Ida Pfeiffer

Ida Pfeiffer: Ausgewählte Werke


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Maria ad Martyres oder die Rotunda, das ehemalige Pantheon Agrippas, ist das besterhaltene Denkmal des alten Roms. Das Innere ist beinahe in seinem ursprünglichen Zustande. Rings herum laufen fünfzehn Altäre. In dieser Kirche liegt Raphael begraben. Die Rotunda hat kein Fenster, sondern erhält Licht und Luft durch eine Kreisöffnung in der Kuppel.

      Die beste Übersicht über das alte Rom hat man vom Thurme des Senatorial-Pallastes, da sieht man vor sich ausgebreitet:

      Den Berg Palatin, wo das älteste Rom lag;

      das Kapitol im Mittelpunkte der Stadt;

      den Berg Quirinalis (Monte Cavallo) mit der Sommer-Residenz des Papstes;

      den Esquilin, den größten der Hügel;

      den Avantin;

      den Pincio, auf welchem mehrere schöne Villen und der herrliche Volksgarten liegen;

      den Vatikan und endlich

      den Monte Testaccio, der aus lauter gebrochenen Gefäßen entstand, welche die Römer hieher zusammen warfen.

      Ferner besuchte ich noch den Ponte publicius, die älteste Brücke Roms, in deren Nähe Horatius Cocles seine Heldenthat ausführte.

      Das Tullianische Gefängniß unter der Kirche des heil. Joseph von Falignani. Hier starb Jugurtha den Hungertod. Die Treppe hinauf heißt „die Seufzerstiege".

      Das Kapitol, das leider schon ganz zerfallen ist; kaum bemerkt man noch geringe Reste einiger Tempel oder sonstiger Bauten.

      Auch von den Gräbern der Scipionen sah ich nicht viel mehr als den Platz, die unterirdischen Gänge sind fast ganz zerstört.

      Das Marsfeld ist theils mit Gebäuden bedeckt, theils zu Spaziergängen verwendet.

      Das Grab des Zestius ist vollkommmen gut erhalten, eine Pyramide von großen Quadersteinen umschließt den Sarkophag. Besonders großartig und sehenswerth sind die Aquäducte, aus großen Steinblöcken, ohne Mörtel zusammengefügt. Sie werden nicht mehr benützt, da sie theils schon verfallen, theils die Quellen versiegt sind.

      Die Thermen des Titus sind sehenswerth, obwohl außerordentlich verfallen. Hier wurde die berühmte Gruppe des Laokoon gefunden. Neben diesen Thermen befindet sich das große Wasserbehältniß der sieben Säle des Titus.

      Eines der größten und besterhaltenen Gebäude aus der Vorzeit Roms ist das Amphitheater des Flavias oder das Kolosseum, im welchem einst die Kämpfe der Gladiatoren und der wilden Thiere gehalten wurden. Es faßte 87,000 Zuschauer. Noch jetzt sieht man vier Stockwerke. Am schönsten ist es, dasselbe bei Fackelschein zu besuchen; ich war so glücklich, mich an eine große Gesellschaft anschließen zu können, die diesen Kostenaufwand bestritt. In der Nähe des Kollosseums stehen der Triumphbogen des Titus, von weißem Marmor und voll der herrlichsten Sculpturen, die Triumphbogen des Septimus Severus, der Bogen des Janus und mehrere andere Denkmäler.

      Zum Mausoleum des Hadrian, der Engelsburg, jenseits der Tiber, führt die schöne, aus lauter Quadersteinen erbaute Engelsbrücke. Kaiser Hadrian ließ dieses große runde Gebäude als sein künftiges Grabmahl aufführen.

      Es ist aus großen Steinmassen zusammengefügt, und dient jetzt als Fort und Staatsgefängniß.

      Der Tempel des Markus Aurelius ist in die Dogana umgewandelt.

      Der Tempel der Minerva Medica liegt in einem Weinberge und besteht aus einer großen Rotunde, deren oberer Theil eingestürzt ist.

      Obelisken, alle aus Egypten hierher gebracht, zählt man auf den verschiedenen Plätzen Roms zwölf.

      Noch muß ich der hundert und acht Fontainen erwähnen, die immerwährend frisches Wasser sprudeln. Die schönste und größte darunter ist die Fontana Trevi.

      Weitere Ausflüge konnte ich des schlechten Wetters wegen nicht machen; nur nach Tivoli fuhr ich eines Nachmittags.

