und mit höchster Beschleunigung nach dem Muster der Pfundnoten US-Dollar-Blüten herzustellen. Die Fälscher wurden eingearbeitet; die Erfahrungen kamen ihnen zugute. Trotzdem brauchten sie bis kurz vor Kriegsende, um Lardos«, – der FBI-Gewaltige benutzt den Ganovenausdruck für gefälschte Dollarscheine –, »zu fertigen, die selbst Fachleute nicht von echten Greenbacks unterscheiden konnten. Zum Glück war es zu spät; die Flaschgeldlawine kam nicht mehr ins Rollen.«
»Bist du sicher, Craig?«
»Die Sonderkommission hat sehr gründlich gearbeitet. Während und nach der Untersuchung ist nicht eine einzige Dollar-Blüte aufgetaucht.«
»Und die Druckstöcke, und das Papier, die Pressen …?«
»… wurden von den Deutschen in den letzten Kriegstagen beseitigt oder vernichtet.«
»Und die Fälscher?«
»Die liefen schnellstens auseinander – in ihre Heimatländer zurück.«
»Auch in die Länder des Ostblocks?« fragt Partaker.
»Auch das. Die meisten hatten sich bereits auf die Sokken gemacht, bevor wir von dieser Falschgeldaffäre überhaupt etwas erfuhren. Soweit wie möglich haben wir sie auch wieder eingesammelt und vernommen.«
Partaker nickt: »Wie penibel seid ihr vorgegangen?«
»Es wurde nichts versäumt. Was überhaupt möglich war, geschah. Inzwischen sind fast drei Jahre vergangen, und noch immer sind diese Nazi-Lardos nicht aufgetaucht. Vielleicht war es gar nicht so falsch, den Fall ad acta zu legen.«
»Oder doch«, erwidert der CIA-Vice, nunmehr bereit, einen unbekömmlichen Nachtisch zu servieren. Die Gäste im Lokal sind weit genug vom Tisch entfernt und mit kulinarischen Finessen beschäftigt; Partaker entnimmt seiner Brieftasche zwei Fünfzig-Dollar-Duplikate. »Sieh dir das an, Craig«, sagte er. »Sorry, wenn es sich dir auf den Magen schlägt …«
Der Feinschmecker und Falschgeldbekämpfer betrachtet die Banknoten zuerst verständnislos, dann verändert sich schlagartig sein rundes Gesicht; es wirkt auf einmal kantig. Der Haut spannt sich über die Backenknochen. Der FBI-Falschgelddezernent zieht eine Lupe aus der Tasche. »Dear me«, murmelte er betroffen, wendet die Scheine und untersucht die Rückseite: »Deine Delikatessen sind doch immer vergiftet. Wo hast du diese Fünfziger her, Skinny?«
»Aus der Schweiz«, antwortet er. »Vermutlich kommen sie aus Italien.«
»Wieviel wurden sichergestellt?« fragt er hastig.
»Seit heute nachmittag sind es fünf; aber ich fürchte, sie werden sich bald wie Filzläuse vermehren.« Sein Gesicht zuckt stumm. »Vielleicht habt ihr doch nicht gründlich genug ermittelt«, sagt Partaker; es klingt, als hätte er Sand zwischen den Zähnen.
»Chickenshit!« flucht Ginty.
»Wer hat eigentlich die Sonderkommission damals geleitet?« fragte der CIA-Vice dann.
»CIC-Captain Robert S. Steel.«
»Wo ist er jetzt?«
»Soviel ich weiß, noch immer bei der US-Army in Germany. Der Mann ist erste Wahl«, behauptet Ginty. »Einer, der sein Fach versteht; er hat vor seiner Einberufung zur Armee als junger Anwalt für die US-Bundespolizei gearbeitet zur vollsten Zufriedenheit auch hier.«
»Und sonst?«
»Was meinst du damit?«
»Irgendwie hat doch jeder Mensch Schwächen.«
»Na ja«, sagt der FBI-Spezialist nach einigem Nachdenken. »Bob Steel trank gelegentlich ein bißchen viel; er war überhaupt kein Freund von Traurigkeit und hinter den Mädchen her wie der Windhund hinter dem falschen Hasen. Aber das kannst du mir glauben, Skinny, wenn es darauf ankommt, ist er trocken wie ’ne alte Jungfer und konzentriert wie ein Profiboxer. Er ist auch alles anderes als ein Pedant. Verstehst du, wenn er mit den Dienstregeln nicht weiterkommt, dann pfeift er eben darauf und findet sich zurecht.«
»Du meinst, Vorschriften stören ihn nicht?« fragt Partaker.
