hatten, daß da mit falschen Karten gespielt wurde, konnte man auch gegen Professor Schwerdt vorgehen. Rücksicht war dann nicht angebracht.
*
Fee fuhr zu ihrem Mann in die Praxis. Er ahnte gleich, daß ihr Erscheinen einen sehr triftigen Grund haben mußte, denn nur, um ihm etwas zu erzählen, störte sie ihn nicht.
»Es ist am besten, wir rufen Turners Privatnummer an«, meinte er. »Seine Frau weiß am besten, wo er zu erreichen ist«, meinte Daniel. »Hoffentlich ist er überhaupt in London, sonst wird es nicht einfach sein, eine Auskunft über die Mellet zu bekommen. Schwerdt kann man nicht unter Druck setzen, wenn wir gar nichts gegen sie in Händen haben.«
Fee überlegte kurz. »Hast du die Telefonnummer von Frau Dannenberg? Ich würde gern mit Maxi sprechen.«
»Die hat Wendy bestimmt notiert, aber ich rufe zuerst Turner an.«
Janet Turner gab ihrer Freude, Daniel am Telefon zu haben, wortreich Ausdruck, und es dauerte ein paar Minuten, bis er erfuhr, daß Steven bereits auf dem Heimweg sei, er würde bestimmt gleich zurückrufen. Sie hätten ja schon so lange nichts voneinander gehört.
Daniel kam endlich dazu, ihr zu erklären, daß er noch Patienten hätte, aber da es sich um eine sehr dringende Angelegenheit handele, wäre er dankbar, wenn Steven bald anrufen würde.
Janet versprach es, aber Daniel sollte auch versprechen, daß sie sich bald einmal wiedersehen würden. Sie wollte wissen, wie es Fee und den Kindern gehe.
»Fee ruft dich von zu Hause aus an, Janet. Aber Steven muß ich wegen einer Ärztin sprechen.«
Und er mußte sich um seine Patienten kümmern, die ungeduldig wurden.
Fee hatte indessen von Wendy die Telefonnummer von Monika Dannneberg bekommen und fuhr nach Hause, um von dort aus gleich bei ihr anzurufen. Sie hatte Glück, denn sie erreichte Frau Dannenberg gleich.
»Frau Norden«, rief sie erfreut aus, »wie nett, Sie mal wieder zu hören!«
»Durch Maxi haben wir Ihre Nummer erfahren, man sieht sich ja nicht mehr, seit Sie am Ammersee wohnen.«
»Es geht mir gesundheitlich gut, würde mir aber was fehlen, würde ich bestimmt zu keinem anderen Arzt gehen, und jetzt habe ich ja Maxi wieder bei mir, obgleich sie mir schon ziemliche Sorgen bereitet.« Sie sagte es so leise, daß Fee es kaum verstehen konnte.
»Ich hätte gern einmal mit Maxi gesprochen. Ist sie in der Nähe?«
»Sie kommen gerade zurück. Sie war mit Patrick beim Einkaufen. Könnten Sie uns mit Ihren Kleinen nicht mal besuchen, Frau Norden? Patrick würde sich freuen, wenn er mal mit anderen Kindern spielen könnte. Hier sind keine in der Nähe.«
»Ich komme gern, wir machen öfter mal Ausflüge, wenn schönes Wetter ist. Vielleicht schon morgen, wenn es nicht gleich wieder regnet.«
»Das wäre eine große Freude. Ich reichte das Telefon jetzt an Maxi weiter.«
Eigentlich hatte Fee jetzt nur eine Frage an Maxi, aber die freute sich so herzlich über Fees Anruf, daß sie nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen wollte. Dann war Maxi sehr überrascht, als Fee fragte, seit wann Bridget Mellet am St. Williams Hospital angestellt war.
»Eine Bridget Mellet kenne ich nicht und auch nicht dieses Hospital, Frau Norden.«
»Sie arbeitet jetzt in der Behnisch-Klinik«, erklärte Fee. »Sie meinten doch, sie erkannt zu haben.« Fee hatte momentan tatsächlich vergessen, daß Maxi von einer Bess Melvin gesprochen hatte, aber das wurde schnell geklärt.
