das ohne alle kapitalistische Geldausgabe gebildet - ist also hier die bloße Geldform von zuschüssig produzierten Produktionsmitteln I."51
Hier scheint sich die Schwierigkeit unter unseren Händen in Dunst aufgelöst zu haben. Die Akkumulation erfordert gar keine neuen Geldquellen: Früher verzehrten die Kapitalisten ihren Mehrwert selbst, mußten also einen entsprechenden Geldvorrat in den Händen haben, denn wir wissen schon aus der Analyse der einfachen Reproduktion, daß die Kapitalistenklasse selbst das Geld in die Zirkulation werfen muß, das zur Realisierung ihres Mehrwerts erforderlich ist. Nun kauft die Kapitalistenklasse für einen Teil dieses Geldvorrats (nämlich B, B', B'' usw.) statt Konsumtionsmittel zum gleichen Wertbetrage neue, zuschüssige Produktionsmittel, um ihre Produktion zu erweitern. Dadurch sammelt sich Geld im gleichen Betrage in den Händen des anderen Teils der Kapitalisten (nämlich der A, A', A'' usw.). "Diese Schatzbildung ... unterstellt in keiner Weise zusätzlichen Edelmetallreichtum, sondern nur veränderte Funktion von bisher umlaufendem Geld. Eben fungierte es als Zirkulationsmittel, jetzt fungiert es als Schatz, als sich bildendes, virtuell neues Geldkapital."
So wären wir aus der Schwierigkeit heraus. Allein, es ist unschwer herauszufinden, welcher Umstand uns hier die Lösung leicht gemacht hat: Marx faßt hier die Akkumulation bei ihrer ersten Regung, in statu nascendi, wo sie gerade aus der einfachen Reproduktion als Knospe hervorsprießt. Dem Wertumfang nach ist die Produktion hier noch nicht erweitert, nur ihr Arrangement und ihre sachlichen Elemente sind anders geordnet. Und da ist es kein Wunder, daß dann auch die Geldquellen als ausreichend erscheinen. Die Lösung, die wir gefunden, hält aber auch nur einen Moment lang an: nur für den Übergang von der einfachen zur erweiterten Reproduktion, d.h. gerade für einen nur theoretisch gedachten, für die Wirklichkeit gar nicht in Betracht kommenden Fall. Ist aber die Akkumulation schon längst eingebürgert und wirft jede Produktionsperiode eine größere Wertmasse auf den Markt als die frühere, dann fragt es sich: Wo sind die Käufer für diese zuschüssigen Werte? Die Lösung, die wir gefunden, läßt uns da vollkommen im Stich. Außerdem ist sie auch selbst nur scheinbar. Bei näherem Zusehen schlägt sie uns gerade in demselben Augenblick, wo sie uns anscheinend aus der Patsche geholfen hat. Wenn wir nämlich die Akkumulation gerade in dem Moment fassen, wo sie auf dem Sprung ist, aus dem Schoße der einfachen Reproduktion hervorzugehen, so ist ihre erste Voraussetzung eine Verminderung in der Konsumtion der Kapitalistenklasse. Im selben Moment, wo wir die Möglichkeit finden, mit den früheren Zirkulationsmitteln eine Erweiterung der Produktion vorzunehmen, verlieren wir im gleichen Maße alte Konsumenten. Für wen soll denn da die Erweiterung der Produktion vorgenommen werden, d.h., wer kauft morgen von den B, B', B'' (I) die vergrößerte Produktenmenge, die sie dadurch hergestellt haben, daß sie sich das Geld "vom Munde absparten", um damit den A, A', A'' (I) neue Produktionsmittel abzukaufen?
Man sieht, die Lösung, nicht die Schwierigkeit, war hier eine scheinbare, und Marx kehrt selbst im nächsten Augenblick zu der Frage zurück, wo denn die B, B', B'' das Geld hernehmen, um den A, A', A'' ihr Mehrprodukt abzukaufen:
"Soweit die Produkte, die B, B', B'' etc. (I) produzieren, selbst wieder in natura in ihren Prozeß eingehn, versteht es sich von selbst, daß pro tanto ein Teil ihres eignen Mehrprodukts direkt (ohne Zirkulationsvermittlung) übertragen wird in ihr produktives Kapital und hier eingeht als zuschüssiges Element des konstanten Kapitals. Pro tanto sind sie aber auch keine Vergolder des Mehrprodukts von A, A' etc. (I). Hiervon abgesehn, wo kommt das Geld her? Wir wissen, daß sie ihren Schatz gebildet wie A, A' etc., durch Verkauf ihrer respektiven Mehrprodukte, und nun ans Ziel gelangt sind, wo ihr als Schatz aufgehäuftes, nur virtuelles Geldkapital nun effektiv als zusätzliches Geldkapital fungieren soll. Aber damit drehn wir uns nur im Zirkel. Die Frage ist immer noch, wo das Geld herkomme, das die B's (I) früher der Zirkulation entzogen und aufgehäuft?"52