»So wenig wie dich und mich«, versetzt der Falschgelddezernent der Bundespolizei mit seinem faunischen Grinsen.
»Also ein Mann, der sich auf allen Wegen zurechtfindet?«
»Weiß Gott.« Ginty nickt. »Zuerst, als der Armee die Angst vor Lardos aus Deutschland noch im Nacken saß, konnte Steel schalten und walten, wie er wollte; das hat er auch reichlich genutzt.«
»Für sich?«
»Für seine Arbeit«, entgegnet der FBI-Spezialist.
»Kommt ein Mann nicht automatisch in Gefahr, wenn er unbeschränkt Vertrauensspesen erhält und wenn durch seine Hände Millionen – vielleicht noch mehr – gehen?«
»Ich habe niemals festgestellt, daß etwas zwischen seinen Fingern hängengeblieben wäre.«
»Du hast drauf geachtet?«
»Ich war sein Helfer, nicht sein Aufpasser«, versetzt der FBI-Mann gereizt. »Aber ein Kriminalist, der etwas taugt, ist immer auf dem Quivive. Und was hätte Steel mit ein paar Millionen Pfundblüten, die zwei, drei Tage später außer Gültigkeit gesetzt wurden, am Ende der Welt anfangen sollen?«
»Das klingt einleuchtend«, entgegnet Partaker und setzt wie entschuldigend hinzu: »Wenn ich an einen Fall gehe, fange ich meistens bei Adam und Eva an.«
»Nach sieben Monaten wurde die Sonderkommission gegen unseren Protest aufgelöst«, fährt Ginty fort. »Man hat mich in die Staaten zurückgeholt. Bis zu diesem Zeitpunkt, dafür verbürge ich mich, arbeitete Steel bravourös.«
»Warum ließ man euch nicht weitermachen?«
»Shit army«, erwidert der Mann, der dabei gewesen war. »Ein Anfall von Sparsamkeit. Militärs sind keine Fachleute. Sie werden sofort ungeduldig, wenn es nicht schnell genug geht. Du weißt doch wie sie sind, Skinny: Zielen, Finger am Abzug, ratsch! bum! Und der Fall ist erledigt. Und ein CIC-Captain kann gegen einen Generalentschluß wenig ausrichten – und Dollar-Lardos waren ja auch nicht gefunden worden. Steel wies energisch auf die begründete Vermutung hin, daß die Dollar-Druckstöcke und das wasserdicht verpackte Papier im Toplitzsee lägen und von jedem dort herausgeholt werden könnten. Das kannst du in den Akten nachlesen. Im Pentagon. Verwahrt unter Geheimverschluß, Sonderstufe I, und das heißt, daß man sie nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verteidigungsministers einsehen kann.«
Sie nehmen noch einen Kaffee. Partaker zahlt, dann fahren beide ins Pentagon, der CIA-Vice am Steuer. Dichter Regen prasselt gegen die Windschutzscheibe, fegt die Straßen leer, treibt die Passanten in ihre Häuser, die, falls nicht rechtzeitig Abhilfe geschaffen wird, ihre Dollars mit spitzen Fingern anfassen werden: echt oder falsch? Das wäre die Frage.
1948 hat Amerika noch Goldwährung; die Staatsbank garantiert, daß der Nennwert jederzeit in das Edelmetall umgetauscht werden kann. Wenn plötzlich weit mehr Papier im Umlauf ist als Gold in Fort Knox vorhanden, droht dem reichsten Land der Welt ein Kollaps, ein zweiter Schwarzer Freitag mit Panik, Konkursen, Bankpleiten, Selbstmorden und Arbeitslosigkeit.
Der Wagen hat das berühmte Fünfeck erreicht, die späten Besucher hasten stumm über den Gang.
»Moment«, entschuldigt sich der CIA-Vice bei Ginty und gibt in seinem Vorzimmer Anweisung, den CIC-Captain Steel ausfindig zu machen und alles auszugraben, was über ihn und seine Lebensweise zu erfahren ist; dann läßt er den Verteidigungsminister suchen. Obwohl der Politiker immer erreichbar sein muß, gelingt es nicht auf Anhieb, ihn zu finden.
Partaker fläzt sich in seinen Sessel, legt die Beine auf den Schreibtisch und übt sich in Geduld. Endlich erreicht ihn die Nachricht, daß der Secretary of Defence auf einer der zahlreichen Washingtoner Partys aufgestöbert wurde.
Partaker und Ginty erscheinen als ungeladene Gäste in unpassender Kleidung; sie werden in die Bibliothek komplimentiert.
»Wie denn«, staunt der Ex-General nach der Begrüßung, »FBI