Michelle Stern

Perry Rhodan 3096: Das Meisterstück


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überragte. Eine breite Plattform umlief die Außenseite der gewaltigen Kugel, die auf dem schlanken Körper saß.

      Dicht am schwindelerregenden Abgrund stand Ataidse Sturu, begleitet von einem weiteren Cairaner. Dies musste Tavali sein, das Ohr.

      Während Sturu – wie Rhodan und Gucky – schlicht gekleidet war, trug der Cairaner neben ihm ein ähnliches Gewand wie das der Quari. Es war in einem dunklen Grün gehalten und bot durch die Falten jede Menge Raum rund um den schlanken, hochgewachsenen Leib. Sicherlich waren darunter Schutzschirmgeneratoren verborgen, wenn nicht sogar Waffen.

      Sturu wich einen Schritt zurück, als er die Galaktiker aussteigen sah. Seine Augen waren zusammengekniffen.

      »Ich hörte davon«, sagte er statt einer Begrüßung und wies auf Gucky. »Doch ich wollte es selbst sehen und nicht sofort eine Forderung stellen.« Die Miene des Cairaners wirkte düster, doch noch deutlicher als das Gesicht zeigten die Innenhände Ablehnung. »Du hast einen Parabegabten an deiner Seite.«

      »Ja«, sagte Rhodan. »Er gehört zu meinen ältesten und besten Freunden.«

      »Wir verhandeln über die Geschicke der Milchstraße. Freundschaft sollte dabei keine Rolle spielen.«

      Gucky zeigte seinen einzelnen Nagezahn. »Hallo erst mal! Ich kann dir versichern, dass ich meine Paragaben nicht einsetzen werde. Ich fühle ohnehin, dass ihr euch gewappnet habt. In meinem Kopf ist ein latenter Dauerdruck, seit wir den Turm angesteuert haben. Er beeinträchtigt meine Gabe.«

      Der Konsul legte die Innenhände ineinander, als müsste er sich sammeln. »Die Lage ist nach wie vor explosiv. Wir haben keine Zeit zu verlieren, also begleitet mich auf einen Umlauf. Danach werden wir entscheiden.«

      Rhodan spürte, wie angespannt der Konsul wegen Guckys Auftauchen war. Vielleicht war es wirklich ein Fehler gewesen, den Freund mitzunehmen. Er beschloss aber, zunächst nichts zu sagen oder zu fragen, obwohl er unzählige Fragen hatte. So nah Cairaner und Galaktiker einander in der äußeren Kultur sein mochten – der Raum zwischen ihnen glich dem Abgrund am Plattformrand, von dem Sturu nun zurücktrat.

      »Folgt mir!«, sagte der Konsul.

      Markul agh Fermi warf Rhodan einen langen Blick zu. Dem De-Keon'athor passte seine Rolle offensichtlich wenig. Als Tavali war es an ihm zuzuhören, nicht zu reden. Doch Rhodan wusste, er konnte sich auf agh Fermi verlassen. Der Arkonide war ein scharfer Beobachter, dem nichts entgehen würde.

      Sie gelangten über einen schmalen Zugang auf eine kreisrunde Bahn, die schwindelerregend hoch über einem Garten mit silbrig-weißen Pflanzen lag. Die Verästelungen der Pflanzenarme erinnerten Rhodan an Korallen. Aus jedem Arm wuchs ein weiterer, der sich wieder teilte und wieder. Wie oft, konnte Rhodan nicht genau sagen. 13 Mal? 15? Der komplette Innenbereich war auf diese Art überwuchert. Nur in der Mitte lag ein großes, schwarzes Becken, über dem eine verspiegelte Kugel schwebte, aus der sich Wasser ergoss. Auch der Boden unter ihren Füßen war verspiegelt und zeigte die kleine Gruppe aus Cairanern und Galaktikern auf dem Kopf. Obwohl es Mittag war und heiß sein musste, herrschte eine angenehme Temperatur.

      Sturu ging weiter, flankiert von den beiden Cairanern, deren Haltung sich veränderte. Sie wirkten ernster, als hätte sich etwas getan, das Rhodan nicht verstand. War dies ein Ritual, das nun eingeleitet worden war?

      Er entschied, es zu riskieren, das Schweigen zu brechen. »Du sagst, wir haben keine Zeit zu verlieren.«

      »So ist es«, stimmte Sturu zu. »Konsulin Tainatin fordert Klarheit. Sie droht mit einem Angriff. Verhandeln wir. Ihr habt im Sternenrad eine gefährliche Position eingenommen. Wir wünschen, dass ihr sie verlasst.«

      »Wenn wir sie verlassen, wer sagt uns, dass ihr unsere Schiffe nicht umgehend angreift? Offen gestanden gefällt es mir selbst wenig, dass wir ein Drohszenario aufbauen mussten. Doch bisher kam zu wenig Entgegenkommen von eurer Seite.«

      Rhodan sah an Guckys Gesichtsausdruck, dass der Freund einen Kommentar dazu machen wollte und schüttelte kaum merklich den Kopf. Gucky hob die Schultern und sagte nichts. Wahrscheinlich war für ihn Rhodans Satz die Untertreibung des Jahrtausends.

