der Stunde. Es war zum Staunen, wie sie bei der Probefahrt die Strömung durchschnitt. Glauben Sie mir, ’s ist ein feiner Segler.«
»Und ebenso ist sie mit ihren Segeln nicht in Verlegenheit«, fuhr Meister Cornhill fort; »sie fährt stracks in den Wind und ist leicht mit der Hand zu lenken. Und noch etwas Besonderes! Haben Sie das weite Hennegat seines Steuerruders bemerkt?«
»Wahrhaftig, so ist es«, erwiderten die anderen, »aber was ist daraus abzunehmen?«
»Es beweist dies fürs erste, Ihr lieben Burschen«, versetzte der Meister mit Selbstzufriedenheit, »dass Ihr weder zu sehen, noch zu denken versteht; es ist daraus abzunehmen, dass man dem Kopf des Steuers Spielraum geben wollte, um leichter seine Stelle zu ändern. Sie wissen wohl nicht, dass dies Manöver zwischen den Eisblöcken oft vorkommt?«
»Vortrefflich geurteilt«, erwiderten die Matrosen des Nautilus.
»Und zudem«, fuhr der eine von ihnen fort, »wird die Meinung des Meisters Cornhill durch die Ladung der Brigg bestätigt. Ich weiß es von Clifton, der unerschrocken teilnimmt. Der Forward nimmt für fünf bis sechs Jahre Lebensmittel und dementsprechend Kohlen mit. Die ganze Ladung desselben besteht aus Kohlen und Lebensmitteln, nebst einem Pack wollener Kleidung und Robbenfellen.«
»Ah! Dann ist auch nicht mehr daran zu zweifeln«, sagte Meister Cornhill. »Aber kurz, mein Freund, da du Clifton kennst, hat denn der nichts von seiner Bestimmung gesagt?«
»Er konnte mir nichts sagen, weil er’s nicht weiß; darauf ist die Mannschaft geworben. Wohin es geht, soll man erst erfahren, wenn man an Ort und Stelle ist.«
»Und auch«, erwiderte ein Ungläubiger, »wenn sie zum Teufel gehen, wie es mir ganz den Anschein hat.«
»Aber auch was für ein Sold!« fuhr Cliftons Freund lebhaft fort, »welch’ hoher Sold! Fünfmal höher als der gewöhnliche. Ah! Sonst hätte Richard Shandon niemand gefunden, der unter solchen Bedingungen sich hätte werben lassen! Ein Fahrzeug von auffallendem Bau, das wer weiß wohin fährt und nicht aussieht, als wolle es ernstlich wiederkommen! Ich meinesteils hätte nicht große Lust dazu.«
»Lust oder nicht, Freund«, erwiderte Meister Cornhill, »du wärest nie fähig gewesen, der Bemannung des Forward anzugehören.«
»Und weshalb?«
»Weil dir die nötigen Erfordernisse abgehen. Ich habe mir sagen lassen, Verheiratete würden gar nicht angenommen. Da du nun zu dieser Sorte gehörst, so brauchst du nicht so spröde zu tun; für dich freilich wär’ es eine wahre Zwangspartie.«
Der also angezapfte Matrose lachte mit seinen Kameraden und gab damit zu erkennen, dass Meister Cornill recht hatte.
Cornhill fuhr mit Selbstbefriedigung fort: »Bis auf den Namen ist auch alles an dem Schiff erschrecklich kühn! Der Forward – d. h. Vorwärts, bis wohin? Und dazu kennt man den Kapitän der Brigg nicht.«
»O ja! Man kennt ihn«, erwiderte ein junger Matrose mit etwas naivem Angesicht.
»Wie? Man kennt ihn?«
»Allerdings.«
»Kleiner«, sagte Cornhill, »kannst du glauben, dass Shandon Kapitän des Forward sein werde?«
»Aber«, versetzte der junge Matrose.
»So lass dir sagen, dass Shandon Unterbefehlshaber ist, weiter nichts; ’s ist ein wackerer, kühner Seemann, ein Walfischfahrer, der erprobt ist, ein tüchtiger Kamerad, aber schließlich doch nicht der Befehlshaber. Er ist so wenig Kapitän wie du und ich, unbeschadet meinem Respekt! Den, der nach unserm Herrgott an Bord befehlen wird, kennt er selber auch nicht. Wenn der rechte Zeitpunkt kommt, wird der wahre Kapitän zum Vorschein kommen, man weiß nicht wie und wer weiß von welchem Ufer der beiden Welten; denn Richard Shandon hat nicht gesagt und darf auch nicht sagen, wohin auf der Welt er fahren würde.«
»Dennoch, Meister Cornhill«, fuhr der junge Seemann fort, »versichere ich Sie, dass sich einer an Bord vorgestellt hat, einer in dem Schreiben, worin dem Herrn Shandon seine Stelle übertragen ward, angekündigt worden ist!«
»Wie?« entgegnete Cornhill mit Stirnrunzeln, »du willst behaupten, der Forward habe einen Kapitän an Bord?«
»Jawohl, Meister Cornhill.«
»Du sagst mir das, mir?«
»Allerdings, weil ich es von Johnson habe, dem Rüstmeister.«
»Von Meister Johnson?«
»Allerdings, er hat mir es selbst gesagt.«
»Er hat dir’s gesagt?«
»Er hat mir es nicht allein gesagt, sondern den Kapitän gezeigt.«
»Gezeigt hat er dir ihn!« erwiderte Cornhill betroffen.
»Jawohl, gezeigt.«
»Und du hast ihn gesehen?«
»Mit eigenen Augen.«
»Und wer ist’s?«
»Ein Hund.«
»Ein Hund?«
»Ein vierfüßiger?«
»Ja!«
Die Matrosen des Nautilus waren ganz verdutzt; in jedem anderen Falle würden sie hell aufgelacht haben. Ein Hund Kapitän einer Brigg von hundertundsiebzig Tonnen! Aber der Forward war wirklich ein so außerordentliches Fahrzeug, dass man zweimal es ansehen musste, ehe man lachte, ehe man in Abrede stellte. Übrigens lachte selbst Meister Cornhill nicht.
»Und Johnson hat dir diesen so außerordentlichen Kapitän gezeigt, diesen Hund?« fuhr er fort zu dem jungen Matrosen.
»So wie ich Sie sehe, mit Erlaubnis.«
»Nun, was denken Sie davon?« fragten die Matrosen den Meister Cornhill.
»Ich denke nichts«, erwiderte dieser barsch, »ich denke nichts, als dass der Forward ein Schiff des Teufels ist oder Narren gehört, die für das Irrenhaus reif sind!«
Die Matrosen sahen ferner den Forward schweigend an, und nicht einem einzigen von ihnen fiel es ein, zu behaupten, der Johnson habe den jungen Seemann zum Besten gehabt.
Der Forward zog übrigens seit einigen Monaten die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich. Dass er etwas auffallend gebaut, mit Geheimnis umhüllt war; das Inkognito seines Kapitäns; die Art, wie Richard Shandon seine Ausrüstung betrieb; die