»Bess war bei Dad, bei meinem Schwiegervater, Pflegerin. Es ist nicht wahrscheinlich, daß sie Ärztin war. Sie ist viel zu eitel, um das zu leugnen. Jedenfalls bin ich mehr denn je überzeugt, sie nicht zu verwechseln. Ich kenne sie als Bess Melvin. Sie war vier Monate bei uns, aber wahrscheinlich kannte Ray sie schon vorher. Wenn sie Ärztin wäre, wäre sie niemals als Pflegerin tätig gewesen. Aber wie kommt es, daß sie als Ärztin angestellt wurde?«
»Das möchten wir auch gern wissen. Wir müssen uns eingehend unterhalten, Maxi. Ich komme morgen mit Anneka und den Zwillingen. Die Kinder können spielen, und wir haben Zeit, über alles zu reden.«
»Das wäre gut. Mir geht so vieles im Kopf herum, daß ich schon völlig verwirrt bin. Ich möchte mir gern Klarheit verschaffen.«
»Sind Sie rechtmäßig geschieden, Maxi?«
»Ja, das ging reibungslos. Ray wollte es so, und was er will, bekommt er auch. Jetzt bin ich froh darüber.«
»Wir sehen uns morgen. Denken Sie nach, was Ihnen alles zu Bess Melvin einfällt. Vielleicht ist das ihr richtiger Name.«
*
Leicht war Bridget Mellet nicht aus der Ruhe zu bringen, aber so langsam wurde sie an diesem Tag doch nervös, nachdem sie zweimal vergeblich versucht hatte, eine Telefonnummer in London zu erreichen. Sie sehnte das Ende ihres Tagesdienstes herbei, denn Professor Schwerdt wollte sie von der Klinik aus doch nicht anrufen. Sie mußte damit rechnen, daß auch seine Privatnummer bekannt war. Sie ahnte aber nicht, daß die hochmoderne Telefonanlage der Behnisch-Klinik auch die Londoner Nummer registriert hatte. Einmal wachsam geworden, nahm Jenny das bald zur Kenntnis und wieder einmal erhoffte sie Hilfe von Daniel Norden, der die besten Beziehungen zu allen Behörden hatte, denn sie selbst wußte nicht, wie sie in Erfahrung bringen sollte, wem der Anschluß in London gehörte.
So erfuhr Daniel noch am Abend von Bridgets Versuchen, jemand in London zu erreichen.
Eine Ahnung hatte er ja, aber die wurde von Maxi nicht bestätigt, die er gleich darauf anrief. Sie kannte diese Nummer nicht, räumte aber ein, daß Ray jetzt einen anderen Anschluß haben könnte.
Fee wählte die Nummer auch, aber auch sie bekam keinen Anschluß. Einfach war es nicht, eine Auskunft zu bekommen, wem die Nummer zugeordnet werden könnte, aber Daniel erinnerte sich an eine langjährige Patientin, die eine leitende Position bei der Telekom hatte. Aber inzwischen war es so spät geworden, daß er bei ihr nicht mehr anrufen wollte. Sie mußten sich bis zum nächsten Tag gedulden. Aber dann hatte Fee wieder einmal eine zündende Idee. Sie erkundigte sich beim Kundendienst, wie man in Erfahrung bringen könnte, ob das tatsächlich die richtige Nummer von Mr. Ray Gambill sei, da es sich um eine sehr wichtige Nachricht handelte, die ihm mitgeteilt werden würde, und es käme keine Verbindung zustande. Ihr Gesprächspartner war ein höflicher Mann, noch jung, der Stimme nach zu urteilen. Und Fee verstand mit Männern umzugehen, wenn sie etwas erreichen wollte. Er wollte sich bemühen, die gewünschte Auskunft zu erhalten, erklärte er und wollte dann zurückrufen.
»Aber nicht vergessen«, mahnte Fee in ihrem liebenswürdigsten Ton, der immer Eindruck machte.
Zufrieden lächelnd lehnte sie sich zurück und entriß Daniel seinen Gedankengängen.
»Meinst du nicht, daß es gut wäre, einmal mit Fechner über die Mellet zu sprechen, mein Schatz?« fragte sie.
»Ich weiß nicht, was er unternehmen könnte, solange wir keinen Beweis haben, daß sie sich eines falschen Namens bedient und gar keine Ärztin ist. Schwerdt ist immerhin Professor und hat sie empfohlen.«
»Vielleicht hat sie etwas gegen ihn in der Hand und erpreßt ihn. Ich traue ihr einiges zu, aber wie ein Mann sie einer Maxi vorziehen kann, begreife wer mag, ich kann es nicht.«
»Sie wird schon ihre Reize haben«, sagte Daniel spöttisch. Vielleicht ist er masochistisch veranlagt, da wäre Maxi natürlich die falsche Frau. Aber wer hätte das ahnen können, als sie geheiratet haben. Kannst du dich an die Hochzeit erinnern, Fee?«
»Ich habe sogar die Zeitungsausschnitte aufgehoben. Ich werde sie morgen heraussuchen. An seinen Vater kann ich mich sehr gut erinnern. Ein geistreicher Gentleman, ein echter Grandseigneur, und er war sehr angetan von Maxi und ihrem Elternhaus.«
»Vielleicht hat ihn die Mellet oder Melvin deshalb so schnell zu Tode gepflegt«, meinte Daniel sinnend.
Fees Augenbrauen hoben sich. »Da kommen mir