den von 10 Stunden, und diese 10 Stunden zerfallen kapitalistisch in bezahlte und unbezahlte, in v + m. Aber die in diesen 10 Stunden hergestellte Ware wird mehr Wert darstellen als den der 10stündigen Arbeit. Sie wird nämlich auch noch den Wert des Mehls, des vernutzten Backofens, der Arbeitsgebäude, des Feuerungsmaterials usw., kurz aller zum Backen nötigen Produktionsmittel enthalten. Der Wert der Ware könnte sich nur unter einer Bedingung glatt in v + m auflösen: wenn der Mensch in der Luft arbeiten würde, ohne Rohstoff, ohne Arbeitsinstrument, ohne Werkstätte. Da aber jede materielle Arbeit irgendwelche Produktionsmittel voraussetzt, die selbst Produkte vergangener Arbeit sind, so muß sie diese vergangene Arbeit, d.h. den von ihr geschaffenen Wert, auch auf das neue Produkt übertragen.
Hier handelt es sich nicht um einen Vorgang, der etwa nur in der kapitalistischen Produktion stattfindet. sondern um allgemeine von der historischen Form der Gesellschaft unabhängige Grundlagen der menschlichen Arbeit. Das Operieren mit selbstgefertigten Arbeitsinstrumenten ist das fundamentale kulturhistorische Kennzeichen der menschlichen Gesellschaft. Der Begriff der vergangenen Arbeit, die jeder neuen vorausgeht und ihr die Operationsbasis bereitet, drückt die kulturhistorische Verknüpfung zwischen Mensch und Natur aus, die dauernde Kette der ineinander verschlungenen Arbeitsanstrengungen der menschlichen Gesellschaft, deren Anfang sich in der grauen Dämmerung der gesellschaftlichen Menschwerdung verliert, deren Ende nur mit dem Untergang der gesamten Kulturmenschheit erreicht werden kann. Jede menschliche Arbeit haben wir uns also zu denken als vorgehend an der Hand von Arbeitsmitteln, die selbst schon Produkt früherer Arbeit sind. In jedem neuen Produkt steckt also nicht bloß die neue Arbeit, die ihm die letzte Gestalt verliehen, sondern auch die vergangene, die zu ihm den Stoff, das Arbeitsinstrument usw. geliefert hatte. In der Wertproduktion, d.h. in der Warenproduktion, wozu auch die kapitalistische gehört, wird diese Erscheinung nicht aufgehoben, sie bekommt nur einen spezifischen Ausdruck. Sie drückt sich in dem Doppelcharakter der warenproduzierenden Arbeit aus, die einerseits als nützliche konkrete Arbeit irgendeiner Art den nützlichen Gegenstand, den Gebrauchswert schafft, andererseits als abstrakte, allgemeine gesellschaftlich notwendige Arbeit Wert schafft. In ihrer ersten Eigenschaft tut sie, was die menschliche Arbeit stets getan: die vergangene Arbeit, die in den benutzten Produktionsmitteln steckt, auf das neue Produkt mitzuübertragen, nur daß auch diese vergangene Arbeit jetzt als Wert, als alter Wert erscheint. In ihrer zweiten Eigenschaft schafft sie Neuwert, der kapitalistisch in bezahlte und unbezahlte Arbeit: v + m zerfällt. Der Wert jeder Ware muß also sowohl alten Wert enthalten, den die Arbeit in ihrer Eigenschaft als nützliche konkrete Arbeit von den Produktionsmitteln auf die Ware überträgt, wie Neuwert, den dieselbe Arbeit in ihrer Eigenschaft als gesellschaftlich notwendige durch ihre bloße Verausgabung, durch ihre Dauer schafft.
Diese Unterscheidung konnte Smith nicht machen, da er den Doppelcharakter der wertschaffenden Arbeit nicht auseinanderhielt, und Marx glaubt an einer Stelle, in diesem fundamentalen Irrtum der Smithschen Werttheorie sogar die eigentliche tiefste Quelle seines seltsamen Dogmas von der restlosen Auflösung aller hergestellten Wertmasse in v + m erblicken zu müssen.18 Die Nichtunterscheidung der beiden Seiten der warenproduzierenden Arbeit: der konkreten nützlichen und der abstrakten gesellschaftlich notwendigen, bildet in der Tat eines der hervorragendsten Merkmale nicht bloß der Smithschen, sondern der Werttheorie der ganzen klassischen Schule.
Unbekümmert um alle sozialen Konsequenzen hat die klassische Ökonomie die menschliche Arbeit als den allein wertschaffenden Faktor erkannt und diese Theorie bis zu jener Klarheit ausgearbeitet, die uns in der Ricardoschen Fassung vorliegt. Worin aber der fundamentale Unterschied zwischen der Ricardoschen und der Marxschen Arbeitswerttheorie liegt - ein Unterschied, der nicht nur von bürgerlichen Ökonomen verkannt, sondern auch in den Popularisationen der Marxschen Lehre meist unberücksichtigt bleibt -, ist, daß Ricardo, entsprechend seiner allgemeinen naturrechtlichen Auffassung von der bürgerlichen Wirtschaft, auch das Wertschaffen für eine natürliche Eigenschaft der menschlichen Arbeit, der individuellen konkreten Arbeit des Einzelmenschen hielt.