      Die Straße dahin heißt die Tiburtinische. Nachdem man ungefähr sechs Miglien zurückgelegt, gelangt man zu einer Strecke, die ganz abscheulich nach Schwefel riecht, was von einem Flüßchen herrührt, welches aus der Solfatara kommt. Nach einer Fahrt von achtzehn Miglien erreichten wir die Stadt Tivoli, welche auf einem Abhange der Appeninnen mitten in Olivenwaldungen liegt, und an 7000 Einwohner zählt. Mit aufgespannten Regenschirm spazierte ich gegen Abend noch ein Bischen in der Stadt herum, die mir eben nicht sehr gut gefiel. Des andern Morgens ging ich früh aus dem Hause, und zuerst in den Tempel der Sybilla, welcher anf einem Felsen, dem Wasserfalle gegenüber steht. Hieraus besah ich die Grotte des Neptun, und endlich jene, durch welche der Anio fließt, und bei seinem Austritte aus derselben sich schäumend und brausend über eine hohe Felswand stürzt, und den schönen und reichen Wasserfall von Tivoli bildet. Am schönsten nimmt sich der Fall von der Brücke aus. Nebst mehreren kleinen niedlichen Kaskaden, sieht man auch viele Ueberreste von Altertümern; die bedeutendsten darunter sind die Ruinen der Villa des Mäcenas.

      23. November 1842.

      Um 6 Uhr Morgens trat ich mit einem Betturino meine Rückreise nach Florenz an.

      Die schlechteste Witterung, Regen, Nebel und eine empfindliche Kälte — begleitete uns fast immerwährend. Das Reisen in Italien im späten Herbst oder in Winterszeit ist wirklich höchst unangenehm. Man hat gewöhnlich viel Regen und viel Kälte, und kommt man in ein Gasthaus, so freut man sich vergebens auf ein warmes Zimmer; erst wenn die Gäste schon da sind, wird etwas Feuer in den Kamin angemacht. Und so ein Kamitn-Feuer gibt in diesen naßkalten selten benützten Zimmern gar nicht aus, vorne versengt man sich, und rückwärts friert man. Die Fußböden bestehen aus Steinplatten, die man höchstens um den Speisetisch herum mit Strohmatten bedeckt findet.

      Die Gegend bot uns heute nicht viel Schönes. Wir fuhren bis Ronciglione, neun deutsche Meilen, und sahen weder Dorf noch Stadt. Ronciglione hat ein trauriges Ansehen, obwohl es viele zweistöckige Häuser und eine breite Straße besitzt. Allein die Häuser sind alle sehr düster, und die Stadt scheint etwas menschenleer zu seyn. Wir blieben hier über Nacht.

      Ich hatte, wie es in Italien gewöhnlich ist, mit dem Eigenthümer unsers Fuhrwerkes einem schriftlichen Kontrakt über die Fahrt, die Kost und das Nachtquartier geschlossen. Ich war damit sehr zufrieden, er hielt seine Verpflichtung genau. Man würde sich aber sehr irren, wenn man mehr als eine Mahlzeit zu erhalten hoffte; will man des Morgens oder des Mittags Etwas genießen, so muß man es sich auf eigene Rechnung geben lassen. Ich fand alles sehr theuer und schlecht.

      24. November 1842.

      Heute fuhren wir zum Theil durch recht freundliche aber nur sehr spärlich bevölkerte Gegenden. Erst des Nachmittags kamen wir in ein Paar Städte, nämlich nach Viterbo mit l3,000 Seelen, das in einer fruchtbaren Ebene liegt, und nach Montesiascone, welches auf einem hohen Hügel gebaut und im Hintergrunde von schönen Gebirgen umgeben ist, deren Wein zu den berühmten gehört. In der Nähe von Montesiascone, am Fuße des Hügels liegt ein kleiner See, weiter entfernt ein ziemlich großer, der Lago die Balsana, an dessen Ende das gleichnahmige Städtchen, einst die Hauptstadt der Volsker, sichtbar ist. In ihrer Mitte erhebt sich eine alte Burg, um welche herum gleich einem Kranze mehrere sehr hohe und äußerst alte Häuser stehen.

      Nun mußten wir über einen tüchtigen Berg, was bei den schrecklichen Regengüssen keine Kleinigkeit war. Nur mit Hülfe einer doppelten Vorspann gelangten wir glücklich über die verdorbenen Wege in das Dörfchen Lorenzo, wo wir unser Nachtquartier aufschlugen. Wir befanden uns bereits auf den Vorgebirgen der Appeninnen.

      25. November 1842.

      Wir fuhren nur noch wenige Stunden auf päpstlichem Gebiet. Der Fluß Centio bildet die Grenze zwischen dem Kirchenstaate und Toscana. Ein großer Theil der Gegend umher verräth einen vulkanischen Ursprung, wir sahen mehrere Grotten und Höhlen, von Lava ähnlichen durchbrochenem Steine, Basalt-Säulen u.s.w.

      Bei Ponte ceatino steht ein schönes Gebäude, die Dogana von Toskana. Die Gegend ist etwas milder Natur, hohe und niedrige Gebirge erblickt man, so weit das Auge reicht. Das Städtchen Radicofani liegt auf dem Plateau eines bedeutenden