Fazit
Die offene Extraktion (Open Blast) mit explosiven Lösungsmitteln und diversen Lösungsmittelextraktoren ist eine potenziell gefährliche Angelegenheit. Wer hochexplosive Lösungsmittel nutzt, ist mit einem geschlossenen System besser beraten, da hier auch das oft unreine Lösungsmittel vorgereinigt werden kann. Aber auch bei geschlossenen Systemen müssen besondere Sicherheitshinweise und Verhaltensregeln beachtet werden. Alle anderen Methoden sind in der Handhabung relativ sicher und bergen keine akuten Risiken, es sei denn, jemand stellt sich im Umgang mit dem Herd oder dem Glätteisen ungeschickt an.
Alle im Buch beschriebenen Methoden ergeben hochwirksame psychoaktive Extrakte zum Inhalieren oder zur oralen Aufnahme – und bergen damit auch die Gefahr individueller Überdosierung oder Unverträglichkeit. Extrakte sind sehr stark, und die richtige Dosierung (Kapitel 14) ist sowohl beim Inhalieren als auch bei der oralen Aufnahme noch wichtiger als bei Gras oder Hasch!
Das Feld der Möglichkeiten, Cannabis zu extrahieren, ist groß. Wir besprechen hier die gängigsten Methoden, die man auf eigene Faust zuhause und mit einfachen Mitteln oder mithilfe des Kaufs spezieller Geräte durchführen kann. Wir haben darauf verzichtet, im Detail auf das chemische Grundlagenwissen rund um die Extraktion von Pflanzenwirkstoffen einzugehen (beispielsweise auf gefährliche offene Extraktionen, wie zum Beispiel die Wasserdampfextraktion, oder Extraktionen mit Lösemittelrückgewinnung, zum Beispiel mit Liebigkühler etc.).
Auf der Grundlage des hier gesammelten Wissens lässt sich weiterführend forschen und experimentieren, um die Feinheiten und Details zu verinnerlichen und mit einem auf Erfahrung beruhenden Wissen immer bessere Resultate erzielen zu können. Man muss sich nur trauen, Neues zu probieren und auch einmal einen Fehler zu machen. Allerdings gibt es einen Bereich, der sich nicht für Experimente eignet: Die Sicherheitsvorkehrungen (Kapitel 5) sollten auch die neugierigsten Cannasseure zu keiner Zeit außer acht lassen. Schließlich möchte man die Ergebnisse der eigenen Eingebung unversehrt genießen.
KAPITEL 1
Basiswissen
Bei der Extraktion geht es darum, die wirksamen Inhaltsstoffe der Cannabispflanze in möglichst reiner Form aus der Pflanze zu gewinnen. Die wirksamen Inhaltsstoffe befinden sich in den Harzdrüsen der Pflanze. Diese Harzspeicher heißen Trichome und sind das Objekt der Begierde all jener, die Cannabis auf diese Weise veredeln wollen. In ihnen findet sich ein klebriges Gemisch, das neben dem Hauptwirkstoff THC in Säureform (THC-A) auch zahlreiche andere Cannabinoide in Säureform sowie Terpene und eine geringe Menge medizinisch nicht wirksamer pflanzliche Lipide und Wachse enthält.
Alle anderen Teile der Pflanze sollen bei diesem Prozess von diesen wertvollen Harzspeichern getrennt werden. Doch die reifen Trichome sind aufgrund des austretenden Harzes extrem klebrig. Deshalb haften vor, während und nach der Extraktion oft kleine Pflanzenteile sowie andere Fremdpartikel aus der Luft daran und verunreinigen so das Endprodukt. Daher geht es bei der Extraktion neben der Jagd auf die Trichome vor allen Dingen darum, ein Vermischen von Pflanzenteilen mit den Trichomköpfen zu verhindern.
Der Reinheitsgrad eines Extraktes hängt in der Regel nicht so sehr von der Produktionsmethode, sondern vielmehr vom Wirkstoffgehalt der verwendeten Pflanzen und der Sorgfalt sowie der Professionalität des Produktionsvorgangs ab. Potente Pflanzen werden heute mithilfe aller in diesem Buch erwähnten Verfahren in industriellen Anlagen zu hochwertigen Extrakten verarbeitet, die nicht selten einen Reinheitsgrad von 80 bis 99,9 Prozent aufweisen.
