kamen wir einfach nicht voran. Auch nicht eigens angeforderte US-Pioniere. Natürlich erregten unsere Bemühungen bei der Zivilbevölkerung enormes Aufsehen. Es sprach sich herum, daß auf Grund des Bergsees angeblich der Goldbestand des Dritten Reiches läge. Als wir unsere Versuche einstellen mußten, auf Befehl natürlich, wurde das Tauchen in dieser Gegend zu einem Volkssport. Die Behörden hatten es zwar verboten, aber Sommerfrischler versuchten ihr Glück, und sei es nur von einem Faltboot aus. Die Zeitungen wärmten die Story von dem versenkten Nibelungenschatz immer wieder auf. Inzwischen sind fast drei Jahre vergangen. Es gibt nunmehr weit modernere Ortungs- und Tauchgeräte, als ich sie seinerzeit einsetzen konnte. Das bewies zum Beispiel eine deutsche Illustrierte, die mit behördlicher Erlaubnis unter den Augen der Polizei ein paar Kisten mit Pfund-Blüten an die Oberfläche beförderte. Es liegen auch Raketen einer benachbarten Versuchsanstalt auf Grund, und in der Nähe wurde in einem Bergstollen eine Sammlung geraubter Kunstwerke sichergestellt. Und die Schatzsucher sind immer noch am Werk und vermehren sich wie Ungeziefer. Drei dieser privaten Froschmänner sind bereits ertrunken. Außerdem ist es in dieser Gegend zu zwei ungeklärten Mordfällen gekommen.«
»Woher wissen Sie das alles, Bob?«
»Kurz vor meinem Abflug in die USA war ich noch einmal in Bad Aussee«, berichtet der Major. »Den örtlichen Polizeichef hatte ich seinerzeit noch selbst eingesetzt. Er ist ein Vertrauensmann – und verläßlich«, erklärt Steel.
»Sie haben also die Recherchen nie ganz aufgegeben, Bob?«
»Überlegungen nie«, erwidert der Mann in der Majors-Uniform. »Ich bin Kriminalist und Jurist, und ich leiste mir – wenn Sie so wollen – einen gewissen Berufsstolz. Pfusch geht mir einfach gegen den Strich, auch wenn man mich dazu zwingen will.«
»Dieser Müller-Malbach war eine Hauptfigur in der Abteilung VI b der Fälscherzentrale im Reichssicherheitshauptamt«, fährt der CIA-Vice fort. »Haben Sie nie daran gedacht, daß einer der Typen in dieser Abteilung die Dollarfälschung für seine private Zukunftssicherung genutzt haben könnte?«
»Und ob, Sir … ich meine, James«, verbessert sich Steel. »Ich stand in einem ständigen Informationsaustausch mit der Kriegsverbrecher-Kommission, die eine eigene Fahndungs-Crew für die RSHA-Leute eingerichtet hatte.«
»Nehmen wir einmal an – es ist nur eine Theorie es hätte eine zweite Ausweichstelle wie Redl-Zipf gegeben. Oder einer dieser Schreibtischtäter in der Fälscherzentrale hätte in Sachsenhausen eine zweite Garnitur Dollars oder Pressen oder Klischees auf die Seite gebracht?«
»Das wäre äußerst schwierig gewesen«, erwidert Steel. »Diese Leute ließen einander nicht aus den Augen. Die alten Kameraden waren auch mißtrauische Kameraden.«
»Well«, erwidert Partaker, »aber was unwahrscheinlich ist, ist noch lange nicht unmöglich.«
»Sicher, Sir«, entgegnet der Berichterstatter wenig überzeugt. »Vielleicht kann man diese Prinz-Albrecht-Straße-Mentalität nur begreifen, wenn man sich intensiv mit ihr befaßt hat. Eigentlich ist sie außerhalb jeder Logik. Die Chargen dieser Institution erhielten spätestens im Januar 45 falsche Ausweispapiere, echte Devisen und für alle Fälle Zyankali-Ampullen – alles Vorbereitungen zum Absprung. Trotzdem riskierten sie Kopf und Kragen, wenn sie auch untereinander am Endsieg zweifelten.«
»Well, Bob, das nehme ich Ihnen ab. Ich hab’ übrigens mit diesen Leuten auch meine Erfahrungen gemacht.« Der CIA-Vice tauscht mit Ginty einen Verschwörerblick. Sie brauchen nicht auf ihre Vergangenheit zurückzukommen. Ein Mann wie Steel kennt die Rolle, die Partaker und Ginty im Zweiten Weltkrieg gespielt hatten.
Der Gast sieht auf seine Armbanduhr. »Wie komme ich eigentlich nach New York zurück?«
»Heute überhaupt nicht«, entgegnet der CIA-Gewaltige. »Wir brauchen Sie dringend. Das sehen Sie doch ein, Bob!«
»Ungern«, erwidert Steel. »Ich habe in New York eine Verabredung.«
»In meinem Vorzimmer steht ein Telefon«, kontert Partaker trocken.
Sein Zwangsgast weiß, daß es für ihn kein Entrinnen gibt.
Heute nicht und morgen nicht. Vielleicht gibt es für ihn überhaupt keinen Ausstieg. Sie drillen ihn wie einen Fisch an der Schnur – aber der erfolgreichste und gefährlichste Angler ist er selbst.
Nebenan ruft Robert S. Steel das ›Plaza‹-Hotel in New York an und verlangt Mrs. Sandler.
»Just a moment, Sir«, erwidert die Telefonistin. Es klingelt lange in Gipsys Apartment, aber sie meldet sich nicht. »Das verstehe ich nicht«, schaltet sich die Telefonistin wieder ein. »Mrs. Sandler muß in ihrem Apartment sein.«
Als den Anrufer bereits eifersüchtige Impressionen überfallen, meldet sich Gipsy, leicht außer Atem: »Du hast mich aus der Badewanne geholt, Bob«, sagt sie lachend. »Jetzt mache ich den Teppich tropfnaß. Wie fühlst du dich als Major?«
»Am wohlsten fühle ich mich bei dir«, erwidert er.
»Sag das noch mal«, entgegnet sie. »So etwas hört eine Frau gern.«
»Aber was ich dir jetzt sage, hörst du vielleicht nicht so gern, Gipsy: Ich komme heute nicht mehr nach New York zurück. Vielleicht werde ich auch noch morgen hier festgehalten.«
»Schade«, erwidert sie. »Aber morgen muß ich ohnedies nach Detroit. Unsere Firma macht für ›General Motors‹ eine große Präsentation – du weißt doch, das ist …«
»Shit ist das«, versetzt der Anrufer grob. »Königskinder kommen nun einmal nicht zusammen.«
»Erstens waren wir schon zusammen«, erinnert ihn die Lady mit den gescheitelten blauschwarzen Haaren, »und zweitens schaffen wir das schon wieder.«
»Eines Tages«, erwidert er bedauernd. »Wenn nicht mehr in diesem Jahr, dann vielleicht im nächsten.«
»Nein, nein«, entgegnet sie. »Wir werden uns sehr bald Wiedersehen.«
»Wann und wo?« drängt er. »Du mußt doch nach Rom.«
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