Diese Auffassung tritt noch krasser bei Ad. Smith zutage, der ja z.B. den "Hang zum Tausche" direkt für eine Besonderheit der menschlichen Natur erklärt, nachdem er ihn vorher umsonst bei Tieren, wie bei Hunden usw., gesucht.
Übrigens erkennt Smith, wenn er auch den "Hang zum Tausche" bei Tieren bezweifelt, der tierischen Arbeit gleich der menschlichen wertschaffende Eigenschaft zu, namentlich dort, wo er gelegentlich Rückfälle in die physiokratische Auffassung aufweist.
"Kein anderes gleich großes Kapital setzt eine größere Menge von produktiver Arbeit in Bewegung als das des Landmannes. Nicht nur seine Arbeitsleute, sondern auch sein Arbeitsvieh sind produktive Arbeiter ... Die zur landwirtschaftlichen Arbeit verwendeten Menschen und Tiere reproduzieren mithin nicht nur, wie die Fabrikarbeiter, einen ihrem eigenen Verbrauche oder dem sie beschäftigenden Kapitale samt dem Gewinn des Kapitalisten gleichen Wert, sondern einen viel größeren. Außer dem Kapital des Pächters samt seinem ganzen Gewinn reproduzieren sie auch regelmäßig die Rente für den Grundbesitz."19
Hier kommt am drastischsten zum Ausdruck, daß Smith das Wertschaffen direkt für eine physiologische Eigenschaft der Arbeit als einer Äußerung des tierischen Organismus des Menschen hielt. So wie die Spinne aus ihrem Körper das Gespinst produziert, so schafft der arbeitende Mensch Wert - der arbeitende Mensch schlechthin, jeder Mensch, der nützliche Gegenstände schafft, denn der arbeitende Mensch ist von Hause aus Warenproduzent, wie die menschliche Gesellschaft von Natur aus eine auf Austausch beruhende, die Warenwirtschaft die normal-menschliche Wirtschaftsform ist.
Erst Marx erkannte im Werte ein besonderes, unter bestimmten geschichtlichen Bedingungen entstehendes gesellschaftliches Verhältnis, kam dadurch zur Unterscheidung der beiden Seiten der warenproduzierenden Arbeit: der konkreten individuellen und der unterschiedslosen gesellschaftlichen Arbeit, durch welche Unterscheidung erst die Lösung des Geldrätsels wie im Scheine einer Blendlaterne hell in die Augen springt.
Um auf diese Weise im Schoße der bürgerlichen Wirtschaft, statisch, den zwieschlächtigen Charakter der Arbeit, den arbeitenden Menschen und den wertschaffenden Warenproduzenten auseinanderzuhalten, mußte Marx vorher dynamisch, in der geschichtlichen Zeitfolge, den Warenproduzenten vom Arbeitsmenschen schlechthin unterscheiden, das heißt die Warenproduktion bloß als eine bestimmte historische Form der gesellschaftlichen Produktion erkennen. Marx mußte, mit einem Worte, um die Hieroglyphe der kapitalistischen Wirtschaft zu enträtseln, mit einer entgegengesetzten Deduktion wie die Klassiker, statt mit dem Glauben an das Menschlich-Normale der bürgerlichen Produktionsweise mit der Einsicht in ihre historische Vergänglichkeit, an die Forschung herantreten, er mußte die metaphysische Deduktion der Klassiker in ihr Gegenteil, in die dialektische umkehren.20
Damit ist gegeben, daß für Smith die klare Unterscheidung der beiden Seiten der wertschaffenden Arbeit, insofern sie einerseits den alten Wert der Produktionsmittel auf das neue Produkt überträgt, andererseits zugleich Neuwert schafft, unmöglich war. Es scheint uns jedoch, daß sein Dogma von der Auflösung des Gesamtwerts in v + m noch aus einer anderen Quelle fließt. Es kann nicht angenommen werden, daß Smith die Tatsache selbst aus dem Auge läßt, daß jede hergestellte Ware nicht bloß den bei ihrer unmittelbaren Produktion geschaffenen Wert, sondern auch den Wert sämtlicher bei ihrer Herstellung verbrauchten Produktionsmittel enthält. Gerade dadurch, daß er uns für die restlose Auflösung des Gesamtwerts in v + m immer von einem Produktionsstadium in ein früheres, wie Marx sich ausdrückt, von Pontius zu Pilatus schickt, beweist er, daß er sich der Tatsache selbst wohl bewußt ist. Das Merkwürdige ist dabei nur, daß er auch den alten Wert der Produktionsmittel immer wieder in v + m auflöst und so schließlich den ganzen in der Ware enthaltenen Wert darin aufgehen läßt.
So in dem von uns bereits zitierten Passus über den Getreidepreis: "In dem Getreidepreis z.B. bezahlt ein Teil die Bodenrente für den Besitzer, ein anderer die Arbeitslöhne oder den Unterhalt der Arbeiter und des Arbeitsviehs und der dritte den Gewinn des Pächters. Diese drei Teile scheinen entweder unmittelbar oder in letzter Linie den ganzen Getreidepreis auszumachen. Man könnte vielleicht