zu lösen, auf die Nachfrage der Kapitalisten II. Ihre Nachfrage nach zuschüssigen Produktionsmitteln kann nur den Sinn haben, daß sie ihr konstantes Kapital II c vergrößern. Hier springt aber die ganze Schwierigkeit deutlich in die Augen:
"Gesetzt aber, A (I) vergolde sein Mehrprodukt durch Verkauf an einen B aus Abteilung II. Dies kann nur dadurch geschehn, daß, nachdem A (I) an B (II) Produktionsmittel verkauft, er nicht hinterher Konsumtionsmittel kauft; also nur durch einseitigen Verkauf seinerseits. Sofern nun II c aus Form von Warenkapital in die Naturalform von produktivem, konstantem Kapital nur umsetzbar dadurch, daß nicht nur I v, sondern auch wenigstens ein Teil von I m sich umsetzt gegen einen Teil von II c, welches II c in Form von Konsumtionsmitteln existiert; nun aber A sein I m dadurch vergoldet, daß dieser Umsatz nicht vollzogen wird, unser A vielmehr das im Verkauf seines I m von II gelöste Geld der Zirkulation entzieht, statt es in Kauf von Konsumtionsmitteln II c umzusetzen - so findet zwar auf Seite des A (I) Bildung von zusätzlichem virtuellem Geldkapital statt; aber auf der andren Seite liegt ein dem Wertumfang nach gleicher Teil des konstanten Kapitals von B (II) fest in der Form von Warenkapital, ohne sich in die Naturalform von produktivem, konstantem Kapital umsetzen zu können. In andern Worten: Ein Teil der Waren des B (II), und zwar prima facie ein Teil, ohne dessen Verkauf er sein konstantes Kapital nicht ganz in produktive Form rückverwandeln kann, ist unverkäuflich geworden; mit Bezug auf ihn findet daher Überproduktion statt, welche ebenfalls mit Bezug auf ihn die Reproduktion - selbst auf gleichbleibender Stufenleiter hemmt."55
Der Versuch der Akkumulation auf seiten der Abteilung I durch Verkauf des zuschüssigen Mehrprodukts an die Abteilung II hat hier ein ganz unerwartetes Ergebnis gezeitigt: ein Defizit auf seiten der Kapitalisten II, die nicht einmal die einfache Reproduktion wieder aufnehmen können. An diesem Knotenpunkt angelangt, vertieft sich Marx ganz eingehend in die Analyse, um der Sache auf den Sprung zu kommen:
"Betrachten wir nun die Akkumulation in Abteilung II etwas näher.
Die erste Schwierigkeit mit Bezug auf II c, d.h. seine Rückverwandlung aus einem Bestandteil des Warenkapitals II in die Naturalform von konstantem Kapital II, betrifft die einfache Reproduktion. Nehmen wir das frühere Schema:
(1.000 v + 1.000 m) I setzen sich um gegen 2.000 II c. |
Wird nun z.B. die Hälfte des Mehrprodukts I, also 1.000/2 m oder 500 I m wieder selbst als konstantes Kapital der Abteilung I einverleibt, so kann dieser in I rückbehaltne Teil des Mehrprodukts keinen Teil von II c ersetzen. Statt in Konsumtionsmittel umgesetzt zu werden ..., soll es als zusätzliches Produktionsmittel in I selbst dienen. Es kann diese Funktion nicht gleichzeitig in I und II verrichten. Der Kapitalist kann den Wert seines Mehrprodukts nicht in Konsumtionsmitteln verausgaben und gleichzeitig das Mehrprodukt selbst produktiv konsumieren, d.h. seinem produktiven Kapital einverleiben. Statt 2.000 I (v + m) sind also nur 1.500, nämlich (1.000 v + 500 m) I umsetzbar in 2.000 II c; es sind also 500 II c aus ihrer Warenform nicht rückverwandelbar in produktives (konstantes) Kapital II."56
Bis jetzt haben wir uns noch klarer von dem Bestehen der Schwierigkeit überzeugt, keinen Schritt aber zu ihrer Lösung vorwärts getan. Übrigens rächt sich hier an der Analyse, daß Marx zur Aufklärung des Problems der Akkumulation immer wieder als Grundlage die Fiktion eines anfänglichen Übergangs von der einfachen zur erweiterten Reproduktion, also die Geburtsstunde der Akkumulation gebraucht, statt die Akkumulation mitten in ihrem Fluß zu packen. Diese Fiktion nun, die uns, solange wir die Akkumulation nur innerhalb der Abteilung I betrachteten, wenigstens für einen Augenblick eine scheinbare Lösung bot - die Kapitalisten I hatten plötzlich, da sie auf einen Teil ihrer gestrigen Privatkonsumtion verzichteten, einen neuen Geldschatz in der Hand, mit dem sie die Kapitalisierung beginnen konnten -, selbe Fiktion vergrößert jetzt, wo wir uns an die Abteilung II wenden, nur noch mehr die Schwierigkeit. Denn hier äußert sich die "Entsagung" auf seiten der Kapitalisten I in einem schmerzlichen Verlust von Konsumenten, auf deren Nachfrage die Produktion berechnet war. Die Kapitalisten der Abteilung II, mit denen wir das Experiment anstellen wollten, ob sie nicht die lange gesuchten Abnehmer für das zuschüssige Produkt der Akkumulation in Abteilung I darstellen, können uns um so weniger aus der Schwierigkeit heraushelfen, als sie selbst in der Klemme sitzen und vorerst noch nicht wissen, wo sie mit ihrem eigenen unverkauften Produkt hin sollen. Man sieht, zu welchen Unzuträglichkeiten der Versuch führt, die Akkumulation bei den einen Kapitalisten auf Kosten anderer Kapitalisten vollziehen zu lassen.