      »Welches Entgegenkommen wünscht ihr euch?«, fragte Sturu.

      »Das haben wir bereits besprochen. Wir wollen Tschirmayn wieder an seinem angestammten Platz sehen. Dort, wohin dieser Planet gehört. Und wir wollen die Koordinaten aller Ausweglosen Straßen. Diese Art der Bestrafung muss enden. Das wäre eine Basis, damit Galaktiker und Cairaner wirklich zusammenarbeiten könnten. Das und ...«

      »Der Verbleib Atlans!«, fiel Gucky ihm ins Wort. »Des echten Atlans! Atlan ist ein Freund. Wo ist er?«

      Der Konsul schaute auf die schwebende, verspiegelte Kugel in der Mitte des Gartens. »Wirst du mich mit deinen Kräften angreifen, falls ich es dir nicht sage, Ilt?«

      Guckys Nase bewegte sich, dass die Barthaare zitterten. »Willst du mich in Versuchung führen, Cairaner? Wir sind hier, um zu verhandeln. Jeder von uns nimmt ein hohes Risiko auf sich. Deshalb sollten wir ehrlich zueinander sein. Uns ist bereits klar, dass euer Supramentum ein wenig außer Kontrolle geraten ist.«

      Sturu wandte sich Rhodan zu. »Dein Quari hat kein Verständnis für cairanische Befindlichkeiten. Er geht auf ein Ziel zu wie ein Fargosrind zur Tränke. Cairaner verhandeln anders. Ich wiederhole: Ich würde es vorziehen, wenn der Ilt nur diesen ersten Umlauf mit uns geht. Hätte er das, was er gerade von sich gegeben hat, zu Konsulin Tainatin gesagt, würde sie die RAS TSCHUBAI bereits angreifen lassen.«

      »Dann sind wir froh, dass sie nicht hier ist«, sagte Rhodan und bedeutete Gucky mit einer Geste, sich zurückzuhalten. »Aber auch ich will wissen, wo Atlan ist. Für mich macht ein Fargosrind keinen Fehler, wenn es zur Tränke geht. Es hat Durst, und den haben wir ebenfalls, um in deinem Bild zu bleiben.«

      Sturu ging einige Schritte weiter, ehe er antwortete. »Er befindet sich an Bord der THORA. Des echten Supramentums. Inzwischen wisst ihr ja, was genau das ist, nicht wahr?«

      »Ja«, sagte Rhodan. Auch wenn er längst nicht genug wusste. Es war bekannt, dass die THORA das echte Supramentum war und damit in direkter Verbindung zur Bleisphäre und dem Übergang in den anderen Teil des Dyoversums stand. Details fehlten ihm jedoch nach wie vor. »Ich werde unter keinen Umständen zulassen, dass ihr Atlan für das Trajekt opfert.«

      Der Konsul bedachte ihn mit einem intensiven Blick. »Und wenn die Umstände dazu führen, dass Atlan sich opfern will? Würdest du dann gegen den Willen deines Freundes handeln?«

      Rhodan musste es dem Konsul lassen, dass dieser Schachzug geschickt war. »Darüber müssten wir mit Atlan sprechen. Mit ihm. Nicht über ihn.«

      »Das ist derzeit nicht möglich.«

      Rhodan spürte instinktiv, dass es an dieser Stelle nicht half, nachzubohren. Er hatte gesehen, wie die THORA geflohen war. Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her. Agh Fermi signalisierte Rhodan, dass sie besser still sein sollten. Das war auch Rhodans Eindruck. Er fing von sich aus kein weiteres Thema an, bis sie sich dem Ende des Kreises näherten.

      Der Konsul ging langsamer. »Der erste Umlauf ist beendet. Lasst uns ein erstes Ergebnis vorweisen.«

      »Wie viele Umläufe sind vorgesehen?«

      »So viele, wie nötig sind.«

      »Was könnte ein erstes Ergebnis sein?«

      Sturu bewegte die Innenhände. »Mach einen Vorschlag, Mero Kezaz der Lemurischen Allianz.«

      »Für den Anfang wären die Koordinaten aller Ausweglosen Straßen ein Zeichen.«

      »Diese Koordinaten sind mehr als ein Zeichen. Aber ich bin bereit, sie dir zu geben. Wenn du im Gegenzug dazu deine Stimme wieder auf die RAS TSCHUBAI zurückschickst und den Quari neu wählst. Du erhältst eine Stunde deiner Zeit, darüber nachzudenken. Es wird eine Stunde sein, in der wir sehr genau beobachten, ob ihr diesen Garten per Teleportation verlasst oder nicht. Im Garten werdet ihr ungestört sein und könnt frei reden.«

      Rhodan fiel eine Unruhe an Sturu auf, die