Die Antwort, die Marx sogleich gibt, scheint wieder von überraschender Einfachheit zu sein. "Wir wissen jedoch schon aus der Betrachtung der einfachen Reproduktion, daß sich eine gewisse Geldmasse in den Händen der Kapitalisten I und II befinden muß, um ihr Mehrprodukt umzusetzen. Dort kehrte das Geld, das nur zur Verausgabung als Revenue in Konsumtionsmitteln diente, zu den Kapitalisten zurück, im Maß, wie sie es vorgeschossen zum Umsatz ihrer respektiven Waren; hier erscheint dasselbe Geld wieder, aber mit veränderter Funktion. Die A's und die B's (I) liefern sich abwechselnd das Geld zur Verwandlung von Mehrprodukt in zusätzliches virtuelles Geldkapital und werfen abwechselnd das neugebildete Geldkapital als Kaufmittel in die Zirkulation zurück."53
Hier sind wir wieder in die einfache Reproduktion zurückgefallen. Es stimmt vollkommen, daß die Kapitalisten A und die Kapitalisten B stets einen Geldschatz allmählich anhäufen, um von Zeit zu Zeit ihr konstantes (fixes) Kapital zu erneuern, und so einander zur Realisierung ihres Produkts gegenseitig verhelfen. Aber dieser sich ansammelnde Schatz fällt nicht vom Himmel. Er ist nur der allmählich herabrieselnde Niederschlag des stufenweise auf die Produkte übertragenen Wertes des fixen Kapitals, der mit dem Verkauf der Produkte stückweise realisiert wird. Auf diese Weise kann der angesammelte Schatz immer nur ausreichen zur Erneuerung des alten Kapitals, er kann unmöglich darüber hinaus zum Ankauf eines zuschüssigen konstanten Kapitals dienen. Damit wären wir immer noch nicht über die Schranken der einfachen Reproduktion hinaus. Oder aber es kommt als neue, zuschüssige Geldquelle ein Teil der Zirkulationsmittel hinzu, die bisher Kapitalisten zu ihrer persönlichen Konsumtion dienten und die nun kapitalisiert werden sollen. Damit kommen wir aber wieder auf den nur theoretisch denkbaren kurzen Ausnahmemoment: den Übergang von der einfachen Reproduktion zur erweiterten. Weiter als bis zu diesem Sprung kommt die Akkumulation nicht vom Fleck, wir drehen uns in der Tat nur im Zirkel.
Die kapitalistische Schatzbildung kann uns also aus der Schwierigkeit nicht heraushelfen. Und das war vorauszusehen, denn die Fragestellung selbst ist hier eine schiefe. Es handelt sich bei dem Problem der Akkumulation nicht darum: Wo kommt das Geld her?, sondern darum: Wo kommt die Nachfrage für das zuschüssige Produkt her, das aus dem kapitalisierten Mehrwert entspringt? Es ist nicht eine technische Frage der Geldzirkulation, sondern eine ökonomische Frage der Reproduktion des gesellschaftlichen Gesamtkapitals. Denn sogar, wenn wir von der Frage absehen, mit der sich Marx bis jetzt allein befaßt hat: Wo hatten die B, B' usw. (I) Geld her, um zuschüssige Produktionsmittel von den A, A' usw. (I) zu kaufen?, so ersteht nach der vollzogenen Akkumulation die viel wichtigere Frage: An wen wollen denn die B, B' usw. (I) ihr gewachsenes Mehrprodukt jetzt verkaufen? Marx läßt sie schließlich ihre Produkte aneinander verkaufen!
"Es können die verschiednen B, B', B'' etc. (I), deren virtuelles neues Geldkapital als aktives in Operation tritt, wechselseitig ihre Produkte (Teile ihres Mehrprodukts) voneinander zu kaufen und aneinander zu verkaufen haben. Pro tanto fließt das der Zirkulation des Mehrprodukts vorgeschoßne Geld - bei normalem Verlauf - an die verschiednen B's zurück, in derselben Proportion, worin sie solches zur Zirkulation ihrer respektiven Waren vorgeschossen haben."54
"Pro tanto" ist das keine Lösung der Frage, denn schließlich haben die B, B', B'' usw. (I) wohl nicht deshalb auf einen Teil der Konsumtion verzichtet und ihre Produktion erweitert, um nachher ihr vermehrtes Produkt - nämlich Produktionsmittel - einander abzukaufen. Übrigens ist dies auch nur in sehr beschränktem Maße möglich. Nach der Marxschen Annahme besteht nämlich eine gewisse Arbeitsteilung innerhalb I, wobei die A, A', A'' usw. (I) Produktionsmittel von Produktionsmitteln herstellen, die B, B', B" usw. (I) hingegen Produktionsmittel von Konsumtionsmitteln herstellen. Wenn also das Produkt der A, A' usw. innerhalb der Abteilung I verbleiben konnte, so ist das Produkt der B, B', B'' usw. von vornherein seiner Naturalgestalt wegen für die Abteilung II (Herstellung von Lebensmitteln) bestimmt. Die Akkumulation bei den B, B' usw. führt uns also bereits zur Zirkulation zwischen I und II. Damit bestätigt der Gang der Marxschen Analyse selbst, daß, wenn innerhalb der Abteilung I Akkumulation stattfinden soll, schließlich - direkt oder indirekt - eine vergrößerte Nachfrage nach Produktionsmitteln in der Abteilung der Lebensmittel vorhanden sein muß. Hier also, bei den Kapitalisten II, haben wir die Abnehmer für das zuschüssige Produkt der Abteilung I zu suchen.