Marx führt dann einen Versuch an, die Schwierigkeit zu umgehen, um ihn alsbald selbst als eine Ausflucht abzuweisen. Man könnte nämlich den aus der Akkumulation in I sich ergebenden unverkäuflichen Überschuß in II als einen notwendigen Warenvorrat der Gesellschaft für das nächste Jahr betrachten. Darauf erwidert Marx mit seiner gewohnten Gründlichkeit: "1. solche Vorratbildung und ihre Notwendigkeit gilt für alle Kapitalisten, sowohl I wie II. Als bloße Warenverkäufer betrachtet, unterscheiden sie sich nur dadurch, daß sie Waren verschiedner Sorten verkaufen. Der Vorrat in Waren II unterstellt einen frühern Vorrat in Waren I. Vernachlässigen wir diesen Vorrat auf der einen Seite, so müssen wir es auch auf der andern. Ziehn wir ihn aber auf beiden Seiten in Betracht, so wird am Problem nichts geändert. - 2. Wie dies Jahr auf Seite II mit einem Warenvorrat für nächstes abschließt, so hat es begonnen mit einem Warenvorrat auf derselben Seite, überliefert vom vorigen Jahr. Bei Analyse der jährlichen Reproduktion - auf ihren abstraktesten Ausdruck reduziert - müssen wir ihn also beidemal streichen. Indem wir diesem Jahr seine ganze Produktion lassen, also auch das, was es als Warenvorrat an nächstes Jahr abgibt, nehmen wir ihm aber auch andrerseits den Warenvorrat, den es vom vorigen Jahr bekommen, und haben damit in der Tat das Gesamtprodukt eines Durchschnittsjahrs als Gegenstand der Analyse vor uns. - 3. Der einfache Umstand, daß die Schwierigkeit, die umgangen werden soll, uns nicht aufstieß bei Betrachtung der einfachen Reproduktion, beweist, daß es sich um ein spezifisches Phänomen handelt, das nur der verschiednen Gruppierung (mit Bezug auf Reproduktion) der Elemente I geschuldet ist, einer veränderten Gruppierung, ohne welche überhaupt keine Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter stattfinden könnte."57
Die letztere Bemerkung richtet sich aber gegen die bisherigen Versuche von Marx selbst, die spezifische Schwierigkeit der Akkumulation durch Momente auflösen zu wollen, die schon der einfachen Reproduktion gehören, nämlich jene mit dem allmählichen Umschlag des fixen Kapitals verbundene Schatzbildung in den Händen der Kapitalisten, die uns früher, innerhalb der Abteilung I, die Akkumulation erklären sollte.
Marx geht weiter zur schematischen Darstellung der erweiterten Reproduktion über, stößt aber im nächsten Augenblick, bei der Analyse seines Schemas, wieder auf dieselbe Schwierigkeit unter einer etwas anderen Form. Er unterstellt, daß die Kapitalisten der Abteilung I 500 m akkumulieren, die der Abteilung II aber ihrerseits 140 m in konstantes Kapital verwandeln müssen, um jenen die Akkumulation zu ermöglichen, und fragt:
"II muß 140 I m also mit barem Geld kaufen, ohne daß dies Geld zu ihm zurückflösse durch nachfolgenden Verkauf seiner Ware an I. Und zwar ist dies ein beständig, bei jeder jährlichen Neuproduktion, soweit sie Reproduktion auf erweiterter Stufenleiter, sich wiederholender Prozeß. Wo springt dafür die Geldquelle in II?"58
Marx versucht im weiteren Verlauf diese Quelle von verschiedenen Seiten ausfindig zu machen. Zunächst betrachtet er näher die Ausgabe der Kapitalisten II für variables Kapital. Dieses ist freilich in Geldform vorhanden. Es kann aber auch unmöglich seinem Zweck, dem Ankauf der Arbeitskraft, entzogen werden, um etwa zum Ankauf jener zuschüssigen Produktionsmittel zu dienen. "Diese beständig sich wiederholende Entfernung (des variablen Kapitals - R. L.) vom und Rückkehr zum Ausgangspunkt - der Tusche des Kapitalisten - vermehrt das in diesem Kreislauf sich herumtreibende Geld in keiner Weise. Dies ist also keine Quelle von Geldakkumulation." Marx zieht sodann selbst alle denkbaren Ausflüchte in Erwägung, um sie als solche abzulehnen. "Aber halt! ist hier nicht ein Profitchen zu machen?" ruft er, und untersucht, ob die Kapitalisten nicht durch Herabdrückung der Löhne