnisse zu Hause ihm eine ungesunde Art, zu empfinden, angewöhnt hatten. Er wußte unzählige Familien, wo nicht ein Sohn, sondern mehrere Söhne in der Fremde waren, ja sogar für immer an verschiedenen Orten lebten, ohne daß es als etwas Schmerzliches oder Unrichtiges angesehen wurde; jeder verständige Mensch würde lachen und es für krankhaft erklären, wenn er hörte, die Tatsache, daß sein Vater einen halbstündigen Gang ohne seine Begleitung machen müsse, hätte sein Herz so tief erschüttert. Wer würde, dachte er, noch ein freies Auge mit Freude zum Himmel aufschlagen können, wenn er stets an die Schmerzen denken wollte, mit denen seine Mutter ihn geboren, an alle Tiere, die, um ihn zu ernähren, das Leben lassen mußten, an die Gefangenen, welche die frische Luft, die ihm wohltätig, nicht atmeten, an alle Sorgen, alles Elend, alle Qualen, die gelitten werden mußten, damit für einen ein Augenblick des Glückes kommen konnte? Er sprang auf und ging in dem engen Raume auf und ab und hob die Arme hoch, als wollte er sich vor den Gewalten retten, die aus Urgründen heraus, seinen innersten Eingeweiden verflochten, seinem Blute vermischt, mit unzähligen Geisterarmen sich in ihm verzweigten und ihn hinab in ihr dunkles Leben ziehen wollten, vor dem ihm graute.
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.