Чарльз Дарвин

Gesammelte Werke von Charles Darwin (Mit Illustrationen)


Скачать книгу

in ihren gegenseitigen Kämpfen benutzt werden. Aber man hat niemals beobachtet, daß sie miteinander kämpfen; auch konnte Mr. Bates nach einer sorgfältigen Untersuchung zahlreicher Arten keine hinreichenden Belege in dem verstümmelten oder zerbrochenen Zustande der Hörner dafür finden, daß sie zu diesem Zwecke benutzt worden wären. Wenn die Männchen die Gewohnheit gehabt hätten, mit einander zu kämpfen, so würde wahrscheinlich die Größe der Thiere selbst durch natürliche Zuchtwahl vermehrt worden sein, so daß sie die der Weibchen überträfen. Mr. Bates hat aber die beiden Geschlechter in über hundert Species von Copriden mit einander verglichen und findet bei gut entwickelten Individuen keine ausgesprochene Verschiedenheit in dieser Beziehung. Überdies giebt es einen zu der nämlichen großen Abtheilung der Lamellicornier gehörigen Käfer, nämlich Lethrus, dessen Männchen, wie man weiß, mit einander kämpfen; doch sind diese nicht mit Hörnern versehen, wenn auch ihre Mandibeln viel größer sind als die der Weibchen.

      Die Schlußfolgerung, welche am besten mit der Thatsache übereinstimmt, daß die Hörner so immens und doch nicht in einer feststehenden Weise entwickelt worden sind, – wie sich durch ihre außerordentliche Variabilität in einer und derselben Species und durch ihre außerordentliche Verschiedenartigkeit in nahe verwandten Species zeigt, – ist die, daß sie zur Zierde erlangt worden sind. Diese Ansicht wird auf den ersten Blick äußerst unwahrscheinlich erscheinen; wir werden aber später bei vielen Thieren, welche in der Stufenleiter viel höher stehen, nämlich bei Fischen, Amphibien, Reptilien und Vögeln finden, daß verschiedene Arten von Leisten, Höckern, Hörnern und Kämmen allem Anscheine nach nur für diesen einen Zweck entwickelt worden sind.

      Die Männchen von Onitis furcifer (Fig. 21) und einigen andern Arten der Gattung sind mit eigentümlichen Vorsprüngen an den Oberschenkeln der Vorderbeine und mit einer großen Gabel oder einem Paar Hörnern an der unteren Fläche des Thorax versehen. Nach andern Insecten zu urtheilen, dürften dieselben das Männchen darin unterstützen, sich am Weibchen festzuhalten. Obgleich die Männchen auch nicht eine Spur von Hörnern an der oberen Fläche ihres Körpers darbieten, so ist doch bei den Weibchen ein Rudiment eines einfachen Horns auf dem Kopf (Fig. 22 a) und einer Leiste ( b) am Thorax deutlich sichtbar. Daß die unbedeutende Thoraxleiste beim Weibchen ein Rudiment eines dem Männchen eigenthümlichen Vorsprungs ist, welcher freilich bei dem Männchen dieser besonderen Species vollständig fehlt, ist klar. Denn das Weibchen von Bubas bison, einer Onitis sehr nahe verwandten Form, hat eine ähnliche geringe Leiste am Thorax und das Männchen hat an derselben Stelle einen großen Vorsprung. So kann ferner darüber kein Zweifel sein, daß der kleine Höcker ( a) am Kopfe des weiblichen Onitis furcifer, ebenso wie bei den Weibchen zweier oder dreier verwandter Species, ein rudimentärer Repräsentent des am Kopfe stehenden Horns ist, welches den Männchen so vieler lamellicorner Käfer wie z. B. Phanaeus (Fig. 18), häufig zukommt.

      Fig. 21 Onitis furficer Männchen, von unten gesehen

      Fig. 22. Linke Figur: das Männchen von Onitis furcifer, von der rechten Seite gesehen; die rechte Figur: das Weibchen. – a Rudiment des Horns am Kopfe; b Spur des Horns oder der Leiste am Thorax.

      In diesem Falle bewährte sich der alte Glaube, daß Rudimente nur erschaffen worden seien, um das Schema der Natur zu vervollständigen, in einem Grade nicht, daß der gewöhnliche Zustand der Dinge in dieser Familie geradezu vollständig durchbrochen wird. Vernünftigerweise können wir vermuthen, daß die Männchen ursprünglich Hörner trugen und sie in einem rudimentären Zustande auf die Weibchen überlieferten, wie bei so vielen andern Lamellicorniern. Warum die Männchen später die Hörner verloren haben, wissen wir nicht; dies kann aber durch das Princip der Compensation verursacht worden sein, in Folge der Entwicklung der großen Hörner und Vorsprünge an der unteren Fläche; und da diese auf die Männchen beschränkt sind, werden hiernach die Rudimente der oberen Hörner bei den Weibchen nicht zum Verschwinden gebracht worden sein.

      Fig. 23. Bledius taurus, vergrößert. Figur links: das Männchen; Figur rechts: das Weibchen.