Doch auch für den Hausgebrauch lassen sich mit einfachen Mitteln beachtliche Qualitäten herstellen, auch wenn diese im Normalfall nicht ganz an den Reinheitsgrad industriell hergestellter Extrakte heranreichen.
Lösen, Sieben, Reiben, Quetschen, Schwimmen und Sinken
Schwimmen und Sinken
Um dieses Ziel zu erreichen, entwickelte man weltweit im Laufe der Zeit verschiedenste Methoden der Extraktion. Die älteste davon ist die Schwimm-Sink-Trennung, über die in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) bereits vor über 4000 Jahren berichtet wurde – allerdings nicht im Zusammenhang mit Cannabis. Diese Methode wurde vor knapp 25 Jahren von kalifornischen Hanfbauern zur Cannabis-Extraktion wiederentdeckt und wird seitdem zur Produktion von Eis-Hasch angewendet. Beim Schwimm-Sink-Verfahren werden zwei feste Stoffe mit unterschiedlicher Dichte auf sehr einfache Art und Weise voneinander getrennt. Dazu gibt man die beiden Stoffe in eine Flüssigkeit, meist Wasser. Aufgrund der unterschiedlichen Dichte sinken die harzigen Trichome zu Boden, während das Blattmaterial auf der Oberfläche schwimmt. Dann wird das abgesunkene Material ausgetragen und anschließend getrocknet. Leider hat ein Patentstreit Anfang des Jahrtausends dazu geführt, dass die Grundlagen und das Wissen über die Sink-Schwimm-Sink-Trennung für Grower schwer zugänglich waren (siehe Kapitel 3, Eis-Hasch) und sich diese Methode kaum durchgesetzt hat.
Händereibend extrahieren
Auch das Reiben der Blütenstände ist eine Jahrtausende alte Technik, die aus dem Himalaya stammt. Dort wird Haschisch seit Jahrtausenden zu medizinischen und religiösen Zwecken produziert. Das Reiben zwischen den Händen ist die wohl älteste und einfachste Methode der Haschisch-Herstellung. Hierzu werden die reifen Blütenstände einfach zwischen den Händen gerieben, bis diese mit einem Gemisch aus Harz- und Blütenteilen überzogen sind. Das Gemisch wird von den Händen abgekratzt und in Form (Kugeln, Stangen, Platten) gebracht. Insgesamt ist das Reiben der Blüten sehr arbeitsintensiv und zudem nicht sehr ertragreich.
Haschisch-Hände
Haschisch sieben
Beatniks wie Jack Kerouac, William S. Burroughs und Neal Cassady brachten den Bauern des marokkanischen Rif-Gebirges in den 1950er Jahren das Sieben der Blütenstände bei. Bis dahin kannte man dort fast ausschließlich Kif, ein Gemisch aus gemahlenen Cannabisblüten und Tabak. Seit den 1970er Jahren ist Marokko der größte Haschisch-Produzent der Welt. Beim Sieben wird das vorab gekühlte Pflanzenmaterial auf einem Tuch ausgebreitet, das zuvor über eine Schüssel gespannt wurde. Über dieses Tuch wird eine Plane gespannt, auf die mit Holz- oder anderen Stöcken geklopft wird. Durch das Klopfen lösen sich die Trichome und fallen in die Schüssel. Der so gewonnene Extrakt wird anschließend gepresst.
Durch Sieben gewonnenes Extrakt
Blüten ausquetschen
Bei dieser relativ neuen Methode werden die wertvollen Inhaltsstoffe rein mechanisch durch Wärme und Druck aus den Blüten gequetscht. In Übersee nennt man das Rosin-Hasch, abgeleitet vom englischen Terminus rosin, zu Deutsch Kolophonium bzw. Geigenharz (ein gelbliches bis bräunliches Koniferenharz). Doch bei Kolophonium handelt es sich um das meistgenutzte Streckmittel für Haschisch in Marokko. Mit Kolophonium gestrecktes Haschisch erkaltet schneller als ungestrecktes und fühlt sich insgesamt ein wenig härter an. Da es sich ebenfalls um ein Pflanzenharz handelt, ist es für Laien oft schwierig, mit Geigenharz gestrecktes Haschisch